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Weinschenk hat in seiner schon öfters genannten Abhandlung mit Recht darauf hin gewiesen, dafs im Meteoreisen dieselben 4 Kohlen stoffformen nachweisbar sind, die wir auch im künstlichen Eisen kennen.* Durch neuere Untersuchungen ist seine An sicht bestätigt worden, so dafs wir nach dem gegenwärtigen Stand der Meteoreisenforschung wohl behaupten können, dafs in dem Meteoreisen so wohl mechanisch beigemengter als auch chemisch gebundener Kohlenstoff ent halten sein kann. Ich hebe diesen Umstand hier besonders hervor, weil Dr. L. Beck in der Ein leitung zu seiner vorzüglichen Geschichte des Eisens die Behauptung aufgestellt hat (Seite 24), dafs sich das Meteoreisen vom künstlichen Eisen „zu nächst durch das Nichtvorhandensein chemisch gebundenen Kohlenstoffs“ unterscheidet.** Auf Grund dieser Unterscheidung will Dr. Beck dann den Nachweis erbringen, dafs das älteste bekannte Stück Eisen*** künstliches und nicht meteorisches Eisen ist. Er sagt nämlich auf Seite 86: „Die chemische Untersuchung eines kleinen Stückes durch Walter Flight bestätigte, dafs es weiches Eisen mit einer geringen Beimengung von Nickel war. Doch hielt es gebundenen Kohlenstoff, war deshalb kein meteorisches Eisen.“ Aus dem Gesagten, insbesondere aus dem er wähnten Nickelgehalt, ist indessen mit viel gröfserer Wahrscheinlichkeit der umgekehrte Schlufs zu ziehen. Für den meteorischen Ursprung des ersten be kannten Eisens spricht auch der Umstand, dafs das egyptische Wort »baaenepe« oder koptisch »be- ni-pe«, für „Eisen“ in wörtlicher Uebersetzung „Metall des Himmels“ bedeutet. Phosphor. Wenn man Meteorseisen in verdünnter Salz säure löst, so bleibt ein Rückstand, der aus einem matten schwarzen Pulver und hellen metallglänzen den Blättchen besteht. Berzelius hat die letzteren im Jahre 1832 zuerst näher untersucht und als Phosphornickeleisen bestimmt. Später (1847) schlug Haidinger hierfür den Namen Schreiber sit vor, zu Ehren Professor Schreibers in Wien, der sich hohe Verdienste um die Meteoritenforschung erworben hatte. Der Schreibersit kommt in Krystallen, Füttern, Tafeln, Körnern, Platten und Blättchen vor. Das Phosphornickeleisen tritt aber auch noch in Form * Er bezieht sich dabei auf die vortreffliche Arbeit Ledeburs: „Ueber die Benennung der verschiedenen Kohlenstoffformen im Eisen“ („Stahl und Eisen“ 1888, Nr. 11, S. 742), dagegen scheint ihm die ältere Ab handlung desselben Verfassers: „Einige neuere Unter suchungen und Theorien über die Formen des Kohlen stoffs im Eisen und Stahl“ nicht bekannt zu sein. („Stahl und Eisen“ 1886, Nr. 6, S. 372.) * * Es ist dabei allerdings zu bemerken, dafs dieser Satz zu einer Zeit geschrieben wurde, als die neueren Arbeiten, auf die ich oben hingewiesen habe, noch nicht bekannt waren. * ** Dasselbe wurde von Hill in der grofsen Pyramide des Cheops gefunden und ist offenbar ein Werkzeug fragment, welches alsdann das stattliche Alter von 4900 Jahren besitzen würde. von feinen Nadeln auf. Schon 1852 hatte Wöhler in einem Meteoreisen stahlfarbene, stark glänzende, scharf ausgebildete, vierseitige säulenförmige Kry stalle von Phosphornickeleisen gefunden. G. Rose nahm für diese Nadeln das quadratische System an und gab ihnen den Namen Rhabdit. Die Schreibersitkrystalle treten entweder ver einzelt oder nesterförmig vertheilt im Meteoreisen auf; im Eisen von T o 1 u c a sind sie zu mehreren Gentimeter grofsen Krystallstöcken verwachsen. Einzelne Krystalle erreichen bis 14 cm Länge. Sie sind gedrungen säulenförmig bis vertical tafelförmig und an den Kanten wie angeschmolzen oder „geflossen“, nach drei aufeinander senkrechten Richtungen spaltbar, in hohem Mafse spröde und metallisch glänzend. Die Rhabditnadeln sind manch mal bis 5 mm lang und 11/2 mm dick. Zuweilen gehen sie in schreibersitähnliche Blättchen über. Die Eigenschaften des Phosphornickel eisens sind folgende: Seine Farbe ist rein zinn- weifs oder zinnweifs mit einem Stich ins Stahl graue. An der Luft laufen die Phosphornickel eisen sehr leicht an und es entstehen mannig fache, besonders gern ins Bronzegelbe bis Gold gelbe spielende Färbungen. Der Strich ist dunkel grau. Phosphornickeleisen ist stark magnetisch, sehr spröde und schmilzt vor dem Löthrohr zu einer magnetischen Kugel; seine Härte beträgt 61/2, sein specifisches Gewicht schwankt zwischen 6,3 bis 7,3. Stärkere Stücke sind in gewöhn licher (verdünnter) Säure unlöslich, desgleichen in rauchender warmer Salpetersäure. In warmer concentrirter Salzsäure und in Königswasser leicht löslich. Von schmelzenden kaustischen Alkalien wird es leicht zersetzt. Im Kupferchlorid-Ghlor- ammonium ist es unlöslich. Aus zahlreichen Analysen geht hervor, dafs Schreibersit und Rhabdit ihrer Zusammensetzung nach identisch sind und dafs beide Körper Verbindungen nach festen Verhältnissen vorstellen, in denen Eisen, Nickel und Kobalt als vicarirende Bestandtheile auftreten, und denen die Formel (Fe, Ni, Co)3P zukommt. Sie entsprechen daher dem im künstlichen Eisen vorkommenden Phosphid (FesP). L. Schneider* hat dasselbe aus Roheisen durch Behandeln mit Kupferchlorid abgeschieden. Es ist krystallinisch, dunkelgrau, metallglänzend, zer reiblich, magnetisch, unlöslich in verdünnten Säuren, leicht löslich in Salpetersäure und Königswasser, löslich in concentrirter Salzsäure. Dr. Wedding** bemerkt hierzu: „Nach allen Beobachtungen ist Phosphor nicht gleichmäfsig im erstarrten Eisen vertheilt, sondern in Phosphiden, ähnlich dem Carbidkohlenstoff, abgeschieden. Dafs diese Phosphide nicht immer eine bestimmte Zu sammensetzung haben (etwa FesP), ist wahrscheinlich.“ Wenn künstliches Eisen in verdünnter Salzsäure aufgelöst wird, so theilt sich der Phosphor nach den Beobachtungen von Mackintosh*** in 4 Partien; * „Oesterr. Zeitschrift für Berg- und Hütten wesen“ 1886, S. 735. **Dr. Wedding: „Eisenhüttenkunde“.I.Bd.,S. 243. *** „Stahl und Eisen“ 1887, Nr. 3, S. 181.