Volltext Seite (XML)
1. Juli 1896. Berichte über Versammlungen aus Fachvereinen. Stahl und Eisen. 513 sowie der ständige Chemiker-Ausschufs des Vereins deutscher Eisenhüttenleute, welcher besteht aus den Herren: Becker-Rothe Erde, Gorleifs-Essen, Gerstner- Essen, Glebsattel - Oberhausen, Reinhard t- Ruhrort, Salomon-Essen, Schrödter -Düsseldorf, Wolff- Dortmund. * Der folgende Vortrag betraf Die Bewegung des Kohlenstoffs im Eisen. Der Verfasser war Robert-Austen, Professor der Metallurgie und Münzdirector in London, welcher in sehr interessanter Weise ausführte, wie die Be wegung des Kohlenstoffs im Eisen zu vergleichen sei mit leichter zu beobachtenden Bewegungen anderer Elemente ineinander, ohne dal's der flüssige Aggregats zustand vorläge. Namentlich erregte allgemeines Aufsehen die Vorführung einer Bleisäule, welche verschiedenen Goldgehalt bis zu ihrer Spitze hin be- safs und die dadurch entstanden war, dafs man auf festes Gold eine feste Bleisäule gebracht und beide erhitzt hatte, ohne dafs jedoch Schmelzung eintrat. Es war also das specifisch schwerere Gold in dem leichteren Blei bis an seine Spitze hinaufgewandert. Die Anwendung des Mondgases zur Eisenerzeugung, vorgetragen von F. G. Darby. Schon 1885 hatte Dr. Ludwig Mond darauf aufmerksam gemacht, dafs man zweckmäfsig aus Generatorgasen Ammoniumsulphat gewinnen könne. Dieser Vorschlag ist nun in neuerer Zeit dadurch von besonderer Wichtigkeit geworden, dafs sich die gleiche Gewinnung auch aus den Hochofengasen solcher Oefen erzielen läfst, welche mit Rohkohle betrieben werden, wie das namentlich bei den schot tischen Hochöfen der Fall ist. Für unsere mit Koks betriebenen Hochöfen dürfte der Vortrag wenig Interesse bieten, dagegen nach manchen Richtungen hin für die Koksfabricanten, welche Nebenproducte gewinnen, von Bedeutung sein. In der Besprechung hob namentlich Bauerman hervor, dafs das Inter essante bei den Untersuchungen Monds die Wechsel wirkung einerseits zwischen Kohlenoxyd und Wasser stoff und andererseits zwischen Kohlensäure und Wasserstoff sei, eine Wechselwirkung, die je nach den verschiedenen Temperatur- und Druckverhält nissen gerade umgekehrt sein kann, und auf welche auch bei der Gewinnung der Nebenproducte aus Koksöfen mehr Rücksicht als bisher genommen werden sollte. Namentlich ist wohl auch die oft erörterte Frage nach dem zweckmälsigsten Nässegehalt der Kohlen, welche verkokt werden sollen, durch diese Betrachtung in ein neues Stadium gerückt. Eine Abbildung des Apparats findet der Leser u. a. im „Iron Monger“ vom 9. Mai 1896, S. 284. Ein weiterer Vortrag Das Härten des Stahls von Henry M. Howe und Albert Sauveur, beides Amerikanern, wurde nicht verlesen und auch nur kurz besprochen. Er behandelt die physikalischen Einflüsse des Härtens von Stahl, namentlich in Bezug auf die Beschaffenheit des Kleingefüges. Der Vortrag ist von grofsem wissenschaftlichem Interesse und zwar um so mehr, als Osmond dazu wichtige Bemerkungen und Vervollständigungen geliefert hat. Es handelt sich hier hauptsächlich um die Frage nach der A11 o t r o p i e des Eisens. Indessen scheint auch durch diesen schönen und sorgfältig ausgearbeiteten Vortrag diese Frage nicht entschieden zu werden, es * Zeitweilig haben in demselben auch noch andere Herren mitgearbeitet. bleibt vielmehr nach wie vor zweifelhaft, ob die Allotropie des Eisens zur Erklärung der physikalischen Vorgänge nöthig sei oder ob nicht vielmehr die einfache Anordnung der Gefügetheile des Eisens und der Einflufs der anderen Elemente auf diese Anordnung zur Erklärung der Aenderung der physikalischen Be schaffenheit vollkommen ausreichen. Die Frage, die hier wiederum aufgerollt ist und welche, wie erwähnt, nur zu einer kurzen Besprechung hauptsächlich durch die HH. Hadfield, Professor Arnold, Stead und einige Andere führte, hat thatsächlich nur ein theoretisches Interesse. Die letzte Abhandlung, Studie über einige Legirungen mit Eisencarbiden, besonders von Mangan und Wolfram, von James S. de Belleville, einem Amerikaner, wurde weder verlesen noch vor gebracht und gab daher auch zu keinen Verhandlungen Veranlassung. Es sei hier nur darauf hingewiesen, dafs die Schlufsfolgerung, welche der Verfasser aus seiner Arbeit gezogen hat, darauf hinausgeht, dafs flüssiges Eisen als Lösungsmittel sich nicht von anderen Flüssigkeiten, wie Wasser, unterscheide mit Ausnahme der verhältnifsmäfsig grofsen Verwickeltheit seiner Molecularstructur. Belleville theilt die krystallisirten Bestandtheile ein in: 1. regulär krystallisirende Verbindungen, wie FeCa, und prismatisch krystallisirende, wie Mangan- und Chromcarbide, Phosphide und Sulphide; 2. Verbindungen, welche in der Zusammensetzung zwischen einer und der anderen Verbindung abwechseln und in engen Grenzen von den Bedingungen des Ab kühlens abhängen und oft ihren Ursprung zurück führen lassen auf die umgebende Hülle (z. B. Form masse, wie Magnesia). Dahin gehören die körnigen Rückstände, welche nur in gewisser Beziehung von der Grundmasse der Legirung abweichen. Die Arbeit zeigt klar — man mufs sagen: leider! — dafs die mikroskopische Untersuchung des Eisens noch fern davon ist, zu einem bestimmten wissenschaftlichen Ziele zu gelangen, und dafs es daher vorläufig für den Hüttenmann vortheilhafter ist, sich (ohne deshalb die Fortschritte der Theorie gering zu schätzen) in der Praxis darauf zu beschränken, die Mikroskopie des Eisens auf bestimmte, wesentlich immer gleichartige Eisenarten zu verwenden und durch praktischen Vergleich zu Schlüssen auf die zweckmäfsige oder un- zweckmäfsige Beschaffenheit des in grofsen Mengen wiederkehrend erzeugten Eisens zu gelangen. Verein deutscher Ingenieure. (37. Hauptversammlung in Stuttgart.) (Schlufs aus vor. Nr.) Der in voriger Ausgabe ausführlich wiedergegebene Vortrag von Geh. Regierungsrath Busley war durch eine umfassende Ausstellung von Zeichnungen, Photo graphien, zahlreichen Modellen von Schiffen, zuge hörigen Maschinen, Kesseln, Geschützen u. s. w. in wirksamer Weise unterstützt. Da diese, ein treffliches Bild unserer Flotte gebende Sammlung der Oeffent- lichkeit zugängig gemacht wurde, so hat dieselbe in Verbindung mit dem lichtvollen Vortrag ohne Zweifel zur Erhöhung des Verständnisses für unsere Flotte und ihre Bedürfnisse in weiten Kreisen beigetragen und ist daher die Veranstaltung auch aus nationalem Interesse als eine sehr dankenswerthe zu bezeichnen. Am Nachmittag fanden Besichtigungen der soeben eröffneten Landes-Gewerbehalle, ein Prachtbau, der aus einem Ausfuhr-Musterlager hervorgegangen ist,