38 Nr. 1- »STAHL UND EISEN.“ Juli 1881. Diese Knickproben sind deshalb den früher mehr üblichen Schleifenproben vorzu ziehen, weil sie exacter auszuführen sind, indem die Biegung mit Hülfe einer kleinen maschinellen Vorrichtung stets in derselben Weise und genau bis zu dem betreffenden Winkel und nicht darüber hinaus bewirkt werden kann, und weil dabei die Geschick lichkeit des Arbeiters gar nicht in Frage kommt, welch letzteres bei der Schleifenprobe der Fall ist. Es liegt deshalb auch gar kein Grund vor, letztere nebenbei noch beizu behalten. 2. Zerreissproben. In der Längenfaser: Bruchfestigkeit = 36 kg pro qmm. Dehnung = 120/0. Die Zerreissprobe soll in der Regel 300—500 qmm Querschnitt haben und die Beobachtung der Dehnung auf eine Länge von 200 mm vorgenommen werden. Dies gilt auch für alle weiterhin noch aufgeführten Zerreissproben. Diese Festigkeitsgrösse gilt jedoch nur so lange, als die zumeist vorkommende Dicke der Stäbe von 10 bis 16 mm nicht überschritten wird, und ist deshalb die Anwendung von dickeren Stäben bei solchen Gonstructionen thunlichst zu vermeiden. Für grössere Dicken wird auf das bei den Bedingungen für Stabeisen schon Gesagte verwiesen, und ist auch bei dem Constructionseisen , wenn Materialproben von Stäben über 16 mm dick verlangt werden, das Probestück auf höchstens 16 mm warm herab zuarbeiten. 3. Warmproben. 1. Kn ick probe. Ausgeschnittene Längsstreifen von 30 bis 50 mm Breite mit abgerundeten Kanten müssen in dunkelkirschrothwarmem Zustande die nachstehend ausgeführten Knickproben aushalten. Die concave Seite der Knickstelle darf dabei'mit 13 mm Radius gerundet sein. Ein Streifen gilt als gebrochen, wenn sich in der Mitte der Biegungsstelle ein deutlicher Bruch im metallischen Eisen zeigt. In der folgenden Tabelle bezeichnet d die Dicke des Probestücks in Millimetern, und a den Winkel in Graden, den bei der Biegung einer der Winkelschenkel durch laufen muss. Vergleiche Skizze. Bezüglich dieser Knickproben in warmem Zustande kann dasselbe angeführt werden, was oben zu Gunsten der Knickproben in kaltem Zustande erwähnt wurde. 2. Ausbreitprobe. Ein auf kaltem Wege abgetrennter 30 bis 50 mm breiter Streifen eines Winkel- eisenschenkels, Flacheisens oder Bleches muss im rothwarmen Zustande mit der parallel zur Faser geführten, unten nach einem Radius von 15 mm abgerundeten Hammerfinne bis auf das 11/2 fache seiner Breite ausgebreitet werden können, ohne Spuren von Trennung im Eisen zu zeigen.