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Dresdner Journal : 17.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820817
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-17
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 17.08.1882
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LdoQo«Mvo1»pr»l»t dLlirlicdr.... 18 üsrlr. ^jadrlieli: 4 Lksrk b0 kk. LtLisIo« Kuwwvin: 10 kV. a»»«rd»Id de» d«»a»cd«u ksictie» tritt?a«t- ood Stewpelruiot'I»^ iliaru. Inserstesprolser kür den ktsum einer ^e«p»Itensa ?stitrsil« SO kV. Unter „kinb«»eodt" dis 2«ils bO kV. Lei VedeUeo- und ^iüsrnsut» 8» >X> Lrscdelnen r Htxlirii mit Xusnnkm« der 8oun- und DsiertLK» ödende für den kolbenden Nres-nerIMmul. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. kneerntenenaekme nusMSrler Lelpiix: H. Lrandstetter, OommiiiionLr de» Dresdner dournele; N»mdnr^ -U»rlt» -Vj«n - I,»tp»i^ S»»»l Sreile« rr»nktnrt ». «.: /ZaaE«e«tn <0 ^oAier, »«rUo-Vien Lmnknr^. kr»x-I,«jp»t^ kr»n^tnrt ». N. - Müocden: diud dTv«««» LerUn: /nvalidrridank, Lrewen kT. 8c^dotte, Lr»»I»u: d> ^tanArn » diurrau <Dmid dkabatk-,' isreniltnrr ». N : L daeAer'eek« LuetiUnodlun^! OSrUl»: td. HkuUrr,' L»noor,r: 6. §c/»u««/rr, k»rt» i»rU» rr»n>ltnrr ». » - Stnttb»rt: Daud« <0 60., Nmndnr^: ^1d. <8te»ner. kk e r, u « 8 e d v r r NSuiai. Dipedition de» Dresdner kourn»!», Dreedso, ^viogeretr»»»« Ho 2V. nichtamtlicher Theil. Uetersich«: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Journal de St. PöterSbourg.) TageSgrschichte. (Berlin. Wien. Triest. Pari«. Neapel. London. New Kork.) Zur ägyptischen Frage. Ernennungen, Lersetzungen rc. iw öffentl. Dienste. Betrieb-Übersicht der königl. sächs. StaatSeisen- bahnen im Monat Juli d. I. Dre-dner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Schellenberg. Stoll berg. Kirchberg. Sayda. Freiberg. Meißen. Pulsnitz.) Vermischtes. Statistik und BolkSwirthschaft. Eingesandt»-. Feuilleton. rageskalender. Telegraphische Witterungsberichte. Inserate. Beilage. Börseunachrichten. Letrgraphische Nachrichte«. London, DienStag, 15. August, NachtS. (W. T B.) DaS Oberhaus hat heute in dritter Lesung die Paketpostbill angenommen. Lord Delawarr iuterpellirte über au» Tripolis eingegangene be unruhigende Nachrichten. Der StaatSsecretär de- Aeußern, Earl Gran ville, ei klärte, die Regierung habe auf Nachrichten von einer unter den Europäern zu Tripolis und Ben- gazi herrschenden Pamk ein Kriegsschiff nach Bengazi geschickt und den Botschafter Lord Dufferin angewiesen, sich betreff» dieser Angelegenheit mit der Pforte und den anderen Botschaftern in Verbindung zu setzen. Gleichzeitig habe sich die Regierung selbst darüber mit Frankreich, Oesterreich und Italien in Verbindung ge setzt. Die Berichte dieser Mächte lauteten nicht der art, daß man für die Sicherheit der Europäer zu fürchten brauche. Oesterreich und Frankreich hätten mdeß eingewllllgt, in den nöihigen Vorsichtsmaßregeln sich England anzuschließen. In Tripoli- habe der Wali ein Rundschreiben an die Consuln betreffs der Sicherheit und de» Frieden» in den Districten erlassen, und dies habe anscheinend beruhigend auf die Euro päer gewirkt. Es sei kein Grund vorhanden, zu glauben, daß britische Unterthanen augenblicklich in Tripoli» sich m Gefahr befänden. Der Staatssekretär der Colonien, Earl Kim berley, theilte sodann dem Hause die Beschlüsse brr Regierung bezüglich deS Königs Cetewayo mit. Die Regierung, sagte der Earl Kimberley, habe beschlossen, die Möglichkeit eines Arrangement- zur theilweisen Wiedereinsetzung Cetewayo'S als König de» ZululandeS unter gewissen Bedingungen und Garan tien in Erwägung zu ziehen. (Beifall.) Ein District de» Zululande» werde für denjenigen Theil der Häupt linge und de» Volkes reservirt werden, welche nicht mehr zur Herrschaft Cetewayo'S zurückkehren wollen. Ein britischer Resident solle im Zululande wohnen; schränkungen, und auch die Staaten haben in dem Maße Einbuße in Bezug auf die Freiheit ihrer Ent- fchließungen zu erleiden, als die geographischen, histo rischen und politischen Verhältnisse, von denen sie ab hängig sind, dies bedingen. Sie können sich diesem Zwange nicht entziehen. Ganz besonder- ist dies bei Aegypten der Fall. Vom Standpunkte des Naturrechtes au- hat e» ebenso gut wie jedes andere Land Anspruch darauf, unabhängig zu fein. In Wirklichkeit ist eS nie unabhängig gewesen und wird es auch niemals sein. Infolge feiner Lage an einem Punkte, an welchem sich drei Welttheile und zwei große MeereSbecken miteinan der berühren, ist es immer die Beute deS Eroberer gewesen. An letzter Stelle hat es einen Bestandtheil des türkischen Reiches gebildet, und wenn es sich in diesem Berhältniß einer gewissen Autonomie zu er freuen hatte, so verdankte eS dies nicht sich selbst, son dern d?r Dazwischenkunft Europas, dessen Interessen auf diesem Stück Erde in ganz besonderer Weise in Mitleidenschaft gezogen sind. ES giebt zwar ein Land Aegypten, eS fehlt aber an einem ägyptischen Volk, denn die Fellahr, Türken, Araber und Beduinen, welche eS bewohnen, stellen nur eine zusammengewür felte Völkergruppe, aber keine einheitliche Nation dar. Diese Völkergruppe ist außer Stande, sowohl selbst zu erobern, al- sich zu vertheidigen. DaS Beispiel Meh met Alr'S beweist gar nicht-, oder eS bezeugt vielmehr, daß die Hindernisse, die sich der Begründung eine- seeretär deS Innern, Harcourt, in einer Rede un- terbrach und die Erklärung Harcourt'-, daß ge wisse irische Deputirte der Justizverwaltung in Irland feindlich gegenüberständen, al- falsch be zeichnete. Da Callan sich weigerte, seine Aeuße- rung zurückzunrhmen, wurde vom Hause mit 58 gegen 3 Stimmen die Suspension gegen denselben ausgesprochen. London, Mittwoch, 16. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) 3006 Mann Truppen aller Waffen gattungen gehen Freitag nach Malta und Cypern ab, um als Reserve für daS ErpeditionScorpS in Aegypten zu dienen. Die „TimrS" glauben, Lord Dufferin werde in Kurzem fordern, daß die Pforte die englischen Bedingungen für daS gemeinsame Vorgehen der englischen und türkischen Truppen in Aegypten sofort annehme, oder die Unterhand lungen abbrechen. die Wiederherstellung deS frühern militärischen System» der Zulu- solle nicht gestattet und kein Theil de» ZulugebietS solle dem britischen einverleibt werden. Er (Kimberley) habe heute Morgen Cetewayo von dem Gesagten Mittheilung gemacht. Der Marquis v. Salisbury unterzog diese Beschlüsse der Regierung einer heftigen Kritik. Der Gegenstand wurde schließlich verlassen. Im Unterbaust wurde heute auf Antrag der Re gierung der auS der parlamentarischen Initiative hervorgegangene Gesetzentwurf, betreffend de« Bau deS CanaltunnelS, von der Tagesordnung abgesetzt. Der Präsident deS Handelsministeriums, Cham« berlain, erklärt, die Regierung werde zur Prüfung dieser Frage in der nächsten Session die Einsetzung eines Ausschusses beantragen, welchem der bezügliche Schriftwechsel mit Frankreich und die Gutachten der Sachverständigencommission und der militärischen Be hörden unterbreitet werden sollen. Dem Parlamentsmitglied Ashmead Bartlett gegenüber erwidert der UnterstaatSsrcretär des Aeußern, Sir Charles Dilke» die Militärconven- tion mit der Türkei sei biS jetzt noch nicht abge schlossen. Auf eine Anfrage Buxton'S erklärt Dilke, LrssepS habe alS Vorsitzender deS Brrwal- tungSrathrS der Tuezcanalaesellschaft, soweit ihm bekannt, keine besonderen Befugnisse» außer daß er bei Stimmengleichheit im VerwaltungSrathe die ausschlaggebende Stimme führe. Ashmead Bartlett beantragt rin TadelSvotum gegen die Regierung wegen ihrer ägyptischen Politik. Der UnterstaatSsecretär Sir Charles Dilke weist mehrere Behauptungen Bartlett'» al- unrichtig zurück und erwidert, die Beziehungen zu Deutschland und Dresden, 16. August. Der bereits telegraphisch signalisirte Artikel deS „Journal de St. Pstersbourg" über die Schrift deS Professors Martens liegt nunmehr seinem Wortlaute nach vor uns. Derseibe ist in mehrfacher Beziehung bemerkenSwerth, und wir lassen den Ar tikel zunächst seinem Wortlaute nach folgen: Professor Martens hat in seiner Eigenschaft al» Lehrer de» Staat»- und Völkerrecht» eine Broschüre veröffentlicht, die seinen Standpunkt in der ägyptischen Angelegenheit näher darlegt. Er vertritt daher in seiner Publication eine persönliche oder etwa eine aka demische Anschauung. Unter diesem Gesichtspunkte be trachtet, bietet die MartenS'sche Arbeit einen nützlichen Beitrag zu einer gelehrten DiScussion deS genannten Thema» dar. Was dagegen die praktische Seite der Oesterreich seien zu keiner Zeit besser und freund- Sache angeht, so scheint e«, als ob die AuSführungen schaitl.che? gewesen, als gerade jetzt. Anlangend die anfechtbar sind. Die Rechts- Behauptung Bartlett'S, daß die gegenwärtige Regie- ' fnschaft kann wohl allgemeine Lehr-und Grundsätze rung die Allianz de» vorigen Cabinet» mit Deutsch- »Ausgabe ist eS , der Welt das Ideal land umgestürzt habe, so beglückwünsche sich im Gegelt- ^ Rechts und der Gerechtigkeit zu enthüllen. D.e theile gerade die jetzige Regierung zu der Herzlichkeit '"dwiduelle Freiheit .st em unveräußerliches Men chen- ihrer Beziehungen zu Deutschland und zu der Th^ den Beschränkung^ des bürgerlichen sache, daß Deutschland ihre Politik auf daS Wärmste unterstützt habe, wofür England auf das Dankbarste fchasiltchen Ordnung ergeben. In noch höherm Grade, seine Anerkennung zolle. ES sei nicht der mindeste das Individuum unterliegt die Politik diesen Be- Grund für Bartlett'S Behauptung vorhanden, daß er (Dilke) den Berfuch gemacht habe, eine gegen Deutsch land und Oesterreich gerichtete Allianz mit Frankreich zu Stande zu bringen. Bartlett spreche von Deutsch land- Einfluß in Konstantinopel; England sei »ndeß auf diesen Einfluß durchaus nicht eifersüchtig und habe auch keinen Grund, deshalb eifersüchtig zu sein. Durchaus unbegründet sei ferner, daß eine Union von 4 Mächten gegen Englands Politik bezüglich de- SuezcanalS bestehe; von den anderen Mächten seien in dieser Beziehung nichts, als temporale Maßregeln vor geschlagen, in welche England eingewilligt habe. Der Antrag Bartlett'S wurde ohne besondere Abstimmung adgelehnt. O'Donnell lenkte darauf aufS Neue die Aufmerksamkeit deS HauseS auf die ägyptische Politik der Regierung, die lediglich der Förderung der Interessen der Gelddarleihrr diene. Dilke wies auch diesen Angriff O'Donnell'S zurück und stellte in Abrede, daß der Khedive von Niemandem in Aegypten respectirt werde. Die Regierung sei im Gegentheil davon unterrichtet, daß alle Personen von Bedeutung den Khedive unterstützten und eine Coalition zu bilden beabsichtigten, um öffentlich und auf daS Entschiedenste darzuthun, daß der Khedive ihre Unter stützung habe. Bei der Berathung deS AinanzgesetzeS wurde Callan zur Ordnung gerufen, weil er den Staat«- ägyptischen Staatswesen- in den Weg stellen, unüber windlich sind. Rußland trat dem Unternehmen Meh met Ali'S in den Jahren 1833 und 1840 durchaus n'cht auS Feindschaft gegen die Aegypt-r entgegen, sondern deshalb, weil eS dasselbe für unausführbar und sogar für gefahrbringend erachtete. E» wäre da mit der Keim zu beständiger Aufregung und zu im merwährendem Unfrieden in die Welt de» Orients ver pflanzt worden, worunter daS allgemeine ebenso, wie da« ägyptische Interesse schwer zu leiden gehabt haben würde. Seit den Zeiten Napoleon'» I. war Aegypten ein Gegenstand der Begehrlichkeit der europäischen Mächte geworden und schien dazu verdammt zu sein, der Schau platz ihrer Kämpfe und die Beule ihres Ehrgeizes zu wer den. Deshalb darf der damals geschlossene Vertrag al» ein Act hoher Weisheit bezeichnet werden. Er war da» Resultat der rivalisirenden Triebkräfte und hat sich fast ein halbes Jahrhundert hindurch allen Krisen gegenüber widerstandsfähig gezeigt. ES wird unzweifelhaft schwer fein, etwa- Andere» an seine Stelle zu setzen, das so wie jenes Abkommen die innere Wohlfahrt Aegypten- sicherte und zugleich den Interessen deS Frieden-, der Civilisation und deS europäischen Gleichgewicht- ent sprach. Gewiß giebt es kein Ding in der Welt, da» nicht verbesserungsfähig wäre, und Viele» bleibt ab- zustellen an den Zuständen, gegen welche die Aegypter mit voller Berechtigung Protest erheben. Jndeß müssen die erforderlichen Reformen von Denen in die Hand genommen werden, die al» die Begründer de» heutigen Zustandes anzusehen sind. Die Aufgabe übersteigt durchaus nicht ihre Kräfte, zumal eS wahrscheinlich ist, daß sich in der Hauptsache nicht- ändern wird. Aegyp ten wird auch ferner einen Bestandtheil der Türkei ausmachen und unter der Hoheit des Sultan» ver bleiben. ES wird auch ferner die Vorrechte feiner autonomen Stellung genießen, und die nahen Be ziehungen, in denen eS zur Civilisation und Cultur deS Abendlandes steht, werden unberührt bleiben und ein feste», e» mit Europa verbindende» Band bilden. Ganz an seine eigenen Interessen hingegeben, wird e» sich al-dann einer friedlichen Entwicklung erfreuen und aufhören, für Europa ein Gegenstand ewiger Beun ruhigung zu sein. Auf diese Weise würde sich von selbst eine Art Neutralität ergeben; doch wird eS immerhin schwer sein, den juristischen Begriff der Neutralität auf die staatsrechtliche Stellung diese- Landes anzuwenden. Man darf sich darüber keinen Illusionen hingeben. Die Neutralität ist in der Politik nur eine Fiction, die nur die Bedeutung und den praktischen Werth hat, wenn sie an realen Machtverhältnisscn einen Rückhalt findet. DaS Bei spiel mit Belgien, da- man Aegypten hat an die Seite stellen wollen, ist ein deutlicher Beleg dafür. Die Neutralität Belgiens beruht in Wirklichkeit auf dem Interesse, das England hat, den Hafen von Ant werpen nicht in die Hände einer Großmacht fallen zu lassen. Sie beruht ferner auf der geschickten und that- kräftigen Zusammenfassung der belgischen Streitkräfte, welche die Regierung jenes Landes zweckentsprechend und in der ganz bestimmten Voraussicht geordnet, daß es sich nur darum handle, eine Position zu schaffen, in welcher man das Herannahen der britischen Hilfe ruhig abwarten könne. Ganz ander» liegen die Dinge bei Aegypten. Die beste Bürgschaft für einen aut»> nomen Fortbestand diese» Lande» und für eine ruhige und gedeihliche Entwickelung desselben im Innern ist da- Interesse, da» alle Mächte daran haben, daß Aegypten nicht unter die Herrschaft einer einzigen unter ihnen geräth. Der Suezcanal vermehrt diese» Interesse noch. Unter dem Schutze und auSgestattet mit den Bortheilen dieser so bevorzugten Stellung möge Aegyp ten in Frieden seinem Wohlstände und seiner innern Ordnung leben, da» ist der beste Ruth, den ihm seine Freunde ertheilen können. Welche Ansicht man daher Feuilleton. Redigirl von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — DienStag, den 15. August, wurde Mozart'» Oper: „Die Zauber- flöte" gegeben, in welcher Frau Basta als Königin und Frl. Beihl von der deutschen Oper in Rotter dam als Pamina gastirten. Die Leistung der Erstern war viel lobenSwerther, als in ihrer ersten Gastrolle. Frau Basta verfügt vollkommen über die ausnahms weise hohe Tonlage in den Bravourarien der Königin der Nacht und ebenso sehr über ein sichere-, reine-, virtuos effectuirendeS Staccato. Die Passagen in der Mittlern Höhe erwiesen sich freilich wieder incorrect, aber der Vortrag auch des klagrreichen 6-moU-Andante (Ariel) zeichnete sich durch gutePhrasirung, Ausdruck und stilvolle Haltung auS. Weniger gelang die erste Abtheilung der D-woU-Arie; für deren leidenschaft lichen Charakter fehlt der schon ermüdeten Stimme gesunder Kern und Kraft des Ton«. Frl. Beihl machte einen höchst gewinnenden Eindruck durch ihre jugendlich frische, reine Mezzosopranstimme von klarem, Hellem Timbre, und durch ihren einfach natürlichen und warm empfundenen Vortrag. Die Stimme, welche nur ,n der Höhe beim Forte etwa» zu scharfen Klang entwickel», ist musikalisch gut, mit Geschmack und ohne üble Manieren in der Technik vorgebildet, die Aussprache lobeniwerth deutlich: die talentvolle Leistung wurde mit lebhaftem Beifall ausgenommen. Dieser wurde auchHrn. Jensen'» vortrefflichem Papa- tzrny zu Theil. Seiner in Gesang und Spiel intelli genten und anmuthenden Ausführung fehlt auch nicht jener natürliche gemüthliche Humor, welcher einer derben, leicht — und mit Absicht in Mozart'- Zeit — in- Possenhafte übergreifenden Komik in dieser Rolle vorzuziehen sein möchte. Recht gut gab Frl. Löss ler die Papagena — und Hr. KruiS den MonostatoS. Die übrigen trefflichen Leistungen — Hrn. Fischer'- edle und würdevolle GesangSausführung deS Sarastro, Hrn. Anton Erl'S Tamino, Hrn. Decarli'- Sprecher — sind bekannt. Eine besondere Eigenheit der hervor ragend gelungenen Gesammtdarstellung dieser Oper auf unserm Hoftheater ist die musikalisch vorzügliche Ausführung der drei Damen und der drei Genien. C. Banck. Da- Epitaphium de- Herzog- Albrecht des Be herzten in der Großen Kirche zu Emden. Herzog Albrecht der Beherzte erlag im Jahre 1500 den Anstrengungen deS Krieges gegen die aufständischen Friesen. Al« er sich von schwerer Krankheit ergriffen sühlte, ließ er sich auf Zureden seine« Freundes, deS friesischen Grafen Edzard, au« dem Lager vor Grö ningen nach Emden überführen und starb daselbst im Hause der alten Münze, der spälern Lateinschule, am 12. September Mittag« 12 Uhr. Folgenden Tag» wurden der Leiche die inneren Theile entnommen und vor dem SacramentShäuSchen in der „Großen Kirche" beigesetzt, „daer itzunder", so schreibt der ostfriesische Chronist Eggerik Beninga, der sein Werk im Jahre 1562 abschloß, „noch een veerkante grauwe steen mit den Datum daer up gehawen up licht." Ein solcher horizontal liegender Grabstein findet sich in der Großen Kirch« nicht mehr; dagegen ist an einer Wand de» nördlich vom Hauptchore gelegenen TrauchoreS eine von schwarzem Holzrahmen umfaßte geschnittene Messing- tafel angebracht, welche das neuntheillge Wappen de- HerzogS, über demselben in erhabenen Buchstaben die Worte „Lspulta »o. Lallltis XVo^ XIII» ssptvmbr." (Bestattet im Jahre deS Heil« 1500 am 13. Septem ber) und darunter folgende Zuschrift zeigt: „8ists preeor zraäum gui transis vistor. albsrti äucis saxonie primi zndernatoris lllüie die sxta guies- eont: cujus (nomen) post eicambrio» krisiosgus triumpdos prineipibus timori Asutibus^ue tremori tuit. abij nunc telicitsr et quam misvrum sit genug immanum teeum rvvolvo." Zu Deutsch etwa: „Hemme, o Wandrer, der Du hier vorübergehst, bitte Deine Schritte. Hier ruhet daS Herz deS Herzogs Albrecht von Sachsen, deS ersten Gubernators von Friesland, dessen (Name) nach seinen Siegen über die Sygambrier und Friesen den Fürsten eine Furcht und den Völkern ein Schrecken war. Nun Glück zul auf deinen Weg und bedenke bei Dir, wie elend das menschliche Geschlecht ist." Dem Stile der Zeichnung und dem Charakter der Schrift, einer ausgezeichnet schönen abbrevirten Mönchs- schrist, zufolge, ist diese Tafel unzweifelhaft im An fänge deS 16. Jahrhundert- gefertigt worden und eS muß daher eben dieses Epitaphium sein, auf welche- sich Beninga'» oben angeführte Worte beziehen; keines falls ist dasselbe nach seiner Zeit entstanden. Aber man liest bei ihm von einem „grauwe steen", und zwar von einem, der die Gruft liegend bedeckt. Wie lassen sich diese Angaben mit der Beschaffenheit und dem Standorte der vorhandenen Platte vereinbaren? Die erste der beiden Differenzen geht sicherlich aus einen Lesefehler zurück. Beninga, der sein Werk nicht felbst herauSgab, schrieb grave steen — Grabstein, und sein Herausgeber las graue steen, wofür er der Orthographie seiner Zeit gemäß grauwe steen setzte. Daß der Chronist aber sich der Bezeichnung Grab stein bedient, während die Tafel von Metall ist, kann nicht befremden, da jenes Wort infolge der überwie genden Verwendung deS Steine« zu Grabdeckeln und Grabmälern anerkanntermaßen für den allgemeinen Be griff Grabmal eingetreten ist. klebrigen» ist e» auch einer unten zu erwähnenden Nachricht zufolge wahr- icheinlich, daß die Messingplatte, welche nur 87H em hoch und 59 cm breit ist, früher in einen Stein ein gelassen war. Ausfallen könnte nur, daß Beninga blo» de» Datum» und nicht auch der Inschrift Erwähnung thut; allein er ist auch sonst ein knapper Erzähler und theilt nur mit, wa» ihm zur Lonstatirung der Chrono logie und zum Verständnisse deS Fortgänge» der Ge schichte nothwendig schien. Wa» sodann den Standort der Platte betrifft, so ist eS derselben ergangen, wie den meisten in die Fuß böden der Kirchen eingelegten Grabmälern: sie ist, jedenfalls anläßlich einer umfassenden Renovation und Neupflasterung der Kirche, von ihrem ersten Platze entfernt und an eine Wand deS Gebäudes verbracht worden. ES muß die- zwischen 1562 und 1623 ge- schehen sein; ja, eS scheint, als habe die Platte wäh rend dieser Zeit ihre Stelle zwei Mal verändert. Nach einer gefälligen Mittheilung de» Herrn Kirchenrath» Vietor in Emden heißt e» nämlich im Kirchenralh». Protokolle vom Jahre 1623 unterm 3. November: „Geerd Schwart soll mit den andern Kirchvogden sprechen von de« Herzog» auf Sachsen epitapdis, wel che» us dem Chore an der Rordseite gestunden, um
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