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Ist das Leben Reinigers mit einem sich durch widerstrebende Gebirge hindurchzwängendcn, nur durch die steilsten Ufer in seinem Bette ge haltenen, schnell dahinflicßenden, dem Auge überall neue, Bewunderung erweckende Gebilde darbietendcn Gebirgsbache zu vergleichen, so gleicht das Leben Prenskers einem ruhig dahinflicßenden, überall zur Thätigkeit anregenden, aufmuntcrnden, segcnspendenden Flusse, Es ist nicht möglich, an dieser Stelle ein nur annähernd voll- A-n-Ä'mann ständiges Bild des thaten- und segensreichen Lebens des Rcntamtmann Pr-usicr.» Karl Preusker zu geben und muß ich mich auf nachfolgende Notizen beschränken. Preusker, geb. den 22. September 1786 zu Löbau, Sohn eines armen Leinwebers, ist so recht das Bild eines Mannes „eigner Kraft", zugleich aber auch ein leuchtendes Vorbild gerade für die Jetztzeit, in welcher leider cm Sinken der Uneigennützigkeit im bürgerlichen Leben zu beklagen ist. In einfachen, fast ärmlichen Ver hältnissen erzogen, trat Preusker anfangs in das Geschäft seines Vaters. Da diese Beschäftigung seinem regen, lernbegierigen Geiste wenig zusagte, trat er später als Lehrling in eine Buchhandlung, wo er sich, wie er selbst schreibt, in seinem Elemente fühlte. Mit bewundcrns- werthem Fleiße suchte er nicht nur alle Lücken seiner mangelhaften Schulbildung anszufüllen, sondern war auch fort und fort mit nie ermüdender Energie auf seine weitere Fortbildung bedacht. Nach der Schlacht bei Leipzig trat er zum Militär. Nachdem er 1824 eine Civilanstellung als Rentamtmann hier erhalten hatte, entfaltete er auch gar bald seine Thätigkeit zur Hebung des Gewerbstandcs, wozu ihm die stete Beobachtung gewerblicher Anstalten, sowie ein philosophisch- kameralistischer Kursus auf der Universität Leipzig während seines dortigen Aufenthalts, befähigten. Mit gleichgesinnten Männern grün dete er (1828) die Stadtbibliothek, eine gewerbliche Sonntagsschule (1829), einen Gcwerbeverein (1832), einen Büchcrlcsezirkel und forderte durch Wort und Schrift zur Nachahmung auf. Alle diese gewerblichen Fortbildungsanstaltcn Pflegte er Jahrzehnte lang und in seltener Uneigennützigkeit. Mit Vorliebe trieb er auch vaterländische Gcschichts- und AlterthumskunLe. Durch seine literarische Thätigkeit kam er in Verbindung mit fast allen berühmten, geistreichen Zeitgenossen. Seine reichhaltige Autographcnsammlung, die leider nach seinem Tode nach auswärts verkauft wurde, gab davon augenscheinlichen Beweis. Das ihm von seinem Könige verliehene Ritterkreuz des Sächsischen Civil- verdicnstordens, sowie die Ertheilung des Ehrenbürgcrrechts feiten der Großenhainer Stadtgemeindc waren nur der gerechte Lohn für sein thatenreiches Leben, dessen ganzes Ziel die Förderung der Wohlfahrt des Volkes, insbesondere dcs Bürger- und Gewcrbestands gewesen und geblieben war. Nur dadurch, daß Preusker lebenslänglich seinem Grundsätze treu blieb, keine Stunde seines Lebens ungenützt vorüber gehen zu lassen, überaus bescheiden war in Ansprüchen an das Leben, läßt sich die reiche Zahl seiner Schriften und werthvollen Sammlungen erklären. Eine große Freude wurde ihm am Abende seines Lebens (1866) durch die von den Sächsischen Gewerbvereincn ihm zu Ehren