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1. August 1896. Der heuiige Hochofenbetrieb und die Roheisenerzeugung u.s.w. Stahl und Eisen. 571 bei Verwendung von Erzen mit 50 % Eisengehalt durchschnittlich etwa 1000 t Roheisen, mit starker Neigung zur Vermehrung, auf den Hoch ofen leistet; der Koksverbrauch schwankt von 925 bis 1000 kg/t. Die Löhne, einschliefslich aller Arbeiten bei den Hochöfen vom Abladen der Erze bis zum Aufladen des Roheisens, aber ausschliefslich der Generalunkosten, betragen im einen Fall nur 2 •6 f. d. Tonne, steigend auf 2,50 •6 für Hämatit- und auf 3 •/6 für Cleve länder Roheisen. * Amerikanische Hochöfen. In dem selben Zeitraum wie oben, d. h. für die drei Jahre 1881, 1882 und 1883, war die durch schnittliche jährliche Erzeugung aller Arten von Roheisen 4 572 000 t; sie hat sich seit jener Zeit sprungweise vergröfsert, bis im Jahre 1895 die riesige Erzeugung von 9 579 449 t erreicht war, während in 1894, einem schlechten Ge schäftsjahr, nicht mehr als 6 7G3 906 t erblasen wurden. Im März des laufenden Jahres 1896 waren 203 Oefen im Betrieb mit einer jährlichen Durch schnittsleistung von 48 768 t a. d. Ofen, so dafs wahrscheinlich die Gesammterzeugung dieses Jahres 10 160000 t erreichen wird. Die durch schnittliche Erzeugung eines Ofens ist für Amerika von geringem Werth, weil 20 Holzkohlenöfen in obiger Zahl eingeschlossen sind. Der ameri kanische Hochofenbetrieb ist bei weitem der interessanteste und lehrreichste und verdient unser aufmerksamstes Studium. Auf dem Werk „Süd-Chicago“ und ander wärts sind die Leistungen der Hochöfen wirklich bewundernswerthe. Der Hochofen, welcher auf den Edgar Thomson Works (Carnegie) am zu friedenstellendsten und wirthschaftlichsten arbeitet, hat 27,45 in Höhe, 6,10 m Kohlensack, 75° Rastwinkel, 4,88 m Gicht, 3,96 m Gestell, 8 Formen, welche 2590 mm über dem Boden stein liegen, 152 mm vor der Innenkante des Gestells vorspringen und Düsen von 203 mm Weite. Die Cowperapparate erwärmen den Wind auf etwa 650® C. Jeder Ofen wird von zwei einfachen verticalen Gebläsemaschinen bedient mit Dampfeylinder von 1016 mm Durchmesser, Wind- cylinder von 2134 mm, welche im ganzen 728 cbm Wind in der Minute mit 0,7 kg Pressung liefern. Dieser Ofen erzeugt monatlich die aufserordentlich grofse Menge von 11 176 t Bessemerroheisen aus 62 procentigen Erzen vom Oberen See, mit nicht ganz 800 kg Koks auf 1000 kg Eisen, wobei an manchen Tagen mehr als 400 t Roheisen fallen. Es ist von fachmännischer Seite häufig bezweifelt worden, ob diese hohen Erzeugungs mengen wünschenswerth und wirthschaftlich seien, weil die Zustellung sehr rasch aufgebraucht wird. * Was hier in Deutschland als keine hervor ragende Leistung angesehen werden dürfte. Ref. Diese Einwände sind aber neuerdings gegen standslos geworden und werden am besten wider legt durch die Angaben über Ofen I auf den Edgar Thomson Werken. Dieser Ofen ist mehr als fünf Jahre lang in Betrieb gewesen und hat über 650 000 t Roheisen erzeugt mit einem Koks verbrauch von 843 kg, einschliefslich aller längeren Stillstände durch Ausstände und andere Ursachen. Um die Rast zu schützen, sind besondere Vor kehrungen von hoher Wirksamkeit getroffen. Von den Formen bis zur oberen Kante der Rast sind Bronze-Kühlplatten oder flache Wasserkästen in Reihen von je 0,61 m Abstand angeordnet, sie haben 1,52 m Länge und springen 152 mm von der Innenkante des Mauerwerks zurück.* Sie sind etwa 100 mm breit bei 76 mm Höhe und ständig von Wasser durchflossen.** Die beiden über den Formen liegenden Reihen und ebenso die dritte und vierte Reihe darüber sind behufs Wasserersparnifs miteinander verbunden; darüber hinaus aus demselben Grunde je drei Reiben. Vor dem Einmauern werden die Kühlplatten durch hydraulischen Druck probirt; sollte eine Kühl platte während des Betriebes lecken, so kann sie mit Leichtigkeit herausgenommen und durch eine andere ersetzt werden. Das Untergestell wird durch eine starke gufseiserne Platte, welche den Ofen umgiebt, kühl gehalten; in derselben ist eine Kühlschlange von 32 mm Rohr eingegossen.*** Aufserdem hat man eine kühne Aenderung in der Gröfse der Gestellsteine vorgenommen. Während man früher in Amerika und heute noch anderwärts mächtige Steine bis zu 760 mm Länge, 381 mm Breite und 152 mm Dicke nahm, verringerte man später mit Erfolg die Dicke der Steine auf 76 mm und geht neuerdings in Amerika zu einem Format über von 343 mm Länge, 76 mm Dicke und 229 X 76 mm zur Herstellung des Verbands, so dafs die ganze nur 915 mm betragende Dicke der Wandung aus zwei 343-mm- und einem 229-mm-Stein besteht, f Um eine hohe Erzeugung mit ökonomischen Ergebnissen zu erreichen, bringt die amerikanische Praxis ein grofses Gestell mit einem verhältnifs- mäfsig kleinen Kohlensack-Durchmesser in An wendung. Letzterer giebt soviel Roheisen wie ein weiterer Kohlensack bei gleichzeitig geringerem Brennstoffaufwand, weil die Gase sich gleichmäfsig * „Stahl und Eisen“ 1891, S. 780 und 867; 1893, S. 552 und 711; 1895, S. 21 und 689. ** Derartige Kühlungen der Rast sind in Deutsch land seit 30 Jahren im Gebrauch; sie scheinen in England wenig bekannt zu sein. Dieselben haben auch ihren Antheil an der Ermöglichung der hohen Erzeugungen. Ref. *** Wenn das flüssige Eisen auf diese gekühlte Platte trifft, wird dieselbe in kürzester Zeit durch fressen. Ref. t Ueber Verwendung von sog. kleinen Steinen zur Ausmauerung von Hochöfen siehe „Stahl und Eisen“ 1882, S. 433 und 1885, S. 816. Ref.