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aus «Isterberg stammt, befindet sich nach einer von ihm In seiner Heimat eingetroffenen Nachricht ebenso wie die Deutschen Südmarokkos in französischer Gefangen chaft. Die Deutschen seien nach Sebdou in die Provinz Oran gebracht worden. Die Behandlung der Gefangenen sei gut; irgendwelcher Grund zu Besorgnissen liege nicht vor. Kleine politische Nachrichten. Infolge seiner Einberufung zu einer militärischen Stellung in Belgien legte Generalmajor Keim den Vorsitz im Deutschen Wehrverein nieder. Die Geschäfte des Vereins übernahm der Minister v, Pilgrim-Balazzi. DieKopenhagenerNationalbank verteilt 7 Prozent Dividende. . August bis zum 17. September sind in Folkestone, der sudmestlich von Dover gelegenen englischen Hafenstadt, 57 606 Flüchtlinge, zumeist Besäter. einaetrolien. » Anoronung der französischen Regierung suspendierte der "'s "le Auszahlung der am 25. d. M. zahl- baren Telldioldende für das erste Halbjahr aus seine Aktien. In Stockholm liegen zuverlässige Nachrichten aus Archangelsk vor, nach denen bis zum 16. September, entgegen den in England immer wieder verbreiteten Meldungen, kein einziger russi scher Truppentransport dort eümelchifft worden ist. Aus aller Welk. Ein englischer Schlepper in Vie Lust geflogen. Nach einer Meldung aus Grimsby ist am Donnerstag ein Schlepper auf eine Mine gestoßen (oder sollte wieder ein deutsches Unterseeboot in der Nähe gewesen sein?) und ausgeflogen. Sechs Mann der Belakuna wurden aetötet. vreivervanosmiiitürfliesel. Englische Schuhfabriken erhielten nach einer Meldung aus Rotterdam Aufträge für vier Millionen Paar Schuhe. Davon entfallen 1600 000 Paar auf das englische Heer, 2 Millionen Paar auf die Franzosen und 500 000 Paar auf die Belgier. Die kunstschätze des Louvre sind in Sicherheit ge bracht worden. Alle Fenster wurden vermauert. Die Mona Lisa wurde nach Toulouse gebracht. Aehnliche Maßnahmen wurden in allen anderen Pariser Museen getroffen. General Eydoux gefallen. Der bekannte Reorgani sator der französischen Kavallerie, früherer Mitarbeiter des „Matin" und militärischer Berater Griechenlands, General Eydoux, ist bei einer Kavallerieattacke an der Spitze seiner Division gefallen. Er fiel, von einer Kugel durchbohrt, tot vom Pferde. Eydoux, der zur Disposition gestellt war, hatte es vom Gemeinen zum Kavalleriegeneral gebracht. Er wurde vor kurzem unter dem Kriegsminister Millerand trotz seines vorgerückten Alters wieder zum Dienst ein- berusen. „Netle" Franzosen. Der obersten Heeresleitung liegt nach W. T.-B. folgende Meldung eines Jnsanterie- Regiments vor: Bethencourt, 10. September. Am 8. September sind zwei Automobile mit Verwundeten, die die Genfer Flagge führten, im Foret domauiale von einer französischen Radfahrerabteilung unter Führung eines Offiziers überfallen worden. Verwundete und Führer wurden ermordet und beraubt. Nur zwei Mann sind verwundet entkommen und haben die Angaben dem Stabsarzt ihres Battaillons gemacht, Ler sie der Sanitätskompagnie in Gondreville am 9. übergab. gez Regimentskommandeur. Die Tarkos. Der Pariser Korrespondent der Amster damer Zeitung „Tijd" hat von einem französischen Unter offizier folgendes über die Turkos vernommen: Sie bringen abgehauene Köpfe als Beute vom Kampf mit und es ist oorgekommen, daß sie in der Hitze des Gefechtes dem Feinde einen Teil der Backe oder die Nase abbissen. — Man sieht, diese afrikanischen Helden sind beinahe so gemein, wie die französische „Kulturnation" selbst. - vermischtes. Vann fiel eins vombe .... Ein deutscher Offizier, der vermund-t vom Schlachtfelde heimgekehrt ist, erzählt in den „Leipz. N. Nachr.": „Es war noch der Schlacht. Die Feldpost hatte uns wieder eingeholt, vnd so saßen wir zusammen im Schatte» eines Baumes, w-r fünf Offiziere, staubig und dreckig noch, wie wir aus dem Gefecht kamen. Weit hinten oergrollte der Geschützdonner des verebbenden Kampfes, und ringsum lagen unsre Leuts und schliefen wie tot nach der Blut, arbeit von vielen Tagen. Und der Hauptmann holte eine Zeitung hervor, unser heimatliches Blatt, und fing an zu lesen aus den zer knitterten Seiten. So hörten wir von den Kamerader., vom Hindenburg, der da bei Tannenberg die Moskowitz, in die Sümpfe getrieben, von Maubeuge, wie es beschösse», wird von unseren schweren Brummern, vom Sieg de, deutschen Waffen und von deutschem Mut und deutsche. Tapferkeit. Und groß wurden unsere Augen und unse> Herz ward weit, und wir vergaßen alle die Mühe und die Not der letzten Tage, im Widerschein der großen Zeit, die über unser Volk gekommen. Da flog ein Schatten über das Gesicht unseres Haupt mannes, seine Faust ballte sich und das Papier zitterte i» seiner Hand. Denn nun las er davon, wie sich deutsch, Frauen und deutsche Mädchen entwürdigt, wie sie dein Gesindel, das wir als Gefangene nach Hause schicken Leckerbissen zugesteckt, wie sie mit heißen Blicken dieser Pack willkommen geheißen, und wie man sich in Deutsch land den Kopf darüber zerbricht, ob man den Gefangener auch harte Arbeit zumute» dime .... Und ein ver fluchtes, schleimiges Gefühl des Ekels kroch an uns allen empor. Da grollte es in dem Hauptmann empor: „Diese ehr vergessenen Weiber. Wir kämpfen und bluten für sie, fm unser Volk. Unsere Gefangenen und Verwundeten läßt der Feind hier verhungern und verkommen und . . . Z Ein Blitz fuhr zwischen uns auf, ein scharfer Knall .. Der feindliche Flieger hatte sein Ziel gut getroffen . . . . Der Hauptmann und zwei Kameraden lagen mit zer schmetterten Gliedern tot am Bachen. Nicht der friedliche, glückliche Ausdruck, wie ich ihn auf so vielen Gesichtern gesehen, lag auf seinen Zügen, das Bewußtsein sreudi» erfüllter Pchcht — ein harter verzweiselter Zug sagte deut> lich, was der letzte Eindruck gewesen, den er mit hinübe', genommen bat in die andere Welt. Wir zwei sind mit ein par Schrammen davongekom men. Mir aber ballt sich noch jetzt die Faust, wenn ich an die ehrvergessenen Weiber denke, die durch ihr hünd'- sches Gebaren uns, die wir draußen freudig für König und Vaterland, für Weib und Kind in den Tod gehen, da^ Sterben bitterschwer machen . . . Dringend verhindert. In der „Täglichen Rundschau" erzählt ein Seminar-Oberlehrer folgendes Geschichtchen Meine Siebzehnjährigen sollten zum 26. August einen Aufsatz abgeben. Einen Tag vorher vertauschten einige - glücklicherweise — die Feder mit dem Gewehr. Einer vor. diesen hat aber doch das Heft abgegeben. Unter dem Thema steht: „Wegen Teilnahme am Weltkriege nicht an gefertigt." Und dann folgende Verse: Weil nach Spandau ich gegangen Und zu lernen angefangen, Wie man Russen, Briten, Serben In dem Kriege haut zu Scherben, Wie Franzosen man versohlt Und sich ihre Fahnen holt, Kann ich mich in diesem Heftchen Mit dem Aufsatz nicht beschäftigen. Landtagsabg. vc. krause verwunde». Der „Deut schen Tageszeitung" zufolge ist der konservative Landtags abgeordnete Dr. Krause in den Kämpfen an der West grenze durch zwei Schüsse in beide Oberschenkel und einen Schuß an der rechten Hand verwundet morden. Da es sich nur um Fleischwunden handelt, sei Hoffnung aus baldige Genesung vorhanden. Dr. Krause vertritt Lauen burg (Pommern) im Abgeorduetenhause seit 1912. wieder srei gelassen. Wie die „Straßburger Post" meldet, ist der von französischen Truppen entführte Land tagsabgeordnete Jmmer-Metzeral von den Franzosen wieder frei gelassen worden. Geldbriese im Sinne der Feldpostdienstordnung. In der letzten Zeit werden bei den Postanstalten zahl reiche Feldpostbriefe mit Wertangabe aufgeliefert, die nach ihrem Inhalt (Waren usw.) nicht als Geldbriefe im Sinne der Feldpostdienstordnung gelten können. Die Zulassung von Geldbriefen hat nur einer tatsächlichen Geldüber mittlung dienen sollen, namentlich von höheren Beträgen, die durch Postanweisungen infolge Beschränkung deren Höchstbetrages oder aus anderen Gründen nicht über mittelt werden können. Die Verwendung dieser Ver sendungsform für Zigarren, Schokolade u. dgl. bedeutet einen Mißbrauch, unter dem der Feldpostbetrieb stark leidet. Die Postanstalten haben deshalb angewiesen werden müssen, künftig alle hiernach unzulässigen Feldpostbriefe mit Wertanqube unbedingt zurückzuweiien. Verühmte Kriegspferde. Das Pferd, das in Frie denszeiten dem Menschen ein treuer Helfer ist, steht, ihm auch im Kriege als zuverlässiger Bundesgenosse zur Seite. Die Geschichte kennt eine stattliche Reihe berühmter Kriegs pferde. So hatte Alexander der Große ein Lieblingspferd, Bucephalus (Ochsenkopf) genannt, das, zuvor ungebändigt, von diesem, als er noch ein Knabe war, zuerst gezügelt wurde, wodurch sich der Ausspruch des Orakels erfüllte, nach welchem der Bändiger desselben der Thronfolger Philipps von Mazedonien werden sollte. Nachdem es an einer Wunde (oder nach anderen an Altersschwäche) ge storben war, ließ es Alexander am Flusse Hydaspes in Indien begraben und um dieses Grab die Stadt Bucephali anlegen. Cäsars Leibpferd hatte gespaltene Vorderhufe und ließ, wie Bucephalus, niemand aufsitzen als seinen Herrn. Rolands und Oliviers Streithengste, ersterer Brilliador, letzterer Vegliantino geheißen, gehören ebenso in diese Ehrengalerie berühmter Pferde, wie die Gazelle Balduins III., Königs von Jerusalem (gest. 1162), welche für das schnellfüßigste Roß des Orients galt, ebenso die Pferde des Marschalls Sully (Minister und Freund König Heinrich IV. von Frankreich), ferner Bogesislaus, Herzogs von Pommern, und des Herzogs Bernhard von Weimar. Man erzählt, daß sie im Treffen nicht nur tapfer ihren Herrn getragen, sondern auch gegen den Feind um sich geschlagen und gebissen hätten. Bei der Hochzeit König Ferdinands I. kämpften ein spanischer und ein deutscher Ritter miteinander; dabei erfaßte das Pferd des Deutschen das seines Gegners an der Nase und hielt es so fest, daß der deutsche Ritter den Spanier getötet haben würde, wenn nicht Ferdinand rechtzeitig dazmischengetreten wäre. Auch das Leibpferd Peters I. von Rußland, Lieschen genannt, hat viel von sich reden gemacht. Im Arsenal zu Stockholm kann man alle Leibpferde der Könige von Gustav Wasa an ausgestopst und prachtvoll geschirrt in Parade sehen. Ein seltenes Exemplar eines Rosses besaß auch der letzte Graf von Oldenburg, der des heiligen römischen Reiches Stallmeister genannt wurde. Es fühtre den Namen Kranich, hatte eine Mähne von siebe» und einen Schweif von neun Ellen und war mit allen Tugenden eines edlen Pferdes geschmückt. wie schwer ist eine Milliarde in Gold? Im Reichs tag sind 5 Milliarden für den Krieg bewilligt morden, lieber die Größe einer Milliarde in Gold werden sich wohl wenige eine richtige Vorstellung machen können. Eine Milliarde besteht aus 50 Millionen 20-Mark-Stückem Nun hat ein 20-Mark-Stück ein Gewicht von rund 8 Gramm. Nimmt man an, daß dieser Reichtum in einzelne Waggons eines Güterzuges ausgestapelt werden sollte, dann könnte man in einem einzelnen Güterwagen nur 10 000 Kg. des Goldes oder 25 Millionen Mark in Gold unterbringen. In einem Güte, zugwagen haben nämlich 1250 000 Gold stücke zu 20 Mark Wert Platz. Zum Transporte der ge samten Milliarde müßte also ein Eisenbahnzug in einer Länge von 49 Wagen verwendet werde», für die vom Reichstage bewilligten 5 Milliarden aber 245 Wagen. Soldatenhmnor. Eine prachtvolle Blüte kernigen Soldatenhumors fand man vor einigen Tagen an einem durch Bruchsal Hindurchkammenden Güterwagen, der zu Transporten diente. Achtung! Große Vorstellung! — Oberdrahtzieher — Sir Edm. Grey; Der Lügennickel — Niko-Laus; Der Ehrenmann — Pnincarä; Ein Fischer im trüben — Japs; Ein Jnsektenpulverhändler — Serbe; Niel Reiterei und Fußvolk. Oesterreichische und ungarische Kapelle. Noch mehr Reiterei und Fußvolk. Michel Dreschers Garde. Erkrankt: Albert von Antwerpen. Jeden Tag Konzert der Zweiundvierziger. Sein» Fra« ha» a» erlaub» t Mt de» deutsche« Heer ist es aus! Ein neuer heldenhafter Gegner tritt auf den Plan: Aus Montreal (Kanada) erfährt tü« Neuyorker „Evening Post" unterm 14. August: „Nach einer soeben veröffentlichten Militärverordnung muß jeder verheiratete Mann, der sich zum freiwilligen Kriegsdienst für die englische Armee stellt, die schriftliche Einwilligung seiner Frau oorweisen. Tausende solcher Bescheinchungen sind bereits bei der Militärbehörde eingelaufen." Es kann den deutschen Soldaten nicht dringend genug gerate« werden, vor dem Schießen den Feind diesen Paß vor weisen zu lassen, da man es sonst am Ende noch milden furchtbaren Amazonen von Kanada zu tun bekommt! Japanische „Lebensart". Ein Münchener Universi- tätsprosessor hatte, den „Münch. N. Nachr." zufolge, fol gendes Erlebnis: Ein Japaner weilte drei Jahre »n München, oblag seinen Studien, unterstützt von dem Pro fessor in vollem Eifer und war in dessen Hause ausge nommen und behandelt wie ein Familienmitglied. Der Japaner war beim Abschied ganz voll von Dankesbezei gungen und erklärte dem Professor, daß er, wenn er nach Japan käme, dort von seinem Pflegling ebenso gut und herzlich ausgenommen und behandelt würde. Nach meh reren Jahren fand der Universitätsprofessor Gelegenheit, nach Japan zu kommen. Er wollte dort einige Zeit verbleiben und studieren. Frohen Mutes geht er zu seinem ehemaligen Pflegling, klopft an, stellt sich vor, geht freudig auf den Japaner zu und will ihn herzlich begrüßen. Ein halblächelnder Japaner steht vor ihm — „Mein Herr, Sie irren sich, ich kenne Sie nicht!" — Dem Professor schwindelte es. Er erinnerte den Japaner an alle Erleb nisse, die er in seiner Familie und bei seinen Studien hatte. Antwort des Japaners: „Ich kenne Sie nicht!" — Der Professor wiederholt nochmals kurz die Erlebnisse de» Japaners in seiner Familie, erinnert an seine Wohnung, seine Umgebung, seine Freunde. — Es war umsonst; zum dritte? Male wiederholte der Japaner seinem ehemaligen eurovaiicken Gaitsteunde: „Ich kenne Sie nichts" .... Bismarck betet. Ein niedliches Erlebnis wird in den „Hamburger Nachrichten" geschildert: Ich fahre dieser Tage mit der Elektrischen von Altona nach Hamburg. Mir gegenüber sitzt eine Frau in Trauerkleidung mit ihrem kleinen Jun gen. Am Millerntor sagt plötzlich der Kleine, indem er starr nach dem Bismarck-Denkmal hinüberschaut: „O, sieh doch mal, Mutter, Bismarck betet!" Die Sonne um strahlte unseren Roland und legte um seine Hände große Schatten, daß es in der Tat so aussah, wie wenn sein« Hände sich um den Schwertknauf zum Gebet gefaltet hätten. Der Mutter gab der Ausspruch ihres Kindes ordentlich einen Ruck. Nach dem Denkmal sehend, ant wortete sie ihrem Jungen mit leiser Stimme, wobei ihr eine Träne über die Wange perlte: „Ja, mein Kind, unser Bismarck betet für Deutschland l" Geschichtskalenber. Sonnabend, 28. September. 1759. Dorck von Warten burg, Feldmarschall, * Potsdam. — 1802. G. Frhr. v. Vega, Mathematiker, ermordet. — 1813. Beginn des Vormarsches der drei verbündeten Armeen. — 1815. Abschluß der heiligen Allianz in Paris. — 1873. Roderich Benedix, dram. Dichter, s Leipzig. — 1873. Klara Mundt (Ps. Luise, Mühlbach), Romanschriftstellerin, f Berlin. — 1901. Ernst Graf zu Lippe-Biesterfeld, Regent von Lippe, f Detmold. — 1908. Zusammenstoß aus der Berliner Hoch bahn, wobei 16 Menschen ums Leben kamen. — 1909. Ant. Dohrn, Zoolog, Gründer und Leiter der zoolog. Station Neapel, f München. Der große Kampf lm Westen. Seit vielen Tagen wütet auf dem westlichen Kriegs- schauplatz eine furchtbare Schlacht, in der auf beiden Seiten mit größter Erbitterung und Bravour gekämpft wird. Das Schlachtfeld hat eine gewaltige Ausdehnung, es reicht von Noyon über Reims und Varennes bis Verdun. Erfreulicherweise sind die deutschen Truppen in langsamem, aber sicherem Vordr. .gen begriffen. Die end gültige Entscheidung dürfte noch einige Tage aus sich warten lassen.