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-,v Jnserate werden mit lerer 8N. Jahrgang Freitag den 3t. Juli 1914 abends Nr. 175 15 Pf, Amts! mit 12 Pf. die Spaltzeile oder deren Raum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behörden» die zwei- gespaltene Zeile 85 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJnserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Die ^Melßerltz. Zeitung« erscheint täglich mit Aus nahme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausae- oeben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf, zwei- monatlich 1 Mark, ekn- monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post- boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Wchentz-Mmg TaMeitW und AUM str WMM SMekrg n.U. Amtsblatt für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippold.swalde. Mit achtteiligem „Illustrierten llnterhattungsblatt" und täglicher Unterhalttmgs e ag^ M»x^ommen Für die Aufnahme eines Inserats an besttmmter Stelle und an bestimmten Tagen wird le Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. - Druck und Verlag von Carl Jehne m Dippoldiswalde. deutsche Landwirtschaft, die auch in schweren Zeiten treu' lich auf dem Posten ist und die so sichtbar ein Stück guter, alter, heimatlicher Bodenständigkeit repräsentiert. Bom Ausfall der Ernte hängt nicht nur für sie sehr viel ab, sondern mittelbar werden fa davon alle übrigen Standes-, Berufs- und Lebenskreise mit berührt. Es ist eben durchaus nicht gleichgiltig, wie dann die Brotpreise usw. ausfallen . . . Mancher sinnreiche Brauch hat sich um die Erntezeit gesponnen. Allerdings, vieles von solchem ländlichen Volkstum ist schon verloren gegangen, denn auch im bäuerlichen Leben hat ein mehr nüchterner Ge- schäftrgeist Platz gegriffen, der für die allen patriarchalischen Dinge nicht mehr so recht ein Interesse hat. Immerhin, Erntebier, Erntegeschenke, Erntekranz und Erntefest sind noch nicht verschwunden, und manch kräftiger Bolkshumor kommt da zum Vorschein. — Das Endergebnis der Schweinezählung in Sachsen liegt jetzt endgültig vor. Es sind am 2. Juni 1014 743875 Schweine in Sachsen gezählt worden. Ihre Gesamtzahl hat im Vergleich zu dem Ergebnis am 1. Dezember 1013 um 16414 Stück oder um 2,2 Proz. abgenommen, ist aber um 81717 Stück oder 12,3 Proz. größer als bei der vorjährigen Junizählung. — Das End ergebnis sowie die Zusammensetzung und die Veränderungen in den Alters- und Geschlechtsklassen begleitet das sächsische Ministerium mit folgenden bemerkenswerten Betrachtungen: Die Schweine weisen am 2. Juni 1014 in allen Kate gorien mit Ausnahme der 1/2 bis unter 1 Jahr alten Zuchtsauen einen höheren Bestand als am gleichen Tage des vorigen Jahres auf. Relativ am höchsten ist die Bestandrzunahme bei den >/2 bis unter 1 Jahr alten sonstigen Schweinen, die für die Fleischversorgung zuerst mit in Betracht kommen. Aber auch die Zahl der unter 1/2 Jahr alten Schweine, der sogenannten Nachzucht, ist um über I I Prozent größer als vor einem Jahr. Daß im letzten halben Jahre die l Jahr alten und älteren sonstigen Schweine einen bedeutenden — 16000 — Rück gang erfahren haben, beruht auf natürlichen Verhältnissen. Im Winter werden die meisten Hausschlachtungen vor genommen und die Schweine, die hierzu verwendet werden, stehen in der Regel länger zur Mast als die übrigen, daher kommt es denn auch, daß bei der Dezemberzählung mehr 1 Jahr alte und ältere Schweine gezählt werden als im Juni. — Ob die Abnahme der unter 1/2 Jahr alten Schweine seit 1. Dezember 1013 wieder einen Rück gang der Schweinehaltung überhaupt anzeigt oder ob sie nur als Ausgle'ch einer Ueberproduklion dient, läßt sich schwer beurteilen,' der hohen Zahl der 1/2 bis unter ein Jahr alten Schweine nach zu schließen, ist letzteres anzu nehmen. — Die Zuchtbestände weisen im allgemeinen eine erfreuliche Zunahme auf und eröffnen günstige Aussichten für die Zukunft. — Auch die Kartoffelfelder haben nun ihren Schmuck erhalten. Die Kartoffelblüte ist eingetreten. Leider gehen noch allzuoiele Leute an ihr vorüber, ohne sie zu beachten. Und doch ist sie ein gar zierlich gebautes Mach- werk mit ihren Farbenschattierungen, so daß sie wohl ver- dient, mehr in der Nähe betrachtet zu werden. Die feuchte, warme Witterung hat den Kartoffelfeldern ein üppiges Aussehen verschaff», so daß, wenn nicht besondere Umstände eintreten, wir eine reichliche Kartoffelernte zu erwarten haben. Die alle fünf Jahre vorzunehmende Zählung aller Geschirre und Fahrzeuge fand gestern Donnerstag auf allen fiskalischen Straßen Sachsens durch Straßen- beamte statt. — Der Witterungsumschlag, der nach der Hitze periode eintrat, macht sich recht fühlbar. Es ist kühl und regnerisch geworden. Ein absonderliches Jahr ist das Jahr 1014. Erst bringt die sengende Hitze das Getreide zur Notreife und dann weicht der Regen die Puppen auf dem Felde ein. Für die Ernte ist das Wetter jo ungünstig wie nur möglich geworden. Hossentlich hält es nicht allzu lange an, damit der Landmann den Segen des Feldes bergen kann. In den unruhigen, kriegerischen Zeiten wäre eine gute Einbringung der Ernte natürlich von größtem Einsluß. ziehen sucht. Der Tod an sich ist ja der Uebel schlimmstes nicht und wo ein Reservist von Frau und Kind sich trennen soll, da löst der Abschiedsschmerz bei manchem eine Art Angstpsychose aus, in der er lieber das Ende mit Schrecken wählt, als den Schrecken, dessen Ende er nicht absehen zu können glaubt. In Kreisen der Geschäftswelt führt die kriegerische Verwickelung zu Unsicherheiten und Zusammen brüchen, die den Betroffenen durch ihre unvorhergesehene Plötzlichkeit uus der Fassung bringen. So hat sich ein Bankiersehepaar in Berlin mit Lyankali vergiftet, weil ihm die verwirrte Wirtschaftslage den Boden unter den Füßen wegzog und ein alter hochangesehener Weimarer Bankier schied freiwillig aus dem Lehen, ohne daß man bisher tatsächlichen Anhalt dosür fand, daß ihn die Welt krise so in Mitleidenschaft ziehen müßte, wie er offenbar glaubte. Es geht eben eine ungeheure Erschütterung durch die ganze Welt und da stürzt selbst mancher ganz solide Bau. Und jeder solcher Sturz reißt noch wer weiß wie viele andere mit ins Verderben! — Als seinerzeit der Wehrbeitrag angeregt und beschlossen wurde, hat wohl keiner, der dabei mitwirkte, geahnt, daß die Milliarde, die auf diesem Wege zusammen- gebracht werden soll, unmittel ar zur Abwehr feindlicher Angriffe gebraucht werden könnte. Man hatte sie be stimm» für die Ausrüstung bestehender bezw. den Bau neuer Festungen, die uns vor einem feindlichen Einfall sichern sollten. Heute aber erscheint es nicht unmöglich, daß sie ganz unmittelbar zum Kriege verwandt wird. — In diesen Tagen ist nun die erste Rate des Wehrbeilrags fällig. In Anbetracht der kritischen Lage würde es einen bedeutenden Eindruck nach außen hin machen, wenn sich recht viele Steuerzahler entschließen könnten, ihren Wehr beitrag sofort vollständig zu zahlen. Es würde damit dem Auslande gezeigt, wie groß die Opferwilligkeit Deutsch lands ist und wie fest auch seine geldliche Kriegsrastung dasteht. Für den einzelnen Steuerzahler aber würde die Tat nur eine augenblickliche Anspannung bedeuten. — Die Autofahrten nach Oesterreich hinein sind jetzt nicht ganz ohne Gefahr für das „Schnaufer!" Oester reich hat das Recht, die im Lande sich befindlichen Auto mobile standrechtlich für Kriegszwecke auszuheben gegen einen Revers, den der Wagenbesitzer erhält, und aufgrund dessen er Anspruch auf Vergütung bekommt. — Wegen sehr starker Anhäufung der Telegramme nach Oesterreich-Ungarn, den Balkanslaaten und Rußland erleiden die Telegramme dorthin große Verzögerungen. Telegramme nach Oesterreich und im Durchgang durch Oesterreich werden nur noch auf Gefahr des Absenders angenommen Sämtliche telegraphischen Verbindungen zwischen Ungarn und Serbien sind aufgehoben. Tele gramme nach Serbien können auf Gefahr des Absenders zur Wortlaxe von 35 Pf. vis Schweiz—Jtalien-Eastern Griechische Landlinien befördert werden. — In der Erntezeit. Die weiten wogenden Felder da draußen vor den Toren unserer Stadt und hin und her in deutschen Landen — sie sind nun reis zur Ernte geworden, und wieder einmal zeigt sich das anziehende Bild, wie es Gottfried Keller so hübsch in seinen Versen malte: „In heißem Glanz liegt die Natur, die Ernte lagert auf der Flur, in langen Reihn die Sichel blinkt, mit leisem Geräusch die Aehre sinkt". — Es geht aber nicht immer so glatt und einfach. Viel, sehr viel hängt vom Erntewetter ab. Bei fortwährender Hitze „zwingts" mit der Ernte gar mächtig, wie der Landmann sagt, und es hat ost seine schwere Not, nur genug Leute zu be kommen, um den ganzen lieben Erntesegen auch rechtzeitig unter Dach und Fach zu kriegen. Anhaltender Regen soll aber auch nicht sein, dann zieht sich das Erntegeschäft viel zu lange hin, und die schöne Feldsrucht wächst sich wo möglich aus. Ganz zu schweigen von jenem unheimlichen Hagelschaden, der binnen einer einzigen Stunde die Hofs- nungen eines ganzen arbeitsreichen Jahres enttäuschen kann. Also, möge das Wetter so sein, daß eine schöne Erntemenge auch gut und sicher geborgen wird! Wie gesagt, es soll der Lohn langer, schwerer Arbeit sein. Was der Landmann alles zu schassen und zu sorgen hat davon können sich die Fernstehenden kaum eine volle Vorstellung machen. Wir dürfen stolz sein auf unsere Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Einen groben Unfug in der jetzigen ernsten Zeit lehtete sich gestern der „Berliner Lokal-An zeiger", als er Extrablätter des Inhalts ausgab, daß der Kaiser die Mobilisierung der Armee und Marine ange ordnet habe. Als uns diese Meldung durch Fernsprecher übermittelt wurde, lag ein Zweifel für uns umsoweniger vor, als der „Berliner Lokal-Anzeiger" als halbosfiziöses Blatt gilt, dem man also wohl Richtigkeit zutrauen durfte. Nach wenigen Minuten schon konnten wir diese Meldung widerrusen. Immerhin war in unserer Stadt eine ge waltige Aufregung entstanden, die nur langsam wieder abebbte. Am Abend verbreiteten wir dann noch die Meldung der „Deutschen Tageszeitung" von einer Anfrage der deutschen Regierung bei Rußland, was die ausge- dehnte Mobilisierung zu bedeuten habe. Sollte wirklich eine Frist von 24 Stunden für die Antwort gestellt sein, so müßten noch heute die Würfel fallen. — Schon wiederholt haben wir darauf hingewiesen, daß die in ländlichen Gegenden geübte Gepflogenheit, während der Sommermonate die Zeitung nicht zu lesen, falsch ist. Wir leben eben nicht mehr in einer Zeit, da den einzelnen unberührt läßt, was „da hinten auf dem Balkan" oder sonstwo in der Welt passiert. O nein! Die gegenwärtigen Tage lehren uns das Gegenteil recht ein dringlich und fordern geradezu gebieterisch unser aller Interesse. Deshalb ist sie doppelt angebracht jetzt die Mahnung: Lies auch im Sommer Deine Zeitung! Gerade jetzt kann das Versäumte nachgcholt werden,' morgen ist der 1. August. Die Weißeritz-Zeitung ist wie schon stets bestrebt, ihren Lesern das Neueste zu bieten, ohne Rück sicht auf die immerhin bedeutenden Unkosten, soweit mög lich durch Extrablätter, und, soviel an ihr liegt, ohne „Tartarennachrichten". — Die jetzige kritische Zeit hat vielfach in Kreisen Nichtgedienter die Frage auskommen lassen, wer im Falle eines Krieges zur Fahne einrücken muß. Das Gesetz über den Waffendienst sieht eine allgemeine Wehrpflicht vor. Jeder Deutsche mit Ausnahme der Angehörigen deutscher Regentensamilien und sogenannten Siandesherren ist wehrpflichtig und kann sich nicht vertreten lassen. Die Militärpflicht beginnt in der Regel mit dem I. Jan. des Jahres, in dem das 20. Lebensjahr erreicht wird und dauert 7 Jahre, davon entfallen bei Mannschaften der Kavallerie und reitenden Feldarlillerie die ersten 3, bei den übrigen Mannschaften die ersten 2 Jahre auf den ununterbrochenen Dienst unter den Fahnen. Die folgen den 4 bez. 5 Jahre gehören die Mannschaften der Reserve an. Alsdann findet der Eintritt in die Land- bez. Seewehr ersten Aufgebots mit fünfjähriger Dauer bez. dreijähriger für die Mannschaften der Kavallerie und reitenden Feldartillerie statt. Die Verpflichtung zum Dienste in der Landwehr zweiten Aufgebots dauert bis zum 3l. März desjenigen Kalenderjahres, in dem das 30. Lebensjahr vollendet wird, bei Personen, welche schon mit dem 17. Lebensjahre freiwillig eingetreten sind, bis zum 31. März des Jahres, in dem sie das 36. Lebens- jahr vollenden. Hierneben besteht noch der La ndsturm, der aus allen Wehrpflichtigen vom vollendeten 17. bis zum 45. Lebensjahre besteht, die weder dem Heere noch der Marine (aktiv, Reserve, Land- oder Seewehr) ange- hören. Er wird in zwei Aufgebote geteilt und hat die Psticht, im Kriegsfälle an der Verteidigung des Vater landes teilzunehmen. Er wird in Fällen außerordent lichen Bedarfs zur Ergänzung des Heere» und der Marine herangezogen. — Des Krieges erste Opfer. Die Toten, die auf den Schlachtfeldern selbst aufgelesen und bestattet werden, sind immer die kleinere Zahl. An Krankheiten sterbrn mehr als an Wunden. Und selbst über die Kreise der Kämpfenden greift der Tod hinaus. Nicht mehr so weit wie früher, wo mangels aller antiseptischen Mittel jedes Lazarett zum Pestherd für seine ganze Umgebung wurde. Aber es gibt auch noch andere Formen al» die der Ansteckung, in denen sich der Krieg seine Opfer jenseits der Schlachtltnien sucht. Der Selbstmord ist bei manchem der Berzweislungsausweg, auf dem er drohenden schlimmeren Schicksalen sich zu ent StScke-Bersteigermig. Morgen Sonnabend Len 1. August nachmittags 6 Ahr sollen im Bödchen, Abt. 4, direkt an der neuen Straße, 16 Parzellen daselbst stehende Stöcke versteigert werden. Dieselben müssen bis 15. März 1915 ausgerodet sein. Versammlung der Bieter an der Tännichtgrundbrücke. Dippoldiswalde, den 30. Juli >0l4. vor »täckt. rorstsussednü.