Die Stadt-Bibliothek in Großenhain, die erste vaterländische Bürger-Bibliothek, nach Gründung, Verwaltung und Besitzthum geschildert vom Rentamtmann Karl Preusker
Titel
Die Stadt-Bibliothek in Großenhain, die erste vaterländische Bürger-Bibliothek, nach Gründung, Verwaltung und Besitzthum geschildert vom Rentamtmann Karl Preusker
Untertitel
zur Feier des 50jährigen Bestehens der Stadtbibliothek neu bearbeitet von Otto Gursch, zurzeit Stadtbibliothekar : ausgegeben am Tage des Jubiläums, am 24. Oktober 1878
Alternativtitel
Verzeichniß der Bücher- und anderen Sammlungen der Stadt-Bibliothek zu Großenhain
betriebe als Basis dienen, wie Naturgeschichte, Physik, Chemie re. Einestheils um zugunsten einer höheren, veredelten Volksbildung im allgemeinen, anderntheils um von nachthciliger Lektüre abzuziehen, wurden aber auch Bücher, welche speziell nicht obigem Zwecke dienten, sowie angenehm unterhaltende Schriften und selbst Schriften über gelehrte BcrufSfächer mit ausgestellt. Wie so manches wahre Wort erst später recht erkannt und beherzigt wird, so ist es auch mit den Worten Preuskers, die er in vielen seiner Schriften über Sladtbibliotheken ausgesprochen hat, und durch welche er zu Anlegung von Bibliotheken aufmunterte. Wird nicht gerade jetzt von vielen Seiten die Anlegung von Volksbibliotheken in An erkennung des Werthes derselben empfohlen und angestrebt? Steht nicht zu diesem Zwecke der Regierung eine ansehnliche Summe zur Verfügung? Das von Reiniger und PreuSker gelegte Samenkorn der Bibliothek würde sich aber wohl schwerlich zu einem stattlichen und fruchtbringenden Baume, wie er jetzt dasteht, entwickelt haben, wenn PreuSker nicht als sorgsamer Gärtner Lie zarte Pflanze ganz besonders in seine Pflege ge nommen hätte; denn der bewegliche Geist Reinigers wandte sich bald anderen von ihm hervorgerufenen Schöpfungen zu. Das junge Unternehmen wurde anfangs von einer Kommission geleitet. Sie D« bestand aus dem Sup. 1)r. Hering und Bürgermeister Hofmann (Direktion), den beiden obersten Stadtschullchrcrn Rektor Weiner und Konrektor Krcmsier (Bibliothekare) und aus vier Kommissionsmit- glicdern, zur Hälfte aus dem Gelehrten- und aus dem Bürgerstande gewählt. Die Ocffnungszeit Ler Bibliothek, welche den Namen Schul- biblio thek führte, war Sonnabends nachmittags. Ein ausführliches Regulativ bestimmte genau die Obliegenheiten der einzelnen Kom missionsmitglieder. Auf Anregung des unermüdlichen Reniamtmann PreuSker wurde V»ändnt- dic Schulbibliothek im Jahre 1833 zur Stadtbibliothck erhoben, An Stelle der früheren viclglicdcrigen Kommission, deren Mitglieder in ihrem Eifer bald erkalteten, trat ein Bibliotheksvorstand, be stehend aus dem jedesmaligen Superintendenten und Bürgermeister und einem literaturkundigen Mitglieds aus der Einwohnerschaft. Letzterem lag die spezielle Leitung der Bibliothek ob. Diese Funktion übernahm Rentamtmann PreuSker. Die Oeffnungszeit wurde auf Sonntag, nachmittags 2 — 3 Uhr verlegt. Zwar verwalteten noch einige Zeit einzelne Lehrer der Stadtschule abwechselnd Las Amt eines Bibliothekars unentgeltlich, aber gar bald wurde ein Lehrer allein gegen eine geringe Entschädigung als Bibliothekar angestellt, 'BidUotlMrs" dem später ein Ammanuensis zur Seite gegeben ward; denn nicht nur die Anzahl der Bücher wuchs stetig, sondern in erfreulicher Weise auch die Anzahl der die Bibliothek Benutzenden. Im Jahre 1857 wurde das Bibliothekaramt mir übertragen. Bis zum Jahre 1863 lag die spezielle Verwaltung allein in den Händen des geschüftsführenden Vorstandsmitgliedes und des Bibliothekars. Da in diesem Jahre an