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Alberts Versuche und Erfindungen. 1. Juli 1896. Textur zeigt. Vier Stücke dieses Eisens werden auf einmal unter einem Zainhammer so leicht zusammengeschweifst, dafs die Schweifshitze nicht bis in den Mittelpunkt dringt, dann bis zur er forderlichen Stärke des Seileisens ausgereckt und im Gesenk rund geschmiedet. Aus diesem Seil eisen werden durch kaltes Einhauen und Zerbrechen im Schraubstock die zu den Kettengliedern er forderlichen Stücke hergestellt. Jedes Gliedstück wird einzeln geprüft und zu der besten Sorte nur das gerechnet, welches auf beiden Seiten einen völlig fadigen Bruch und auf der Mitte jedes Bruchendes die Trennung der vier leicht zusammen- geschweifsten Eisenstäbe durch ein mit dem Auge erkennbares Kreuz zeigt. Der Hauptzweck der neuen Anfertigungsart des Seileisens schien sich bei der Anwendung zu bestätigen, nämlich ein mit Sicherheit als haltbar anzusprechendes Seileisen dadurch vor den Nach theilen der Härtung bei dem Gebrauch zu schützen, dafs die vier Stränge des Eisens eigentlich nur möglichst nahe bei einander lagen, folglich die durch den Druck (Stofs) veranlafste Härtung nur auf die dem Drucke ausgesetzten Flächen von höchstens zwei Strängen (nämlich den inneren) wirken könne. (Höchst beachtenswerth sind die Ergebnisse dieses Versuchs.) Nach mehrmonatlichem Gebrauche eines im Jahre 1832 aufgelegten neuen Seiles von jenem Seileisen zeigten die einzelnen herausgenommenen Glieder bei der Schlagprobe nur bis in die Mitte eine Veränderung des fadigen Zustandes in einen feinkörnigen, die äufsere zur Haltbarkeit völlig genügende Hälfte hatte ihren fadigen Bruch be halten. Allein nicht durchgängig war die Schweifs hitze so schwach geblieben, als sie gewünscht war, und in diesen vollkommenen geschweifsten Gliedstücken war die Härtung auch wieder bis zu dem äufseren Umfange durchgedrungen. Es zeigte sich hierbei auch ein bedeutender Unter schied zum Nachtheile aller Glieder, welche nicht ganz aus Gitteldeschem Eisen angefertigt waren. Nachdem dieses Seil ein Jahr im Gange gewesen war, brach es wieder im September 1833. Dieser Erfolg, eine Kette ein ganzes Jahr lang betriebsfähig zu erhalten, mufs übrigens schon als ein ganz ausgezeichneter angesehen werden, wenn man bedenkt, welchen beständigen Stöfsen und plötzlichen Ueberanstrengungen eine Förder kette bei den damaligen unvollkommenen Förder einrichtungen in unseren tonnlägigen (schrägen) Schächten ausgesetzt war. Doch Albert setzte seine Versuche, die als eine ununterbrochene Reihe von „Dauerversuchen“ anzusehen ist, unermüdlich und mit hartnäckiger Ausdauer fort. Im Anfänge des Jahres 1834 (berichtet Albert weiter) wurde ein neues Seil, ganz aus Gitteldschem Eisen und mit Beobachtung aller neueren Vor schriften angefertigt, auf dem Elisabether Schachte aufgelegt. Bei den von Zeil zu Zeit vorgenommenen Untersuchungen und Auswechslungen einzelner Theile bethätigten sich zwar die obigen Ansichten, allein man machte die neue unangenehme Be merkung, dafs von den einzelnen Strängen des Eisens diejenigen, welche durch den Gebrauch gehärtet waren, durch die brechende Wirkung auf der Scheibe oder durch das allmähliche Längen des Seiles Brüche erhalten hatten. So fanden sich viele Glieder, welche an mehreren Stellen immer, so weit das Eisen des betreffenden Stranges reichte, eingebrochen waren, so dafs die ganze Wirkung auf den gesund gebliebenen Theil des Gliedes übertragen wurde. Solche Be merkungen mufsten wieder neue Besorgnisse er regen, da man nur von Zeit zu Zeit eine genaue Prüfung des Zustandes und theilweise Auswechs lung vornehmen konnte. Wirklich erfolgte denn auch im November 1834 abermals ein Bruch dieses zu Anfang des Jahres aufgelegten Seiles, welches um so mehr das Bergamt veranlafste, diese Versuche aufzugeben, da unterdessen ge gründete Hoffnung entstanden war, durch An wendung von Seilen aus geflochtenem Eisendraht die Zwecke zu erreichen, auf welche es ankam. Ergebnisse. Die obigen Versuche mit dem „Seil ohne Ende“ ergaben: 1. dafs bei tiefen Schächten und grofsen Förder lasten, Kettenseile eine Härtung erleiden, welche ihren Bruch herbeiführt; 2. dafs bei tiefen Schächten Hanfseile nicht durch Kettenseile zuverlässig zu ersetzen seien; 3. dafs durch diese negativen Ergebnisse eine Darstellungsweise des Seileisens herbeigeführt wurde, welche sich völlig zweckmäfsig erwies überall da, wo noch Kettenseil in Anwendung ist. Ferner zeitigten die Versuche als Endergebnifs, wichtig für alle Zeiten, 4. das „neue Treibseil aus geflochtenem Eisendraht (1834), herbeigeführt durch die gründ liche Erforschung der Unvollkommenheiten aller Kettenseile, so dafs hierdurch die oft sehr ent- muthigenden Erfolge jener sehr mühsamen Ver suche wieder ausgeglichen wurden“. Das Drahtseil (Albert-Seil). Es ist nicht Absicht, hier näher auf die Herstellungsweise, die Herstellungskosten, die Leistungsfähigkeit, die un geheuer rasche Verbreitung des Drahtseiles auch im Auslande, besonders in England, einzugehen, nur Einiges sei bruchstückweise erwähnt: 1. Albert drehte* die Drähte zu den Litzen, und die Litzen zum Seile in derselben Richtung. * Albert stellte die ersten Drahtseilstränge ans Eisendrähten, die er persönlich bei den Kaufleuten Clausthals und Zellerfelds aufgekauft und nach Hause getragen hatte, eigenhändig in seinem Arbeits zimmer her, befahl dann dem Kutscher, seine Pferde mittels dieser dünnen Stränge an einen mit schweren Holzstämmen überladenen Wagen zu spannen und zu versuchen, durch tüchtiges Antreiben der Pferde,