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1. Juli 1896. Alberts Versuche und Erfindungen. Stahl und Eisen. 497 Die Uebertragung der Bewegung vom Kehr- fade (Wasserrade) auf diese Scheibe dagegen wurde mittels zweier Seile ohne Ende bewirkt.* Kettenglieder mit doppelter Eisenstärke an den Gelenkstellen. Da durch die veränderte Construction des Treibwerks die Härtung der Glieder bedeutend vermindert zu werden schien, wurde im Jahre 1830 ein neues Seil von ganz gewöhnlicher bauchiger Form aufgelegt. Es wurde damit ein Versuch verbunden, den Zweck der Einlagen dadurch zu ersetzen, dafs 150 Glieder mit doppelter Eisenstärke an den Gelenkstellen und 50 Glieder blofs an einem Ende mit doppelter Eisenstärke versehen wurden, beide Arten von Probegliedern aber gerade Grundflächen erhielten, um die brechende Wirkung der Scheibe zu ver meiden.** Diese Probeglieder mufsten indessen wieder beseitigt werden, weil zum Theil die Last sich in die Ecken hängte, auch eine fast schrauben förmige Drehung des Seiles bei ihnen stattfand. Uebrigens waren die Ergeb nisse aller Versuche, welche durch das Seil ohne Ende gewonnen wurden, ausgezeichnet. Auch in ökonomischer Hin sicht übertrafen die Leistungen die der übrigen hänfenen und eisernen Treibseile. Nach einer von Albert gewählten Vergleichs berechnung ergab sich, dafs bei jedem Seil ohne Ende mit jedem verbrauchten Lachter (2 m) Seil 1 t (5 Gtr.) 43333 Lachter hoch, bezw. 1 t (5 Gtr.) 106 Lachter hoch für 1 8 gehoben war. Der günstigste Fall der Leistung unter allen übrigen Treibwerken ergab bei hänfenen Seilen auf dem Herzog Georg Wilheimer Schacht eine Leistung: 1 t 24 670 Lachter hoch, bezw. 1 t 52 Lachter hoch für 1 ©. Nach dieser Berechnung Alberts waren die Förderkosten durch Anwendung des Seiles ohne Ende auf die Hälfte gebracht. Solche Besultate (fährt Albert fort) ermunterten zur Fortsetzung. Im Juni 1831 wurde ein neues Seil ganz nach der Construction des vorher ge brauchten aufgelegt. Die Treiberei ging damit sehr befriedigend. Im Januar 1832 brach indefs dieses Seil schon wieder in 19 Stücke. Alle Glieder waren in den Gelenken wieder hart und spröde geworden. Im Februar 1832 wurde abermals ein neues, auf gleiche Weise angefertigtes Seil aufgelegt. Dieses brach sogleich nach dem Auflegen, ehe es nur einmal Dienste geleistet hatte. Diese Erfahrung konnte nur als ein neuer Beweis der Unsicherheit betrachtet werden, welche * Im Princip die spätere Hirnsche Seiltransmis sion (1850). * * Im Princip die Kette von C. Hoppe: D. R.-P. 48417 und 50144, 23. Dec. 1888. noch immer in der Darstellung eines guten Seil eisens stattfand, da kein Grund vorlag, der guten Bearbeitung in der Bergschmiede einen Vorwurf zu machen. Alberts Entdeckung, dafs die Brüchig keit des Eisens mit höherer Erwärmung (Ueberhitzen) zunimmt.* Wiewohl obige Ansicht Alberts Widerspruch fand, so schien es ihm doch „unwiderlegbar“, dafs das Raffiniren des Seileisens durch wiederholtes Zusammen- schweifsen seinen Zweck ganz verfehlen müsse, wenn die Schweifshitze** so stark genommen werde, dafs die verschiedenen Lagen von Eisen dadurch zu einem homogenen Ganzen gemacht werden. Nur in der fortdauernden Vielfachheit der eng miteinander verbundenen Fäden scheine die Haltbarkeit eines guten Seileisens gesucht werden zu müssen. Ueber eine gewisse Grenze der Arbeit im Feuer hinaus verliere selbst fadiges Eisen seine frühere Haltbarkeit, wenn auch sogar bei einer Annäherung zum Faul bruch die Textur sich noch als fadig darstellt. Diese Ansicht wurde durch kaltes Zerschlagen einer grofsen Menge von neuem geschweifsten Seileisen bestätigt. Neue Art der Herstellung des Ketteneisens. Um zu verhüten, dafs das Seileisen durch zu grofse Schweifshitze bei der Anfertigung geschwächt werde,*** um ferner die Ueberzeugung von der völligen Güte jedes Seilgliedes zu erhalten und endlich die Härtung bei dem Gebrauch der Kettenseile unschädlich zu machen, wurde ein neues Verfahren versucht, dessen erste Ausführung vorzüglich durch den schon genannten Bergschmiedemeister Angerstein bewerkstelligt ist, und welches noch „jetzt“ (1837) als vorgeschriebene Regel für die Anfertigung des Seileisens gültig ist: Das zu Seileisen passende Materialeisen, wozu am vorzüglichsten das Eisen der Gitteldeschen Hütte wegen der braunsteinhaltigen Eisensteine des Ibergs bei seiner hartzähen, fadigen Beschaffen heit sich als geeignet bewiesen hat, wird in Stücke von etwa 16 Zoll Länge und 1 Zoll im Quadrat Stärke zerschlagen und davon nur das gewählt, welches an beiden Enden auf dem Bruche fadige * „Stahl und Eisen“ 1895, S. 482: „Wenn weicher „Stahl bei der scharfen Biegeprobe amorphe Bruch- „fläche, körnigen Bruch in mysteriöser Weise in „einem Constructionstheile oder anderen Gegen- „stände zeigt, dann ist es wahrscheinlich, dafs das „Stück im Walzwerk überhitzt wurde. ... Die „Fähigkeit, in solchem Falle durch Augenschein zu „urtheilen, ob das Metall ursprünglich überhitzt war, „hat für den Fachmann mehr Werth als eine Wagen- „ladung Bücher, die über die Krystallisation von „Eisen unter Stofs und Vibration handeln.“ ’* Siehe auch weiter unten S. 499. *** Siehe Anmerkung*** auf Seite 437. aibochaibv. Fig. 2.