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97 von 255 M. zur Verfügung, über deren Verwendung vom Vorstande dem Stadtrath jährlich Rechnung abzulegen ist. Ist dieser Fond für eine öffentliche Stadtbibliothek immerhin nur ein geringer zu nennen, da er ja nicht allein zur Anschaffung von Büchern benutzt werden kann, die Buchbinderlöhne viel davon absor- bircn, so konnte doch die Bibliothek nun auf eigenen Füßen stehen und ihr manches Buch einverleibt werden, was früher nicht möglich war. Sollte man bei Durchsicht des Kataloges Bücher bemerken, die für eine solche Bürgerbibliothek nicht geeignet erscheinen, so ist zu erwähnen, daß sie als nicht zurückzuweisende Geschenke erlangt wurden; wenn man aber dagegen so manche Schrift vermissen wird, die für dieselbe als besonders wünschcnswerlh gilt, so möge man bedenken, daß es bei dem geringen zur Verfügung stehenden Fond bisher nicht möglich war, alle Lücken auszufüllcn. Mit dem Jahre 1871, in welchem Rentamtmann Prcusker die Augen schloß, schließt auch erst seine Thätigkeit für die Stadtbibliothek. ' " Sie hat, wie aus obiger Darstellung ersichtlich ist, in Preusker nicht nur einen ihrer Mitbegründer, ihren unermüdlichen Rathgeber und langjährigen Leiter gefunden, sondern auch denjenigen, welchem sie ihr wahres Leben, ihre ganze Organisation, ihre gesammtc innere Entwickelung verdankt. Wohl keine andere Bibliothek ist mit so geringen Mitteln und in verhältnißmäßig so kurzer Zeit zur Blüthe gelangt, wie die Großenhainer. Das Ansehn, das die Stadtbibliothek auch nach außen hin genießt, daß sie von Regierungsbehörden als Vorbild zur Nachahmung empfohlen worden ist und thatsächlich Veranlassung dazu war — das alles hat sic Pteusker zu verdanken. Er ist bei seiner Wirksamkeit zugunsten der Großenhainer Stadtbibliothek nicht stehen geblieben, sondern hat im Hinblicke aus das sich vorgestecktc Lebensziel, die Wohlfahrt des Volkes, insbesondere des Bürger- und Gewerbstandcs zu fördern, seine literarische Thätigkeit über die Grenzen Großenhains binaus auch auf weitere Kreise gerichtet, um dort zur Begründung von Bibliotheken und andern damit verwandten Einrichtungen, in denen er die Haupthebel der Volkswohlfahrt erkannte, Anregung zu geben. Mit Recht ward er darum vom Oberbibliothekar Hofrath Or. Klemm in Dresden an seinem 84. Geburtstage als „ Veteran der Bibliothekswissenschaft" begrüßt. Darum Ehre seinem Andenken heute und in alle Zeit! Von besonderer Wichtigkeit für die Stadtbibliothek war die Vcr- ändcrung, welche mit ihr im Jahre 1877 in räumlicher Hinsicht vor- " gegangen ist. Vom Anfänge an war sie, wie bereits erwähnt, in dem Gebäude untergebracht, welches bis Ostern 1875 der Bürgerschule überwiesen war, seitdem aber der Realschule dient. Beim Neubauc des Rathhauses wurde ein besonderes Lokal für sie rcscrvirt, in welchem sic im Herbste 1877 ihre Aufstellung gefunden hat. Das Bibliothcks- lokal, welches durch Helligkeit und angcmcfscnc Größe, wie nicht minder durch die geschmackvollen neucn Schränke einen höchst be friedigenden Eindruck macht, befindet sich in der zweiten Etage des