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in Angriff mit Infanterie und Artillerie. Zu gleicher Zeit hörte man Artillerleangriffe an einer anderen Front, es scheint, daß dies bei Arras gewesen ist. Bei den Kämpfen an der Yser fielen einige Granaten in Fournes. Ein neuer italienischer Schiffahrtskanal. Mailand. Die Regierung billigte da» Bauprojekt sür den 24 Kilometer langen Schisfahrtskanal zwischen den Lagomaggiore und dem Simplon, aus dessen Gefälle 20000 Pferdekräste für industrielle Zwecke gewonnen werden können. Die Kosten betragen 7 700000 Fr. Mit der Ausführung soll alsbald begonnen werden. Verdächtige Zeichen. Aus Rotterdam wird gemeldet: Bei den indischen Truppen wurden nach der „Times" Ausschnitte aus der in San Francisko erscheinenden revolutionären Zeitschrift „Ghadar" gefunden, worin die Inder aufgesordert wurden, die Gelegenheit zu benutzen, das englische Joch abzuschütleln. Meuterei im russischen Heer. Aus Wien wird berichtet: Den russischen Truppen, die in Stanislau standen, wurde mitgeteilt, die Türken hätten im Kaukasus erfolgreich gekämpft. Darauf verweigerten 700 kaukasische Soldaten den Gehorsam. Sie wurden gefesselt ins Innere Ruhlands gebracht, um vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. — Der bekannte russische General Radko DImitriew schrieb an einen hiesigen Be kannten einen Brief, in dem er behauptet, daß sich in den Mannschaftskreisen der russischen Armee Zeichen einer Zersetzung bemerkbar machen, und er jetzt auch einzusehen beginne, weshalb man in Rußland auch selbst die russische Armee als demoralisiert bezeichnet. Er sei selbst Augen zeuge davon gewesen, daß die Mannschaften die Aus führung des Befehl« verweigert haben und die Offiziere ohnmächtig zusehen mutzten, wie die Soldaten, obwohl sie in der Ucbermacht waren, die Flucht ergriffen. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die kürzestenTage des Jahres. Ein Bauernspruch heißt: „Sankt Lucen — macht die Tage stutzen." Das soll heißen: der Tag der heiligen Lucia bringt die Tageslänge zum Hallen. Nun fällt der heilige Lucientag auf den 13. Dezember, und somit wäre diese bäuerliche Rechnungsart salsch, wenn sie nicht schon aus der Zeit vor der gregorianischen Kalenderreform stammen würde. Damals fiel der St. Lucientag auf den jetzigen 25. Dezember. Aber auch dieser Tag ist nicht der kürzeste. Allgemein wird der 2l. Dezember als der Zwerg unter den Tagen angesehen, allein auch das ist falsch, der 23. Dezember ist noch zwei Minuten kürzer. Merkbar ist der Unterschied der Tageslänge von Mitte Dezember bis Anfang Januar überhaupt kaum. Am 15. Dezember beträgt sie 7 Stunden 38 Minuten, nimmt bis zum 23. um vier Minuten ab und steigt dann bis zum Silvester um ebensoviel Minuten. Diese sehr geringe Zunahme der Tageslänge hat zu spaßigen Sprichwörtern Anlaß gegeben. Die Franzosen und Sardinier sagen: „An St. Lucia wachsen die Tage um den Sprung eines Flohes, a« St. Thomas (gleich dem jetzigen 2. Januar) um den Schritt eines Pferdes." In Toskana sagt man: „An St. Thomas ist der Tag um soviel gewachsen, wie der Hahn den Fuß hebt." — Der nächste Sonntag heißt bekanntlich der gol dene, da er für die Geschäftsleute die Haupteinnahme vor dem Weihnacht-feste liefern soll. Sonst sagt' Vater diesen Sonntag: „Heute geht es in die Gassen. Was Knecht Rupprecht jetzt uns brachte, Das ist gar nicht all' zu fassen." Und es gab ein lustig Schauen, Wogen hin und her und Laufen, Und dem frohen Weihnachtskaufen. Heut sitzt Vater in der Ferne Rauchend in dem Schützengraben Aeugt scharf aus, hin, nach dem Feinde, Denkt still an die Weihnachtsgaben. Da hört Mutter in der Heimat Plötzlich ihr die Ohren klingen: „Frau vergiß nicht, für die Kinder Muß der Weihnachtsmann was bringen." — Die am Donnerstag abend im Vereinslokal „Stadt Dresden" stattgefundene Monatsversammlung des Kgl. Sächs. Militärvereins erfreute sich nicht nur eines ganz besonders starken Besuch», seitens der Vereinsmit glieder, sondern auch der hier zur Erholung sich befindenden Feldgrauen und beurlaubten Vaterlandsverteidiger. Nach erfolgter Begrüßung durch den Vorsitzenden wurde in die umfangreiche Tagesordnung eingetreten und beschlossen, am 6. Januar 1915 die Hauptversammlung in Gestalt eine» Familienabend» im Hotel zum Stern und am 27. Januar Kaisers Geburtstag in Form eine» patriotischen Abend» in der Reichskrone abzuhalten. Während der Erledigung der geschäftlichen Angelegenheiten beschäftigten sich die Kameraden mit dem Versand von Weißeritz- Zeitungen an die Im Felde stehenden Kriegsteilnehmer. Nach beendigter Tagesordnung entspann sich ein lebhafter § Verkehr und Aussprache mit unseren anwesenden Feld- ! grauen, welche die Anwesenden durch interessante Erzüh- ! lungen lange zusammenhielten, wobei manches unserer bekannten Volkslieder durch den Saal scholl. Dippoldiswalde. Da» Weihnachtsfest steht wieder r vor der Tür, und in Vereinen, Korporationen usw. rüstet i man sich, denen den Weihnachtstisch zu decken, die au» f irgend einem Grunde leer oder fast leer ausgehen würden, i denen es nicht möglich ist, daheim beim brennenden Weih nachtsbaume zu stehen. Wie viele lind es aber, die dies mal Weihnachten nicht daheim feiern können. Fern der Heimat, in West und Ost, halten sie treue Wacht. So gern möchte man mit ihnen Weihnacht feiern, und da die» nicht möglich, so sucht man dies dadurch zu ersetzen, daß man denen den Tisch deckt, die verwundet vom Schlacht- felde zurückgekehrt lind. So hatte der Stammtisch in der .Sonne", Gäste, die dort gern und oft verkehren, am Donnerstag nachmittag den in der Dippoldishöhe weilen den Verwundeten den Tisch gedeckt. In der geräumigen Veranda versammelten sich beim brennenden Lichterbaum die Verwundeten und verschiedene Gäste und Freunde. Ein freiwilliger Kinderchor ließ Weihnachtslieder ertönen, worauf die Tochter des Herrn Ruhsam als Weihnachts engel, den brennenden Lichterbaum in der Hand, erschien und folgende hübsche Verse sprach: Gott grüße Euch, Ihr lieben Brüder, die Ihr kämet zur Heimat wieder, nachdem Ihr verwundet in Feindes Land, gesund nun gepflegt durch liebende Hand. Ein Weihnachtsgruß soll der Gruß Euch sein, um Eure Herzen zu erfreu'». Die Weihnacht brachte den Frieden auf Erden, auch Euch soll Heil und Frieden werden; von Weihnachtsliebe will ich Euch künden, die den Weg in Eure Herzen will finden. Die ewige Liebe aus himmlischem Reich, Sie strahlet al» leuchtender Stern auch Euch. Das ganze Volk, das Vaterland schließt innig um Euch der Liebe Band. Und wie di« Hand unsers Gottes über Euch waltet, so sind liebende Hände für Euch gefaltet, die für Euch um himmlischen Segen bitten, die Ihr für das Vaterland gekämpft und gestritten. Der Dank des Volkes sei stets Euch zuteil, Euch, die Ihr geblutet für des Vaterlands Heil. Vergolden soll der Gedanke Euer künftiges Leben, Daß Ihr in Treue dem Vaterland Euch ergeben. Mit fröhlichen Augen nun aufwärts geschaut und fernerhin Gott dem Herrn vertraut. Die Liebe begleitet Euch auf Euern Wegen, und Gott ist mit Luch mit seinem Segen. Nehmt freudig die Gaben der Liebe an, und Gott sei mit Euch aus fernerer Bahn! In einer kleinen Ansprache führte dann ein Freund des Hauses etwa folgendes aus: Das Bewußtsein, dem Vaterland« das Herzblut gegeben zu haben, werde das fernere Leben vergolden. Ein Weihnachtsgruß soll die kleine Feier sein, von liebenden Händen gespendet, ein Zeichen, daß nicht nur daheim liebende Herzen schlagen, sondern auch hier. Droben im Himmel walte der himm lische Vater, der auch die, denen die Feier gelte, weiter schützen werde, der uns eben erst wieder den schönen Sieg gegeben. Die Lichter am Weihnachtsbaum deuten auf Bethlehem, wo der Friedenstürst geboren. Er werde auch wieder durch die Lande schreiten: Friede auf Erden. Der Weihnachtswunsch sei, völlige Genesung der Verwun deten. Möge Golt unserm deutschen Baterlande weiter beistehen und es schützen. Das deutsche Vaterland hurrah! Bei einem kleinen Imbiß, bei Punsch, kleinen Borträgen, Gesang des Kinderchors und musikalischen Darbietungen verlief die kleine Feier aufs schönste. Namen« der Ver wundeten sprach Unteroffizier Kuppke den Gebern herz lichsten Dank au», um dann bald darauf mit seinen Ka meraden den Gabentisch adzuräumen und den Heimweg anzutreten. Gern werden die Teilnehmer dieser kleinen schön verlausenen Feier gedenken Dippoldiswalde. Wie die Güte eine» Waldbesitzers mißbraucht worden ist. Bei der jetzt herrschenden Arbeits losigkeit hatte ein Waldbesitzer auf ergangen« Anfrage seine Genehmigung dazu gegeben, in seinem Walde dürres Holz aufzulesen. Al» der Besitzer infolge anderer Beschäftigung 8—10 Tage nicht in seinen Wald gekommen war, mußte er beim Betreten des Waldes die Wahrnehmung machen, daß ihm gegen 150 Stück 8—10 cm starke Bäume abge- ägt und fortgeschafft worden waren. Die Leute dürfen ich nicht wundern, wenn, durch dieses Vorkommnis ver- irgert, die Waldbesitzer dad Betreten des Walde» verbieten; aber manchem dürste auch das Herz Hopsen, wenn der Waldbesitzer Strafantrag gegen die Schuldigen stellen würde. — Wegen der Siege in Polen fällt morgen Sonn- abend der Unterricht an den Schulen aus und sind Schulseiern zu veranstalten. — Aus Sachsens Lehrerschaft sind schon 324 aus dem Zelde der Ehre gefallen. 241 wurden für Tapferkeit vor dem Feinde mit dem Eisernen Kreuze ausgezeichnet. Von den Daheimgebliebenen der größeren Bezirksvereine de» Landes wurden während der ersten drei Kriegsmonate — ohne Berücksichtigung der zahlreichen persönlichen Spenden vieler einzelnen Mitglieder — über 200000 M. Sr die Zwecke der Kriegshilse geopfert. Au« der Krieg»- >ilfe de» Sächsischen Lehrerverein» sind außerdem 30000 M. Mr Kriegsunterltühung bewilligt worden. Ferner wurden ür 5000 M. Liebesgaben an solche bedürftige Soldaten ausgesandt, die zu Weihnachten voraussichtlich keinerlei Gaben von ihren Angehörigen zu erwarten haben. Es wurden über 500 Pakete im Werte von je 10 M. an die ächsischen Regimenter in West und Ost abgesandt. — „Psörtner", nicht „Portier". Di« preußische Staat«- «ahnverwaltung Hut für ihre Dienststellen folgende Ver- ügung erlassen: „Die Bahnhofrpsörtner, die noch mit den alten Brustschildern mit der Aufschrift „Portier" aus gerüstet sind, sollen jetzt solch« mit der vorschriftsmäßigen Bezeichnung „Pförtner" erhalten.",^ Obercarsdorf. Auch in diesem Winter wird hier Gelegenheit geboten, bei ungünstiger Witterung eine ösfent- liche Sonntagsandacht im Orte haben zu können. Mit nächstem Sonntag den 20. Dezember sollen die Lesegottes dienste in hiesiger Schule wiederum ihren Anfang nehmen. Dieselben werden in Zwischenräumen von 14 Tagen Sonntags mittags 2 Uhr abgehalten. In der gegen wärtigen ernsten Zeit dürften diese Andachtsgelegenheiten besonderes Bedürfnis sein. Am Jahresabend findet hier nach allem Brauche abends V28 Uhr ebenfalls eine An dacht im Schulzimmer statt. Schmiedeberg. „Der abgeblendet« Bahnhof." Al« ob feindliche Fliegerangriffe zu befürchten seien, bleibt seit kurzem die verkehrsreichste Station der Hairberg—Kips- dorfer Linie in nächtliche Dunkelheit gehüllt. Nur zwei längst abgesetzte Oelflammen spenden einen matten Licht- schimmer aus dem Bahnsteig. Buchholz. Den Stadtverordneten war eine Eingabe zugegangen, in der die Bewilligung von Arbeitslosen unterstützungen und Maßnahmen zur Herabsetzung der Lebensmittelpreise gefordert wurden. Vom Rat wurde erklärt, daß der Vorsitzende des deutschen Städtetages er sucht worden ist, dahin zu wirken, daß alle Städte gegen ungerechtfertigte Preissteigerungen gemeinsam vorgehen sollen. Bockwa. Die Bergschäden infolge des Kohlenab baues sind hier seit Jahren erheblich hervorgetreten. Gar manches schöne Bauerngut und manche Villa mußte ab getragen werden und manche Wiesen- und Feldgrundstücke zeigen erhebliche Mulden. Die Zwickau—Schneeberger Staatsstraße, die auch von der Zwickauer Straßenbahn befahren wird, mußte wegen der Bodensenkungen in diesem Vorfrühling verlegt und höher geführt werden. Jetzt haben sich aber bereits wieder Senkungen auf dem neuen Straßenteil eingestellt und man fürchtet auch die Einflüsse der Senkungen auf unsere Kirche, unter der übrigen» Kohlen nicht abgebaut werden dürfen. Tagesgeschichte. Amsterdam. Die Times geben folgende nähere Mit teilungen über die Beschießung von Hartlepool und Scarborough. Es wurden 29 Leichen in Hartlepool ge sunden. Lin Trupp Freiwilliger von Bede-College, der an der Verteidigung von Hartlepool tettnehmen wollte, be fand sich gerade auf dem Marsch, als eine Granate zwischen sie fiel, 7 tötete und mehrere verwundete Die Kanoniere der Garnisonsartillerte und Territorial-Artillerie beantworteten das Feuer der Kriegsschiffe. Der Material schaden ist groß. Viele Herrschaftshäuser am Strande zu Hartlepool und auch eine große Zahl Arbeiterwohnungen in der Altstadt, westlich von Hartlepool wurden vernichtet, während mehrere andere Häuser gänzlich niederbrannten. Drei Kirchen wurden von Granaten getroffen, die quer durch sie durchgingen. Ein paar Granaten trafen den Gasometer. Das ausströmende Gas fing Feuer. Glück licherweise konnte das Feuer noch rechtzeitig gelöscht werden. Acht Arbeiter der Gasfabrik wurden dabei getötet. Die neue Larnegiebtbliothek wurde von einer Granate ge troffen, ebenso die Lloyd-Bank, deren inneren Räume ver wüstet wurden — — Halbamtlich wird gemeldet, daß in Scarborough 25, in Hartlepool 48 Personen verwundet wurden. Von einem Torpedojäger wurden sieben Ver wundete von einem der enolisi en Schisse an Land ge- bracht, woraus hervorgeht, daß die englischen Schiffe ge- wiß nicht ohne ernsteren Schaden daoongekommen sind Kirchen-Nachrichten. 4. Advent, 20. Dezember 1914. Kreischa. Vorm. 8 Uhr Beichte und Feier des hei ligen Abendmahls. — Vormittags 9 Uhr Predigtgottes- dienst. — Nachmittags 2 Uhr kirchliche Unterredung mit den Jungfrauen aller dazu verpflichteten Jahrgänge. Nachm. 3 Uhr Tausgotterdienst. Possendorf. Vormittags '/r9 Uhr Beichte und Abend mahlsfeier. Pfarrer Nadler. Vormittags 9 Uhr Predigt- gottesdienst. Derselbe. Nachmittags l/22 Uhr Abendmahls gottesdienst in der Schule zu Welschhufe. Nachmittags 5 Uhr Abendmahlsgottesdienst in der Kirche. «us Feldpostbriefen. Ick. Nach 8tägigen anstrengenden Märschen ist unser ganzes Korps wieder ins Gefecht eingetreten. Unser Korps, vor allen mein liebes Regiment geht wieder vor. Wir kampieren seit vorgestern auf einem Feld, eine Stunde von der 12 000 Einwohner zählenden Stadt R entfernt. Da haben wir gestern einmal tüchtig eingekauft und un» wieder einmal so richtig satt gegessen. Dabei hatte ich Gelegenheit, in die Verhältnisse einer ranzösischen Familie Einblick zu halten. Es war eine bastwirtschast in R., in der ich eingekehrt war, Mm zu rühstücken. Eine magere, abgehärmte Frau brachte mir >a» Gewünschte, mit den Worten: „Kon appetit monsieur". Ich fing an, mich mit ihr zu unterhalten und erfuhr bald, daß ihr 35 jähriger Ehemann am 5. September hatte eintresfen müssen zur Territorial- (Landwehr) Armee. Vor einem Monat hatte sie die letzte Nachricht von ihrem Mann erhallen. (Andere haben bereit» 2 Monate keine Briefe mehr erhalten.) Die arme Frau lebt nun mit hren 4 Kindern vollkommen in Ungewißheit über da» Schicksal von Gatte und Vater. Die 4 Kinder (2 Mädchen von 13 und II, 2 Jungen von 6 und 8 Jahren) hängen n unbeschreiblicher Liebe an ihren Eltern. E» ist rührend hnrn zuzuhören wenn sie von ihrem lieben Vater sprechen. Da« hat auch mein Herz gerührt. Wenn auch vielleicht der Gatte dieser Frau im selben Augenblick «in Geschoß auf meine Kameraden abfeuert,Dhabi ich> mich entschlossen, den