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Juli 1881. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 1. 33 Stabe von 200 mm. Was bezwecken wir dadurch? wenn wir 150 bis 200 mm bieten, so werden sämmtliche Behörden ohne weiteres 200 mm vorschreiben, und Sie alle werden sagen müssen, dass Ihnen das sehr* unangenehm sein würde. Herr Schuchart: Allerdings war die Commission der Ansicht, dass für gewöhnlich das Mass 200 mm betragen und nur in gewissen Fällen auf 150 mm heruntergegangen werden solle. Dass die Bedingungen nicht so leicht zu erfüllen sind, das habe ich ja vorhin deutlich genug hervorgehoben. Aber wir haben uns den Bedingungen angeschlossen aus den Gründen, die vorhin angeführt wurden. Herr Frank: Die Würzburger Beschlüsse aber sprechen speciell von 150, nicht von 150 — 200 mm. Herr Schuchart: Dann müssten wir das in der Commission noch in Erwägung ziehen; wenn die Herren Knaudt und Otto an der Sitzung theilnehmen, dann kann man dies nochmals besprechen. Vorsitzender: Ich würde es vorziehen, die Frage hier zu erledigen. Der erste Einwand des Herrn Frank scheint mir nicht sehr bedeutend zu sein, und Sie könnten sich deswegen wohl beruhigen, denn es heisst: wenn ein deutlicher Bruch im metallischen Eisen sich zeigt. Die Rück sicht auf diesen Wortlaut würde vielleicht Ihre Bedenken heben, denn es kann doch unmöglich ein Hautriss darunter verstanden sein. Die andere Frage, ob 150 oder 200 mm gesetzt werden sollen, ist wohl mehr oder weniger eine principielle Frage, die vorhin beim Stabeisen auf Antrag des Herrn Piedboeuf dahin entschieden ist, dass man die grössere Länge beliebt, dafür aber die Festigkeit heruntergesetzt hat. Ob das nun hier auch angenommen werden soll, darüber mögen die Herren sich aussprechen. Herr van Ruth: Ich habe über 6000 Zerreissproben, 3000 in Stahl vorgenommen, alle auf 200 mm, und glaube daher, dass Sie ruhig 200 mm annehmen können, wie ja auch in England eine Länge von 8 Zoll gilt. Herr Gathmann: Ich glaube gar nicht, dass wir irgend welche Veranlassung haben, mit unseren Zahlen höher zu gehen als unsere Haupt-Consumenten, also der Dampfkessel-Revisions- Verein, welcher 150 mm festgesetzt hat. Die Dehnungszahlen bei 200 mm sind aber bedeutend grösser, als wenn ich 150 mm Länge annehme, und wir müssen daher diese Dehnungszahlen heruntersetzen, wenn wir auf 200 mm Versuchslänge stehen bleiben wollen. Herr Frank: Es wird wohl seine Bedenken haben, diese Zahlen anzunehmen, weil wir dann ebenfalls in Gollision mit den Würzburger Beschlüssen kommen würden. Soviel ich vernommen habe, ist der Beschluss der Würzburger, die Entscheidung der Frage einer im Juli tagenden General versammlung zu übertragen, rein formeller Natur, indem der Commission vollständige Autorisation zum Beschlusse gegeben worden ist. Würden wir also die Stablänge auf 200 mm feststellen und die Dehnung heruntersetzen, so kämen wir in Gollision mit den Würzburger Beschlüssen. Herr von Stubbendorf: Ich möchte mich dafür aussprechen, dass wir die Masse von 150 bis 200 mm festhalten. Herr Gathmann: Es wird das seine Schwierigkeiten haben, weil wir vorhin beim Stabeisen auf 200 mm gegangen sind; es würde also eine Inconsequenz sein, wenn wir hier heute 150 mm aufstellen wollten. Herr Frank: Ich möchte noch bemerken, dass die Länge von 150 mm nicht allein an die Bestimmungen der Würzburger, sondern auch an diejenigen der deutschen Marine anschliesst. Herr Brauns: Ich schlage vor, dass wir folgenden Beschluss statt unserer Bestimmungen setzen: „Nach Wahl der Producenten eine Länge von 150 bis 200 mm.“ Dann würden wir den Würzburger Beschlüssen vollständig gerecht werden und es würde die Möglichkeit vorhanden sein, auf 200 hinaufzugehen. Herr van Ruth: Die belgische Regierung hat bei den Staatsbahnen 150 mm vorgeschrieben. Vorsitzender: Die Ansichten über diesen Punkt gehen ausserordentlich auseinander. Herr Schuchart: Es geht aus der ganzen Debatte hervor, dass die Eisenbahnverwaltungen zum grossen Theile zuweilen noch schärfere Bedingungen vorschreiben als diese; sie haben meist alle 200 mm. DieserUmstand spricht dafür, dass man 200 mm nehmen müsste. Lassen wir 150 bis 200 mm stehen, dann können die Würzburger 150 mm Vorschlägen, und es soll uns das sehr an genehm sein. Vorsitzender: Es würde der Vorschlag Brauns zu ventiliren sein, „nach Wahl des Fabricanten 150 bis 200 mm zusetzen.“ Dann könnte der Gonsument unsere Bedingungen conzediren, nament- aber das Ausland. Andererseits käme man nicht in die üble Lage, wesentlich schärfere Bedingungen in das Publikum zu schleudern, als der Dampfkessel-Revisions-Verein verlangt. Es ist ja selbstverständlich, dass wir uns accommodiren müssen; die Dehnungsziffer her unter zu setzen, hat aber auch seine Schwierigkeiten, denn dann erregt man bei dem Consumenten den Eindruck, dass er doch allzuschlechtes Material bekommt. Ich möchte Ihnen also den Ver mittlungsvorschlag des Herrn Brauns empfehlen. Spricht einer der Herren sich dagegen aus? Es ist das nicht der Fall; ich nehme daher an, dass die Versammlung einverstanden ist.