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SO Nr. 1. „STAHL ÜND EISEN.“ Juli 1881. ist durchaus sicher, es ist dies jedoch nur ein Zufall hei der Fabrication. Dem Professor Barff muss das Zeugniss ausgestellt werden, dass er der erste war, welcher es in umsichtiger Weise unternahm, Eisen und Stahl mit Eisenoxyduloxyd zu überziehen, welches absichtlich zu dem Zwecke, ihre Oberflächen vor Rost zu bewahren, hergestellt worden. Was ich selber auch immer in derselben Rich tung gethan haben mag, ich halte es für meine Pflicht, öffentlich anzuerkennen, dass ich es bezweifle, ob wenn der geehrte Professor seine Entdeckung nicht gemacht haben würde, ich irgend welche Versuche in dieser Richtung angestellt hätte. Es ist merkwürdig, wie nahe man oft Erfindungen steht, ohne dieselben zu greifen. Vor 16 oder 17 Jahren machte ich eine Reihe von Versuchen in der Dar stellung von Heizgasen, von denen einer die Zersetzung von Wasser beim Durchstreichen überhitzten Dampfes durch rothglühende Eisenmassen bezweckte. Ich be obachtete, dass das Eisen nach und nach immer weniger Wirkung hervorbrachte, bis es zuletzt ganz aufhörte zu zersetzen; als ich es hierauf untersuchte, bemerkte ich, dass dasselbe mit einer Art von Email überzogen war. Da fiel mir gleich ein, dass der frag liche Process benutzt werden könne, um einen solchen Ueberzug herzustellen; nachdem ich das Eisen jedoch einige Tage der Atmosphäre ausgesetzt, hatte, fand ich, dass der Ueberzug sich abschälte, und verfolgte die Sache nicht weiter. Heute weiss ich, dass, wenn das Eisen, anstatt rostig, neu gewesen, ich der zufällige Erfinder des Pro- cesses, welchen Professor Harff zehn Jahre später ent deckte, gewesen wäre. Ich erwähne dies nur, um zu zeigen, wie rathsam es ist, die Ursachen von unerwar teten Wirkungen zu erforschen. Rei solchen Er forschungen werden wir, wenn wir auch nicht den Stein der Weisen erhalten, zum mindesten einen wirk lich glänzenden Kiesel entdecken. Der Process des Professors Barff unterwirft Eisen und Stahl der Wirkung von überhitztem Dampfe; wenn die Temperatur hoch genug ist, verbindet sich das Eisen mit dem Sauerstoff und das Product dieser Erfindung ist Eisenoxyduloxyd. Ich fühle mich verpflichtet, an dieser Stelle zu sagen, dass einzig beim Lesen der in der Times im Anfänge des Jahres 1876 erschienenen Beschreibung es mir vorkam, dass ich dasjenige, was der Professor mit Wasser bewirkte, mit Luft zu bewirken im Stande sein müsste, obschon der Sauerstoff in dem einen in chemischer und in der andern in mechanischer Ver bindung vorkommt. Ein Versuch wurde demgemäss mit Gusseisen ge macht und derselbe war erfolgreich; jedoch später wiederholte Versuche waren erfolglos. Anstatt Eisen oxyduloxyd zu erhalten, erhielt ich unerklärlicherweise zu meinem grössten Aerger Eisenoxyd. Zuletzt entdeckte ich indessen, dass die Quantität Luft, welche in die geschlossene Retorte, Muffel oder Kammer eingeführt wird, in einem gewissen Verhält nisse zu der Oberfläche des in Behandlung befind lichen Eisens stehen muss; ist ein Ueberschuss von Luft vorhanden, so erhält man sicherlich stets Eisen oxyd. Die Hauptsache war, dass jede halbe Stunde etwas weniger als ein Gubikfuss Luft in die Kammer eingeführt wurde, während welcher Zeit das Eisen den in dieser Luft enthaltenen Sauerstoff aufnahm; es bildete sich ein Ueberzug von Eisenoxyduloxyd, welcher bei jeder folgenden Operation an Dicke zu nahm. Die Kosten der Herstellung des Ueberzuges waren bei Gusseisen' so gross wie beim Barff sehen Verfahren, für beide vorausgesestzt, dass die Kammer durch äussere Hitze erwärmt wurde, was bei grossen Kammern sehr kostspielig ist. Mein ältester Sohn glaubte nun, dass es uns mög lich sein würde, die Stücke durch innere Anwen dung der Hitze zu erwärmen und dieselben ebenfalls auf gleiche Weise durch oxydirende und desoxydirende Operationen zu überziehen. Darauf wurde eine Reihe von sehr kostspieligen Versuchen, welche sich zwei Jahre hinzogen, begonnen, und das Resultat war, dass wir nun, wie folgt, operiren: Es wird eine Kammer von feuerfesten Steinen von angemessenen Dimensionen hergestellt, in welche die zu überziehenden Stücke gebracht werden, und ist mit derselben ein Block Gasgeneratoren verbunden. Das producirte Gas wird durch Canäle geleitet, in welchen dasselbe sich mit Luft bei sein’ hoher Tem peratur mischt und verbrennt. Das Product der Ver brennung — Kohlensäure — und eine kleine Quan tität von Luft tritt in die Kammer ein und gibt bei der Berührung mit den erhitzten Stücken seinen Sauer stoff zum Theil ab. Alsdann streicht dasselbe über einen Regenerator aus feuerfesten Steinen, welcher die Luft sowohl für die Verbrennung als auch für die Oxydation erhitzt. Man ersieht hieraus, dass festes Brennmaterial von billigstem Preise angewandt und in Kohlenoxyd um gewandelt werden kann, welches, indem es wie be schrieben mit einer genügenden Quantität Luft ver brannt wird, Kohlensäure als Product ergibt; zu sammen mit sehr erhitzter Luft tritt-sie in die Kammer ein, macht die Stücke rothwarm, und hierbei nehmen dieselben sowohl den Sauerstoff der Kohlensäure als auch den der Luft auf. Die Wirkung hiervon ist die Herstellung eines Ueberzugs von Eisenoxyduloxyd, welches mit der Oberfläche des Eisens zu einer Masse verbunden ist; über derselben jedoch befindet sich eine dünne Haut von Eisenoxyd. Dieser Theil des Processes dauert ungefähr eine halbe Stunde und ist die oxydirende Operation. Das Luftventil wird alsdann geschlossen, es wird Kohlenoxyd in die Kammer geleitet, welche das Häut chen von Eisenoxyd zu Eisenoxyduloxyd reducirt, dies ist die desoxydirende Operation, und dauert die selbe ungefähr eine Viertelstunde. Der ganze Process besieht demnach aus einer Reihe von oxydirenden und desoxydirenden Operationen, und hängt die Dicke des Ueberzuges des Metalls von der Zahl dieser Operationen ab. Für Gegenstände,