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Abbild. 2. schrapnels hatten gleichzeitig ein von der damals ge bräuchlichen abweichende, in Oesterreich aber bereits Anfang der sechziger Jahre versuchte Einrichtung. Er verlegte die Sprengladung in eine Bodenkammer, welche dadurch gebildet wurde, dafs die Wand am Boden in gewisser Höhe eine gröfsere Stärke nach ladung und zur Aufnahme des Zünders in der Spitze des Kopfes tragen, haben die Panzergranaten ein Bodenloch, weil eine Oeffnung in der Geschofsspitze diese schwächen und zum Durchschlagen eines Panzers untauglich machen würde; darin aber besteht die Hauptaufgabe des Geschosses, denn um Füllkugeln nicht beitrüge, würde die Achsendrehung des Geschosses wäh rend seines Fluges dieselbe schon bewirken. Jede dieser Schrapnelkugeln verfolgt nun, zunächst mit der End geschwindigkeit des Schrapnels im Augenblick seines Zerspringens, eine mehr oder minder von der Flug richtung des Schrapnels abweichende Bahn, die in ihrer Gesammtheit den Raum eines Kegels — Streuungskegel — ausfüllen, dessen Spitze im Sprengpunkt, dessen Grundfläche im Ziel liegt und dessen Achse die verlängerte Flugbahn bildet. Es ist selbstredend, dafs auch hierin eine gewisse Regelmäfsigkeit herr schen mufs, weil davon das Erreichen der beabsichtigten Wirkung abhängt. Die Wirkung selbst ist im einzelnen abhängig von der Treffkraft (lebendigen Kraft) der Schrapnel(Füll)kugeln, im ganzen von der Anzahl derselben. Daraus geht hervor, dafs es zweckmäfsig ist, die Wanddicke des Schrapnelmantels auf ein Mindestmafs zu beschränken, um an innerem Raum zu gewinnen. Schon hieraus ergiebt sich die Nothwendigkeit der Verwendung von Stahl zu ihrer Her stellung. Auch darin ist Krupp voran gegangen. Die von ihm gegen Ende der siebziger Jahre gefertigten Stahl aufgeschraubt wurde. Diese Granaten waren es, welche zum Umbau der Festungen, zum Verstärken ihrer Gewölbe und Einführung der Panzerungen in die Binnenlandsfestungen zwangen. Die gufseiserne Granate sollte im Festungskriege sowohl gegen Erde und andere Deckungen, als auch gegen die hinter diesen Deckungen lebenden Ziele durch ihre Sprengstücke wirken. Bei der Feldartillerie war zur Vermehrung der Sprengstücke die Doppelwand- und später die Ringgranate (von Uchatius erfunden) aus Gufseisen eingeführt worden. Sie werden aber in der Wirkung ihrer Spreng stücke vom Schrapnel, in ihrer Minen oder Splitterwirkung von den mit Spreng stoff gefüllten Stahlgranaten weit über troffen. Die deutsche Feldartillerie führt deshalb keine gufseiserne, sondern nur noch Stahlgranaten, aber in anderen Ar tillerien sind die Doppelwand- und Ring granaten und in der deutschen Festungs- und Belagerungsartillerie auch die ein fachen Wandgranaten aus Gufseisen noch gebräuchlich — aus Sparsamkeitsrück sichten. Die Zukunft gehört aber auch hier der Stahlgranate neben dem Stahl- schrapnel. Während die Zündergranaten das Mundloch zum Einbringen der Spreng seine Sprengwirkung hinter dem Panzer zur Geltung bringen zu können, mufs es sich erst einen Weg durch denselben schaffen, wie die Zündergranate durch andere, weniger feste Ziele. Wesentlich andere Einrichtungen verlangt das Schrapnel für seine Wirkungsweise; von ihm wird so wenig Durchschlagsfestigkeit des Geschosses, wie eine Spreng- oder Minenwirkung gefordert, es soll nur mittels seiner Füllkugeln und Spreng stücke wirken. Der Geschofsmantel soll also nur als Gefäfs dienen, welches die Füllkugeln sicher zum Sprengpunkte trägt und hier dieselben freigiebt. Selbst wenn die Sprengladung zur Ausbreitung der säure* in unzählige, aber ihrer Kleinheit wegen unwirksame Sprengstücke zertrümmert. Stahl granaten liefern dagegen viel weniger, aber wirk samere Sprengstücke. Die Kruppsche Fabrik, welche zuerst mit dem Verlängern der Granaten vorging, fertigte bereits gegen Ende der siebziger Jahre Stahlgranaten ohne Schweifsung aus einem Stück. Zur Minen wirkung sind für Mörser 5 bis 6 Kaliber lange Minen- oder Torpedogranaten gebräuchlich, die in Rücksicht auf einen möglichst grofsen Hohl raum nur sehr geringe Wanddicke haben, deren Kopf aber zum Einbringen der Sprengladung früher * Melinit (Frankreich) ist geschmolzene Pikrin- I säure; in dem in Oesterreich zu Sprengladungen gebräuchlichen „Ecrasit“ und dem englischen । „Lyddit“ bildet Pikrinsäure den Hauptbestandtheil. | Die deutsche Granatfüllung C/88 ist reine Pikrinsäure, durch sie ist auch die früher gebräuchliche nasse Schiefswolle ersetzt worden. Die Schiefswolle wurde in geprefsten Scheiben vom Durchmesser der Geschofs- höhlung, oder in kleinen Prismen verwendet, mit denen die Geschofshöhlung angefüllt und die dadurch festgelegt wurden, dafs man die Zwischenräume mit flüssigem Karnaubawachs ausgofs. Trockene Schiefs wolle hat sich ebenso ungeeignet zu Geschofsspreng- Ladungen erwiesen, wie Dynamit, Nitroglycerin, Spreng gelatine und die verwandten Sprengstoffe, weil sie durch den Stofs der Geschützladung bereits im Geschütz zur Explosion gebracht werden. Dem Mifslingen aller dahingehenden Versuche, die besonders von den Amerikanern mit einer so zähen Ausdauer, die einer besseren Sache würdig wäre, bis in die Gegenwart fortgesetzt wurden, verdankt die vielgenannte Zalinski- sehe Dynamitkanone ihr Entgehen. Sie hiefse richtiger Druckluftgeschütz, weil sie mittels stark verdichteter Luft ihre mit Dynamit gefüllten Geschosse forttreibt.