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1. Juli 1896. 494 Stahl und Eisen. jifeteoreisen und seine Beziehtingen zum künstlichen Eisen. Chlorammonium leicht löslich, unter Ausscheidung des gesammten Kohlenstoffs. Die Analysen er gaben : Cohenit aus dem Eisen von Bemdego 91,06 Fe 2,20 Ni — Co 6,73 C » Magura 89,81 » 2,08 » 0,69 » 6,42 » Nach der Formel [65 Fe, 2 (NiCo)] 3 G be ¬ rechnet 89,84 Fe 3,58 (NiCo) 6,58 c Derby* erhielt eine ziemlich bedeutende Menge Cohenit aus dem Eisen von Cafion Diablo. Zwei Analysen ergaben: j II Fe 92,88 % 91,67 % Ni + Co . . . 1,33 , 2,43 , P 0,48 „ 0,09 , C 5,33 , 6,07 , Der Cohenit aus Magura und Bemdego entspricht dem Eisencarbid (FeaC), welches nach dem Auf lösen von künstlichem Eisen in verdünnter kalter Salzsäure zurückbleibt, für welche Form Ledebur die Bezeichnung „gewöhnliche Carbid kohle “ vor geschlagen hat. Abel** hat dieses schon von Karsten im künstlichen Eisen vermuthete Carbid FesC durch An wendung einer Lösungsflüssigkeit aus Kaliumbichromat und verdünnter Schwefelsäure abgeschieden. (Ersteres hat den Zweck, durch Hemmung der Bildung von Wasserstoff auch die Entstehung von Kohlenwasser stoffen zu verhindern.) Der von ihm erhaltene Rück stand bestand aus einem schwarzgrauen, schweren Pulver, welches durch heifse Salzsäure unter Bildung von flüchtigen Kohlenwasserstoffen grölstentheils zer legt werden konnte. Für das Vorhandensein eines Carbids von be stimmter chemischer Zusammensetzung spricht sich auch Dr. F. C. G. Müller aus, der seine Ansicht auf die Kohlenstoffeisenverbindung stützt, welche nach der Lösung in 10 procentiger Schwefelsäure zurückbleibt. Die Eigenschaften dieses Carbids stimmen recht gut mit denen des Cohenits überein. Es sind silberglänzende Körnchen von unregelmäfsiger, vor wiegend rundlicher Form und rauher Oberfläche, welche nur durch ihre Gröfse verschieden sind. (Durchmesser bis 0,01 mm.) Die Härte ist 6. Die Körner besitzen grofse Sprödigkeit und sind magnetisch. Dr. Wedding*** fügt noch hinzu: „Diese Kohlen eisenverbindung bildet im erstarrten Eisen krystallisirte Körper, welche von einer meist amorphen Eisenmasse umgeben werden. Diese krystallisirten Kohleneisen körper (Carbidkörper), sind in allen Eisenarfen vorhan den, um so reichhaltiger, je mehr Gesammtkohlenstoff vorhanden ist.“ Sie sind von Dr. Wedding nach ihrer Form als Krystalleisen bezeichnet worden.t Weiter sagt Dr. Wedding: „Die Carbidkohle tritt in allen Eisenarten auf, welche langsam ab gekühlt oder nach dem Abkühlen wieder er hitzt worden sind, sowohl in graphithaltigem, wie in graphitfreiem Eisen, vorausgesetzt, dafs die Wiedererhitzung nicht Weifsgluth erreicht hat, d. h. denjenigen Grad, bei welchem Carbidkohle in Härtungskohle übergeht.“ Mit Rücksicht auf das im Vorstehenden Gesagte glaube ich zu folgender Schlufsfolgeruug berechtigt zu sein: Der Cohenit hat sich nicht, wie Weinschenk meint, bei sehr * „Amer. Journ. of Science“ 49, 101. * * Nach Dr. H. Wedding: „Eisenhüttenkunde“ I. Band, Seite 32 und 54 bis 57. * ** Ä. a. 0., Seite 33. + Am eingehendsten ist die Frage kürzlich von Hanns v. Jüptner in einer Arbeit: „Arten des gebundenen Kohlenstoffs“ behandelt worden. (Vergl. Oesterr. Zeitschr. für Berg- und Hüttenwesen 1896, Nr. 17, S. 211 u. ff.) langsamer Abkühlung des Meteoreisens zwischen 600 bis 700° ausgeschieden, denn sonst müfste man ja in allen Meteoreisen Cohenit finden, was bekanntlich nicht der Fall ist. Bei dem seltenen Vorkommen dieses Bestandtheils erscheint es mir viel wahrscheinlicher, dafs sich der Cohenit nur in denjenigen Meteor eisen gebildet hat, welche nachträglich, entweder absichtlich oder zufällig erhitzt worden sind.* Man wird ihn also insbesondere in jenen Meteoreisen zu suchen haben, die entweder gar keinen oder nur sehr schwachen permanenten Magnetismus annehmen. Leider kann ich blofs an zwei Beispielen den Zusammenhang zwischen nachträglicher Erhitzung, Cohenitgehalt und Nichtmagnetisirbarkeit mit einiger Sicherheit nachweisen; ich mufs es daher Anderen überlassen, meine Ansicht zu bestätigen oder zu widerlegen. Das Wic hit a-Eisen** enthält Kohlenstoffeisen und zeigt nur schwachen permanenten Magnetismus. Es befand sich seiner Zeit in einem Hause, welches durch Feuer zerstört wurde, und konnte aus den Ruinen gerettet werden, „ist also längere Zeit einer hohen Temperatur ausgesetzt gewesen“. Ueber dasselbe Eisen schreibt Dr. Buchner:*** „Schon die Spanier versuchten die etwa 147 kg schwere Masse auf Mauleseln fortzuschaffen, aber vergebens. Auch die Comanches machten Versuche, es durch umgesetztes Feuer zu schmelzen, was nicht gelang.“ Ein anderes Eisen, in welchem Kohlenstoffeisen nachgewiesen worden ist und das gar keinen perma nenten Magnetismus annimmt, ist das Eisen von Ruffs Mountain. Sowohl Reichenbach als Sorby nehmen an, dafs es künstlich erhitzt worden ist. Das in diesem Eisen vorkommende Kohlenstoff eisen entspricht fast genau der Formel FeC, während der in Magura und W i c h i t a nachgewiesene Cohenit der Formel FeaC entspricht. Dafs auch im Magura- eisen das Carbid nicht ursprünglich vorhanden, sondern erst durch nachheriges Erhitzen des Eisens entstanden ist, kann man wohl auch ziemlich bestimmt annehmen, wenn man sich dessen erinnert, was Buchner über dieses Eisen berichtet. Nachdem nämlich bereits 32 Centner dieses kostbaren Gutes verschmolzen worden waren, konnten nur etwa 2 Centner davon gerettet werden. Dasselbe gilt auch von dem Eisen von T o 1 u c a, das früher von den Indianern Mexicos auf gesucht und zu Ackergeräthen u. s. w. verschmiedet worden ist. Auf einen Cohenitgehalt wären zunächst zu unter suchen das Eisen von Cosbys Creek, das man behufs Zerkleinerung stark erhitzt hatte, L e n a r t o, aus dem man versuchte eine Glocke zu giefsen, das Eisen von Zacatecas und ähnliche mehr; überdies müfsten andere Meteoreisen vor und nach vorzunehmen der Erhitzung auf einen Carbidgehalt geprüft werden. Aus dem grönländischen tellurischen Eisen von Niakorna hat Forchhammer ein Kohlen stoffeisen isolirt, für welches er die Formel FeC annahm. Shepard schlug für diese Verbindung den Namen Ghalypit vor. * Nach Howe liegt die günstigste Temperatur für die Ausscheidung der Carbidkohle bei dunkler Blaugluth (Schwarzgluth), also unterhalb der dunklen Rothgluth. Nur durch nachheriges Erhitzen des Meteor eisens auf diese Temperatur kann ich mir die Cohenit- bildung erklären, denn gegen die Annahme einer sehr langsamen Abkühlung sprechen zu viele andere Umstände. ** E. Cohen, „Meteoreisen-Studien“ IV, S. 84. *** Dr. Buchner, „Die Meteoriten“. S. 161.