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Dresdner Journal : 02.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-02
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 02.08.1882
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W177 Ldooueu»»at»prel»r I» U«»«» LsieL«: dLkrlicd: .... 18 Uiu-K. 4 K»rlc 00 ?k. Liiu»«Io« Xa«»w«ra: 10 kt. L»»«rL»Id dei ä«ut»ck«o klicke» tritt?o»t- aud 8t«wpel»i»ckI»K luma. Ia»er»teopreli»r ktr 4«« It«um eiu»r ^espLltenell pstitrsil« 10 kL 6»t«r „Lin^e,»i»It" di» 2eii« LO Kl. I« ^'»k»Uv>- ru»d 2itf«r»»»t» 8V dtakicklL^- Mittwoch, den 2. August. DreMerZmmml. Lriedeloeu r 7^l>»k »it Xu»»ttklu» der 8oru»- ovd keiert»^» ^k»nd» kür d«o kol^eLdev H^. Beranttvortliche Redacüon: Oberredacteur Rudolf Mmher in Dresden. 188S. lo»er»1eo»oo»kwe »u»M>rt«: r»Ix^: F>. Lra»d«tettrr, Oowwt—looLr de» vreedoer dourv»I»; L»wd»rff N»rli» Vi«o l.«ip»is >»»»> kr»»ttarr ». H //«u-enÄe,» t'eA/er / S«rU»-Vil» S»Md»r,- - I.«lp»ix - kr»vkkvrt ». N-UÜLck»»: d/«r, N-rliu: /»<ia/idr--dtZ»t, vremeo- /!,' >r»»l»o: /. Ltangen's /iureau <^»11/ dtcikatk- , ?r»oktore » M ! ^aeAer'scke l!u-kk<ti»d>uo^; ÜÜrUt»: t». 8/»Ker,' LLvvovsr: O. §c/iü^ter, k»rt» Lsrim - rr»»>lkt»rt » H.- SliiliUlN: /-«ude 6'0., NitwdLr^: ^1d. üt«"»er. Nvr»u8x«kerr Lüoisk klxxeditiov des Dresdner doar»»l», Drsedeo, ^viuzerstr»«» lio. 80. Ämtlichcr Llieil. Dresden, 14. Juli. Se. Majestät der König ' haben dein Gürtlermeifter Gustav Hermann Osang allhier auf sein Ansuchen das Prädikat „Kön glicher Hofliefeiant" Allergnädigst zu verleihen geruht. Dresden, 31. Juli. Se. Majestät der König haben dem Hostheater-Hauptcassirer Julius Theodor Schroth, seitherigem Inhaber deS Ritterkreuze- II. Ciasse de- BerdienstordenS, da- Ritterkreuz 1. Elaste derselben Orden- Allergnädigst zu verleihen geruht. Se. Majestät der König haben den zum Konsul der Niederlande in Dresden ernannten Herrn Gustav Kinder daselbst in dieser Eigenschaft anzuerkennen geruht. Nichtamtlicher Theil, uedersicht: Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. TageSgeschichte. Zur ägyptischen Krage. Betriebsrrgebnisse der kövigl. Staatseisevbahnen. (KohlentranSport.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichten. (Leipzig. Zwickau. Bautzen. Zittau.) Vermischtes. Statistik und Volkswirthschatt. Keullleton. Telegravbische WitterungSberichtr. Tagebkalendrr. Jnierate. Telegraphische Nachrichten. Wien, Montag, 31. Juli, Abend». (Tel. d. Schles. Ztg.) Der Versuch England», die türkische Intervention der englischen unterzuordnen, wird von Seiten aller übrigen Mächte bekämpft. (Vgl. u.nft hend die Rutrik „Zur ägyptischen Frage".) Bern, Montag, 31. Juli, Nachmittag». (W. T B.) Da» Gesammtresultat der gestrigen Volks abstimmung ergiebt bezüglich de» Epidemitgesetze» (dessen integrirenden Bestandtheil der Impfzwang d ldet) 246 267 Nein, 66 978 Za. Der Zusatz zu Artikel 64 der Verfassung behuf» Einführung des Erfindungsschutz»» ist mit 150,036 gegen 139 061 Stimmen verworfen. Gegen da» Epidemiegesetz (mit Impfzwang) stimmten alle Cantone, auSge- nommeu Neuenburg; gegen die Einführung deS Erfindungsschutzes stimmten zumeist die nicht- industriellen Cantone. London, Montag, 31. Juli, Nachts. (W. T. B.) Da» Oberbau» nahm in seiner heutigen Sitzung bei der Specialberathung der Pachtrück- stand-btll mit 169 gegen 98 Stimmen das vom Marqui» v. Salisbury zu Artikel 1 gestellte Amendement an, nach welchem da» Gesuch eine» Pächters um Hilfe nur mit Genehmigung des Grundbesitzers erfolgen darf. Seiten der Negie rung war erklärt worden, die Annahme dieses Amendement» würde die Bill zerstören. Das Oberhaus nahm ferner mit 120 gegen 45 Stim men das von der Negierung bekämpfte Amende ment Salisbury'» an, welches bestimmt, daß bei später« Verkauf einer Pachtung der dem Gesetz entwürfe gemäß nicht bezahlte Pachtzins dem Grundbesitzer au» dem Erlöse de» Verkauf» be- zahlt werben soll. Zm weitern Verlauf der Sitzung wurde die Einzelberathung der Pacht- rückstandsbill erledigt. Zm Unterhause erwiderte auf eine Anfrage Feuilleton. Nedigin von Otto Bauet. Dit Ausstellung der Gemälde W. Wereschagiv'S wurde am 1. August auf der Brühl'schen Terrasse er» öffnet Die künstlich effectuirende Art derselben mit Benutzung elektrischer Beleuchtung rc. in Wien, Berlin konnte wenig zu unseren Kunstbegriffen stimmen. Aber Wereschagin'S Nationalität, sein Leben-lauf — nach der im Katalog enthaltenen Mittheilung, sein Drang nach rastlosem Umherstreifen in fernen Ländern, nach Anblick und Abbildung fremdartiger seltsamer Erschei nungen und ties erregender Scenen, seine freiwillige Theilnahme al- Milkämper im türkisch russischen Kriege vermitteln da- Verständlich dieser außergewöhn lichen Künstlernatur. Und wir müssen die energische Thätigkeit Wereschagin'S bewundern, der bei so beweg tem Leben zu fortwährender Ausübung seiner Kunst noch Zett fand, in etwa 15 Jahren über hundert Ge mälde srrtlgte, und diese Bewunderung angestrengter Productivität steigert sich, wenn wir bedenken, daß sie nicht durch den Antrieb nothwendigen Erwerbs oder lockenden Gewinns entstand. Leider konnte hier der ganze Eyklus seiner Ge mälde wegen Mangel einer geeigneten Lokalität nicht ausgestellt werden, wodurch die Ueberficht des Schaffen- W.'S verhindert und der Gelammteindruck gemindert wird. Kaum ein Dritthell seiner Gemälde konnte zur Ausstellung kommen. W. schloß sich m seiner Technik keiner besonder« Schule an. Er lernte, ohne dir Selbst ständigkeit und eigenartigen Neigungen seine- Talents durch die Ausgaben der Kunst zu beschränken; nur die varttrlot's der Premier Gladstone, keine die Ent- sendung türkischer Truppen nach Aegypten betref fende Krage könne zum Gegenstand einer Inter pellation gemacht werden, da keine der präliminaren absolut wesentlichen Bedingungen bisher geregelt sei. DaS Unterhaus berieth sodann die Kivanzbill und nahm den Artikel an, durch welchen der EingangS- zoll auf Brgetabilien mit Ausnahme von Cichorien und solchen Legetabilien, welche für Cichorien oder Kaffee gebraucht werden, aufgehoben wird. Gleichzeitig wird eine Steuer von einem Penny per Pfund für jeden Artikel oder jede Sub stanz, die als Kaffee oder als dessen Imitation verkauft wird, eingeführt. Außerdem muß jedes Paket einer solchen Mischung auf der Eti- quette dir Substanzen namhaft machen, aus wel chen die Mischung besteht. Das Unterhaus ge nehmigte im Fortgänge der Sitzung die infolge des KriegscreditS abgeänderte Einkommensteuer nach kurzer Debatte ohne Abstimmung. Aus eine Anfrage N wdegate's Halle der Premier Gladstone im Laufe der Debatte erklärt, e- wäre ein großer Uebelstand, obgeschaffle Emgangszölle wieder einzuführln; es sei zu bedauern, daß Jahre-einkommen von 100 Pfd. Sterl, von der Zahlung der Einkommen steuer ausgefchlossen seien; falls sich die Operationen in Aegypten lange hinzrchcn sollten, würde man die Losten nicht allein durch die Einkommenst.uer decken können. Zm Unterhaus« wurde schließlich mit 140 gegen 23 Stimmen der Antrag der Negierung ange nommen, daß dir Kosten für die Theiluahme in discher Truppen an der Erpedition nach Aegypten auS den Einkünften Indiens bestritten werden sollen. Die Negierung hatte ihren bezüglichen ursprünglichen Antrag dahin abgrändert, daß künftige Beschlüsse deS Hauses über diese Ange legenheit Vorbehalten bleiben. London, Dienstag, 1. August. (Tel. d.DreLdn. Journ.) „Neuter'S Office" meldet aus Konstan- tluopel von gestern: Der russische Botschafts rat- Onou theiltr den Mitglieder der Confrrenz mit, Nußland betrachte die ägyptische Krage alS eine zweifache und werde lediglich an den Ver handlungen über die Canalfrage sich betheiligru. Pl ymoutd, Dienstag, 1. August. ^Tel. d. Dre-on. Jouln.) An Bord de» deutschen Auswanderung»- schiffe» „Gellert" brach am 28. Juli Keuer in der wasserdichten Abtheilung aus, in welcher Maschinen und Tabak lagerten. Da die Brandstätte uuzugäng- lich und eine große Menge Harz an Bord war, wurden Anstalten zur Herablassung der Nettungsboote er griffen und der Curs verändert. Durch Herstel lung zweier großer Löcher im Verdeck wurde dir Brandflächt überschwemmt, daS Keuer unterdrückt, der gewöhnliche Curs wieder eingrschlagen und die Kahrt nach Plymouth fortgesetzt. Der Schaden beträgt über 10 000 Dollars. Das Keuer wird einer Selbstentzündung des Tabak» zugeschrieben. Anderweitiger Meldung aus Hamburg zufolge hat der „Gellert" gestern Nachmittag Dover pas- firt und ist für heute Nachmittag in der Elbe zu erwarten. Dresden, I. August. Der in Lemberg gegen eine Anzahl Ruthenen geführte politische Proceß hat am vorigen Sonn abend nach mehr, al- 6 wöchiger Dauer seinen Abschluß ge funden. Die Jury sprach sämmtliche Angeklagte von dem Verbrechen des HochverratHS frei und fand nur 4 derselben de- Verbrechens der Störung der öffent lichen Ruhe schuldig. In Gemäßheit deS Verbiete» Natur blieb sein Vorbild. Seine Richtung ist im äußersten Grade realistisch, den idealen Zielen künst lerischer Production entgegengesetzt. Daß die Wirk lichkeit an sich noch keinen Vorwurf für die Kunst begründet, daß die Nalurwahrheit nicht ohne Verände rung zur Kunstwahrheit werden, ja durch die Art ihrer Erscheinungen der künstlerischen Darstellung entgegen stehen kann, liegt außer W.'S Beachtung. W. sührt uns vor Augen, was er gesehen. Und er sah mit scharfer Beobachtung und lebendigster geistreicher Auf- fassung, er zeichnet mit Virtuosität, mit Meisterschaft in der Charakteristik, in lebenswahrer, photographisch - treuer Wiedergabe der momentanen, ausdrucksvollen Bewegung, Bewegungen, die durch ihre Mannichfaltigkeit in Er staunen setzen, der ost als Portrait- erscheinenden Physiognomien der gesummten Scenerie. Und auch a>S Maler, wenn auch dem Zeichner weit nachstehend, zeichnete er sich durch Ausführung von Details, durch vorzügliche Perspective auS; sein überw egend und theilweise durch den Gegenstand gebotene- lichte» Eolorit ist sehr wirkungsvoll für künstliche Beleuch tung. Zu diesen frappirenden Vorzügen eines eigenthüm- lichen und kühnen Können- tritt — und namentlich in den neu au-gestellten Bildern vom russisch türkischen Kriegsschauplätze — al- geistiger und unsre Sympathie fesselnder Hauptfactor die Tendenz. Diese Bilder sprechen in ihrer Mehrzahl eine Verdammung des Kriege- auS, dessen erschütternd« Leiden, dessen schauer- volle Schrecken und Gräuel sie zeigen, eine Anklage Aller, die ihn erregen. Auch in der wohlberechneten Fassung de« Katalog« spricht sich dieser Vorwurf deut lich genug au-. Und W. hat dabei nicht mit Lust die Bor verhängte der Gerichtshof über die Verurtheilten Frei heitsstrafen in der Dauer von 3 bi- 8 Monaten. Diese« Verdict verleiht dem Processe einen veriöhn- lichen AuSgang und wird hoffentlich auch zur Be ruhigung der nationalen Parteien Galizien- beitragen. Die Polen hatten Alle- daran gesetzt, au- diesem Pro cesse Capital zu schlagen; doch dürste der Erfolg ihren Erwartungen kaum entsprechen. Desto größer ist die Freude der Ruthenen. BiS in die späte Nacht dauer ten, wie man der „N. fr. Pr." aus Lemberg meldet, am 29. Juli die Ovationen, welch» den freigelassenen Ruthenen von ihren StammeSgmossen bereitet wurden. Wie die Polenblätier melden, war während des Tages ein Theil der Lemberger Garnison consignirt; auch waren zahlreiche SicherheitSorgane und DetectweL in der Nähe deS GerichtSgebäudeS postirt; eS kamen jedoch nirgends Ruhestörungen vor. In ostgaliztschen Ge meinden werden ebenfalls Demonstrationen zu Gunsten deS Hofraths DobrzanSki und Genossen erwartet. Für die mittellosen Angeklagten wurden von ruthenrscher Seite Collecten veranstaltet. In Polenkreisen hat daS Verdict außerordentliches Aussehen erregt, zumal der Schuldigspruch wegen der Hniliczki-Affaire bei den An geklagten ?. Naumow.cz, PloSzczanSli, Szpunder und Zalu-ki ausdrücklich mit der Beschränkung erfolgt ist, daß dieselben zwar zum Hasse gegen die Administia- tion, nicht aber gegen den Kaiser und den einheitlichen Staativerband aufgereizt haben. Die Rathskammer de» Lemberger Strafgericht- beschloß vorgestern, die verurtheilten Ruthenen auf freien Fuß zu setzen, und zwar den k. Naumowicz gegen eine Caution von 6000 Fl, den Redacteur des „Slowo", PloSzczanSki, gegen eine Caution von 5000 Fl., die beiden Bauern gegen eine Caution von je 500 Fl. Gegen diesen Beschluß hat der StaatSanwalt beim OberlandeSgerichle die Beschwerde erhoben. Der Verlauf deS Processe- hat grelle Streiflichter auf die Consequenzen der polnischen Taktik geworfen. Wer in dem verschlungenen G webe dieses Proctsses nicht den leitenden Faden verlor, gewann einen tiefen Einblick iu den ernsten Kampf zwischen Polen und Ruthenen, einen Kamps, in welchem alle Chancen des Eifolges bei den Polen, nicht die geringsten Aussichten bei den Ruthenen standen, denen nicht einmal die Thaisache zu Helsen schien, daß sie zu den sonst so begünstigten slawischen VolkLstämmen gehören. Nicht mit Unrecht wiesen die Angeklagten auf dee vielfachen Unrichtigkeiten und Entstellungen hin, welche in dem Berichte der Lemberger Polizeidirectiou an da- Mi- sterium und das Statthaltereipräsidium über die „panslawistischen Umtriebe" der Ruthenen enthalten waren. Ganz merkwürdig sind die Berichte, welche dre verschiedenen BezirkShauptmannschaften an die Statthalterei gelangen ließen und die der Anklage zur Grundlage dienten. In einem derselben wird von einem Angeklagten gesagt, daß bei ihm zwar keine compromittirenden Briefe gesunden wurden, daß aber die Möglichkeit nicht ausgeschlossen sei, daß dieser „Agitator" infolge einer »hm zugegangenen Warnung alle Papiere b denklichen Inhalts schon zuvor vernichtet habe. Auch sei anzunehmen, daß sich der Angeklagte nur deshalb dem Lehrerstande widmete, „um Anderen den Polenhaß leichter einzuimpfen und gegen die staatliche Ordnung wirksamer agitiren zu können". In einem andern Polizeiberichte heißt e-, daß die bei einem Angeklagten erfolgte Hausdurchsuchung er folglos blud, „Werl er die russensreundlichen Agita tionen so geschickt betreibt, daß man ihn dabei gar nicht erwischen kann". DaS Höchste leistete aber der BezirkShauptmann von Zbaraz, welcher über die „mit seltener Frechheit betriebenen mo-kowitischen Agita tionen" deS k. Naumowicz Bericht erstattete und seine vorgesetzte Behörde aufforderte, die strasgericht- Uche Untersuchung gegen den Priester einzuleiten, zu führung de- Entsetzlichen gesucht. Ec hat uns nur mit merkwürdiger künstlerischer Kraft der Darstellung und zugleich doch mit schonender Mäßigung für unser Ge fühl ein Bild realer Wahrheit gegeben. Und eine be sondere und bedeutende geistige Eigenschaft Wereschagin'S tritt bei diesen Darstellungen entscheidend für den Ein druck hervor. Wereschagin versteht in Auffassung des Gegenstände-, des Vorgänge- und der Scenerie die scharfe deutsame Pointe zu finden und darzustellen, welche den Beschauer zu einer weitern Gedankensolge zwingt. Dieser schneidende Witz, diese bittere Ironie in der Tendenz seiner Darstellung erfaßt uns mit un widerstehlichem Eindruck bei Nr. 1 (Die Gefangenen), Nr. 2—4, „Am Schipkapaß Alles ruhig" Nr. 11. Nicht zwar den Genuß wahrer Kunstwerke empfangen wir von den B ldern selbst, aber der Gedankengang, den sie erregen, beherrscht unsere Stimmung, ergreift unS tief. Jene scharf und geistreich in der Scenerie pomtirende Auffassung zeigt sich übrigen- auch in einigen anderen Bildern, z. B. in dem der weniger interessanten au» Indien „Menschenfresser". Die Ausstellung der Gemälde ist mit künstlerischem Geschmack und vorzüglich iu Herstellung der Beleuch tung arrangirt; nur ist dem Beschauer eine von den Bildern zu entfernte Stellung angewiesen. Die außer dem au-gestellten prachtvollen Teppiche werden Be wunderung erregen. —V — Mr. Timsen der Spekulant. R»man »on Lonrad Fijch»r<Eallstein. (Fortsetzung.) Heute war fast ein ganze« OsfiziercorpS nn Gesell schaftszimmer d.r Frau v. Leuterch versammelt. gleich aber erklärte, daß er über die Untriebe des k. Naumowicz und Genossen nicht» Bestlmmle» erfahren konnte, obwohl er durch einige Zeit in seinem Bezirke daS StaatSgiundgesetz über die Wahrung des Brief geheimnisse» außer Wirksamkeit setzte. Nicht ohne In teresse war auch di« Aussage eines Zeugen, der auf die Frage deS Bertheidiger», ob es in Oesterreich Panslawisten gebe, erwiderte, daß die ethnographisch« Ausstellung in Moskau »m Jahre 1867 gezeigt habe, daß es österreichische Panslawisten giedt. Or. Rieger war seit jeher der Hauptrepräsentant dieser Partei, und die Ruthenen und ihr Organ „Slowo" waren ihier Gesinnung nach sicherlich nicht weniger loyal, als der genannte Führer der Tschechen. Sämmtliche Wiener Blatter äußern ihre lebhafte Befriedigung über den AuSgang deS Processe-. Die „Wiener Allgemeine Zeitung* bemerkt: „Man war seil 6 Wochen die Empfindung nicht loSgeworden, daß >m Lemberger GerichtSjaal vom StaatSanwalt tlwaS zu viel Politik getrieben wurde. Staat-politische Erwägungen schienen die juristischen in den Hinter grund drängen zu wollen, da auch die Angeklagten die Sache förmlich als ein politisches Duell zu behandeln suchten." — Die „Neue freie Presse" schließt ihre Betrachtungen mit solgenden Sätzen: „Wenn irgend ein Theil der Monarchie der Beruhigung bedarf, wenn es irgendwo not^wendig ist, sKt» daran zu mahnen, daß Oesterreich noch einen leldstständigen Zweck hat, und wenn irgendwo die Versöhnung der Nationalitäten und die Gerechtigkeit gegen ihre Wünsche unabwei-lich ist, so ist es in Galizien. Der Proceß hat em Bild von der Lage des ruthenijchen Volkes aufgerollt, wel ches nicht ohne politische Consequenzen bleiben darf.- Diejenigen, welche auSgezogen sind, um zu fluchen, werden wider ihren Willen Segen stiften. Hüten wir unS, daß die Schreckgespenster, welche schattenhaft und wesenlos an der politischen Oberfläche vorübergegangen sind, nicht doch einmal zur Realität werden, daß nicht, wer Haß sät, dereinst Rache ernte. Die Strenge und der Kerker wären dl« schlechtesten Mittel, um eine Opposition zu brechen, welche einem Ringen um das nationale Dasein entspringt. Die Ruthenen zählen zu den besten Söhnen O sterrelchS, ihre Loyalität ist unbegrenzt, ihr Patriotismus der größten Opfer fähig. Ist eS erlaubt, solche Perlen wegzuwersen, m diesem wackern Stamme die Empfindung zu wecken, daß Gott nahe, aber Wien sehr weit sei? So kann dieser Pro- ceß und daS Ungemach so vieler Menschen, die im Gesängnisse schmachten mußten, noch zum Heile wer den. Klagen wir nicht an, sondern erheben wlr ein Volk, welches eine lebende Schutzmauer unsern Grenzen ist. Gerechtigkeit für die Ruthenen! Da ist eine eindringliche Moral de- merkwürdigen Hoch- verralhSprocesscS." — Die (alte) „Presse" sagt: „Wir begrüßen eS mit aufrichtiger Befriedigung, daß in Lemberg keine Hochverräther dem strafenden Arme der Gerechtigkeit ausgeliefert wcrden mußten, daß e- in Galizien selbst al o keine Hochverräther giebt; wat aber in der galizischen Hauplstadt verurtheilt wurde, daS ist die Nationalitätenhetze, welche dort zum Unter schiede in der Halina und griechisch-katholischen Soutane spukie. Wir hegen die feste Uederzeugung, daß da- Gros der ruthenischen Bevölkerung von dem frei sprechenden Wahrspruche ihrer polnischen Mitbürger ebenso befriedigt sein wird, als sie andererseits jetzt mehr denn je erkennen muß, daß eS nicht ihre Freunde sind, welche unter localpatriottschem Deckmantel pan slawistische Ideen propagiren." — Im „Fremden- blatt- heißt es: „DaS Verdict erweist, daß die Lem berger Geschworenen, welche der polnischen Nationalität angehöien, sich bei der Fällung ihre- Urtheil» nicht von nationalen Motiven, nicht von politischer Leiden schaft leiten ließen, sondern eine Objectivität und eine Menschlichkeit bekundeten, die in politischen Processen gab einen Thee. Frau v. Leuteritz saß neben dem Aankee, welcher mit ehrwürdigem, wohlwollendem Ernste bald auf Franz v. Leuteritz, bald auf dessen Schwester Franziska blicke. Aber merkwürdig, e» kam keine rechte Stimmung in die Gesellschaft; die Scherze der Offiziere fielen wie taube Nüsse unter den Tisch, bi- endlich Mr. Timsen gravitätisch seinen Kopf zwischen den Vatermördern zurechlrückie, die Hand auf- Herz legte und wie ein Öuäkerpredlger in da» Antlitz der Frau v. Leuteritz sah. „Madame," begann er, „ich w ll nicht sagen, daß ich Rechte hätte, in Familienangelegenheiten ein Wort zu reden, nein, im Gegrntheil, ich bm nicht der Mann, der einen Andern beeinflussen möchte, nein, gewiß nicht. Es giebt ein herrliche» Gesetz in Amerika, welche- sagt, daß der Mann frei fern soll, frei m seine« Handeln und Thun, und daß e» ein Verbrechen ist, ihn irgendwie zu beeinflussen. Allein e» giebt auch Pflichten, Madame, ein Geietz, da- im H mmel sanctio- nirt worden ist und was unS darum heilig sein muß, ein Gesetz, welche- sagt, daß der Mann, bei dem Alter Ihre- Sohne» angekommen, ich meine, meines FreundcS, de- Capitänt, er al»dann eine Frau nehmen soll, ich sag-- eine Frau nehmen soll " Diese« Wert schien eine Bombe zu sein, zerplatzte mitten auf dem Tische und jedem einzelnen Offizier fuhr ein Splitter in seine LachmuSkeln, so daß sie den Witz gerade in diesem Momente famo» fanden. Nur Franz v. Leuteritz fand sich verwundet, denn er kannte sein n Mann, da» war das erste Anzeichen einer neuen Spekulation. Nicht umsonst war er in letzter Zeit viel in der Familie der Frau Locher ver kehrt. Er sah den Aanket mit einem ernsten düsteru
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