Suche löschen...
Dresdner Journal : 15.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208157
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820815
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820815
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-15
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 15.08.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
^188. Dienstag, dm iS. August. 1882. Xbollnvmeot»pr«I»: Iw ^»or«L S»ot,eL«o L»i«k«: ^«Lrlicl»: .... 18 ri»ric. '^Lkrliek: 4 Llltrk KO ?s. Liurvlo« Hummern: 10 ?k. LnM«rk»Id lies äevteckev Leiolle» tritt?o«t- uoä 8tvmpet,u,ckl»b Kiuru. loserLteoprelser kür äeu Krum einer ^espnlteneo ?stitr«il« St) ?k. Unter „klinAeenmit" 6iv 2sils KO kk. Lei InbeUsn- un6 Liffernsntr KO H ^uk»ck1»x. ürvedelaeu: ITxliok mit Xuinnkms äsr 8onn- und keiertLK» >den6, kür clen kolxsoäsn Dns-nerZMmal. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. In»er»1eo»no»dm« »u»Mkrt»: n. Lran<i«t«tter, Oomwi„iouLr äe» vreeciner ^ournnl»; Nrwdnr» ->«rlt» - Vien l^tpeis S»»»l >r„I»e rrrnkknrl r. X.: //aaeenet«n <e ^0A/sr, LerUn-Viev Sewdnrx kr»U - l.»ip«tU - krenktvrt ». X.-Xttked«»: /tuet Lkomr,- lerUn: /nvattcienctant, Lremen: Lcälott«; Ireulen: I. LtanArn » Lierean <D>n>/ Ladatä-,' krenktnrt ». X.: L ^acArr'eeke liuckkroülun^; SkrUtr: B Hütter; Lrnnorer: 6. Sc^üL»I«r,- kerte SerUn -rrnnkturi » X.- »tnNxert: Daube ct 6o., Lrwdur^: ^4L Ltesner. ll»r»u»x«k«rr LSnisi- Lipeüition üe» vre»6oer ^ournnl», Drveäen, ^Miozeretrseus Ho. SO. Amtlicher Theil. Dresden, 8. August. Se. Majestät der König haben dem Lehrer Carl Friedrich Wiedemann in Forchheim das AlbrechtSkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 9. August. Se Majestät der König haben dem Pfarrer Carl Theodor Wetzte zu St. Mi chaeli- in Bautzen da- Ritterkreuz 1. Klasse vom Ver dienstorden Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Töpfermeister Moritz August Sieber zu Altstadt-Waldenburg und dem Gemeindevorstande Jo hann Christlieb Seidel zu Gröppendorf da- allge meine Ehrenzeichen zu verleihen. Bekanntmachung, die Abhaltung der diesjährigen Wahlfähig- keitS- und Fachlehrer-Prüfungen betreffend. Die diesjährigen WahlsähigkeitS - Prüfungen für solche Hilfslehrer und Hilfslehrerinnen, w.lche ihre Landidaten - Prüfung schon vor oder an Ostern 1880 bestanden haben, sollen zwischen Michaeli- und Weih nachten dieses JahreS stattfinden. Hilfslehrer, welche sich dieser Prüfung unter werfen wollen, haben spätestens am 30. September, HilfSlehrerinnen dagegen spätesten- am 31. August Ifd. IS. ihre Gesuche um Zulassung bei dem BezirkSschulinspec- tor ihre- Wohnortes unter Beifügung der in 8 16 der Prüfungsordnung vom 1. November 1877 (Seite 313 des Gesetz- und Verordnungsblattes v. I. 1877) vorgeschriebenen Zeugnisse einzureichen, worauf sodann seitens der BezirkSfchulinspektoren das weiter Erforder liche gemäß tz 16 Abs. 5 der Prüfungsordnung un verzüglich wahrzunehmen ist. Aspiranten und Aspirantinnen, welche sich einer Fachlehrer-Prüfung unterwerfen wollen, haben ihre Gesuche um Zulassung nebst den nach H 28 der obgedachten Prüfungsordnung beizufügenden Zeugnissen blS spätesten- den 31. August lfd. I». bei dem BezirkSschulinsi ector ihre- Wohnortes anzu bringen, woraus den Nachsuchenden seiner Zeit weitere Bescheidung zugrhen wird. Dresden, am 6. Juli 1882. Ministerium des Cultus und öffentlichen Unterrichts. v. Gerber. Götz. Nichtamtlicher Theil. uebersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitungsschau. TageSgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Stuttgart. Karlsruhe. Hamburg. Bremen. Wien. Prag. Triest. Agram. London.) Zur ägyptischen Frage. Ernennungen, Versetzungen ic. im öffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Chemnitz. Zwickau. Altenberg. Olbernhau. Bautzen.) Feuilleton. Lageskalender. Telegraphische WittrrungSberichte. Inserate. Erste Beilage. Vrovinzialnachrichten. (Kirchberg. Burgstädt.) Vermischtes. Statistik und LolkSwirthschast. Eingesandtes. Bekanntmachung, die Aufkündigung deS ResteS der 4k<X> PrioritätSanleihen der vorm. Albert-- bahnactiengesrllschaft betr. Uebrrficht der Sparkassen deS Königreichs Sachsen vom Monat Juni d. I. Inserate. Zweite Beilage. Börsennachrichtrv. Telegraphische Nachrichten. London, Montag, 14. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Wie verlautet, trifft daS KriegSamt An stalten, um die Expedition nach Aegypten vöthigen- fallS durch eine dritte Division zu verstärken. Die Morgenblätter melden auS Alexandrien: Vorigen Sonnabend wurde eine Abtheiluvg von Seesoldaten und Matrosen, welche mit der Zerstö rung gefundener Munitionövorräthr jenseits deS FortS Mex beschäftigt waren, von einer beträcht- lichru Anzahl Araber angegriffen, letztere aber nach kurzem Gefecht mit Verlust zurückgeworfen. Bukarest, Sonntag, 13. August, Nachmittags. (W T. B.) DaS „Amtsblatt" veröffentlicht daS Dekret bezüglich der Reconstituiruvg deS CabinetS. Dasselbe ist folgendermaßen zusammengesetzt: Joan Bratiano, Präsidium und Krieg; Ehitzu, Inneres; StateSco, Justiz; Lecca, Finanzen; Dabija, öffent liche Arbeiten; Demeter Sturdza, ArußerrS; Aure lian, Unterricht. Konstantinopel, Sonntag, 13.August, Nach mittags. (W. T. B.) Die Verhandlungen über die englisch-türkische Militärconvention find noch nicht zum Abschlusse gelangt; der Vorschlag, daS Ober- commando über die JnterventionStrnppen in die Hände deS Khedive zu legen, hat biS jetzt noch keine Annahme gefunden. Der Sultan hat dem Scherif Aoaole Refik, Bruder Hussein PaschaS, deS ermordeten früher« ScherifS von Mekka, den OSmaniehorden erster Klaffe verliehen. Konstantinopel, Montag, 14. August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) Der englische Entwurf eiuer englisch-türkischen Militärconvention verlangt für die gemeinsame Expedition in Aegypten die stra- tegische Leitung durch einen englischen General, die Ernennung eines englischen CommiffarS bei den türkischen Truppen, sowie die Vorherbestim mung des Landungsplatzes der türkischen Truppen; auch dürfe der Effectivbestand der letzteren nnr 6000 Mann betragen und nur in gegenseitigem Einvernehmen erhöht werden. Die türkischen Ver treter verlangen dagegen getrennte, aber parallele Operation nach Einvernehmen der Commandaaten und wünschen die gleichzeitige Räumung AegyptenS, sobald die Ordnung wiederhergestellt sein werde. Alexandrien, Sonntag, 13. Augnst, Nach mittags. (W.T.B.) Da« Gardebataillon, genannt Coldstream-, wurde heute früh auSgeschifft und marschirte nach Ramleh, wo die ganze Garde brigade jetzt unter dem Commando deS Herzogs v. Connaught lagert. DaS Gerücht, wonach daS Bombardement deS Fort- Abukir unmittelbar bevorstehe, ist unbe gründet. Da General A lison dem Commmandanten deS deutscheu Kanonenboot- „Habicht" mitgetheilt hat, daß er jetzt für die öffentliche Sicherheit in Alexandrien garantiren könne, so ist die Wache von deutschen Marinrsoldaten beim deutschen Hospital gestern zurückgezogen worden. Dre-den, 14. August. Die ägyptische Frage befindet sich gegenwärtig in einem Stadium, wo eine völlige Enthaltung einer Meinungsäußerung über die weitere Entwickelung der Angelegenheit geboten erscheint. Die Mächte selbst haben nach Vertagung der Conferenz die diplomatische Action aufgegeben; aber, wie Lord Dufferin in der Schlußsitzung einräumte, legt daS britische Cabinet Werth darauf, daß Europa nach Beendigung der mi litärischen Operationen in Aegypten bei der definitiven Ordnung der Dinge seine Stimme wieder zur Geltung bringe. Dieses wird geschehen, und die europäischen Cabinete lehnen durch ^ihre gegenwärtige Haltung nur eine Mitverantwortung für unberechenbare Ereignisse ab. Einstweilen bleibt der Publicistik Zeit, der AuS- nahmelage in Aegypten ihre Aufmerksamkeit zuzuwen den. Den Anfang mit diesen Erörterungen macht der angesehene Völkerrechtslehrer an der Universität zu St. Petersburg, M.F. Mariens, ein specieller Kenner der ägyptischen Frage, welcher in der „kvvuv äs äroit intornatiollal «t äs lszislation oom- parss" unter dem Titel „l^n qusstion ögvptisnn« st 1« äroit international" einen längern, ein hohe» Interesse beanspruchenden Artikel über die völker rechtliche Seite der ägyptischen Frage veröffent licht, welcher durch eine soeben telegraphisch signalisirte, an denselben anknüpfende Aeußerung deS „Journal de St. P^terSbourg" eine besondere Bedeutung erlangt. In sehr klarer, übersichtlicher und gleichzeitig acten- mäßiger Darstellung analysirt der Autor zunächst die historische Entwickelung der staatlichen und internatio nalen Beziehungen und Verhältnisse AegyptenS seit der Zeit MehemedAli'S und der Londoner Convention vonz Aihre 1840, die zu der Quasi-Unabhängigkeit deS La^eS von der ottomanischen Pforte den Grund legte, unu verweilt dann eingehend bei der Betrachtung und Beurtheilung der gegenwärtigen Sachlage, um zum Schluß den allein möglichen ModuS der Lösung de» schwierigen Programms auSeinanderzusetzen. Mariens betont von vornherein, daß die Rückkehr zum »tataa ono avt« der Militärrevolution einfach unmöglich ist. Die französisch-englische Controle erscheint schon des halb ganz unzulässig, weil dieses Protektorat, da- auf der Nothwendigkeit basirt, die Jnteresfen der Gläubiger der ägyptischen Regierung zu vertheidigen, seinem Wesen nach dem Rechtsstandpunkte zuwiderläuft, denn Geldverpflichtungen gegenüber den Unterthanen eines europäischen StaateS berechtigen noch nicht dazu, die politische Selbstständigkeit deS Landes anzutasten, da- die Anleihe contrahirt hat. Auch die Anwendung des PrincipS „Aegypten gehört den Aegyptern", d.h. also das Land ganz sich selbst zu überlassen, verwirft der Autor, denn die Folgen einer solchen Maßnahme wären daS Chaos an den Nilufern und ein Despotismus ohne Gleichen. Endlich erscheint ihm auch die Lösung durchaus nicht statthaft, wobei irgend eine Einzelmacht sich in den Besitz deS Suezcanals setzen wollte, der nun einmal unzertrennlich ist von den Geschicken Aegyp tenS. Bei dieser Gelegenheit analysirt Marten» da- Interesse der verschiedenen Mächte am Nildelta und der Völkerstraße deS Canals und weist u A. darauf hin, daß der jetzige Leiter der englischen Politik selbst im Jahre 1877 in einem längern Artikel die Un zulässigkeit eine- solchen Schritte- speciell für Eng land, da- doch dort die meisten Interessen hat, ge schweige denn für alle anderen Staaten, nachgewiesen hat Wir übergehen die Ausführungen de» Autor- bezüglich der Interessen England-, Frankreichs, Italien» und Oesterreich-Ungarn- und wollen hier nur den Rußland betreffenden Passu» citiren. Er lautet: „Der Suezcanal hat für Rußland die Entfernung bis zu seinen entlegenen, reichen Besitzungen in Nordasien um mehrere Monate verringert. Bon allen europäischen Handelshäfen ist Odessa einer der dem Canal am nächsten gelegenen. Der Handel zwischen den Schwarz meerhäfen und China und Japan entwickelt sich mit jedem Jahre mehr, und niemals könnte die russische Regierung eS zulassen, daß der Suezcanal in den spe- ciellen Besitz irgend eine» StaateS überginge. Ruß land würde sich gezwungen sehen, sich einem solchen Plane mit allen Kräften entgegenzusetzen, um so mehr, al» die freie Passage durch den Suezcanal nicht nur für die Handelsbedingungen mit den russischen Colo nien am Amur, sondern ebenso auch im strategischen Interesse der Bertheidigung seiner entfernten Provinzen durchaus nothwendig ist. Vor allen Dingen ist aber Folgendes nicht außer Acht zu lassen: wenn dir materiellen Interessen der drei großen Nordost- staaten auch erst hinter denen England», Frankreich» und Italien» zu stehen kommen, so ist das bei ihren auf Verträgen basirenden Rechten nicht der Fall. Deutschland, Oesterreich-Ungarn und Rußland, die zu den Signatarmächten der Londoner Convention von 1840 gehören, haben da» positive Recht, sich jeg licher Aenderung der internationalen Stellung Aegyp tenS zu widersetzen. Ohne ihre formelle Einwilligung kann dieselbe nicht modificirt werden. Und ganz das selbe Recht steht ihnen auch hinsichtlich de» Suezcanal» zu, dessen Geschick von der allgemeinen Sachlage in Aegypten nicht getrennt werden kann. ..." E» fragt sich nun also: wie soll Aegypten vor einem Handstreich sichergestellt, wie die Sicherheit der Canatschrfffahrt vor Exploitation durch eine Einzelmacht garantirt, wie überhaupt die „ägyptische Frage" erfolgreich und dauernd gelöst werden? Hier hat die europäische Diplomatie eine gar schwere Aufgabe zu lösen. Aber lösbar ist sie jedenfalls unter zwei Bedingungen: die Diplomaten müssen gegenüber Aegypten die völker rechtlichen Principien nicht außer Acht setzen, und zweiten» dürfen sie nie die exeeptionell internatio nale Lage Aegypten» und de» Suezcanal» vergessen. Nach Marten» bleibt Europa nicht» übrig, al», wie e» früher hinsichtlich der Schweiz, Belgien» und Luxem burg» geschehen ist, — die permanent« und goran- tirte Neutralität Aegypten» und aller Eta blissement» und Institutionen, bieder Canal« schifffahrt dienen, au»zusprechen, wa» den Sieg de» Princip» der Jnternationalität über die egoistischen Principien eine» oder mehrerer Staaten bedeuten würde. Aber die vollständige Neutralität Aegypten» und de» Canal» wäre nur dann möglich, wenn da» Land auch von der Pforte gänzlich unabhängig dasteht. Der Autor bezeichnet da- sogar strict al» eine eon- äitio sine qua non der Neutralität. Ein internatio naler Act hat vor 42 Jahren Aegypten vom Sultan halbweg» emancipirt; ein internationaler Act kann, ja muß jetzt diese halbe Emancipation zu einer vollstän digen machen. Welche Art Regierung da» Land dann erhalten sollte — diese Frage wird offen gelassen; doch müßte sie jedenfalls in den Händen der Jndi- genen liegen. Daß die Großmächte zu einer solchen Maßnahme berechtigt seien, sei unzweifelhaft. Zwei Mal bereit», 1832 und 1839, haben sie Aegypten der Pforte erhalten. Seitdem ist diese immer ohnmäch tiger geworden. Unter solchen Umständen hätte man unzweifelhaft daS Recht, dem Sultan zu sagen: „Sie selbst haben au» freiem Antriebe (1840) Aegypten Rechte und Privilegien zuerkannt, dank welchen r» Feuilleton. Dtedigirt von Otto Banck. K. Hoftheater. — Altstadt. — Sonnabend, den 12. August eröffnete in Laube'S Trauerspiel „Graf Esser" Frl. Bürde vom Hoftheater in Loburg al» Gräfin Rutland ein Gastspiel an unserer Hosbühne. Sicherte demselben schon die dankbare Erinnerung an die unvergeßlichen Leistungen der Mutter der jugend- lichen Darstellerin ein nicht gewöhnliche» Interesse, so steigerte sich letztere» im Verlaufe des Abend» zu war mer Theilnahme für ein reich begabte» und harmo nisch entwickeltes Talent. Frl. Bürde hat nicht nur die geistige Noblesse, sondern auch da» klang- und serlenvolle Organ geerbt, mit welchem Frau Bürde- Ney einst unsere Herzen eroberte. Dazu tritt eine Anmuth der Erscheinung, welche sympathisch berührt und dem Auge da» ideal naive Wesen der unglück lichen Dulderin vermittelt. Die volle GefühlSwärme und die nöthige Schärfe de» dramatischen Accent» konnten sich allerdings in der ersten Hälfte der Rolle unter der Einwirkung einer durchaus begreiflichkn Be fangenheit nicht ungehindert entfalten; aber die letzten Acte ergaben eine fortdauernde erfreuliche Steigerung im mimischen Ausdruck und in der rührenden Wahr heit der Empfindung. Die WahnsinnSscene, in welcher die Leistung gipfelte, war trotz einer nur durch gründ liche Studien erreichbaren Drtailmalerei von ergreifen der Einfachheit. Unter diesen Umständen kann die glänzende Aufnahme, welche der vielversprechende Sproß einer Dresdner Künstlerfamilie fand, als eine wohl verdiente verzeichnet wrrden. Die Gesammtaufführung deS „Essex", bei welcher sich außer den Frl. Ulrich und Guinand namentlich auch die Herren v. d. Osten, Jaffs, Dettmer, Marcks, Richelsen und Swoboda auSzeichnen, ist als eine vorzügliche bekannt. Rudolf Günther. K. Hoftheater. — Altstadt. — Sonntag, den 13. August wurde Meyerbeer'S Oper „Robert der Teufel" mit den Gästen Frau Basta vom Hoftheater in München als Isabella und Hrn. Czerny vom Stadt« theater in Rit>a als Raimbaut gegeben. Frau Basta ist eine sehr routinirte und auch in der Darstellung ge wandte Coloratursängerin; ihr umfangreicher hoher Sopran ist besonder» in der Mittlern Höhe noch klang voll, abec ihre Technik im guten Gelingen der Ein- zelnheiten, ganz ungleichmäßig und durch mangelhafte Art der Tonbilduna in Klarheit beeinträchtigt, zeichnet sich nicht durch musikalische Torrectheit, saubere Glätte, seine Durchbildung, ihr Vortrag nicht durch Noblesse, Eleganz und natürliche Anmuth au». Ihre Ausfüh rung ist vorzugsweise mit sicherm Aplomb und effec- tuirend pointirter Behandlung auf jene brillante Wirkung gerichtet, welche dem größern Theil deS PublicumS lebhaften Beifall abgewinnt, aber höhere künstlerifche Anforderungen unbefriedigt läßt. Hierbei ist schon die Manier übermäßiger Verwendung von Trillern — mit theilweise trefflicher Ausführung ein- getreten. Günstiger, als im virtuosen Theil der Partie war der Eindruck der Leistung in der dramatisch be wegten Scene deS vierten Act»; nicht zwar durch Wahrheit deS Ausdruck», vollendeten Cantilengesang und schönen Stimmklang, aber durch hocherrrgten Affect und Verve de» Bortrag» von eine« gleichmäßig bewegten geschickten Spiel wirkungsvoll gehoben. Sehr befriedigend war Hrn. Czerny'» Leistung al» Raim baut. Seine nicht kraftvolle, aber namentlich in der Höhe genug au-qiebige, weiche Stimme ist von ange nehm warmem Klange, seine Ausführung erwies sich musikalisch verständig geschult; die Aussprache aber ist völlig undeutlich. Erwähnt sei nur noch Hrn. Riese'- bekanntlich höchst glänzende Gesang-leistung al- Robert und Frl. Reuther'» sehr tüchtige und lobenSwerthe AuSsührung der Alice.T. Banck. Mr. Timsev der Gpeculant. Rvman von Lonrad Fischcr-Tallstcin. (Fortsetzung.) „Ich träumte von Franziska heute Nacht. — Du mußt mir ein Bischen aufmerksam zuhören, Franz — sieh mich doch nur einmal an, so — jetzt laß Dir'» sagen. Ich träumte, unsere Franziska hat sich verlobt mit Lieutenant Stamm. Aber Franz, Du bist o merkwürdig; wäre Dir die Partie nicht recht mein Sohn? WaS Du nur haben magst, Du bist o eigen, r» ist doch nun einmal so, die Franziska ist chon neunzehn Jahre alt, da» solltest Du doch selbst »edenken und da» sollte auch ein wenig Deine Sorge ein, Franz." „Ich habe daran gedacht und denke immer daran, Mama." „Du bist aber doch so eigen, so ganz eigen, wenn man davon plaudert." „Ich weiß e» nicht, daß ich so bin." „Du bist in manchen Dingen recht sonderbar in Amerika geworden, aber Du bist rein und gut ge blieben, ich sehe e» Dir immer an, besonder» wenn Du so beinah kindlich erröthest." Sie fuhr ihm hier mit der Hand über die Wangen, al» wollte sie ihn necken. „Denkst Du, der Traum könnte nicht wahr werden? Und wäre da» nicht ein recht große- Glück? Ich hätte alrdann zwei Brautpaare im Hause. Lieutenant Stamm, scheint unser Kind zu lieben, ich täusche mich nicht, Franz. Könntest Du ihm Franziska anver- trauen wollen?" Franz wollte den Blick in- Antlitz der Frau v. Leuteritz erheben, aber er schien diese» Antlitz nicht zu finden, sondern dieser Blick blieb einen Moment auf ihrem Echooße haften, um dann wieder zu Boden zu sinken. „Ich kann ihm nicht» Unrechte« nachsagen." „Gewiß, er ist ein Mann von Ehre und Würde. Du kanntest ihn ja schon früher, er war e» immer, nicht wahr Franz? Man kann sagen ein edler Mann?" Franz v. Leuteritz machte eine Bewegung mit dem Kopfe, welche andeuten sollte, daß er gegen diese An nahme nicht» einzuwenden habe. E» war wie ein Zufall, daß Lieutenant Stamm gerade in diesem Augenblicke in» Zimmer trat. Mutter und Sohn konnten ihre Verlegenheit nicht verbergen, eine Verlegenheit, die sich auch sofort dem Lieutenant mittheilte. Trotzdem Mr. Timsen ihm erklärt hatte, daß er Alle» zu seinem Empfang hier schon vorbereitet fände und die Hand Franz«»ka'» nur zu nehmen brauche, um sie für alle Zeiten sein Eigen zu nennen, so fand er sich doch von einer immer stürmischen» Verlegenheit
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite