Die Stadt-Bibliothek in Großenhain, die erste vaterländische Bürger-Bibliothek, nach Gründung, Verwaltung und Besitzthum geschildert vom Rentamtmann Karl Preusker
Titel
Die Stadt-Bibliothek in Großenhain, die erste vaterländische Bürger-Bibliothek, nach Gründung, Verwaltung und Besitzthum geschildert vom Rentamtmann Karl Preusker
Untertitel
zur Feier des 50jährigen Bestehens der Stadtbibliothek neu bearbeitet von Otto Gursch, zurzeit Stadtbibliothekar : ausgegeben am Tage des Jubiläums, am 24. Oktober 1878
Alternativtitel
Verzeichniß der Bücher- und anderen Sammlungen der Stadt-Bibliothek zu Großenhain
94 Stclivttirctung der hiesigen Bürgerschule ein Direktorat krcirt wurde, so wurde auf Wnnd-n "Vor- Antrag des Rentamtmaun Prcusker der jedesmalige Inhaber desselben ^kk-smaugkn^ vom Stadtrath zum Stellvertreter des gcschäftsführcnden Vorstandes Tchuldir-Itor. bestimmt. An Stelle des früheren, den Verhältnissen nicht mehr entsprechenden Neues, Regulatives trat 1869 ein vom Rentamtmann Preusker entworfenes >!e»u!aoo. und VE Stadtrath genehmigtes neues Regulativ. Nach den Be stimmungen desselben fungirt der Stadtrath als Aufsichtsbehörde. Der Vorstand besteht aus dem jedesmaligen Superintendenten und Bürgermeister, einem geschäftsführenden Mitgliede und dessen Stell vertreter (Schuldirektor) und dem Bibliothekar. Die Bestimmungen über die Bibliothekbcnutzung befinden sich in der Hauptsache am Anfänge dieser Schrift. Ich führe aus diesem heute noch geltenden Regulative noch einige Bestimmungen an: Dem Bibliothekar, welcher vom Stadtrath gewählt wird, liegt die Vertretung der sämmtlichcn Bücher und Sammlungsgegenstände ob. Ferner hat er die Eintragung der ncucrlangten Bücher und Sammlungsgegenstünde sowohl in den chronologischen oder Zuwachskatalog, als auch in die zwei Exemplare des systematischen oder Standortskatalogs zu besorgen. Die Führung des Verleihkatalogs, in welchen jede Verleihung eines Buches sofort einzutragen ist, hat der dem Bibliothekar zur Seite stehende Ammanuensis zu übernehmen. Die Kaffenführung hat der geschäftsführcndc Vorstand zu besorgen. Die Wahl der anzuschaffendcn Bücher und Sammlungsgegenstände erfolgt von den Mitgliedern des Vorstandes gemeinschaftlich. Die Sladtbibliothek ist jeden Sonntag, mit Ausnahme der hohen Feste und Schulferien, im Sommerhalbjahre von 11-12 Uhr, im Winterhalbjahre von 11 — 1 Uhr geöffnet. Alle Jahre erfolgt eine Revision derselben. Virmcdrung der Das Verdienst Preuskers um die Stadtbibliothek tritt aber am deutlichsten hervor bei der Beantwortung der Frage, auf welche Weise dieselbe in Besitz einer so reichen Anzahl von bildungsschuu. Büchern und den mit ihr verbundenen wissenschaftlichen Sammlungen gelangt ist, da doch die städtischen Kaffen zu deren Anschaffung anfänglich nichts beitrugen und mithin alles nur frei willigen Gaben überlassen blieb. Mit einigen Hundert Büchern wurde sie eröffnet, heute besitzt sic 4307 Bände. Die bei der Gründung zugcsagtcn festen Beiträge fielen bald weg. Der Rentamtmann Prcusker suchte andere Quellen auf. Die erste war die von ihm mit noch einigen Freunden, wie Ilr. Reiniger, Amtsmaurermeister Müller, Fabrikbesitzer l)r. Bodemer i. I. 1830 begründete Sonntagsschule, welche nicht nur aus der Stadt frei willige Gaben, sondern auch von der Regierung einen jährlichen Zuschuß erhielt. Bis kurz vor seinem Tode, gegen 40 Jahre, leitete er dieses Unternehmen. Mit Recht ward daher bei seinem Rücktritte öffent lich ausgesprochen: „Wir ehren alles Gute; jedoch solch eine vierzig jährige, uneigennützige Beharrlichkeit in guter Sache, sic ist einer zehn fachen Ehre wcrth!" Alle für die Sonntagsschule erkauften Bücher