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dafs die von Moissan erhaltenen Kryställchen nicht Diamant, sondern eher ein sehr kohlenstoffreiches Siliciumcarbid waren.* Die Frage, ob die in den Meteoriten gefundenen Krystalle wirklich Diamanten sind, oder ob es sich nicht dort auch um ähnliche siliciumhältige Aus- scheidungsproducte handelt, ist von Huntington und Kunz bezüglich Canon Diablo bereits ent schieden worden. Mit dem dort gefundenen Material läfst sich Diamant schleifen, während das von Acheson zuerst dargestellte Carborundum (Siliciumcarbid) zwar härter als Korund ist, aber Diamant nicht angreift. Weeren** nahm schon früher an, dafs im geschmolzenen künstlichen Eisen der gebundene Kohlen stoff in der Modification des Diamanten vorhanden sei. Dr. Rossel, welcher durch die Untersuchungen von Moissan angeregt, künstliches Eisen (Specialstahl) auf einen eventuellen Gehalt an Diamant untersuchte, erhielt als Resultat ein Pulver, bestehend aus mikro skopisch kleinen durchsichtigen Kryställchen, welche sich durch ihre aufserordentliche Härte auszeichnen. Sie ritzen Korund und verbrennen bei 1000 “ C. unter Bildung von Kohlensäure. Der Stahl, aus dem die Gewehrläufe der neuen schweizerischen Infanterie gewehre hergestellt sind, lieferte Krystalle, die bei einer 300fachen linearen Vergröfserung regelmäfsige Octaeder erkennen lassen. Solche Präparate wurden von Moissan untersucht und hierbei die Eigenschaften des Diamanten festgestellt. Natürlicher Diamantstaub, ver- glichen mit dem aus Stahl künstlich hergestellten, zeigte die gleichen Eigenschaften; die mikroskopische Untersuchung im polarisirten Licht ergab gleichfalls die Identität beider Substanzen. Später ist es Prof. Rossel und seinem Assistenten Frank gelungen im Eisen eines Hochofenherdes krystallisirte Kohle d. h. schwarze durchsichtige Diamanten nachzuweisen. Der erwähnte Hochofen, der bereits 30 Jahre in Thätigkeit war, ist Eigenthum der Firma Metz &Co. in Esch (Luxemburg.)*** Die graphitische Temperkohle des künst lichen Eisens läfst sich nach Weinschenkt mit derjenigen vergleichen, welche beim Auf lösen des Meteoreisens in verdünnter Salzsäure nicht als Kohlenwasserstoff entweicht und erst bei starkem Glühen im Platintiegel verbrennt. Aeltere Autoren und auch Cohen bezeichnen diese beim Auf lösen des Meteoreisens in Salzsäure zurückbleibende kohlige Substanz als „amorphe Kohle“. So sagt Cohen: „Von dem Meteoreisen dürften die meisten neben dem beim Auflösen in Salzsäure in Form von Kohlenwasserstoffen entweichenden gebundenen Kohlenstoffe noch »amorphe Kohle« enthalten.“ Cohen hat verschiedene Meteoreisen auf „amorphe Kohle“ untersucht und Werthe von 0,007% (Einwage =129,57 g) bis 0,0935% (Einwage = 72,15 g) erhalten. Nach Dr. Wedding lassen sich die vier im Eisen enthaltenen Kohlenstoffformen leicht durch ihr Verhalten gegen Salzsäure unterscheiden: Härtungs kohle ist löslich in kalter, Carbidkohle löslich in * Vgl. „Zeitschrift für Elektrotechnik und Elektro chemie“ 1894, Nr. 2, Seite 65. ** Vgl. „Stahl und Eisen“ 1888, Nr. 1, S. 12. *** Schweizerische Bauzeitung 1896, Seite 151. t Vgl. E. Weinschenk: „Ueber einige Bestand theile des Meteoreisens von Magura.“ („Annalen des k. k. Naturhistorischen Hofmuseums“, Wien 1889. IV. Band, Seite 101.) XIII.16 heifser Säure, Graphit und Temperkohle sind un löslich, ersterer schwer, letztere leicht verbrennlich. Also schematisch dargestellt In Salzsäure: löslich unlöslich in kalter: in heifser: schwer ver- leicht ver- Härtungs- Carbid- brennbar: brennbar: kohle kohle Graphit Temperkohle. Härtungskohle. Untersuchung über das Vorkommen von gebundenem Kohlenstoff im Meteor eisen wurden verhältnifsmäfsig selten ausgeführt, doch hob Ramm eis b er g schon im Jahre 1849 hervor, „dafs die beim Auflösen (des Meteoreisens) sich entwickelnden Gase ganz den Geruch der jenigen zeigten, welche mittels Roheisen, Stabeisen oder Stahl erhalten werden, und dafs sie dieselben flüchtigen Kohlenwasserstoffverbindungen in ölartigen Tropfen absetzen“. Die gleiche Beobachtung wurde auch von Weinschenk und Cohen gemacht, so dafs gebundener Kohlenstoff jedenfalls häufig vorhanden ist. Die mir vorliegenden Analysen zeigen einen Gehalt an gebundenem Kohlenstoff, .der von 0,02 bis 0,164 % schwankt. - Der zweiten, als Carbidkohle im künstlichen Eisen bekannten Form des gebundenen Kohlenstoffs entspricht im Meteoreisen der Cohenit. Im Jahre 1889 fand Weinschenk im Meteoreisen von Magura Krystalle von Kohlenstoffeisen, welches der Formel (FeNiCo)sC entspricht und für welches er den Namen Cohenit vorschlug. Später fand man ähn liche Carbide auch in anderen Eisen (Wi chita, Bemdego, Youndegin, Canon Diablo u. s. w.). Für die beiden näher untersuchten Meteoreisen (Magura und Wichita) ist die sehr ungleich förmige Vertheilung des Cohenits charakteristisch': während er an einzelnen Stellen in grofsen Mengen auftritt, fehlt er in anderen Partien wieder gänzlich. Die Eigenschaften dieses Carbids kann man nach Cohen folgendermafsen zusammenfassen: Die Krystalle sind lang säulenförmig und er reichen in Magura eine Länge von 8 und eine Breite von 4 und 2 mm. In Wichita sind sie durchschnittlich kleiner und dünner, auch ist hier vertical tafelförmiger Habitus und eigenthümlich zerhacktes Aussehen — wohl infolge lückenhaften Wachsthums — häufiger und schärfer ausgeprägt. Die Flächen zeigen sehr kräftigen Glanz. Die Krystalle sind zinnweifs, laufen jedoch leicht bronzegelb bis goldgelb an. Sie sind stark magnetisch und in hohem Grade spröde, so dafs sie sich nur bei grofser Sorgfalt unverletzt ge winnen lassen. Wahrscheinlich liegen verzerrte reguläre Formen vor; damit würde auch die Spaltbarkeit übereinstimmen. Ihre Härte schwankt zwischen 51/2 und 6, das specifische Gewicht ist 7,227 bezw. 7,244. In stark verdünnter Salz säure (1:20) unlöslich und daher ohne Schwierig keit zu isoliren; durch Digestion mit concentrirter Salzsäure langsam zu lösen unter Zurücklassung eines Theils des Kohlenstoffs; in Kupferchlorid- o