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Dienstag den 14. Juli 1914 abends 80. Jahrgang Nr 160 WeißeritzZeitung ABBA Nil AUW siir Hp-MM, Aimitklitrg !I. ll. Amlsblan für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Mit achtselttgem „Illustrierten Unlerhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Für die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. Inserat« werden mit 15 Pf., solche aus unserer Amtshauptmannschaft mit 12Pf. die Spaltzeile oder deren Naum berech net. Bekanntmachungen auf der ersten Seite (nur von Behüroen) die zwei gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteInserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Die ^Veiberltz-Zertung« ^scheint täglich mit Aus- nähme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausae- aeben. Preis vierteljähr lich 1 M. 50 Pf., zwei monatlich 1 Mark, ein monatlich 50 Pf. Ein zelne Nummern 10 Pf. Alle Postanstalten,Post boten, sowie unsere Aus träger nehmen Bestel lungen an. Freitag und Sonnabend den 17. und 18. Juli 1914 sind die Geschäftsräume wegen Reinigung nur vormittags für dringende Geschäfte geöffnet. König!. Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde, am l3. Juli 1914. Donnerstag den 23. Juli 1014 vormittags 1/211 Uhr öffentliche BeMsansschuMtzmig im amtshauptmannschaftlichen Sitzungssaale. Lokales vnd Sächsisches. (Siehe auch letzte Nachrichten). Dippoldiswalde. Vorüber ist das Marktfest. Und schon werden Vorbereitungen getroffen zu einem neuen Feste, zum Dipvoldiswalder groben Feste, zum Vogel schießen. Es sind gerade 50 Jahre her, als in dieser Zeitung zwei Artikel sich mit der Existenzberechtigung der Schützengesellschaften befaßten und der eine derselben zu dem Schlüsse kam, daß sie dort, wo sie, wie in Dippol- diswalde unter Leitung des Bürgermeisters, es verstanden hätten, ihr Vogelschießen zu einem Volksfeste auszu- geitalten, diese recht wohl noch besäßen. Und das stimmte, stimmt auch heute noch! Wenn die Schützengesellschaften wirklich keinen anderen Zweck hätten als den einen, das Vogelschießen zu arrangieren, so genügte auch dieser eine, um ihre Daseinsberechtigung zu dokumentieren. Wirkliche Volksfeste sind ja so rar. Der im Volke schlummernde Humor, gesund, wenn auch manchmal etwas derb, hat durchaus nicht mehr so leicht Gelegenheit, ans Tageslicht zu treten. Zum Vogelschießen, da darf er es noch, da versteht man ihn noch, da lacht auch der mit, „der den Schaden hat!" oder — — er paßt eben nicht hin, er ist einer von denen, deren erster Gedanke ist: „Vergebe ich mir etwa etwas?" Na — jeder nach seiner Fasson! Jedenfalls werden wir auch diesmal zum Schützenfeste die — — Belten etwas schonen! — Gestern abend hielt unser Schulausschuß eine Sitzung ab, um vor Beginn der „großen Ferien" noch verschiedene wichtige Angelegenheiten zu erledigen. Die 8. Mädchenklasse, der wöchentlich bei einer Anzahl Unter richtsstunden die von ihrem Klassenlehrer mitverwallete Nachhilsellasse, die sich als segensreich bewährte, zugeteilt wird, zeigt eine gesetzwidrige Ueberfüllung, die auch den Unterrichtsersolg in Frage stellt und Abhilfe heischt. Aus diesem Grunde soll die Kgl. Bezirksschulinspektion gebeten werden, Herrn Vikar Lehmann, der zurzeit den zur Teil- nahm? an einem Hilfsschulkursus beurlaubten Herrn Unger vertritt, vorläufig dis zu Beginn der Michaelisferien weiter hier zu belassen. Ein Gesuch der Schützengesell- schäft, Schulkindern die Teilnahme am Montags-Festzuge zu gestatten, fand zwar Genehmigung, aber unter der Be dingung, daß die Kinder nicht zu Proben herangezogen werden, die abends stattsinden. Gegen Abendproben hat der Schulausschuß im Prinzip Bedenken, da sie sich ost bis zu recht später Stunde erstrecken. Während der Ferien sollen verschiedene Reparaturen am Schulgebäude ausgesührt werden. Gestatten es die Mittel, so erhält auch das Handfertigkeitszimmer im Interesse der Augen der Kinder bessere Beleuchtung. Weiter wird, wenn cs möglich itt, während der Ferien mit dem Beginn der Er teilung von Schwimmunterricht an Schulkinder, an Knaben und eventuell auch an Mädchen begonnen werden; aber, wie gesagt, wenn es möglich ist. — Mit Ausführung der Hausanschlüsse an die Gas leitung ist am Montag auf der Schuhgasse begonnen worden. — In diesen Tagen erfährt unser König-Johann-Turm eine Bereicherung. Durch den Vorsteher des Gebirgs- vereins, Herrn L., ist eine Orientierungsscheibe aus Zink hergestellt worden; zu den beginnenden Sommerferien werden Touristeu, die den Turm besuchen, diese Neuerung freudig begrüßen. — Teil 1 des Jahresberichts 1913 der Gewerbe kammer Dresden ist soeben erschienen. Das etwas späte Erscheinen ist deshalb weniger von Bedeutung, weil ja im Laufe des Jahre« Veröffentlichungen erfolgten, aus denen auch wir uns wichtig Erscheinendes verösfent- lichien. Doch sei auch aus dem Jahresbericht selbst Einiaes in kurzem Auszug wiedergcgeben. Die Jahres- ausgabe der Kammer betrug 77 773,82 Mark (darunter 6068,50 Mark Tagegelder und Reisekosten sür die Sitzungen, 25300,72 Mark Gehälter, Versicherungsbeiträge, 2177,79 Mark Porto, 29667,51 Mark sür wirtschaftliche Bestrebungen, Gesellen- und Meisterprüfungen usw. usw.), das Vermögen am Jahresschlüsse 147 106,86 Mark. — Die vereinzelt verlangten Kleinhandciskammern wurden abgelehnt. Dem Aussichtsrat der Glashüttcr Uhrmacher ¬ schule wurde mitgeteilt, daß die Schüler zur Gesellen- Prüfung nur zugelassen werden können, wenn sie den Nachweis einer bei einem selbständigen Handwerker zurück gelegten Lehrzeit erbringen. — Die Gewerbekammer hat keine Bedenken, daß zu den Lehrlingsprüfungen deren Fortbildungsschullehrer als Sachverständige zugelassen werden. — Die Meisterprüfung suchten 1058 Handwerker nach (1912 591). — Unter Traiteur versteht man eine Person, die die zur Herstellung feinerer Speisen not wendigen Kenntnisse und Fertigkeiten besitzt und einen solchen Gewerbebetrieb innehat. Wo und wie das erlernt wurde, ist einerlei, ebenso, ob er oder Angestellte die Speisen bereiten. Der Traiteur muß dazu nur befähigt sein. — Ende 1913 bestanden im Bezirke 171 freie und 101 Zwangsinnungen. — Die Kammer sprach sich für einheitliche Vorschriften bei Anstellung von Schornstein- fegermeistern in Sachsen aus und sür Abschaffung der von den Neuangeslellten an frühere Meister oder deren Hinterbliebenen jetzt ost zu zahlende Rente. — Der Klage der Gewerbekammer Bremen, daß bei Lohnzahlungen ein Mangel an Goldmünzen sich fühlbar mache, schloß sich die Kammer an. — Bezüglich der Darlehen aus dem gewerblichen Genossenschastssonds zur Anschaffung von Maschinen hat das Ministerium u. a. verordnet: Die Maschinen müssen von sächsischen Firmen bezogen werden, von außersächsischen ist der Bezug nachgelassen, wenn diese in Sachsen einen steuerpflichtigen Betrieb unter halten; Gestundung von Tilgungsraten oder Zinsen wird nicht gewährt; zur Gründung neuer Betriebe werden Mittel nicht bewilligt; die Gesuchsteller müssen eine ord nungsmäßige Buchführung, und sei sie auch einfach, haben; die Gemeinden haben sich alljährlich mindestens einmal davon zu überzeugen, daß die Buchführung auch sortgeführt wird und in künftigen Fällen das Recht zu dieser Einsichtnahme in die Bücher ausdrücklich zu sichern. Im Berichtsjahre erhielten 41 Gewerbetreibende in 27 Orten 58 305 Mark dargeliehen. — Die Kammer besür- wartete, daß Salz und Pfejser in Gastwirtschaften und offenen Verkaufsstellen in verschlossenen Gefäßen darge boten werde (wie das bei uns behördlich ungeordnet ist). — 1913 wurden nach den am Schlüsse des Berichts be findlichen Tabellen zu den Lehrlingsrollen der Gewerbe- kammer und der Innungen in ihrem Bezirke 4920 Lehr- linge angemeldet, 1910 3929; 1913 befanden sick dar unter 133 weibliche, 1910 einer. — Schont das Getreide! Jetzt, wo das Korn immer mehr seinerNeife entgcgengeht, sei auf die ost zu beobachtende Unsitte aufmerksam gemacht, Halme Herauszureißen und die dann aus der Aehre geschälten Körner zu genießen. Nicht nur, daß dadurch dem Landwirt für seine großen Mühen bei der Bestettungdes Felder ein schlechter Dienst erwiesen wird, bringt man sich obendrein durch den Genuß solcher Körner noch in die Gefahr schwerer Erkrankung. Darum schont das Getreide! — Die zweite Sonnenfinsternis dieses Jahres, am 21. August, ist eine totale. Die schmale Zone der Totalität durchschneidet das nördliche Grönland, die Mitte der Skandinavischen Halbinsel, das westliche Rußland, Armenien, Persien, Belutschistan und endet beim Golf von Katscha, an der Westküste Indien». Sie geht also sehr nahe an der nordöstlichen Grenze Dcntschlands vorüber, dagegen werden in den südwestlichen Gegenden des Deutschen Reiches nur 7/lo des Sonnendurchmessers verfinstert. In unserer Gegend beträgt die Bedeckung der Äonnenscheibe 2/4. In Königs berg werden 0,95 Prozent der Sonnenscheibe bedeckt sein. — Mittlere Niederschlagsmengen (min oder I au» den gm) und deren Abweichungen von den Norm^lwecien in den uns benachbarten'Flußgebieten, 3. Dekade Juni 1914: Vereinigte Weißeritz: beob. 38, norm. 27, Abwchg. —11; Wilde Weißeritz: beob. 26, norm. 31, Abwchg. — 5; Rote Weißeritz: beob. 24, norm. 31, Abwchg. —7; Muglitz: beob. 11, norm. 30, Abwchg.—19. — Manöver beim 12. Armeekorps. Nach der er schienenen Zeiteinteilung des 12. (I. K. S.) Armeekorps finden die Brigademanöver am 10. und 11. September wie folgt statt: I. die der verstärkten Infanterie-Brigade Nr. 45 (Leib-Grenadier-Regiment Nr. 100 und Grenadier^ Regiment Nr. 101, 2. und 4. Eskadron Husaren-Regiment Nr. 18, Feldartillerie-Regiment Nr. 48 und 3. Kompanie Pionier-Bataillon Nr. 12) in der Gegend von Sayda, 2. die der verstärkten Infanterie-Brigade Nr 46 (Schützen- Regiment Nr. 108, Infanterie-Regiment Nr. 182 Stab, I. und 5. Eskadron Husaren-Regiment Nr. 18, Feldartillerie- Regiment Nr. 12 und 4. Kompanie Pionier-Bataillon Nr. 12) in der Gegend von Marienberg, 3. die der ver stärkten Infanterie-Brigade Nr. 63 (Infanterie-Regimenter Nr. 102 und 103, Feldartillerie-Regiment Nr. 28, Stab, 1. und 5. Eskadron Husaren-Regiment Nr. 20 und die Unterosfizierschule Marienberg) in der Gegend von Dippol diswalde, 4. die der verstärkten Infanterie-Brigade Nr. 64 (Infanterie-Regimenter Nr. 177 und 178, Jäger-Bataillon Nr. 13, Feldartillerie-Regiment Nr. 64, 2. und 3. Eskadron Husaren-Regiment Nr. 20 und Stab und 1. und 2. Kom panie Pionier-Bataillon Nr. 12) in der Gegend von Frauenstein. Die sich vom 12. bis einschließlich 16. Sep tember anschließenden Divisionsmanöver finden für die 23. Division mit den unter 1 und 2 genannten Truppen und einer Fliegerabteilung aus Großenhain in der Gegend von Marienberg und Sayda, der der 32. Division mit den unter 3 und 4 genannten Truppen in der Gegend von Dippoldiswalde statt. Am 18. und 19. September werden die Korpsmanöver bei Dippoldiswalde und am 21. und 22 September Manöver gegen das 19. (2. K. V.) Armeekorps abgehalten. Schmiedeberg. Donnerstag den 16. Juli veranstaltet das erst neugegründete Dresdner Meistersänger-Ouintstt (Leitung Herr Linus Uhlig) im Saale des Hotels Schenk einen Konzertabend, dessen Programm nur gute, meist klastische Sachen aus Opern, verspricht. Da zu Ansang dieses Jahres hier schon eine Sängeriruppe, ebenfalls unter dem Namen „Meistersänger" aufgetreten ist, deren Leistungen aber nicht den Erwartungen entsprochen haben, so sei besonders darauf hingewiesen, daß diese Truppe durchaus nicht mit den angckündigten Sängern identisch ist. Dem Leiter des Meistersänger-Quintetts, Herrn Linus Uhlig, früheres Mitglied der Viktoriasänger, geht als Heldentenor der beste Ruf voraus. Seine vorzüglichen Leistungen dürften gewiß noch in guter Erinnerung stehen. Man kann wohl mit Bestimmtheit hoffen, daß die zu er wartenden Darbietungen die Konzertbesucher in jeder Weise befriedigen werden. Kreischa. Im Jahre 1878 ist der von der Wittgens- dorfer Straße nach Maren führende Kommunikations weg als solcher eingezogen worden, er besteht seitdem nur noch als Feldweg. Diese veränderte Sachlage ist erst jetzt zur Kenntnis der beteiligten Gemeinden gekommen. Der Weg ist von außerordentlicher Wichtigkeit für die ganze Umgebung, auf ihm erreicht man z. B. das Müglitztal I>/4 Stunde früher als mit der Straßen- und Eisenbahn. Die Königliche Amtshauptmannschaft Pirna hat bei dem Widerstande von Maren es abgelehnt, in Verhandlungen wegen Freigabe des Weges einzutretcn. Die Gemeinden Kreischa und Lungkwitz haben mit Unter stützung der Bennemannschen Stiftung und des Verkehrs- Vereins Kreischa den Beschwerdeweg beschritten, sodaß die Königliche Kreishauptmannschaft Dresden sich mit dieser Angelegenheit zu beschäftigen haben wird. Aus den Aus gang der Sache kann man gespannt fein, um so mehr, als im Jahre 1878 eine Bekanntmachung des Antrages aus Einziehung des Weges im Amtsblatt- der Amtshaupt- Mannschaft Dippoldiswalde nicht geschehen ist, es also im hiesigen Bezirke vollständig unbekannt geblieben war, was damals geschah. Kreischa. Sein 21 jähriges Stiftungsfest beging am Sonntag den 12. Juli unter reger Anteilnahme des Publikums der hiesige Turnverein. Am Vormittag ver anstaltete man ein Wrtturnen und am Nachmittag fand im Garten des Etablissements Blasche ein Schauturnen statt, das in Freiübungen und Turnen am Reck, Barren und Pferd bestand, an welchem sich 41 Turner beteiligten. Am Abend erfreute man sich am Ball, der von exakten Reigen-Aufführungen der Turnerinnen unterbrochen wurde. Beim Welturncn erhielten Preise: Oberstufe: 1. Preis Richard Walther 124>/2 Punkte, 2. Preis Erich Lippmann l>9>/4 Punkte, 3. Preis Arno Garten 1161/2 Punkte,