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Juli 1881.«STAHL UND EISEN.“ Nr. 1. 23 C. Bleche. 1. Schiffsbleche. Die Commission empfiehlt für die Schiffsbleche die hierfür eingeführten Proben der deutschen Marine. Danach soll das Material eine Festigkeit von 40—50 kg pro qmm und eine Dehnung von 25—15°/0 aufweisen. Ausgeglühte Bleche sollen sich kalt um einen Radius = der Dicke der Platten um 180 0 biegen lassen. Platten von 260 mm L. + 40 mm B. bis zur Kirschrothhitze erwärmt und in Wasser von 28 0 Cels. abgekühlt, sollen sich in einem Radius = der 11/2 fachen Dicke des Blechs ohne Bruch biegen lassen. 2. Kesselbleche. Für Kesselbleche schlägt die Commission ein Material vor, welches bei 38 — 47 kg Festigkeit eine Dehnung von 25 —18 % zeigt, und welches sich nach vorhergegangenem Ausglühen um einen Radius der halben Blechdicke um ISO 0 ohne Bruch biegen lässt. Platten von 260 mm L. und 40 mm B. sollen sich, wie bei den Schiffsblechen, bis zur Kirschrothhitze erwärmt und in Wasser von 28 0 Cels. abgekühlt, in einen Radius = der 11/2 fachen Dicke des Blechs ohne Bruch biegen lassen. Bemerkt wird noch, dass die Commission bei Aufstellung obiger Proben nur Bleche von mindestens 5 mm Dicke im Auge gehabt hat, und dass sie Vorschläge für Proben mit Blechen von weniger als 5 mm Stärke nicht für nöthig erachtet. Herr liüppell: Ich möchte mir zu 2, wo es heisst: „Eine Toleranz für die Längenmasse von mindestens 15 mm,“ die Anfrage erlauben: Ist das gemeint für Langschwellen oder für Quer schwellen? Es kann dies auf Langschwellen, bei denen Laschen benutzt werden, nicht angewandt sein. Vorsitzender: Für Querschwellen I Herr Rüppell: Dann bitte ich das zuzusetzen. Wenn die Schwellen nicht verlascht werden, dann ist die Toleranz von 15 zulässig, aber bei den verlaschten Langschwellen scheint sie mir zu gross zu sein. Herr Brauns: Die Commission wird diesen Punkt in Erwägung ziehen und eine Aenderung eintreten lassen. Herr Rüppell: Auch die Garantiezeit von 2 Jahren scheint mir etwas zu niedrig sein; es steht dem nichts entgegen, dass Sie 3 Jahre schreiben, da man ja homogenes Material voraussetzt. Vorsitzender: Es ist hierbei nicht der Gesichtspunkt des Haltens oder Nichthaltens des Materials massgebend gewesen, sondern der Fabricant hat den Wunsch, die Garantie baldmöglichst loszu werden, weil sie viel Geld kostet. Herr Rüppell: Sehr wahr. Die Consumenten wissen wohl, dass sie bei längerer Garantie mehr zahlen müssen. Wir haben auch Schienenbrüche nach 4 Jahren gehabt. Vorsiizender: Dann müssten wir für Schwellen auch 5. Jahre nehmen. Herr Rüppell: Das ist aber kein Stahl; wir haben jetzt thatsächlich 3 jährige Garantie. Vorsitzender: Der jetzige Zustand ist auch keineswegs als normal anzusehen. Herr Brauns: Mehrere Bahnen haben nur eine 2jährige Garantie. Wenn eine Schwelle 2 Jähre gelegen hat und es ist nichts vorgekommen, so passirt auch später nicht viel mehr daran; die Brüche und Fehler aller Art, die überhaupt vorkommen, zeigen sich grösstentheils schon inner halb des ersten Jahres. Herr Rüppell: Ich glaube, dass die 2 Jahre Garantiezeit mehr aus der Anwendung der Schwellen aus Schweisseisen hervorgegangen ist und dass die Fabricanten bei der Neuheit der Sache keine grössere Garantie geben wollten. Aber ich kann eine grosse Belastung der Fabricanten nicht darin erblicken, dass die Garantiezeit für homogenes Material auf 3 Jahre festgesetzt wird. Vorsitzender: Die principielle Frage, ob homogenes Material für Schwellen sich besser eignet als geschweisstes Eisen vermag ich für meine Person nicht zu bejahen. Ich sehe jedoch keine Gefahr darin, eine längere Garantiezeit zu nehmen, und finde, dass das kein Punkt ist, worauf grosses Gewicht gelegt werden kann. Die Commission hat nur geglaubt, dass eine längere Garantie zeit nicht erforderlich ist, und dass 2 Jahre genügen würden. Herr Brauns: Der Punkt ist allerdings discutabel , aber wir haben die 2 jährige Garantie in den meisten Bedingungen, die uns vorlagen, vorgefunden und sie aus diesem Grunde beibehalten. Vorsitzender: Ich habe ausserdem noch zu bemerken, dass diese Bedingungen später mit den Vertretern der Consumenten noch eingehend discutirt werden, und da dürfte es immer noch gut sein, einige Punkte in petto zu haben, in denen man den Herren entgegenkommen kann. (Heiterkeit!) Für diesen Zweck dürfte dieser Punkt sehr geeignet sein. Wenn sich niemand weiter zum Worte meldet, so bitte ich den Herrn Referenten, in seinem Vortrage fortzufahren.