Volltext Seite (XML)
1. Juli 189G. Die Hohlgeschosse der Artillerie u. s. w. Stahl und Eisen. 503 innen erhielt; auf den dadurch entstandenen Absatz wurde eine nach oben etwas gewölbte Platte vom Durchmesser der Höhlung gelegt. Die Sprengladung in der so gebildeten Bodenkammer wird durch eine Zündleitung in der Achse der Geschosse, in welcher die Kammerscheibe ein Loch hat, ent zündet. Die Geschofshülle soll gleichsam als Mörser dienen, aus welchem die Kugelfüllung durch die Bodenkammerladung hinausgeschossen wird. Die Schrapnelkugeln erhalten dadurch eine nicht un wesentliche Steigerung der Fluggeschwindigkeit, die bis zu GO m betragen kann. Diese Schrapnelconstruc- tion ist heute viel, auch in Deutschland, jedoch nicht Kopfes in hydraulischer Presse, sondern in der Verwendung eines ausschmelzbaren Keines hierbei zu suchen; dieser Kernkörper aber ist nothwendig, um die eigenthümliche Füllung in den Geschofs- mantel einzuschliefsen, die sich nach dem Ein ziehen des Kopfes nicht einbringen und ohne Anwendung des Kernkörpers auch nicht in centraler Lage erhalten lassen würde. Hierin liegt unseres Erachtens der Schwerpunkt der Erfindung und ist deren Bedeutung zu suchen, an welche sich, nach den Angaben des Herrn S c h u 11 e - H e m m i s, noch einige anderweite Vorlheile anschliefsen. bei den Feldschrapnels, gebräuchlich, letztere haben noch eine Mittelkammer, welche die Sprengladung aufnimmt und die vom Zünder bis zum Boden reicht. Sie soll die Geschofshülle nur gerade zerreifsen, um die Kugelfüllung frei zu machen, letztere aber nicht mehr als nöthig aus einander zu treiben, damit die Kugeln eine ihrer Wirkung günstige Ausbreitung erhalten. Die Feldschrapnels haben daher nur wenige Millimeter Wanddicke, ebenso dieBodenkammerschrapnels vor der Boden kammer. Die Füllkugeln sind überall Rundkugeln aus Blei oder Hartblei, deren Zwischenräume in Deutschland mit einem stark rauchenden Satz ausgefüllt sind, welcher durch seinen dicken Qualm die Beobachtung des Sprengpunktes erleich tern soll. Was nun die Herstellung der Granat- und Schrapnelmäntel aus Stahl betrifft, .so geschieht sie jetzt wohl allgemein ein- schliefslich des Einziehens des Kopfes in hydraulischer Presse mittels Gesenkes oder Matrize, ganz ähnlich wie die der Stahl flaschen. Die nothwendige Verstärkung des Kopfes ergiebt sich durch das Zu sammendrängen des Metalles zum Kopfe von selbst. Unseres Wissens kommt hier bei ein ausschmelzbarer Kernkörper nicht zur Verwendung und findet andererseits Abbild. 3. Betrachten wir zunächst das in Fig. 1 dargestellte, mit Ringstücken gefüllte Ge schofs. Es gleicht in seiner Gonstruction genau den sogenannten Segmentgranaten (Fig. 4), die seiner Zeit bei den Armstrong- sehen Hinter ladungs - Feldgeschützen, die 1865 durch das Woolwichgeschütz (ein Vorderlader) verdrängt wurden, das alleinige Geschofs waren. Es war der erste Versuch, den Gedanken des Einheits geschosses für die Feldartillerie zu ver wirklichen, eines Ideals, dem auch unsere heutigen Artilleristen noch immer zu streben. Sowohl diese, wie die in Fig. 2 dargestellte Gonstruction erwecken den Gedanken, als ob Hr. Schulte-Hemmis mit ihnen dieses Problem zu lösen be absichtigte. Er nennt diese schrapnel- artigen Geschosse „Langgranaten mit Einlagen“. Die Segmentgranate ist in England bald aufgegeben worden und hat nirgend Nachahmung gefunden, weil das Geschofs den nothwendigen Anfor derungen nicht entsprach. Ihre Spreng wirkung ist für eine Granate zu gering, weil die Ringstücke den Raum für die Sprengladung zu sehr beeinträchtigen. Für ein Schrapnel ist die den Hohlraum füllende Sprengladung zu grofs, weil sie die Sprengkörper zu sehr auseinander treibt, so dafs von einer Sprenggarbe auch eine Nachbearbeitung der Höhlung nicht statt, wir glauben auch nicht, dafs die heutige Art des Füllens sie nothwendig macht. Die Herstellung der Geschosse aus Stahlgufs ist, seiner Porosität wegen, nicht unbedenklich, besonders bei Verwen dung der neueren Sprengstoffe zur Sprengladung. Das Eigenthümlichste der Schulte-Hemmisschen Erfindung ist aber auch nicht in der Herstellung der Geschofsmäntel,* und in dem Einziehen des * Es sind verschiedene Verfahren zur Herstellung von geschofsartigen Hohlkörpern in Deutschland patentirt worden. Das bekannteste und am meisten genannte ist wohl das Ehrhardtsche Lochverfahren der Rheinischen Metallwaarenfabrik in Düsseldorf. Wir nennen ferner das Verfahren von Hesse — ( D. R.-P. 7680—„Stahl und Eisen“ 1894, S. 1139, u. a. kaum die Rede sein kann. Noch bedenklicher aber ist die für einen Flugkörper ungünstige Form der Füllstücke, deren Flugbahnen viel zu unregelmäfsig sind, als dafs mit ihnen gerechnet werden könnte. Dieser Grund war entscheidend für ihre Abschaffung, denn die Höhlung hätte sich für eine geringere Sprengladung wohl verkleinern lassen. Die zweite Gonstruction mit den runden Schrapnelkugeln könnte, abgesehen von der sehr grofsen Sprengladung, günstiger für eine regel, mäfsige Sprenggarbe sein, wenn die sehr starke Kammerhülse, die von der Sprengladung zunächst zerrissen werden mufs, die Ausbreitung der Kugel füllung nicht nachtheilig beeinflufst, was durch Schiefsversuche festgestellt werden müfste. Die vom Erfinder gewählte Bezeichnung „Langgranate