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Juli 1881. „STAHL UND EISEN/ Nr. 1. 51 welche unter Dach gebraucht, werden, sind 3—4 Stun den genügend; für solche, welche im Freien benutzt werden, ist eine bis zwei Stunden mehr erforderlich. Es ist eine der interessantesten Eigenthümlichkeiten dieses Processes, dass der Rost von rostigem Eisen, wenn dies dem desoxydirenden Processe unterworfen wird, in eine vollständig schützende Decke umge wandelt wird. Es ist zu diesem Zwecke nur er forderlich, dass die lose Schale des Rostes von dem Eisen entfernt wird, bevor man dasselbe in den Ofen bringt. Proben von in solcher Weise behandeltem Eisen sind Ihnen vorgelegt. Indessen schützt dieser Process des Ueberziehens mit Eisenoxyduloxyd nicht allein vor dem Rosten, son dern es ist dieser Ueberzug auch von einer so schönen Farbe, dass die Gegenstände sofort, wenn sie aus dem Ofen gekommen und abgekühlt sind, fertig für den Verkauf sind. Es ist eine bemerkenswerthe Thatsache, dass, abgesehen von der Arbeit der Handhabung, die Kosten beim Behandeln von 2240 Gegenständen, von denen ein jeder ein Pfund wiegt, nicht grösser sind, als wenn ein Melallwürfel im Gewicht von einer Tonne überzogen wird. Das Verfahren ist so exact, dass, wie verwickelt das Muster des Gegenstandes auch sein möge, ein jeder Strich, und wäre es fast unmög lich, denselben mit einem Pinselstriche zu machen, so durchaus überzogen ist wie die ebensten Flächen, wie dies auch an den vorliegenden Exemplaren be obachtet werden kann. Für Kunstzwecke möchte die französisch-graue Farbe mit Schatten, welche sich dem Schwarz nähern, nicht immer angebracht sein, jedoch wenn es nöthig sein sollte, auf diese Weise überzogenes Eisen anzustreichen, so hat man die absolute Gewissheit, dass der Anstrich auf demselben gerade so gut haftet wie auf Holz oder Stein, und dürfte ein solches Eisen für bauliche Zwecke nach vielen Richtungen hin, für welche es anzuwenden bis jetzt wegen seiner Neigung zum Rosten nicht mög lich war, Anwendung finden; bei den bisher gebräuch lichen Ueberzügen hat man diese Gewissheit nicht ge habt. Ich kann hierfür ein instructives Beispiel an führen. Eine Pariser Gesellschaft hatte für das Dod’- sehe gegen Oxydation schützende Verfahren, welches darin besteht, dass wiederholt Schichten von Blei- oder Silicat-Ueberzügen auf Eisen oder Stahl niederge schlagen werden, welches darauf vergoldet, verplatinirt oder bronzirt wurde, eine sehr grosse Summe aus gegeben; es waren diese so behandelten Gegenstände von äusserst schönem Aussehen, jedoch wurde das Eisen zuletzt rebellisch und warf die Ueberzüge ab, so dass die Actionäre auf dem besten Wege waren, ihr ganzes Kapital zu verlieren, als dem Director mit- getheilt wurde, dass, wenn die Conipositionen direct auf Eisenoxyduloxyd niedergeschlagen werden könnten, die Schwierigkeiten würden überwunden werden. Ich wurde nun um Muster von überzogenem Eisen ersucht, um mit denselben Versuche anzustellen, und war man mit dem Resultate so zufrieden, dass die Gesellschaft alle meine Patente auf dem Continente ankaufte und jetzt vor hat, die combinirten Processe in grossem Massstabe zu betreiben. Durch die Freundlichkeit der französischen Gesell schaft ist es mir möglich, heule Muster ihrer Arbeiten vorzulegen. Professor Barffs Verfahren ist für Schmiedeeisen besser als das meinige, und als ich einen Weg fand, um einen Ofen zu construiren, welcher meinen Process mit demjenigen des Professors zu combiniren zuliess, kaufte ich seine sämmtlichen Patente. Der Unterschied der Kosten der beiden Processe, wenn nach ihnen getrennt gearbeitet wird, ist sehr gross. Der BarfTsche Process erfordert die äussere Anwendung der Hitze für die Muffel oder Kammer, was, wenn dieselben von einigermassen beträcht lichen Dimensionen sind, schwierig und kostspielig ist, ausserdem ist noch ein besonderer Ueberhitzer nöthig, so dass drei verschiedene Operationen erforderlich sind. Mit einem jüngst gebauten Ofen, welcher die Barffschen und meine Systeme combinirt, können wir jetzt nach Belieben überziehen. Ich kann den Ofen für diese combinirten Operatio nen nicht erläutern, weil die Patente bis jetzt noch nicht ertheilt sind. Die Ingenieure und Fabricanten auf dem Continente scheinen viel mehr bereit, diese Processe anzuwenden, als dies bis jetzt hier der Fall gewesen ist, vielleicht ist der Grund hierfür der gewesen, dass, soweit es Pro fessor Barffs Process angeht, bis jelzt noch nicht gezeigt worden ist, wie grosse Massen man bearbeiten kann. Ich bin im Stande, dies darzuthun und zu zeigen, dass für die Behandlung von unterirdischen Röhren, Eisenbahnschwellen, Dachblechen u. dgl. der Process ohne Anstand angewendet werden kann, und zwar bei bedeutend geringeren Kosten, als die des Galvani- sirens sind, und bei unendlich grösserer Dauerhaftig keit; für ornamentales Guss- und Schmiedeeisen gibt es wohl kaum etwas Künstlerischeres in Farbe, als einige von den Gegenständen, welche den Processen unterworfen wurden. Ich hoffe demnächst im Stande zu sein, das Eisenoxyduloxyd mit geringen Kosten zu färben, so dass das Feld der Operationen für Kunst gegenstände ein sehr grosses werden wird. Für ge wöhnliche Hohlwaare für den Küchengebrauch, ent weder aus Guss- oder Schmiedeeisen, ist der Process sehr geeignet, und obschon ich oben gesagt habe, dass die graue oder schwarze Farbe wahrscheinlich nicht recht gefallen wird, so glaube ich dennoch, dass, wenn wir zeigen können, wie wir es in Wirk lichkeit vermögen, dass der Eisenoxyduloxydüberzug dauerhafter ist, leichter gereinigt werden kann und viel billiger ist als die gewöhnlichen verzinnten Gegenstände, ein Markt hierfür recht bald geschaffen sein wird. Die combinirten Verfahren sind so weit entwickelt und so gründlich von wissenschaftlichen und praktischen Männern hier und auf dem Continente untersucht (die Zeugnisse über den Werth und die Wirksamkeit derselben sind zahlreich), dass sie aus dem Bereiche der theoretischen Untersuchung in den