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Dresdner Journal : 29.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820829
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-29
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 29.08.1882
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t>«4 Ligesgrsäuchtk * Berlin, 26. August, lieber die Dauer de» Aufenthalte» der kaiserl. Majestäten auf Schloß Babelsberg ist, wie man hört, bi- jetzt noch nicht» Endgiltige» bestimmt. Dat Befinden Ihrer Majestät der Kaiserin möchte in dieser Frage wohl da» zunächst Entscheidende sein. Bor einigen Tagen war, wie man der „N. Pr. Ztg.* schreibt, die Besserung so weit vor geschritten, daß die erlauchte Frau schon bei Tafel erfcheinen konnte. Die Schmerzen hatten nachgelassen, traten aber in den letzten Tagen wieder heftiger auf, namentlich wenn die Kaiserin versuchen wollte, mit dem einen Fuße aufzutreten. In liegender Stellung fühlt Ihre Majestät eine sehr wesentliche Linderung derselben. Die Kaiserin ersch-int in einem fahrbaren Stuhle vor und nach dem Diner, auch zum Thee; ihre geistige Frische und Elasticität lasten nicht» von dem erlittenen Unfall bemerken. In der Hoffnung auf volle Besserung hält sie an den Gedanken fest, den Kaiser zu den Manövern in die Provinz Schlesien begleiten zu können. Wahrscheinlich ist e», daß der Kaiser in der Nähe seiner erlauchten Gemahlin auf Babel-berg bis zur Abreise nach Schlesien verbleibt und daß die große Herbstparade bei Berlin darin nur eine kurze Unterbrechung bewirkt. Da die derselben folgenden CavalleriedivisionSexercitien näher bei Pots dam al» bei Berlin stattfinden, so ist eS wahrscheinlich, daß der Kaiser einigen derselben von Schloß Babels berg auS beiwohnt. — Die Verabschiedung des Prinzen August von Württemberg, welche durch dessen an« grlffenen Gesundheitszustand zu einer unabweisbaren Nothwendigkeit wurde, hat, wie die „Köln. Ztg * hört, den Kaiser sehr bewegt. Bekanntlich besteht zwischen diesem und dem Prinzen August von Württemberg eine sehr innige freundschaftliche Beziehung. Abgesehen von einer kurzen Unterbrechung im Jahre 1866, würde eS im nächsten Frühjahr 25 Jahre werden, daß der Prinz da- Commando der GardecorpS führte. Man hatte allgemein gehofft, daß eS ihm möglich werden würde, bis dahin auf seinem Posten zu verbleiben. Wie man hört, hat der Kaiser die Bewilligung des Abschieds gesuchs des Prinzen mit einem äußerst huldvollen Handschreiben begleitet. ES steht jetzt fest, daß Graf Brandenburg II. das Commando des GardecorpS erhält, wrlcheS er bereit» während der Beurlaubung de» Prinzen August führte. Graf Brandenburg, be kanntlich ein Verwandter de- Kaiser», commandirte bi»her die Gardecavalleriedivision, vorher stand er an der Spitze der 3. Gardecavalleriebrigade; in dieser Stellung trug er in der Schlacht bei MarS-la-Tour durch den von ihm geleiteten Angriff der 1. Garde dragoner an seinem Theile erheblich zur siegreichen Entscheidung dieser Schlacht bei. In der preußischen Kriegsgeschichte süllt diese Heldenthat der Gardedrago ner unter Führung des Grafen Brandenburg eines der Blätter unvergänglichen Ruhmes auS. Ueber den Nachfolger de- Grafen Brandenburg im Commando der Gardecavollerie ist eine endgiltige Bestimmung noch nicht getroffen. — In Betreff der Frage, ob zu dem nach tz 34 der Kirchengemeindeordnung vom 10. September 1873 wahlberechtigten Gemeindegliedern auch die Geistlichen zu rechnen sind, hat der evangelische Oberkirchenrath mittelst Erlasse- vom 19. August». e. sich dahin ausgesprochen, daß der Betheiligung der Geist lichen an den Wahlen der kirchlichen Gemeindeordnung fortan ein Hinderniß nicht mehr entgegenzusetzen sei. Der evangelische Oberkirchenrath überläßt eS dem eige« nen pflichtmäßigen Ermessen der einzelnen Geistlichen, ob und in wie weit sie ohne Gefährdung ihrer amtlichen Stellung in der Gemeinde an den Wahlab stimmungen glauben, Theil nehmen zu können. — ES wird der „Schles. Ztg.* glaubwürdig versichert, daß der Finanzminister in Vereinbarung mit dem HandrlSminister rin Statut zur Reorganisation de- Börsenverkehrs ausgearbeitet habe. Nach französischem Muster soll u. A. die Ueberwachung des letztern durch einen höhern Regierungsbeamten vorge sehen sein. — Gutem Vernehmen nach ist die Vor legung des revidirten ActiengesetzeL im Reichs tage, wenn nicht noch in diesem Herbste, dann sicher im nächsten Frühjahr zu erwarten. — Wie der „Nat.- Ztg.* berichtet wird, sind die Erhebungen, welche der Minister für Landwirthschaft über die Ausdehnung der diesjährigen, durch Regengüsse entstandenen Ueberschwemmungen in den preußischen Provinzen und die Höhe deS dadurch entstandenen Schadens hat anstellen lassen, abgeschlossen. Der angerichtete Schaden beläuft sich auf viele Hunderttausend Mark, abgesehen von dem bleibenden Nachtheil. Am schwersten scheint die Provinz Schlesien betroffen zu sein. — Behufs Vorbereitung gefetzgeberifcher Mittel zur Bestrafung de» Landstreicherunwesen» sind zunächst für die Provinz Schleswig-Holstein Erhebungen darüber ver fügt worden, wie sich die Handhabung der Straf justiz bezüglich deS Landstretcherthum» gestaltet habe. Die Staatsanwaltschaften und die Polizeibehörden sind angewiesen worden, daS ihnen zur Verfügung stehende Material mit möglichster Beschleunigung herbeizuschaffen. Bamberg, 26. August. (N. C.) Se. kaiserl. und königl.Hoheit der Kronprinz deS deutschen Reiches und von Preußen ist soeben mit dem Nürnberger Postzuge mit Gefolge hier angekommen. Aus und vor dem Bahnhöfe drängte sich eine außergewöhnliche Menschenmenge, welche beim Einfahren de- Zuge- in stürmische» Hoch auSdrach. Obersthosmarschall Frhr. v. Malsen empfing Se. kaiserl. und königl. Hoheit im Namen Sr. Majestät de» König- Ludwig. Der Bürgermeister Brandt, der Vorstand deS GemeindecolleglumS, mit Deputationen der Collegien, hatten sich gleichfalls am Bahnhof zum Empfang eingefunden. Die hiesigen Militärvereine, sowie jene auS der Umgegend bildeten die Ehrenwache. Kronprinz Friedrich unterhielt sich mit verschiedenen Veteranen am Perron. Bei der Ein fahrt in die königl. Residenz durch die feenhaft beleuch teten Hauptstraßen erschollen tausendfache Hochs. In den Straßen wogte eme ungeheure Menschenmenge auf und ab. Um H9 Uhr fetzte sich der Fackelzug der Feuerwehr mit 2 MusikcorpS in Bewegung. „Lieder kranz* und „Cäcilia* brachten eine Serenade. Der Kronprinz empfing nach Ankunft de- Fackelzuger vor der Residenz den Bürgermeister Brandt und den Vor stand de» Gemeindecollegiums mit den Deputationen, ferner die Vorstandfchaft der Feuerwehr, und ließ später die Vorstände der Gefangvereine zu sich rufen. -5. Wien, 27. August. Der Fürst Nikolaus von Montenegro ist auf feiner Durchreise nach St. Petersburg in Begleitung deS Ministers des Aeußern Stanko Radonic, fowie deS Ministers deS Innern MaSa Vrbica gestern Abend hier eingetroffen und wird einige Tage hier verweilen. Wenn auch sein mehr tägiger Aufenthalt in Wien keinen auSgefprochen po litischen Zweck verfolgt, fo liegt e» doch auf der Hand, daß ihm eine gewisse politische Bedeutung innewohnt, nachdem in letzter Zeit Meldungen in die Oeffentlich- keit gelangt sind, welche zwischen dem Wiederaufflackern der Jnsurrection in den an Montenegro angrenzenden Theilen der Herzegowina und dem Verhalten der mon tenegrinischen Bevölkerung einen gewissen Zusammen hang constatirten. Jndeß ist man hier überzeugt, daß der Fürst, dessen loyale Haltung gegenüber Oesterreich wiederholt von competenier Seite anerkannt worden ist, auch diesen Agitationen vollständig fern steht, und gerade in dem Umstande, daß er neuerdings nach Wien kommt, um mit den hiesigen officiellen Kreisen Fühlung zu gewinnen, glaubt man einen Beweis dafür erblicken zu dürfen, wie sehr dem Fürsten Nikolaus daran ge legen ist, in guten Beziehungen zu Oesterreich zu blei ben. In Würdigung dieser Intention hat denn auch der Beherrscher der schwarzen Berge hier eine durchaus herzliche Aufnahme gefunden, und man hofft, daß drsfen Anwesenheit dazu beitragen werde, die Ange legenheit der Repalriirung der auf montenegrinischem Boden weilenden süddalmatinischen und herzegowinischen Flüchtlinge zu beschleunigen. — Inzwischen scheinen die kleinen Reste der noch in der Herzegowina sich herumtreibenden Jnsurgentenbanden, durch Hunger gezwungen, sich unterwerfen zu wollen. Schon in Fora hatte sich vor einigen Tagen der Bandenführer Beg Herenda bei dem dort weilenden ReichSfinanz- minister v. Kallay eingefunden, um feine Unterwerfung anzubieten. Ebenso sind, telegraphischen Berichten zu folge, gestern in Gorazda hervorragende Insurgenten erschienen, um dem genannten Minister ihre Unter werfung zu melden. In Rogatica, wo der Minister heute verweilt, werden weitere Erklärungen dieser Art erwartet. ES scheint demnach, daß die Anwesenheit deS Hrn. v. Kallay nicht ohne nachhaltigen Einfluß auf die Beschleunigung de» PacificationSwtrkeS bleiben dürfe. — Die in den letzten Tagen in den Kreisen der hiesigen radicalen Arbeiterpartei vorgenommenen Verhaftungen haben zur Entdeckung eines socia- listischen ComPlots geführt, dessen ausgesprochener Zweck Raub und Anarchie war, um auf diesem Wege die nöthigen Mittel zur weitern Aufwiegelung der Massen im communistischen Sinne zu gewinnen. Da die Untersuchung noch im Gange ist, entziehen sich die in vieler Beziehung wahrhaft fenfationellen DetailS der ganzen Affaire vorläufig noch der Oeffentlichkeit; doch ist der Zusammenhang der focialistifchen Umtriebe mit dem anfangs Juli d.J. an dem Schuhmacher Merstal« linger verübten Raubattentats bereits außer Zweifel gestellt. — In Bezug auf daS focialistische Complot bringt die „Correspondeuz Wilhelm* nachstehende Er klärung: „Wir haben in unserm Berichte über da» an dem Schuhmacher Merstallinger verübte Raubattentat, welches aus Grund saifirter Corrrspondenzen und der bisherigen Erhebungen von Seiten der Sicherheit», behörde einer radicalen Arbeitergruppe zur Last gelegt wird, der Mitteilung Raum gegeben, daß, wenn ver schiedene Anzeichen nicht trügen, der im Pala,- de» Grafen Andrassy in Buda-Pest verübte Orden»- und Pretiofendiebstahl von Anhängern derselben Gruppe verübt worden sein dürfte. Drese Mitthellung rst uu- von privater Seite zugegangen. Auf Grund authen tischer, an kompetenter Stelle eingeholter Informationen entbehrt diese Meldung einer positiven Grundlage. Die von Seiten der Sicherheit-behörde bisher ge pflogenen und von günstigstem Erfolge begleiteten amt lichen Maßnahmen betreffen ausschließlich daS Factum Merstallinger. WaS den Einbruch-diebstahl beim Grasen Andrassy in Buda-Pest anbelangt, dürsten die Thäter derselben sich allerdings in Wien aufhalten und wird auch nach ihnen gefahndet; sie stehen jedoch mit jener wegen deS RaubattentateS an Merstallinger inhaftlrten Gruppe in keinerlei Zusammenhang.* — Die neueste „Pr.* erfährt noch Folgende-: Seit mehr, als 3 Wochen sind von der Behörde Erhebungen und Ueberwachungen mit einem bedeutenden Krästeaufgebot gepflogen worden. Seit Beginn dieser Woche bis heute hat der ganze für Aufrechthaltung der öffent lichen Sicherheit bestimmte amtliche Apparat Tag und Nacht unausgesetzt functionirt. Das Material, welche- hierbei zusammengetragen wurde, ist ein kolossale-, seine Sichtung noch keineswegs durchgeführt, umso- weniger, al- bei der mit größter Kraftanspannung be triebenen Klärung deS Materials sich immer wieder die Nothwendigkeit ergiebt, nach verschiedenen Seiten hin neuerliche Recherchen zu pflegen. Was bisher von Seiten der Behörde betreffs der weitverzweigten Amts- Handlung über daS Raubattentat an Merstallinger der Oeffentlichkeit übergeben wurde, fixirt die Ergebnisse der Untersuchung in großen Umrissen. Trotz der All gemeinheit ihrer Fassung enthalten diese Publikationen mehrfache markante Momente, von denen eS sich behufs Klärung der Situation verlohnen dürfte, diefelben in objektiver Weise zusammrnzustellen. Am 26. d. Mittags wurden die Namen der beiden eigentlichen Thäter, Engel und Pfleger, sowie jene von 5 Mit schuldigen, deren Theilnahme an dem Verbrechen nicht nur durch die Erhebungen, sondern auch durch die Ge ständnisse einzelner der Häftlinge festgestellt erscheint, veröffentlicht. Die Träger dieser Namen sind bekannte Exaltados der hiesigen radicalen Arbeiterpartei. Die übrigen Theilnehmer und Mitwisser des Attentates — und die Zahl derselben ist mit den bekanntgegebenen Namen nicht abgeschlossen — gehören gleichfalls der bezeichneten Färbung der Arbeiterschaft an. Wer mit der Gliederung der radicalen Arbeiterschaft nach den neueren Principien, welche Most in London in Bezug auf die socialistifche Propaganda ausgestellt hat, be kannt ist, dürfte fofort daran denken, daß man eS hier mit dem kleinsten selbstständigen AgitationSkörper, „Gruppe* genannt, zu thun hat. In dem Commu- mqu« wurde gesagt, daß Correspondenzen saisirt wor den sind, welche deutlich erkennen lassen, daß aus dem Gedanken, sich Geld für propagandistische Zwecke zu verschaffen, da- Raubattentat an Merstallinger herauS- gewachsen sei. Wir hätten e- also hier mit der That einer radicalen „Gruppe* zu thun, deren sämmtliche Mitglieder um da- geplante Verbrechen für einen — wenn daS Wort gestattet ist — idealen Zweck gewußt haben. Ander» freilich gestaltete sich die Situation nach der Ausführung. Allerdings soll ein Theil de» geraubten Gelde» zu AgitationSzwecken verwendet wor den und ein Delegirter mit einem Theil de» Gelder nach Böhmen gereist sein. Mit dem Reste jedoch sollen Mehrere, die denselben in Händen hatten, folgender maßen calculrrt haben: „Zu einer erfolgversprechenden Agitation ist er ohnehin zu wenig — also theilen wir ihn.* Damit trat an die Stelle de» idealen Motivs der gemeine EgoiSmu». Daß derzeit dir Untersuchung noch nicht einmal im Großen abgeschlossen sein kann, dafür ist wohl der Umstand beweisend, daß einer der speciellen Thäter, der Tischlergesrlle Josef Engel, welcher am 26. d. früh unter dem falschen Namen Wenzel Mayer in Buda-Pest verhaftet worden ist, noch keiner Einvernahme unterzogen wurde. Engel wird erst am 27. d. unter Escorte hierher gebracht werden und Abends hier eintreffen. Der Tischler- geselle und frühere Redacteur der „Zukunft*, von dem wir gemeldet, daß er sich nach New-Kork geflüchtet, und dessen Frau, Jakobine Hotze, sich unter den Ver hafteten befindet, dürfte die Kosten seiner Flucht mit einem Theile de- dem Merstallinger geraubten Gelde» bestritten haben. Wie wir erfahren, dürfte in nächster Zeit, sobald die Untersuchung in ihrer Totalität die» gestattet, eine geschloffene und möglichst detaillirte Dar stellung der sensationellen Affaire von kompetenter Seite der Oeffentlichkeit übergeben werden. Prag, 26. August. (N. fr. Pr.) Dem hiesigen Landesgerichte wurden die bei Reichenberg verhafteten Socialisten Ferdinand Schwarz, früher Redacteur der „Politischen Rundschau*, und Vincenz Walter eingr- liefert. Nun sind bereits mehr, als 100 Socialisten beim Prager Landgerichte in Haft. Pari», 27. August. (Tel.) Der hiesige deutsche Turnverein wollte sich gestern Abend m einem Lass der Rue-St.-Marc versammeln, um 2 seiner Mit glieder zu ehren. Zu dieser Feier war der französischen patriotischen Liga eine Einladung zugegangen. Diese halte angenommen, betrachtete die Einladung aber alS eine HerauSsorderung. Da die Polizei von der Sache Kenntniß erhielt, so wurde die Versammlung untersagt und das Cafö einstweilen geschlossen. Der Präsident de« deutschen Turnvereins erklärt, daS Count« der Gesellschaft stehe der Zusendung deS EinladungtbriefeS an die Liga der französischen Patrioten vollkommen fern. Es wird angenommen, der Brief sei durch eine bisher noch unermittelte Person unterschlagen worden. — Der „N. fr. Pr.* telegraphirt man aü» Pari» folgende Details: Gestern wurde durch die Polizei «in Ueberfall deS deutschen Turnverein- vereitelt. Der Verein wollte ein Fest feiern au-Anlaß det Abschiede» von 2 Mitgliedern. Da- Circular deS Feste- gerieth durch Mißbrauch in die Hände de- Revanchedichler» Deroulede, weicher Vorstand der I^ixa« p*triotigu«, deS französischen Turnvereins, ist. Dieser betrachtete daS Circular alS Herausforderung. Dem Vereine wurde die Abhaltung der Feier von der Polizei verweigert wegen der Erregung, welche daS „Lircalair« »u Ooronlöä«" hervorgerufen. E» stellte sich heraus, daS Circular habe keine Adresse gehabt, und die Secretäre deS Verein- gaben die Versicherung ab, dem Vereine liege jede Provocation fern. Der deutsche Botschafter, Fürst Hohenlohe, erklärte selbst, den Verein besucht zu haben; die Tendenzen desselben seien keineswegs provoca» torisch. Mitglieder de» Verein» kamen zu Drrouläde und gaben die Versicherung ab, daß jede Provocation fernlitge. Die Sache kam vor den Minister de» In nern. Man bewog Derouläde, von einer Demonstra- tion abzusehen. Trotzdem verweigerte die Polizei die Bewilligung de» Feste», da dem Wirthe gedroht wurde, daS Local zu stürmen. Die Polizei ordnete Sperrung und AuShängung eine» Zettel» an: „Ge sperrt wegen Reparatur*. Der Turnverein verschickte eine Absage de» Feste», die aber nicht Allen zugestellt wurde. Die Festtheilnehmer fanden eine Menge Uebel- wollender und eine Masse Polizei vor dem Local. Die Sache wurde dem Fürsten Hohenlohe gemeldet. E» verlautet, Duclerc werde heute die Sache mit dem Fürsten Hohenlohe ordnen. Deshalb unterblieb jede osficielle Verlautbarung. Da aber in letzter Zeit sich solche Reibungen mehren, wird die Sache ernst ge nommen und alle Maßnahmen zum Schutze der Deut schen getroffen. Bern, 25. August. (Allg. Ztg.) Gestern Mor gen 8 Uhr hatte der schweizerische PiuSverein, welcher seit Montag in Locarno versammelt ist, von dort au» aus dem Lago-Maggiore per Dampfer einen Ausflug nach dem auf italienischem Gebiete liegenden Stresa machen wollen, wurde aber dort bei« Landen von dem zahlreich auf dem Kai der Ankommenden harrenden Volke mit dem Ruse „Nieder mit den Pfaffen, nieder mit den Schweizern!* und der Zu- muthung empfangen, die VereinScocarden und rothe» Kreuze abzulegen, welch letztere von den Berein»mit« gliedern auf der linken Brust getragen wurden. Da man sich diesem nicht fügen wollte, mußte die etwa 500 Mann starke Schaar, unter ihr Bischof Lachat, sich auf da» Dampfschiff zurückziehen, wa» nicht ohne weitere Beschimpfungen abgelaufen sein soll. Da dieser Vorfall auch von ultramontaner Seite in übereinstim mender Weise gemeldet wird, dürfte die hier geaebene Darstellung kaum zu bezweifeln sein. Die auf dem Kai anwesende italienische Polizei soll dem Volke bei dieser Kundgebung vollständig freie Hand gelaffen haben. Gras Scherer von Solothurn und der Tessiner Ständerath Respini, welche ebensall» dabei waren, haben beim Syndiku» von Stresa Be;chw«rde erhoben. tung erlangen könnte. Es sind die» nämlich der Bar- rage-du-Nil, jene» gewaltige, aber unvollendet ge bliebene Nilwasserstauwerk, die Litadelle von Kairo und da» Mokattamgebirge: drei in strategischer Be ziehung unter Umständen nicht zu unterschätzende Po sitionen. Der Barrage-du-Nil ist das letzte Werk Mehemed Aft'S. Als im Jahre 1841 der „Rege nerator Aegypten»* durch den Einfluß der europäischen Mächte und durch die Anwesenheit der englischen Panzerflotte vor Alexandrien gezwungen wurde, auf seine Eroberungen in Syrien und Kleinasien Verzicht zu leisten und sich mit seinen Herrschergelüsten auf da» eigentliche Aegypten zu befchränken, da verfiel er auf die Idee, ein Bauwerk aufzuführen, da» durch seine steinige Massigkeit hinüber in die kommenden Jahr hunderte ragen und somit stet» den Namen Mehemed Ali'» der Menschheit in» Gedächtniß rufen sollte. 200000 Fellachen wurden zur Zwangsarbeit aufgeboten and 40 Millionen Frc». für Gehalte der Baumeister, Ingenieure und für Beschaffung der Materialien in 4 Jahren verausgabt. Denn wie einst in grauer Vor- »eit die Könige der vierten und fünften Dynastie die Pyramiden als Zeugen ihrer Herrschaft und Macht aufgrsührt, fo errichtete jetzt an der südlichsten Spitze deS Deltas Mehemed Ali den Barrage du-Nil. Er sollte nach Ansicht seine» Erbauer- dazu dienen, eine etwa durch da» Delta vordringende Jnvasion»arme« aufzuhalten, und wurde zu beiden Seiten noch obendrein mit doppelten Fortificatione» versehen. In zahlreichen Canälen und Bassin» wollte man di« Wässer de» Nil» aufstauen, und Mehemed Ali pflegte nicht selten zu sagen: „Die Kanonen der Engländer, Franzosen oder Türken, können unsre Mauern zerstören; sperren wir aber die Nilwasser ab, ftauen wir sie und öffnen dann beim Anrücken de» Feinde» die Schleusen, so ertrinken in diesen zischenden Fluthen unsere Gegner geradeso, wie Pharao's Reisige bei der Verfolgung der Juden im rothen Meere.* Indessen Mehemed Ali's Herrschaft ging bald zu Ende, einsam starb er auf seinem Schlosse Schubra, die großen Schleusen wurden nickt vollendet, und nur die Fortificationen recht» und link- von dem hier getheilten Strombette sind bi» auf den heutigen Tag ziemlich intact stehen geblieben. Unter Umständen könnten diese Werke rasch wieder befestigt werden, und würden vor Allem dem nach Kairo vor rückende Feinde ernstliche Schwierigkeiten bereiten. Kairo selbst ist nach allen Seiten gänzlich offen und besitzt auch nicht ein einzige» Fort in seiner Um gebung; die Eitadelle, nach der Pulverexplosion von 1823 fast vollständig neu aufgeführt, liegt etwa 80 m über der Stadt und beherrscht mit ihren Geschützen dieselbe nach sämmtlichen Richtungen hin. Direct im Rücken der Citadellr und nur wenige Tausend Schritte von ihr entfernt erheben sich aber die weißgelblichen Felfenwände de- Mokattamgebirge- bis zu einer Höhe vom über 200 m. Sollte Arabi mit seinen Truppen wirklich bi» Kairo zurückgeworfen werden, so müßte er unbedingt die Mokattamhöhen stark verschanzen, denn sonst wäre die Eitadelle fast bedeutungslos. Bon der Cltadelle selber bietet sich eine seltene Fernsicht auf Stadt, Fruchtland und Wüste dar. ES war im Mai deS vergangenen Jahres, kurz vor meiner Abreise von Kairo, als ich in der 4. Morgenstunde zum letzten Male zu der Aussichtsterrasse auf der Cltadelle Hinaufstieg. Ein rother Streifen säumte al-bald den Horizont im Osten und schickte zuckend« Feuergarben in die tiefe Bläue de» allmählich ver schwindenden NachthimmelS hinein. Mit einem Male stieg auS den Wolken die Sonne am Firmament empor, und die Strahlen de» ausgehenden TageS- gestirneS ließen meine Augen wenige Minuten lang ein Landschaftsbild fchauen, wie ich eS in folch' rosiger Verklärung nur selten erblickt. Gleichsam in flüssige» Gold und in Purpur getaucht grüßten die schlanken MinaretS, die breiten Kuppeln und die langen Fronten der Patäste der Capital« zu nur herauf, und drüben, jenseits der Stadt und de» Fruchtlandes, da, wo die gelben Sandwellen der lydischen Wüste bis dicht an die Fellachendörfer heranlecken, erhoben sich in stummer Majestät die ewigen Pyramiden, die selbst die Zeit respectirt und um deren Spitzen die Sonne in diesem Augenblicke eine goldene Krone goß. Es war ein schöner, rin unvergeßlicher Anblick. Theodor Hermann Lange. * E» bestätigt sich, daß Hr. Kapellmeister Prof. l)r. Wüllner vom Euratorium deS Hoch'schen Con- servatorium» in Frankfurt a. M. eine Berufung zur Uebernahme der durch I. Raff'» Tod erledigten Directorstelle an diesem Institut und zwar unter glän zenden Bedingungen erhalten hat. Eine Entschließung de» Betreffenden über sein Verhalten zu diesem An trag ist indessen, dem Vernehmen nach, noch nicht erfolgt. * Der geschästsführende Ausschuß der Hygiene- AuSstellung in Berlin hat, wie man der „Post* mittheilt, daS alte Programm revidirt und neue prak tische Anmeldeformular« Herstellen lassen. Die Auf forderungen zur Beschickung der Ausstellung sind be reits erlassen. Es liegt im Interesse der Aussteller, ihre Anmeldungen zu beschleunigen. Dies ist schon darum geboten, weil der eiserne AusstellungSbau An nexe au-schließt. Allerdings wird beabsichtigt, den GlaS- und Eisenbau so groß wie möglich herzustellen, um den weitestgehenden Ansprüchen genügen zu können. Die Submissionen auf daS AuSstellungSgebäude sind aus geschrieben, und wohl schon zu Anfang nächsten Monat» werden dieselben «inlausrn. * Ueber die deutschen Expeditionen zur Beob- achtungj deS BenuSdurchgangeS am 6. December d. I. thrilt die „N. Preuß. Ztg.* folgende nähere Einzelheiten mit: Der ganze Verlauf der Erscheinung, welche etwa 6 Stunden dauert, ist nur in Amerika sichtbar. Zu besserer Vertheilung der Arbeit haben sich die leitenden Astronomen der brtheiligten Natio nen im Herbste v. I. auf einer Cooferenz in Paris über die von jeder derselben zu besetzenden Stationen verständigt; wie schwierig diese Ausgabe war, ist da raus ersichtlich, daß die norvamerikanische Union allein mehr al- 50 Stationen für sich beanspruchte Bon den 4 deutschen Expeditionen gehen 2 nach Nord-, 2 nach Südamerika. Der nördlichsten, welche sich nach dem Städtchen Hartfort (Connecticut) begiebt, gehören vr. Müller au» Pot-dam und l)r. D«ichmüller au» Bonn al- 1. und 2. Astronom und Student Bau- schmger au- München al- astronomischer Gehilfe; der zweiten Expedition, die ihren Aufenthalt in Nikea lSüdcarolma) nimmt, sind zugetheilt vr. Franz au» König-berg, vr. Kobold aus OGiallq in Ungarn und Student Marcuse. Die dritte Expedüio», di« sich in Bahia-Blanca (Patagonien) uiederläßt, wird gedüdcl
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