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132 Nr. 3. „STAHL UND EISEN.“ September 1881. Vermischtes. Zur Diseussion über die Bestimmung des Kraft- bedarf's beim Walzen von Stahl und Eisen. (Vergl. Nr. 2 dieser Zeitschrift.) In der Diseussion vom 29. Mai bemerkte Herr Helmholtz, dass die erforderliche mechanische Arbeit beim Walzprocess um so geringer wird, je kleiner die Walzendurchmesser sind. In Folgendem möchte ich mir gestatten, die Sache etwas kritisch zu beleuchten. Die Walzen mit den Halbmessern Bi und Bi (siehe Zeichnung) haben gleiche Umfangsgeschwindigkeit, also theoretisch gleiche Production. Sehen wir für die Folge von der Breitung des Querschnitts und der Dichtung des Materials ab und bezeichnen die Höhen des Stabes vor dem Walzen mit H, nach dem Walzen mit h, die entsprechenden Längen mit L und l, so haben wir l h = L H, und die in der gleichen Zeit sowohl von dem kleinen, als dem grossen Walzenpaar deformirten Massen (die schraffirten Zwickel in Fig. 1) = L (H—h). Theoretisch ist kein Grund vorhanden, dass bei gleichen Geschwindigkeiten dieselben Formverän derungen in einem oder dem andern Falle mehr mechanische Arbeit beanspruchen sollten. Da Lei stungen und Geschwindigkeiten gleich sind, mss auch die Umfangskraft in jedem Falle dieselbe sein; be zeichnen wir sie mit P und nennen wir in Fig. 2 AB=f, den Radius allgemein = R und die halbe H h Abnahme = —.— = 8, so haben wir nach der Z Theorie der wälzenden Reibung den Achsendruck und da f = V 2 B d — 2, so P B • - 1/211(5 - welches ein Maximum wird für R = ö- Der Achsendruck wird also bei der kleineren Walze jedenfalls grösser ausfallen. Der Gesammtarbeitsauf- wand muss sich unter sonst gleichen Umständen bei dünnen Walzen ebenfalls höher stellen als bei diesen. Dass Walzen von grösserem Durchmesser bei glei cher Winkelgeschwindigkeit im Allgemeinen bei der selben Abnahme mehr Betriebskraft erfordern als solche von kleinerem Durchmesser, ist selbstverständ lich, aber sie produciren auch mehr. Burbach bei Saarbrücken. Braune. Leuchtende Hochofenschlacke. Dem Wunsche mehrerer Collegen entsprechend, be richte ich hier über eine Erscheinung, welche bei der Roheisen-Darstellung wohl selten vorgekommen sein dürfte und die im September 1866 auf der Sayner- hütte von mir zum erstenmal wahrgenommen wurde. Obwohl die Sache demnach sehr alten Datums ist und ich derselben auch keine weitere Bedeutung für die Praxis zuschreibe, so dürfte ihr doch ein gewisses fachwissenschaftliches Interesse nicht abzusprechen sein, zumal mir trotz umfassender Informationen bis heute von einem ähnlichen Fall nichts bekannt ge worden ist. Der Gang des Hochofens der alten Saynerhütte wurde damals auf die Darstellung von hochgarem grauen Roheisen geführt, welches nachher beim Bessemer-Process Verwendung finden sollte; wenn auch hierbei ein phosphorfreies Eisen nicht erzielt worden ist, so wurde doch durch diese und längere Zeit fort gesetzte ähnliche Versuche auch der Beweis geliefert, dass bei hochgarem Gang und möglichst basischer Beschickung eine Verschlackung des Phosphors im Hochofen bis zu einem bestimmten Grad zu erreichen ist, worüber viele Analysen genügenden Aufschlues ergaben. Die damalige Möllerung bestand aus: 80°, o Nassauer Rotheisensteinen, 20°/0 Horhäuser Brauneisensteinen unter Zusatz von 44 Scheffel Lahnkalk pro Gicht. Die gefallene Schlacke, welche weder in ihrer äusseren Beschaffenheit noch nach ihrer chemischen Zusammensetzung eine Aehnlichkeit mit der gewöhn lich dort erzielten Schlacke zeigte, unterlag bei all mählichem Erkalten an der Luft einer Zersetzung unter Lichterscheinung; der in heissem Zustand noch feste Schlackenklotz zerfiel später beim Kälterwerden knisternd zu staubförmigem Pulver, und leuchtete dabei die handwarme Masse in demselben Licht, wie es durch Reiben des Phosphors hervorgerufen wird; nach dem vollständigen Zerfallensein und Erkalten der Schlacke liess die Lichterscheinung nach und verschwand zu letzt gänzlich ; bei dem ganzen Vorgang war kein Ge ruch bemerkbar. Diese Erscheinung kehrte bei der beigehaltenen Möllerung und bei hochgarem Gang des Ofens wiederholt wieder. Die von mir s. Z. dort ausgeführten chemischen Analysen der Möllerung, des erblasenen Eisens und der gefallenen Schlacke ergaben folgende Resultate: Möllerung: Roheisen: Schlacke: SiOs =14,288 Si = 1,092 SiO2 = 38,715 CaO =24,334 Ca = 0,734 CaO = 45.452 Mg 0 = deutl. Spur. Mg Spur. MgO = 0.879 MnO2 = deutl. Spur. Mn = 0,277 MnO 1 Fea 03=52,292 Fe = 97,432 FezO: i = 15.049 Ak Oa= 8,554 Al = 0,000 ALO: 4 POs = 0,258 P = 0,181 POs = 0,045 99,726 99,716 100,140 Bei der gänzlichen Abwesenheit stickstoffhaltiger Substanzen ist die erwähnte Lichterscheinung der Schlacke gewiss eine eigenthümliche, und dürfte deren Auftreten, wenn auch sehr verspätet mitgetheilt, doch jetzt noch manchem der Herren Gidlegen von Interesse sein. Düsseldorf, Juli 1881. G. A. Frank, Hüttendirector. Drahtseilbahnen. (Aus der „Zeitschrift für das Berg-, Hütten- u. Salinen wesen im Preuss. Staate. Bd. XXIX, Nr. 3.“) Zum Transport der Bergwerksproducte entlegener Gruben nach den Eisenbahn -Verladestationen oder auch nach anderen Punkten erhalten die Drahtseil- Bahnen von Ad. Bieichert in Leipzig immer weitere Verbreitung. Auf Zeche Mont-Cenis bei Dortmund ist eine solche Bahn behufs Transportes der Berge und Wäscheab gänge nach einem der Zeche gegenüber gelegenen Absturzterrain in Betrieb gekommen. — Sie hat eine Länge von 87,5 m, eine Steigung von 13,5 m und arbeitet zur vollen Zufriedenheit. — Eine gleiche Balm wurde zur Verbindung des Eisensteinbergwerks Briloner Eisenberg mit der 3,5 km