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September 1881. „STAHL UND EISEN.“ Nr. 3. 117 uns scheint vollständig erwiesen, dass gute feuer feste Zustellungen für Hochöfen zu den gang baren, niedrigen Tagespreisen ohne Einbusse nicht herstellbar sind. Es ist keine erfreuliche Er scheinung, wenn man kurze Zeit nach dem An blasen eines frisch zugestellten Hochofens das .Gestell stellenweise vielleicht 300 mm, 400 mm oder gar 500 mm und darüber weggeschmolzen findet, was aber unvermeidlich ist bei der man gelhaften Beschaffenheit des gewöhnlichen Stein materials. Für Boden, Gestell und Rast er achten wir Garnkirk-Qualität als mindestens noth wendig, für die Schächte sehr feste, gut ge brannte, feinkörnige Steine, die wohl kaum schlechter und billiger als erstere sein können. Aber das hilft Alles noch nicht ausreichend; durch viele, zweckmässig vertheilte Wasserküh lungen müssen bestimmte, feste Punkte geschaffen werden, welche der um sich greifenden Zerstö rung Halt gebieten. Wasser ist unter allen Um- ständen das feuerfesteste Material. In der General-Versammlung unseres Vereins am 5. Mai 1878 berichtete Herr V. Limbor ein gehend über die Ursachen der in letzter Zeit häufig vorgekommenen Schachtzerstörungen und über das von ihm angewandte manoeuvre de force einer künstlichen Erhaltung eines angegriffenen Schachtes durch kräftige, unmittelbare Wasser- herieselung. Die letztere hat jedoch ihre grossen Uebelstände, weshalb Herr Limbor später bei zwei neu zugestellten Oefen Kühlringe in die Schächte, an einem Ofen 7, am andern 11 ein baute. Jeder Kühlring besteht aus 12, durch Schrumpfbänder untereinander verbundenen, ge schlossenen Segmenten, denen das Wasser durch Bleirölren zu- und abgeführt wird. Diese Kühl- ringe sollen einerseits den Schacht vor allzu raschem Angriffe schützen, andererseits bei noth wendigen Repataturen den früher vermissten Halt zum Einbau von neuen Malierstücken geben. Nach mehrjähriger Erfahrung scheint der erstere Zweck erreicht; an den wirksamen Stellen hat sich das Mauerwerk sehr gut erhalten, dagegen au den Stellen, wo wegen Springens von zwei Kühlringsegmenten das Wasser abgesperrt werden musste, wurde eine starke Abnahme der Mauer- stärke constatirt. Vollkommen ist die Einrichtung jedoch nicht, unter Umständen kann sich ein Kühlring wegen mangelnder eigener Unterstützung als schlechte Grundlage zum Aufbau eines neuen Sehachtstückes erweisen und andererseits müssen bei frischer Zustellung sämmtliche Ringe aus- und wieder eingebaut werden. Diese Umstände gaben Veranlassung zu der auf Blatt I dargestellten und hier näher beschriebenen Construction. Das gänzliche Freistellen der Hochöfen von unten bis oben, die ungehinderte und bequeme Zugänglichkeit aller äusseren Theile ist kein neuer Wunsch, bereits vielfach angestrebt und auf mancherlei Weisen erreicht worden. In III unserer Zeichnung tragen acht schmiedeeiserne Gitterständer die Gichtbühne, sind oben durch einen äusseren Ring und mittelst konsolartiger, radialer Arme mit einem inneren Blechringe ver bunden, in dem der gusseiserne Schachtaufsatz hängt, welcher anfänglich nicht dicht an die Schachtmauerung anschliesst, sondern einen klei nen Spielraum lässt, um dem Schachte die freie Ausdehnung beim Anwärmen und Anblasen zu gestalten; die erste nachgiebige Ausfüllung des Spielraumes mittelst sogenannter Ballen ersetzt man später durch feste, auf Maass zugehauene Steine. In den Schacht sind 13 offene Kühlringe mit einer gegenseitigen Entfernung von 600 mm ein gebaut; jeder Kühlring besteht aus 12 Theilen, die durch Schrumpfbänder verbunden sind; auf den gemeinschaftlichen Fugen von je zwei Ring segmenten stehen 12 Stützen, welche durch Bolzen und Keile mit den Ringen und unterein ander verbunden werden. Zwischen je zwei Kühlringe sind zwei äussere, schmiedeeiserne, auf die Fugen der Schachtsteinlagen treffende Bände eingeschalten, welche gleich den Kühlringen bei neuer Zustellung nicht entfernt zu werden brauchen, da sie auf Vorsprüngen der Stützenwände liegen. Beim Anwärmen und Anblasen löst man die Keile an den Verbindungen der Ringstücke und Stützen, damit sich Alles nach Belieben aus dehnen kann, füllt zwischen Stützen und Ringen etwa entstehende Fugen durch Einschieben von kleinen Blechstüken aus und zieht dann die Keile wieder an. Das Kühlwasser wird durch schmiedeeiserne, mit Spritzlöchern versehene, gebogene Röhren je nach Bedarf den Ringen zugeführt, rieselt durch die Stützen in die tiefer liegenden Ringe und wird unten aufgefangen. Das ganze eiserne Schachtgerippe wird demnach gekühlt und schützt die benachbarten Steine vor raschem Angriffe. Reparaturen an einzelnen Gefachen unterliegen nicht den geringsten Schwierigkeiten, da die Kühl ringe stets eine sichere Grundlage für die einzubauen den Mauerstücke gewähren und kein Nachstürzen oberer oder unterer Theile gestatten. Die Maschen der Gitterständer dienen zum Einschieben von Balken, welche mit Brettern belegt, Bühnen bil den, die man wohl am besten ständig in Ord nung hält, um ungehindert jederzeit an alle Stel len des Ofens gelangen zu können. Unsere Ab bildungen machen eine genauere Beschreibung überflüssig. Das Gestell schützen entweder eine Anzahl von Kühlringen über den Formen, oder auch einzelne Blindformen und Kühlkasten. Das letztere zie hen wir vor, weil die Blindformen bei eintreten den Störungen als Blaseformen zu benützen und getrennte Kühlvorrichtungen unabhängiger von einander sind. Unseres Erachtens bedarf die Rast der Hochöfen eines besseren Schutzes, als • 2