Die Stadt-Bibliothek in Großenhain, die erste vaterländische Bürger-Bibliothek, nach Gründung, Verwaltung und Besitzthum geschildert vom Rentamtmann Karl Preusker
Titel
Die Stadt-Bibliothek in Großenhain, die erste vaterländische Bürger-Bibliothek, nach Gründung, Verwaltung und Besitzthum geschildert vom Rentamtmann Karl Preusker
Untertitel
zur Feier des 50jährigen Bestehens der Stadtbibliothek neu bearbeitet von Otto Gursch, zurzeit Stadtbibliothekar : ausgegeben am Tage des Jubiläums, am 24. Oktober 1878
Alternativtitel
Verzeichniß der Bücher- und anderen Sammlungen der Stadt-Bibliothek zu Großenhain
Jubiläum dir Bibiiolhk!. Biographisches, svr. Rliniger.s Mckötick am Tage des 50 jährigen Bestehens der SLcldtbiMiothek zu Großenhain am 24. Oktober 1878. Die StaLtbibliothck feiert heute, am 24. Oktober 1878, das Jubiläum ihres fünfzigjährigen Bestehens. Ein Jubiläum, einzig in seiner Art; denn Großenhain war die erste Stadt unseres sächsischen, wie deutschen Vaterlandes, die mit Gründung eines solchen gemein nützigen Unternehmens voranging. Obgleich aus den bisher ver öffentlichten Katalogen sich der Charakter und Werth der Bibliothkk genügend ergibt, so wird sie doch oft nur als Volks- oder gar Schul bibliothek bezeichnet. Das ist völlig unrichtig. Sie ist eine allge meine, alle Fächer der Wissenschaften umfassende Stadt- und hauptsächlich Bürgerbibliothek. Die Pflicht der Dankbarkeit erfordert cs, heute der beiden Männer ehrend zu gedenken, die das Unternehmen ins Leben gerufen haben; cs find dies: Dr. moU. Emil Reiniger und Rentamtmann Karl Preuskcr. Diesen ihren Stiftern würde cs sicher zur höchsten Freude gereichen, wenn sie heute schauen könnten, wie das von ihnen gelegte Samenkorn sich zu einem herrlichen, fruchtbringenden Baume entwickelt hat! vr. Reiniger (geboren den 29. Oktbr. 1792 in Großenhain, ge storben den 28. August 1849 in Niederspaar und begraben in Cölln bei Meißen) war nicht nur ein tüchtiger und beliebter Arzt, sondern auch ein geistreicher, auf allen Gebieten des Wissens bewanderter, für alles ansprechende Neue sofort begeisterter und eifrig wirkender Kunst- mäcen. Mit beredter Zunge wußte er für seine Ideen zu begeistern. Diese Eigenschaften, sowie sein Talent als Gelegenheitsdichter und seine belebende Unterhaltungsgabe machten ihn zu einer der geachtctsten, wie nicht minder beliebtesten Persönlichkeiten Großenhains. Trotz seiner ausgedehnten Praxis kam er nicht zum Sammeln irdischer Schätze; denn mit freigebiger Hand theilte er aus an alle, die sich in Noth befanden, sodaß er oft selbst — Noth litt. Seinem schöpferischen Geiste zumeist verdanken die nun entschlafene Communalgarde, sowie der heute noch bestehende Turnverein und die Gesellschaften Musik verein und Liedertafel ihre Entstehung. Das seinem Bilde selbst bei gefügte Motto: „Licht, Leben, Liebe, Frisch auf! " war auch der Inhalt seines reichen Lebens und Strebens. Eine kleine Sammlung seines poetischen Nachlasses ist unter dem Titel „Poetische Versuche" in der Bibliothek (V111. 0. 18) zu finden.