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662 Stahl und Eisen. Anwendung des Le Chatelier-Heräusschen Thermopyrometers. 1. September 1896. gestellten Bestandiheilen des Thermoelements in ihren Angaben voneinander abweichen können. Es kamen einmal Elemente in Betracht, welche aus demselben Drahtstück hergestellt waren, anderer seits solche, deren Theile aus verschiedenen Drähten bestanden, welche gleiche Zusammensetzung haben sollten, aber unabhängig voneinander hergestellt waren. Endlich wurden auch solche Elemente untersucht, bei denen der eine Theil nicht 10%, sondern 9, 11, 20, und 4-0 % Rhodium enthielt.* Das Ergebnifs der letzten Unter suchungsreihe war, dafs die thermo elektrische Kraft für hohe Tempera turen mit dem Steigen des Rhodium gehalts bedeutend zunähme, dafs aber die Zunahme der thermoelektrischen Kraft zwischen den Rhodiumgehalten von 10 und 90 % ziemlich gleich- mäfsig sei, so dafs es für die Her stellung eines constant wirkenden Elements keine bevorzugte Legirung gebe. Man ist daher bei 10 % Rhodium für die Praxis stehen geblieben. I brauchbaren Pyrometers in die Hand zu nehmen und gemeinsam mit der Firma Keiser & Schmidt in Berlin, welche die zugehörigen Galvanometer baut, der Praxis zugänglich zu machen. Es ist naturgemäfs keine leichte Aufgabe, eine beliebig grofse Menge Platin- und Platin rhodiumdrähte in derselben Länge ebenso gleich- mäfsig, wie diejenigen waren, die Holborn und Wien verwandt hatten, herzustellen ; indessen diese Aufgabe gelang der Heräusschen Platinschmelze vorzüg lich, so dafs es möglich wurde, die Instrumente durch die physikalisch technische Reichsanslalt nicht nur prüfen, sondern auch aichen zu lassen. Das Thermoelement besteht aus einem etwa 11/2 m langen, 0,6 mm starken Platindraht gegen einen gleich langen, etwas stärkeren Draht einer Platinrhodiumlegirung mit 10 % Rhodium. Das Ende beider Drähte, d. h. also die zur Erzeugung des Thermostromes benutzte Berührungs- Stelle, wird unter Ausschlufs fremder Fig. i. Bei diesen Experimenten wurde die Vergleichung der niederen Temperaturen von 400 0 abwärts nur gemacht, um eine Uebersicht über den Verlauf der thermoelektrischen Kraft zu erhalten. Uebrigens ergab sich hierbei auch, dafs die Empfindlichkeit der Thermoelemente in niedrigen Temperaturen geringer ist als bei hohen, so dafs sich für solche niedere Temperaturen, bis etwa 400 gegenüber den bekannten Wärme- mefsinstrumenten weder die Aufwendun g der gröfse- ren Mühe, noch überhaupt die Anwendung dieses immerhin nicht billigen Instruments lohnt. Das Thermoelement sammt Galvanometer kostet näm lich 300 16. Die sorgfältig ausge führten Versuche ergaben nun, dafs es zwar nothwen dig sei, jeden Platin- und jeden Platinrh odiumdraht vor seinem Gebrauche mit dem Thermoelement zu vergleichen, welches an das Luftthermometer angeschlossen ist, im übrigen aber, dafs das Pyrometer ausgezeichnet genaue Ergebnisse zu liefern imstande sei. Dieser Erfolg und die aufserordentlich einfache Hand habung, welche ein solches Thermoelement ge stattet, veranlafsten die Firma W. G. Heräus in Hanau, die Besitzer der bekannten Platinschmelze, Metalle durch unmittelbares Zusammenschmelzen hergestellt. Obwohl es auch genügen würde, wenn die beiden Drahtenden auf mechanischem Wege fest miteinander verbunden würden, ist doch für den praktischen Gebrauch die Zusammensetzung durch Schmelzung entschieden besser. Das nach dem Princip Deprez-d’Arsonval hergestellte Galvanometer ist in obenslehender Fig. 1 in 1/6 natürlicher Gröfse abgebildet und seine Scala bis 1500°C. (Fig. 2) in 1/2 der natürlichen Gröfse wiedergegeben. Einem in Form eines Rechtecks gewickelten So lenoid wird durch einen Aufhängefaden von har tem unoxydirbarem Metall und einer feinen Spiral feder aus gleichem Mate rial, welche dem Dreh momente des Stromes ent gegenwirkt, Strom zuge führt. Durch drei kräftige Magnete, deren Pole mit Eisenpolschuhen versehen sind, ist ein magnetisches Feld hergestellt, in dessen Milte ein feststehender Eisencylinder die magnetischen Kraftlinien concentrirt. Das bewickelte Rähmchen schwingt infolgedessen aperiodisch, die Ausschläge sind proportional, und da der Zeiger sich annähernd ohne Schwingungen einslellt, sind die Ablesungen schnell zu beenden. * Das Galvano- die technische Ausführung eines für die Praxis meter gestattet Messungen zwischen 100 und * Vergl. „Annalen der Physik und Chemie“, Bd. 47, S. 128 und 131. * Miltheilungen über das Pyrometer nach Le Chate- lier von Heräus und Keiser & Schmidt. Berlin 1896.