Suche löschen...
Dresdner Journal : 29.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208292
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820829
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820829
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-29
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 29.08.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^S00. i» r»»»» i ^R^rtto^: . . . . tO U»rk ^MrUoL, 4 »0 t?,. Uu»ui>«rQ: 10 kf 4ü»«,r4»I4 d«, d«ut»ck«o ksicb«» tritt ko»t- u»d 8tsoipelm,cll>^ Kia»«. In8or»1eopi>«l»«: kür dv» 8«>ll> «io»r ^«-pLltsov» pvtttrvils 20 ?f v»tor „Lin^««ndt" ä» 2«il» »« kV. >« 1'»K«U«»- und Ltk«m»»tL 40 ^uLebt»^. Dienstag, den 29. August. Dresdner Journal. krieNela^o r VNEUeb mit Xun>»bms d»r 8oiu> und ^mortL^a Xbsod» Nir d«o kolA,vd«o Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. 1882. Iv»er»teoi»ao»kme »U8«irt»: ^>. ktranckitetter, OvmmimiooLr de, Dresdner dourv»Ii; SmQdar, L»rN» -Vi,u L»»«l vr«,I»u rrsvlifmt ». lt : Laa«enst-in <k ^vA/er, v«rlu>-Vi«ll Mundur^- rr»x-I.«ipii^ krsllickurt ». H. «üllcdso: /t«d >«rUlll /»leaiiciendcink, Lrewso: L Le/i/otte,' vre,i,u: L üttiNAen ^ Lurruu (Lmit Rabatt«),' krsnktiirr » » : L OneAer'sebe ttuebbLudluojs; OorMi: tr. ^/ü//er; NLLvovsr i 0. Lcbüssier, k»rt, L«rlu» - rr»oiikllrr » «- StattgAN: Laude <L' 60., Nmodur^: ^1d. Äeiner. Hvrausxvkerr Löniel Lrpedition de» Dresdner dournLl», Dresden, ^«in^erstrLsss tlo. 20. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat September werden zum Preise von 1 M. 50 Pf. angenommen für Dresse» bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für »»swirts bei den betreffenden Postanstalten, üönigl. LrpedMon des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Amtlicher Scheil. Dresden, 24. August. Se. Majestät der König haben dem Pfarrer Karl Neidhardt in Zwönitz da» Ritterkreuz I. Elaste de» Albrechtsorden» Allergvädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Generaldirector der Sachs. Maschinenfabrik vorm. Richard Har,mann zu Chem- uitz, Fürstl. Reuß. Eommerzienrath Eduard Keller da» ihm von Sr. Majestät dem Könige von Italien verliehene Ritterkreuz de» Orden» der Italienischen Krone annehme und trage Nichtamtlicher Scheit. Telegraphische Rachrichte». Wie«, Sonotag, 27. August, Abends. (Tel. d. Boh.) Jo Bezug auf das socialistischr Tomplot (vgh die „TageSgeschlchie") liegen heute folgende Mittheilnugev vor: Am letzten Mittwoch hatte die Polizei so viele gravtrende Judicien gewonnen, daß sie zur Verhaftung verdächtiger Personen schreiten konnte. In der Nacht von Mittwoch zum Donnerstag wurden 8 Personen feftgenommen und die Wohnungen derselben eingehend durchsucht. Sämmtliche Verdächtige benahmen sich bei der Festnahme bis auf Einen, der sich ziemlich renitent gebildete, ruhig und gelüsten. Bei den Woh- uungSrrvifionrn wurden Schriften, Chemikalien und eine große Anzahl verschiedener Dinge saisirt. Die Verhöre der Verhafteten wurden sofort begonnen und dauerten den ganzen Tag, sowie die darauf fol gende Nacht hindurch dl» Freitag Mittag, um welche Zeit eine kleine Unterbrechung eintrat. Gestern und heute dauerten die Vernehmungen wieder fort. Den fämmtlicheo Verhaftete», nunmehr 12 an der Zahl, wurden bereit» die VerhaftSbefehle de» LandeSgerlcht« eingehändigt, doch verbleiben sie, bi» die Untersuchung vollständig abgeschlossen ist, in polizeilichem Gewahrsam. Paris, Montag, 28. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Die „Rspublique franhaise" sagt, anstatt England zu beleidigen, solle man anerkennen, daß England bezüglich Aegyptens an eine Politik der Enthaltung und der Abdicatiou niemals gedacht habe. Das „Jonrnal des Dsbats" bemerkt, in de« Lampfr des muselmännischen Fanatismus ge gen bra Ehristianismus sei Europa solidarisch. London, Montag, 28. August. (Tel. d. Dre»dn. Journ.) Einer Meldung der „Times" ans Kal- kutta zufolge haben ernste Religionscravalle zwi schen Hindus und Muhamedaneru in Salem (Pro vinz Madras) stattgefuvden. Die Hindu» verübten Grausamkeiten; 150 wurden verhaftet. St. Petersburg, Sonntag, 27 August, Abends. (W. T. B.) Der Generaldirector der russischen Telegraphen Geh. Rath v. Lüders ist gestorben. Konstantinopel, Montag, 28. August. (Reuter'» Office.) Said Pascha begab sich gestern Abend zu Lord Dufferiu nach Thrrapia und theilte V" > > > . > > Feuilleton. sirbigirt »on Ott» Bane». Mr. Timseu der Spekulant. N»man von Lonrad Fischer-Sallsteia. (Schluß) In diesem Augenblicke pochte e» an der Thür an, erst leise und zögernd, dann wurde die Thüre hastig aufgerissen von einer starten kräftigen Männerhand. Schwester Helene blickte sich nach der Thür um und erhob sich dann, denn an der Thür standen zwei Damen und ein Herr und blickten zögernd in da» Gemach. Schwester Helene ging ihm» entgegen und zwar schien e», al» ob sie sagen wollte, daß der Patient gerade jetzt am allerwenigsten in jenem Zustande sich befinde, in dem er die Aufregungen eine» Besuches ertragen könnte. Ader etwa» betroffen blieb sie mitten im Zimmer stehen, denn die jüngere Dame, welche tief verschleiert war, eilte bleich und aufgeregt an ihr vorüber an da» Lager de» Kranken und kniete dort nieder. E» war Franz,»ka v. Leuteritz; der kräftige Mann mit dem sonnenverbrannten Gesichte, welcher gemessenen Schritte» ihr nochfolgte, die alte Dame, die zögernd an der Thür stand, waren ihr Bruder Franz und seine Mutter. Al» der Patient Franzi»ka erblickte, stieß er einen Schrei au» und wandte da» Gesicht ab. demselben mit, der Miuisterrath habe beschlösse«, die Proklamation, welche Arabi Bey zum Rebellen erkläre, zu publirireu und die Militärkonventiou nach dem von Lord Dufferin ausgestellten Ent würfe zu acceptirrn. (Vgl. umstehend die Rubrik „Zur ägyptischen Frage" ) Alexandrien, Sonntag, 27. August, Abends. (W. T. B.) Der Commandant deS „Achilles" rapportirt, daß die Garnison deS Forts Abukir im Begriffe sei, Erdwerke zu errichten, au wel chen mehrere Tausend Eingeborene arbeiteten. Aus Ramleh wird über heute vorgenommeue Operationen Folgendes gemeldet: Von 2 schweren, oberhalb der Linie über dem Hügel der Wasserstation aufgestellten Geschützen wurde heute Nachmittag 3 Uhr die Stellung de» Feinde» am linken Ufer de» Mahmudiehcanal» beschossen; es wurden gegen 20 Schüsse abgegeben, mehrere Geschosse fielen mitten in die Verschanzungen de» Feinde» und richteten großen Schaden an. Der Feind erwiderte da» Feuer nur schwach. Gegen 5 Uhr Nachmittag» wurde hinter dem Lager des Feinde» etwa 10 (englische) Meilen von Ramleh eine Feuersbrunst wahrgenommen. Der in der Nähe von Ramleh vor Anker liegende „Mino taur" eröffnete um H5 Uhr daS Geschützfeuer aus die in der Richtung von Abukir ausgestellten ägyptischen Vorposten; die Geschosse fielen augenscheinlich mitten in die Stellungen de» Feinde», der da» Feuer aber nur sehr schwach erwiderte. Gegen Mittag hatte man starke Vorpostentrupps und eine Cavallerieabtheilung der Aegypter in der Richtung von Abukir gesehen. Im Ganzen wurde während der letzten Tage aber keine größere ägyptische Truppenadtheilung wahrgenom- men, und man schließt daraus, daß die Mehrzahl der bei Kafr-ed-Auar aufgestellt gewesenen Truppen zurück gezogen worden sei. Alexandrien, Montag, 28. August. (Tel.d. Dre-dn. Journ.) Da» neue Cabinet hat sich nun mehr covstituirt. Scherif Pascha übernahm das Präsidium und das auswärtige Departement, Riaz Pascha da» Innere, Haidar Pascha die Finanzen, Mubarek Pascha die öffentlichen Arbeiten, Lufti den Krieg und die Marine, Kakri dir Justiz, Katri den Unterricht und Zaki die Bakus». Dresden, 28. August. Zu den hervorragenden, die öffentliche Meinung in Frankreich lebhaft erregenden Fragen gehört die Ausführung de» Gesetzes über den Unterricht in den höheren Töchterschulen. Angesichts der Wichtig keit deS Gegenstandes und der eigenartigen französi schen Verhältnisse wird eS nicht unzweckmäßig sein, aus diese Angelegenheit näher einzugehen Wir ent lehnen eine hierauf bezügliche Betrachiung dem „Ham burgischen Correspondenten" und haben keine Veranlassung, dessen Ausführungen etwas hinzuzufü gen, da der Verfasser, ein genauer Kenner der französischen Verhältnisse, den Gegenstand nach allen Seiten hin beleuchtet. In der Absicht, sagt derselbe, den Einfluß der Geistlichkeit auf die französischen Frauen, deren sittliche und intectuelle Bildung möglichst zurückzu- drängen, erklärte da» Gefetz vom 21. December 1880 den höher» weiblichen Unterricht für eme Angelegen heit deS ElaateS, der Departements und der weltlichen Gemeinden, welche Schulanstalten der bezeichneten Art mit vereinten Kräften und für ihre Rechnung einrich- ten und leiten sollten. Die höheren Mädchenschulen sollten in der Regel Externate, wo erforderlich (also namentlich in den für mehrere kleinere Orte und für da» flache Land bestimmten Anstalten) auch Internate sein und obligatorisch in der „Moral", nicht aber in der Religion Unterricht ertheilen; wo die Äeltern r» wünschten, dürsten dieselben ihre Töchter „durch die „Schonen Sie mich, um Gotte» Willen schonen Sie mich, Franziska, die Qualen der Hölle habe ich durchlebt I Ueben Sie Barmherzigkeit an mir, erbarmen Sie sichl" .Franz, Franzl" stieß Franziska hervor, ergriff feine Hand und beugte sich über ihn, „nicht die Hölle will ich Dir bringen, den Himmel, den Himmel!" Und weinend drückte sie hier da» Gesicht neben ihm in die Kissen. Der Verwundete athmete schwer, bi» ihn auf ein mal jene Schwäche überkam, die der Arzt vielleicht vorau»gesehen hatte und ihm die Sinne vergingen. „Um Gotte» Willen", rief Schwester Helene, nahm einen feuchten Schwam l und benetzte ihm die Stirn, „gehen Sie zurück, mein Fräulein, er erträgt e» nicht." „Nein, nein, hier ist mein Platz, hier werde ick bleiben I Er wird da» Leben sich erhalten, wenn ich ihn pflegen helfe, wenn ich an seinem Lager weile; nicht wahr, Mama, hier ist mein Platz?" Frau v. Leuteritz kam jetzt an» Lager heran. „Ja, mein Kind, hier ist Dein Platz und auch der mrimge, und wenn — wa» l)r. Mohrmann sagt, sich bewahrheitet, und wir wollen nicht vom Lager weichen, damit er nicht wieder die Hand an sein Leben legt — dann, Franz,»ka, wird er wieder gesund." * « * Ganz in der Stille wurden etwa ein halbe» Jahr nach den oben geschilderten Ereignissen Franziska mit Dorell getraut. Der junge Advocat ging al»dann mit seiner Frau nach Amerika zurück und lebt noch bi» zur Stunde in New Porl. Diener der verschiedenen Culte" im Schulgebäude, aber außerhalb der Klassenstunden, in der Religion unter richten lassen. Wählend die übrigen Lehrer und Leh. rerinnen auf Grund staatlicher Diplome ohne Weitere» von den Departements und Gemeinden angestellt wer den und da, wo Internate bestehen, in denselben unter- g-bracht werden können, bedarf eS für jeden ReligionS- lehrer (oder Lehrerin) der ausdrücklichen Bestätigung durch den Unterrichtsminister, und ist diesen Personen ausdrücklich verboten, in der Anstalt zu wohnen. In einem Lande, das von Alters her gewohnt war, die Töchter der wohlhabenden und gebildeten Klassen durch Perfonen geistlichen Stande- erzogen und in von solchen geleiteten Pensionen untergebracht zu sehen, mußte ein Gesetz, welche- diese Traditionen nicht nur zu brechen, sondern den Religionsunterricht möglichst zu beseitigen und einzuschränken versuchte, mit Noth- wendigkeit auf lebhafte Opposition stoßen. Den eigent lichen Sitz dieser Opposition bildete natürlich der Cle- ru» und der diesem ergebene, in Süd- und Westfrank- reich (z. B. der Normandie und Bretagne) besonders einflußreiche Theil der Bevölkerung. AVer keineswegs dieser allein. Auch in den Kreisen der liberalen Bour geoisie fand und findet man keinen rechten Geschmack an den neuen Einrichtungen. Sehr zahlreiche Männer der höheren und mittleren Gesellschaft-schichten, die für ihre Person der sogenannten „Philosophie" dc» 18. Jahrhunderts und dem Comte'schen PositiviSmuS hul digen, nie oder nur ihren Frauen zu Liebe die Kirche besuchen und sich al» lebhafte Gegner der clericalen Partei geberden, halten es für außerordentlich bequem und zweckmäßig, wenn ihre Töchter in den strengen Anschauungen der Kirche erzogen, während der ent scheidenden BildungSjohre allem weltlichen und gesell schaftlichen Treiben entrückt und in Anschauungen be festigt werden, die für ihre „Tugend" stärkere Bürg schaften bieten, al» der Besitz einer gewissen Summe von positiven Kenntnissen über die Dinge dieser Welt irgend vermöchte. Dieselben Rücksichten und Ein gebungen de» praktischen JnstinctS, welche den in sexuellen Dingen nicht» weniger als rigoristischen DurchschnittSsranzosen zum Gegner der EheschrldungS- freiheit machen, lassen ihm die Erhaltung der tradi tionellen Methode der weiblichen Erziehung vielfach durchaus wünschenSwerth erscheinen. Dazu kommen die Macht der Gewohnheit, die Bequemlichkeit, uner- zogeue Kinder nicht zu Hause zu behalten, und der Umstand, daß die geistlichen Mädchenpensionate (von denen für die vornehme Welt natürlich abgesehen) die Sache außerordentlich wohlfeil machten. Daß daS neue Gesetz in den von clericalen Einflüssen beherrschten Landschaften und Kressen mit tiefer, leidenschaftlicher Erbitterung ausgenommen und als förmliche Kriegs erklärung gegen Kirche und Religion ausgenommen wurde, versteht sich von selbst. Wie tief der Schnitt ist, welchen dat Gesetz vom 21. December 1880 in die Gewohnheiten der franzö sischen gebildeten Klassen gethan hat, geht mit Deut lichkeit aus dem Verhalten hervor, welche- seiten der einsichtigeren Freunde diese- Gesetzes beobachtet und in der Presse angerathen wird. Mit größerer oder geringerer Unbefangenheit räumen die republikanischen Journale ein, daß eS sich um zwei Schwierigkeiten han dele: um die Abneigung der nr den alten Traditionen emporgekommenen, jetzt den neuen Anstalten überwie senen Schülerinnen und ihrer Aeltern gegen die reli- gion-lose StaatSschule — und um den fanatischen Esser, mit welchem der kirchenseindliche Theil der Lehrer und Beamten diese Schule zu einem „KriegS- mittel" für die gewaltsame Bethätlgung und Durch führung feines „philosophischen" System» machen will. Selbst da, wo man dem Gesetz zustimmt, scheint man zu fürchten, Schule und Familie würden sich binnen Kurzem in kriegführende Parteien verwandeln und eine Bon Mr. Timsen hat man nur so viel erfahren, daß er in der letzten Zeit in der Nähe von Charleston sich einen bedeutenden Ruf al» Prediger bei den Ne gern erworben hat. Er besitzt dort ein hölzerne» Bet hau» und erhebt von jedem Gläubigen, der eintritt, um sich an seinen Predigten zu erbauen, ein Viertel- dollar Eintrittsgeld. Den süßen Wunsch, welchen Frau v. Leuteritz so oft »m Stillen gehegt, sollte auch sie bald in Erfüllung gehen sehen, denn Franz v. Leuteritz fand in Sofie Locher ganz jenes Wesen, mit dem er erwarten durfte, glücklich zu werden, und führte sie heim. WaS Frau v. Leuteritz niemals von sich geglaubt und für möglich gehalten hätte, nämlich, daß sie den Muth habe, sich über den Ocean hinüber und herüber zu wagen, das traf ein; drei Mal war sie in New- Uork, um Franzi»ka, die mit Dorell in einer wahrhaft glücklichen Ehe lebte, in ihrem Glücke zu sehen. Und wenn man sie heute über da» damalige Er- eigniß fragt, so umspielt rin herzliche» Lächeln ihren Mund und sie schließt ihre Erzählung stet» mit der Versicherung, daß doch eigentlich Alle» ein rechtes Glück gewesen fei und daß sie Alle keine Ursache ha ben, dem Andenken Mr. Timsen'» zu grollen. Nur Krofewitz ist mtt dem AuSgange der Sache nicht zufrieden und kann eS wohl auch nicht sein, denn der Spaß hat ihm eine Rippe gekostet! Er, dieser Herr Oberlieutenant Adam, hat die beste Eva unter der Soane zur Lebensgefährtin, und sie versüßt ihm da» Leben, wo sie immer kann, parirt seine Flüche mit seltener Bravour, und kein Mensch der Welt weiß da» mehr zu würdigen, al» gerade Krosewitz; ober die verlorene Rippe hat sie »hm bi» zur Stunde noch Art EntscheidungSkamps zwischen Religion und „Philo sophie" entzünden, d. h. die feindlichen Gegensätze deS öffentlichen Leben» auf da» ElziehungSwcsen und die Familien übertragen. Wäre die Sache nicht so entsetzlich ernst und ge fährlich — es machte einen nahezu komischen Ein druck. den Bemühungen nachzugehen, welche die ge mäßigten und vermittelnden Organe der herrschenden Partei daran weiiden, den Leuten einzureden, daß ein eigentlicher Gegensatz gar nicht vorhanden sei, und daß daS Gesetz eine Beeinträchtigung der religiösen In teressen und einen völligen Bruch mit den überkom menen gar nicht beabsichtigt habe. DaS bezeichnende Moment ist dabei aber, daß selbst Blätter von der Richtung deS „Journal deS DebatS" ihre Ermah nungen, guten Rathschläge und Warnungen nicht so wohl an die kirchlich gesinnte Opposition, als an die E ferer für den reinstaailichen, d. h. unreligiösen Cha rakter der neuen Anstalten richten, und daß sie die Hauptgefahr in dem Verhalten der eigenen Freunde erblicken. Denselben wird zum Vorwurf gemacht, daß sie sich als „Anhänger ein»Sbest'mmtenphilosophischen Systems und als Gegner allen religiösen Glaubens geberdeten", daß sie „aggressiv" vorgehen zu müssen glaubten, daß sie die gute Sache schwer zu compro- mittlren im Begriff seien, daß sie sich nicht daran ge nügen ließen, bildend und aufklärend zu wirken, daß neue Parteiungen ins Leben gerufen werden könnten, und daß es den Anschein gewinne, als ob die neuen Schuleinrichtungen aus einer öffentlichen Wohlthat in eine Sache deS blosen FractionsinteresseS verwandelt werden sollten. Zum Ueberfluß wird dabei verrathen, daß die Radicalen darauf ausgehen, den Gemeinden die Anlegung von Internaten znzumuthen, d. h. das selbe System völliger Gefangenschaft der Mädchen zu proclamiren, dessen Verfolgung man den kirchlichen Congregationen zum schweren moralischen Vorwurf machte. Mit wahrem Feuereifer warnen die„D6baiS" vor der Errichtung von „Lagerklöstern", indem sie gleichzeitig darauf Hinweisen, die Lehrer sollten ihr Hauptaugenmerk lieber darauf richten, „besser" zu unterrichten, „gesündere" Erziehungsgrundsätze zu be folgen, als unter der Herrschaft des alten Systems geschehen sei, u. dgl. mehr. Damit ist die durch daS neue Gesetz geschaffene Lage so genau bezeichnet, baß man sich (wenn man irgend zwischen den Zeilen zu lesen weiß) lebhafr vor stellen kann, wie groß die zu überwindenden Schwierig keiten sind und welch' heillose Verwirrung der Begriffe im Anzuge begriffen ist. Die Urheber deS Gesetzes vom 21. December 1880 haben den schweren und ver- hängnißvollen Fehler begangen, sich an einer Modifi- cation deS alten, unzweifelhaft einseitigen und nichts weniger als mustergiltigen Systems nicht genügen zu lassen, sondern einen völligen Bruch mtt demselben, eine förmliche Revolution auf dem Gebiete des Schul wesens zu versuchen. Bildet die neue Ordnung für die höheren Mädchenschulen doch nur einen Theil, und nicht einmal den wichtigsten, de- GesammljystemS, nelcheS durch Hrn. Ferry entworfen und gegen den Rath vieler einsichtiger Republikaner angenommen worden ist. Ungewarnt durch die auf anderen Ge bieten gemachten Erfahrungen, hat man ein abstracte» Prmcip dulchsühren wollen, ohne zu prüfen, wie sich dasselbe zu den Gewohnheiten und Voraussetzungen der Gesellschaftsklasse verhalte, welche durch dasselbe beglückt werden soll. „Die einmal vorhandenen Grund lagen der Bildung unverletzt zu erhalten" bezeichnet Ranke in seiner Reformationsgeschichte als Hauptge bot jeder gesunden Politik DaS Gegentheil davon hat man in dem heutigen Frankreich zum leitenden Grundsätze gemacht und daS aus einem G:oüte, welche- die Jnreressen der einzelnen Staatsbürger intimer be rührt, al- irgend ein anderes. nicht ersetzen können, und niemals wird's ihr möglich werden, davon ist er jetzt schon überzeugt. Ende. Im Nildelta. (Schluß zu Rr. 1SS.) In Alexandrien bestand ferner ein deutscher kaufmänni scher Verein und ein deutscher Leseclub mit zahlreichen deut schen Zeitungen. Die sogenannte deutsche Schule in Alexan drien, m der die Unterrichtssprache indessen meist die fran zösische war, genoß eine- vorzüglichen RuseS, zählte bis weilen b>S 150 Schüler und Schülerinnen und besteht seit 1869. DaS deutsche Diakonissenhaus mit mehreren Hundert Betten, daS gegenwärtig von den deutschen Schwestern und Aerzten verlassen worden ist, war in jeder Beziehung ein Musterinstitut. Innerhalb der eingeborenen Bevölkerung waren Deutsche (Nemsawi), theilweife auch Franzosen ge achtet und beliebt, Engländer und Italiener weniger, Griechen sogar verhaßt. Im Winter gab eS in Kairo französische und italienische Oper, die von der Regie rung subventionirt wurde; die arabischen VolkStheoter waren nicht» Andere», al» Bänkelsängrrbuden. Da» in den letzten Tagen in den Zeitungen öfter» ge nannte Theater Zezinia, auf dem die Engländer augen blicklich großartige elektrische BeleuchtungSapparate an gebracht haben, liegt nächst dem deutschen General- consulat, einem geschmackvollen modernen Bau mit schattigem Garten. Schließlich sei hier noch kurz auf drei Punkte hin- gewiesen, von denen möglicher Weise der eine oder der andere im gegenwärtigen Feldzüge noch eine BUeu-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite