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die krystallinischen Bruchflächen einer grofsen Zahl abgebrochener Pochstempelköpfe an gebrochene Roheisenmasseln erinnert. 3. William Kent, N. J., behauptet, dafs man in früheren (?) Jahren allgemein* an die Krystalli- sationstheorie geglaubt habe, heute noch die Meinung getheilt sei und dafs er mehr zur älteren Ansicht neige. Er sei erstaunt, dafs eine Autorität wie Bauschinger** behaupten konnte, dafs Span nungen im Eisen und Stahl, wenn millionenmal wiederholt, die Structur nicht änderten. Wöhlers Experimente bewiesen seiner Meinung nach nichts, da bei ihnen die Belastung zu vorsichtig an gebracht sei. 4. John Wilken, N. C., seit 25 Jahren Fabricant und Besitzer von Pochwerken, nimmt unbedingt Aenderung in den Pochstempeln an und sah in ein zelnen Brüchen grofse Krystalle wie im schottischen Roheisen. 5. Albert Ledoux, New York City, glaubt sich in Uebereinstimmung mit Autoritäten in der auf ausgeführte Experimente gestützten Behauptung, dafs das beste Schweifseisen unter Umständen wie Gufseisen breche, und glaubt, sich auf Kirkaldys Arbeiten berufen zu dürfen. (Soviel mir bekannt, ist Kirkaldy kein Anhänger der Krystallisations- theorie des Eisens.) Von Alberts klassischen Versuchen scheint keiner dieser Fachleute etwas zu wissen. 6. W. F. Durfee, N. Y., und Shockley, Cal., dagegen haben in ihrer langen Praxis gefunden, * Albert hat jedenfalls nicht daran geglaubt! ** William Kent kennt offenbar die bahnbrechen den Versuche Bauschingers zu wenig oder hat sie fälsch gedeutet. Andeutungen über die hervor ragenden Verdienste Bauschingers, Tetmajers und Martens auf unserem Gebiete sind gegeben in meinem „Maschinenwesen, element. Lehrbuch zur Einführung in die Maschinenwissenschaften, die Kinematik, die Elasticitäts- und Festigkeitslehre“ 1895. S. 49 n. ff. dafs keine Krystal lisation stattfinde, wohl aber die Schlackentheilchen im Eisen mit der Zeit gelockert werden. Letzterer hat Pochstempel, welche 200 Millionen Schläge ausübten, untersucht. Unter den Schmieden allerdings herrsche die Ansicht, dafs Eisen unter Stöfsen krystallisire. 7. Webster und Raymond sind der Ansicht Kreutzpointners, dafs durch den Einflufs der Stöfse keine Molecularveränderung* oder Krystallisation stattfände. Dasselbe hatten übrigens schon weit früher Roebling und Fairbairn behauptet. Diese Beispiele genügen, um die Unsicherheit der Ansichten namhafter Fachleute darzuthun und zu beweisen, wie weit verbreitet noch heute die „Fabel“ ist von dem Krystallinischwerden des Eisens im Betriebe. Nun zum Schlufs meine Ansicht zugleich als Antwort auf die zweite Fassung unserer Frage (Seite 437): Werden Eisen und Stahl von ursprünglich genügender Elasticität, Festigkeit und Dehnbarkeit im Betriebe durch Stöfse und Spannungswechsel niemals über ihre Elasticitätsgrenze** hinaus be ansprucht, wie es in einer regelrechten Construction stets sein sollte, so bleibt ihr Gefüge ungeändert und der Bestand des aus ihnen hergestellten Constructions- theiles ist, regelrechten Betrieb und sorg fältige Wartung (Anstrich) vorausgesetzt, auf unabsehbare Zeit gesichert. Kurz: Das Material bleibt, wie es war! Clausthal, den 18. Januar 1890. * Die Bezeichnung „Molecularveränderung“ ist zu unbestimmt. Wenn das Material dauernd durch Stötse weit über die Elasticitätsgrenze hinaus beansprucht würde, müfsten wohl Aenderungen in der Lagerung der Molecüle (Schlacken- und Eisen-) eintreten. ** Nähere Angaben zu finden in meinem „Ma schinenwesen“ 1895 unter „Elasticitäts- und Festig keitslehre“, S. 54. Die Hohlgeschosse der Artillerie und das Verfahren Schulte -Hemmis zu deren Herstellung. Das Schulte-Hemmissche Verfahren zur Herstellung von Hohlkörpern aus schmiedbaren Metallen* bezweckt, dem Hohlraum die verlangten Abmessungen so genau zu geben, dafs ein Nach arbeiten desselben entbehrlich ist. Der Erfinder will dies dadurch erreichen, dafs er in ein durch Drehen, Pressen oder Walzen als einseitig geschlossenen Hohleylinder hergestelltes Werkstück einen Kernkörper einsetzt, der genau die Form * D. R.-P. 83 701. Vergl. „Stahl und Eisen“ 1895, Nr. 23, S. 1101. hat, welche die Höhlung erhallen soll, und nun das bis zur Schmiedbarkeit erwärmte offene Ende des Werkstücks in einem Gesenk durch Schlag oder Druck soweit schliefst, dafs eine Oeffnung von kleinstem Durchmesser, etwa 2 bis 3 mm, bleibt. Der Kernkörper soll demnächst durch Ausschmelzen entfernt werden und mufs deshalb aus einem Stoff bestehen, dessen Schmelzpunkt niedriger liegt, als der des Stahls. Der Erfinder hat zwar Rothgufs gewählt, dessen Schmelzpunkt bei 1050°, also tiefer liegt, als der des Stahls oder Flufseisens, aber durch Versuche festgestellt,