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Nr. 3. STAHL UND EISEN.“ September 1881. 134 Massstab für den Werth ihrer Montanproducte und Werthe zu finden, als blind einem Schottischen Markte für eine specielle Sorte der Production zu folgen. Wir können nur wünschen, dass uns Vereinbarungen der betheiligten Kreise bald zu diesem Ziele führen. Panzerplatten. — In Gavres bei Lorient liess die französische Marine vor kurzem Schiessproben auf Panzerplatten, welche für die Gorvette „Terrible" be stimmt sind, anstellen. Die Versuchsplatte hatte eine Stärke von 500 mm und ein Gewicht von 18 t. Die Resultate sind ausnehmend günstig ausgefallen, indem die Geschosse zersprangen, fast ohne einen Eindruck auf der Platte zu erzeugen. Die Lieferung ist von Schneider & Cie. in Creusot ausgeführt, und ist diese Qualität derjenigen von Stahl und Eisen geschweisst, wie solche vor kurzem von England ans angepriesen wurde, weit überlegen.“ (Soweit der Bericht des L’Ancre de Saint-Dizier, leider ist aber nicht berichtet, ob die Platten aus Stahl oder Flusseisen oder Schweisseisen hergestellt waren, auch fehlen die Angaben über die Stärke der Geschütze und der Geschosse und diejenigen der Ent fernungen, um einen Vergleich mit den angezogenen englischen Versuchen anstellen zu können. Anm. d. Ueber».) Eingesandt.*— Die in Ganton erscheinende Eastern Mail brachte kürzlich den nachstehenden Auszug aus einem merkwürdigen Berichte des chinesischen Gelehrten Fu-Li an seinen hohen Vorgesetzten, den Mandarinen Ho-Tsang in Peking. .Eure erhabene Weisheit sandte mich unwür digen Diener in die Fremde, nm zu erkunden, ob es angemessen erscheine, im himmlischen Reiche der Mitte Schulen zn gründen, wo gelehrt würde, wie man Schiffe und Wagen durch Feuer treibt, in die weite Ferne spricht, Flinten und Geschütze an fertigt, die nützlichen Mineralien aus der Erde hebt, verschmilzt und weiter verarbeitet, damit unser Gold und Silber nicht aus dem Lande in die Hände der habgierigen Ausländer gehe, welche die Oberhoheit unseres allergnädigsten und höchsten Gebieters auf Erden, des Lichtes der Welt, zn verkennen sich erdreisten. Von Nordamerika und England habe ich Euch, hochgelehrter, edler Herr, treue Berichte ge schickt und befinde mich nun seit längerer Zeit in der Hauptstadt der Preussen oder Deutschen, welche vor 10 Jahren die gottlosen Franzosen schlugen und uns damit an den frechen Tempelschändern und Plünderern des himmlischen Reiches der Mitte rächten. Anfänglich war es mir schwer, hier etwas Nützliches zu erfahren, da die Preussen der eng lischen Zunge, welche mir geläufig ist, nicht mächtig sind, aber allmählich habe ich mich in ihre barba rische, übelklingende Sprache eingearbeitet und kann nun Genaues berichten. Trotzdem diese Preussen zu ihrem eigenen Schaden weit von uns wohnen, haben sie doch klugerweise einzelne Einrichtungen des himmlischen Reiches angenommen und damit unsere Ueberlegen- heit anerkannt. Nur die gelehrten, studirten und geprüften Leute herrschen, ganz so wie in unserm Lande der Glückseligkeit, auch ist Alles in Rang stufen eingetheilt; zwar sind die einzelnen Manda rinenklassen nicht durch Glasknöpfe und Pfauen federn ausgezeichnet, aber durch Titel und Namen, welche in den Ohren des gebildeten Bewohners der Mitte meist sehr befremdlich klingen. Aehnlich • Für diese Mittheilungen kann die Redaction keinerlei Ver antwortung übernehmen. wie in meiner glücklichen Heimath werden nur die jenigen befördert und in eine höhere Mandarinen klasse versetzt, welche sich nicht überheben, son dern die schuldige Demuth und Ehrfurcht gegen Vorgesetzte niemals äusser Acht lassen. Selbst die bei uns wenig geachteten Kaufleute und Gewerb- treibenden, wenn sie viele Taels erworben, trachten danach, einen der unteren Mandarinentitel zu er langen, und sind sehr stolz darauf, noch mehr aber ihre Weiber. Sie werden Räthe und geheime Bäthe des Handels genannt, obschon man von ihnen als solche niemals einen Rathschlag begehrt. So unverständig sind wir Bewohner des himm lischen Reiches nicht, bei uns wird nur der in eine Mandarinenklasse aufgenommen und steigt, welcher durch Studien und Prüfungen seine Kenntnisse in der Geschichte, Religion und in den Gesetzen des Landes der Vernunft und Gerechtigkeit nachge wiesen hat. Sehr klug und weise handelte die Regierung Preussens neuerdings, indem sie die zahlreichen Eisenwege und damit den ganzen inneren Verkehr des Landes an sich zog und nunmehr durch ihre treuen, ergebenen Diener verwalten lässt. Wo früher habsüchtige Kaufleute und unstudirte Männer nur ihren Vortheil suchten, das Volk aussaugten und auf die Weisen des Landes spöttisch herab sahen , da herrschen jetzt gelehrte, geprüfte und bewährte Mandarinen, meist gesetzeskundige, ehe malige Richter und Beamte der Statthaltereien, welche Alles weniger nach den Regeln des gemeinen Handels und Wandels leiten, als nach sorgfältig erwogenen, geschriebenen Verordnungen und Sat zungen. die sie aus den Schreibstuben der höheren Würdenträger empfangen oder gar aus dem unfehl baren , geheimen Yamen des höchsten Mandarinen für das Verkehrswesen, der ebenfalls ein studirter und geprüfter Gesetzeskundiger ist. Sollte jemals das himmlische Reich genöthigt sein, die Teufels werke der Eisenwege einzuführen, so empfehle ich die preussischen Einrichtungen, weil sie den ur alten, ererbten, edlen Gewohnheiten des Reiches der Mitte am besten entsprechen. Die Entwürfe zu den Eisenwegen werden von studirten und geprüften Bauleuten angefertigt, auch überwachen diese die gewöhnlichen, eigentlich niederen Arbeiten des Grabens, Anschüttens, Bauens u. s. w., sind aber gerechter Weise minder ange sehen als die gesetzeskundigen Mandarinen, während sie wiederum mit Verachtung auf die ungeprüften Genossen herabblicken, selbst wenn diese einen schöneren Tempel, eine gefälligere Brücke oder einen stattlicheren Palast gebaut haben. Noch weniger Ansehen geniessen die Vorsteher der Feuermaschinen leute und Werkstätten, sie werden erst neuerdings in seltenen Fällen mit dem Titel eines Mandarinen beehrt, was sie sehr kränkt und missmuthig stimmt. Weil behauptet wird, dass nicht die preussischen Kriegsmandarinen die letzten Schlachten gewonnen, sondern die Schullehrer des gemeinen Mannes, so hat man für die Wissenschaften der Gewerbe grosse Schulen gegründet, wo die Jünglinge, welche sich dem Stande der Engineers widmen wollen, in allen Fächern ihres künftigen Berufes unterrichtet wer den. Diese Schulen sind sehr zahlreich, so dass oftmals auf kaum sechs Schüler ein Lehrer kommt, und da die Schulzeit meist eine lange ist, erwerben die Jünglinge, wenn sie fleissig sind, viele Kennt nisse in allen möglichen Dingen. Aufgefallen ist mir, dass trotz dieser Gelehrsamkeit die ungebil deten Nordamerikaner und Engländer den geschulten Preussen im Handel und in den Gewerben weit überlegen sind, und glaube ich die Ursache darin gefunden zu haben, dass die wissbegierigen Preussen hauptsächlich die Grund- und Bildungsgesetze der