Suche löschen...
Dresdner Journal : 06.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208061
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820806
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820806
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-06
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 06.08.1882
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M181 ^doQoewe»1»pret» r I» r»»"" L«»t««L«» L«i«»«: 6Lt»rl>ok? . ... 18 il»r!r. ^Mrlicb: 4 11»^ 80 ?k. Liurrla« dtumworo: 10 ?k Li»»«ri»«Id 6 k, äkvt,ck,v tt«ict»s» tritt?<r,t- uo6 8tewpel«u»cl»I»A biL»n. laieratvoprelser kür -«« k»nw eioer ^«p»lt«lleo ?«titr«ils 20 ?f. llotsr „Lin^»,»i>6t" 6>« 2«ilo KO k?. 8« uoä 2iUsrn«»t» 40 1b Lriedetoe» r IttLliek »it XuinLdm« 6or 8onn- vi>6 keiert«^» Xt»«o6, kür 6so kolxvoäsn 1'»^. Sonntag, den 6. August Zres-nerIounmI. Verantwortliche Redaction: Oberredactenr Rudolf Günther in Dresden. 1882 lo«er»1ko»nk>iU»me »u»vtrt,r r«tx^L: F>. Lra«<iÄetter, OowwlMiouLr äs« Vresänsr äourv»I»; s«mdar, - L-rlill -V>«» I.«ip«t, n—i >-««>«» »rKLkell-t «. » : //oarsn^r,« <e 1'oA/^, I«rlt»-Vt«u »«vdurx. rr»U-I.«ip«i^-kr»»>lkiir1 «. U.-Nüo^d«»: N«riia: /»rat«i«i6an1,' Lr«w»n /!,' Lc/i/otte,' vr»«i«u: /, Lta«Ar« , Lur^au ^ada<t»), ^nu»ts»r1 » N : L' ^akAe^seds NucUkitnäluo^; SörM«: ü. L/ü/irr,- S»»»o,«r: 0. 8ebü«äer, k«rt, L«rU» rr«okkrr «. N 8NiU^»tt: La«de «S (7o L»wdur-: ^4ä. Lt«»«' Heran« x« dorr LSviel. Lrpsäitioa äs, vresäoer 6ourv»I^ Vre«tvo, LHriv^erstruM« Ho. SO Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Wien, Kreitag, 4. August, Abends. (Tel. d. Schles. Ztg.) Die Besetzung von Suez durch eng lische Truppen dürfte als zulässig anerkannt wer- den, wofern sie lediglich zum Schutze derjenigen europäischen Kunctionäre erfolgt sein sollte, die wegen der Nothwendigkeit, die fortlaufenden Ge schäfte der Canalverwaltung zn erledigen, von ihrem Posten nicht abberufen werden konnten. Paris, Kreitag, 4. August, AbendS. (W T. B.) Die „Agence Havas" meldet, Präsident Gr6vy habe beute aufs Neue Briffou zu sich be- rufen und denselben wiederholt aufgefordert, die Bildung des neuen Cabinets zu übernehmen, Brisson habe jedoch den Auftrag entschieden ab- gelehnt. Die nämliche Aufforderung sei im Laufe des heutigen Tage- auch nochmal» au Kerry er gangen, Kerry habe jedoch den Auftrag zur Bil dung des Cabinets ebenfalls nicht angenommen. (Vgl. unsere Pariser Correspondenz unter „Tages- geschichte") Pari», Kreitag, 4. August, Abends. (Tel. d. Schles. Ztg.) Das Cabinrt Leblond wird fraglich. Develle und LouiS Legrand lehnen ab. Wilson ist eifrig bemüht, Minister zu werben. Paris, Sonnabend, 5.August. (Tel. d. DreSdn. Journ.) GrSvy hatte mit JuleS Kerry gestern Abend wiederum eine Unterredung und untrrhan- delte heute früh mit Devds, dem ehemaligen Küh- rrr der Gruppe der Union rSpublicaive. Loudon, Sonnabend, 5. August. (Tel. d. Dresdn. Journ.) DaS Unterhaus hat die Vorlage detrrsseud die Einführung der Pakrtpost in dritter Lesung angenommen. Wie verlautet, wird tobest die Paketpost erst nach Weihnachten in Betrieb kommen. General Adye, der GeneralstabSchef der ägyp tischen Expedition hat sich gestern über Marseille und Brindisi nach Alexandrien begeben. Heute gehen 5 Trupprnschiffe mit 3VW Manu Truppen aller Waffengattungen dahin ab. Konstavtinvpel, Sonnabend, 5. August. (Tel. d. DreSdn. Jouin.) Lord Dufferin hat der Pforte wiederum eine Note zugestellt wegen der Proklamation gegen Aradi Bey. Dufferin weist iu derselben abermals darauf bin» daß die Lan- düng türkischer Truppen in Aegypten von dem vorherigen Erlast dieser Proklamation und von dem vorherigen Abschluß einer englisch türkischen Militärconvention abhängig sei. Wegen Unwohlseins Assim Paschas fand gestern keine Conferenzfitzung Statt. Die von Arabl Bey verbreitete Nachricht, daß dir nach Aegypten zu sendenden türkischen Trup pen die Natiovalpartei unterstützen sollten, wird türkischerseitS für unrichtig erklärt. Alexandrien, Kreitag, 4 August, AbendS. (Tel. d. Dresdn. Journ.) General Alison besichtigte heute die BefestigungSwrrke von Mer und traf Vorkehrungen zur Besetzung derselben durch eine Abtheilung von Marinesoldaten. Kleinere Cavallerieabthrilungen Arabi's halten die englischen Vorposten in Thätigkeit. ES ist je- Feuilleton. Rebigitt von Otto Banck. A. Hoftheater. — Altstadt. — Freitag, den 4. August wurde Shakespeares Lustspiel „Die Wider spenstige" gegeben. Frl. v. Kolä vom Hoftheater in Braunschweig gastirie als „Bianca". Sie gab diese Nebenrolle, die zu einer sichern Beurtheilung ihre» Talent» keine Veranlassung geben kann, sehr ver. ständig, mit eleganter Haltung, entwickelte ein ange nehme» Organ und einen sehr deutlichen und korrekten Vortrag der Rede. Eine leichtere Behandlung und feinere Nüancirung derselben wurde vielleicht durch da» Bemühen beeinträchtigt, im ungewohnten großen Raume verständlich zu bleiben. Frl. Link spielte zum ersten Male die „Katharine" und charakterlsirte den weiblichen Wildling mit unmittelbarem, warmem und innerm Leben, voll Esprit und Temperament, voll Naturwahrheit einzelner Au-druckSnüancen und plötz licher Wendungen der Seelenstimmung. Und sie ver mied in der starten Aeußerung de» trotzig aufbrausen den Zant- und Widerspruchsgeiste», der bald >m Ge fühl angeborner Schwäche und erwachender Liede nur noch innerlich arbeitet, jenen Au»druck harten und bösartigen Sinne«, der den Gewinn eine» solchen Weides nicht mehr begehrenSwerlh machen würde. Nur die Schlußrede stand in der trefflichen Durch führung der Partie zurück durch einen affectirten Ton der Empfindung, während ein einfach herzlicher, innig wahrer die in Liebe beglückte Hingebung ihre» Wesen» yfftnbaren soll. Auch Herr MatkowSky spielte doch keiu Anzeichen vorhanden für ausgedehntere Bewegungen. Colvin besuchte heute die hiesigen Banken und warnte dieselben, mit der türkischen Regierung Ge- schäfte abzuschliestrn. Alexandrien, Sonnabend, 5. August. (Tel. d DreSdn. Journ.) Ein gestern hier verbreitetes Gerücht vom Brande deS europäischen Viertels in Kairo ist vollständig unbegründet. General Graham übernimmt den Oberbefehl über die englische Brigade m Ramleh. Dresden, 5. August. Alle Blätter deutscher Zunge geben in der ver schiedensten Weise über den Bubenstreich in Triest ihre Entrüstung kund. Kein Attentat zeigt in dem Maße, wie diese jüngste Thut der JtaUamssimi, die Verkommenheit der heutigen Attentäter, die, feig und erbärmlich wie die Colene, deren Werkzeug sie sind, au» dem Hinterhalte ihre Moldbomben werfen. Dort, in Triest, war e» die Blüthe und da- Gedeihen der Stadt unter österreichischer Hoheit, welche« den Ver druß der JtaUanissiuii hervornes, und unfähig, da» Fest zu hindern, drückten sie einem der Ihrigen, in sicherm Verstecke geborgen, die Orsimdomde in die Hand. Die Art der Ausführung deS Attentats, die sich dabei kundgebende entsetzliche sittliche Verkommen heit und Feigheit ist e», welche gerade dem Attentat in Triest eine größere, über die Grenzen der öster reichisch ungarischen Monarchie hinausgehende Bedeu tung verleiht und welche dieselbe zn einer der häß lichsten unter jenen Mlssethaten stempelt, die wir atS eine der abschreckendsten sittlichen KrankheitSerschel- nungen unserer Zeit zu beklagen haben. In sehr treffender Weise wird nach dieser Richtung der Buben streich zu Triest von der „Wiener Allgemeinen Zeitung" charakterisirt. „Die Triester Bomben werfer," sagt dieselbe, „reihen sich, wa» die Nieder tracht, die ihnen lhre That eingegeben hat, betrifft, würdig den Dynamühelden deS heiligen Rußlands an. ES ist derselbe Trotz und dieselbe blinde Wuth gegen da- Bestehende, lieselbe blutdürstige Tücke, dieselbe brutale Rücksichtslosigkeit gegenüber Dritten. Der „Attentäter" unsrer Zeit ist in der Regel ein ganz abscheulicher und niedriger Charakter. Nur selten besitzt er ein as von jener Tollkühnheit, die selbst daS Verbrechen zu adeln scheint und den Verbrecher wenigsten« zu bemit leiden möglich macht. Der richtige „Attentäter "hat sich modernisirt, er steigt nicht gleich Ravaillac aus den Kutschenichlag oder stürzt sich gleich Milano mit ge fälltem Bayonnet aus den Gegner, den er vernichten will DaS Alle« ist antiquirt, der moderne Meuchel mörder fructifiklrt die Erfindungen der modernsten Naturwissenschaft. Die Ergebnisse der neuesten Studien auf dem Gebiete der Sprengtechnik haben kein Ge heimniß für ihn. Er arbeitet au« dem Hinterhalt heran» mit der woh!gefüllten Bombe. Daß er dabei die Leute, d-e er treffen will, vielleicht gar nicht trifft, aber zahlreiche Unschuldige, gleichgiltige Personen, Zu schauer verletzt oder tödtet, ist ihm ganz Alle- eins. Er predigt zwar die Lehre von Menschenrechten, ober darunter versteht er nur seine und seiner Freunde Rechte, und da das Bombenwerfen ihm größere Chancen für da» Entkommen bietet als die „Arbeit" mit Pistole oder Dolchmesser, so zieht er e« entschieden vor. Moralisch sind übrigen» die schädlichen Gesellen die gestern die Petarden in den Zug der Veteranen warfen, fast noch ärger al« die russischen Bombenmänner. Unter diesen sind manche gewesen, die schwere» peisön- liche» Unrecht erlahren Haden, und ihr Angriff richtete zum ersten Male und mit vorzüglichem Erfolg den realistisch praktischen Petrucchio; männlich rauh und derb, auch mit Humor und dabei liebenswürdig chevalereSk und warm. Jener für die Charakteristik de» Petrucchio besonder» wirksame Zug fester Energie im Ausdruck zugleich mit geistig überlegener Willens kraft und ohne übertriebene Heftigkeit de- Redeton» wirkend, kann nur einem ältern Darsteller völlig zu Gebote stehen. Herr Kramer war al» Baptista rin- getreten und spielte denselben mit vortrefflicher, fein und maßvoll gehaltener Zeichnung Die Leistungen der übrigen Mitwirkrnden trugen sämmtlich in lobens- werther Weise zum guten Gelingen der Vorstellung bei, die sich durch lebhaftes Zufammenspiel und rasche» Redetempo auSzeichnrte. C. B. Mr. Timsen der Speculant. Roman von Conrad Fischer-Sallstet«. (Fortsetzung.) Im nächsten Augenblicke ging e» bleich über sein Gesicht und er taumelte ebenfalls in» Gra» nieder. „Aufrechtstehend schießen", nef Stamm, „ich prote- stire sonst gegen die Fortsetzung de» Duell»." Anstatt einer Antwort wars Oberlirutenant v. Krose- Witz feine Waffe weit von sich. „Was thun Sie?" fragten Alle. „E» ist mir so dumm, ich glaube, ich habe einen Schmiß." Er streckte sich hier der Länge nach im Grase au». Franz v. Leuteritz trat besorgt auf ihn zu. „Sind Eie zufrieden, Krofewitz? Haben Eie Genugthuung?" sich stet» auf Leute, in denen sie Bedrücker oder Feinde sehen zu dürfen glaubten Sie konnten sich solcher gestalt selbst Vorreden, daß sie eine Art von „ Krieg« - action" vollzögen, einen Act de» Kampfe». Selbst diese Entschuldigung paßt nicht auf die Triester Bom benmänner. Sie haben nicht Repräfentanten der Staats gewalt attakirt, sie haben ihr Geschoß auf — Vete ranen, auf ausgediente Soldaten gerichtet! In eine freudig erregte, festlich gestimmte Menge haben sie ihre Petarde geschleudert l Da» ist selbst in Rußland bisher noch nicht geschehen, bisher wenigsten» haben die Nihi listen noch nicht getödtet, bloS um zu tödten." Naturgemäß giebt da» Attentat der Wiener Tage-« presse Veranlassung, die Ursachen zu untersuchen, welche der Ausführung der Schandthat zu Statten kommen. Mehrere bedeutende Organe stimmen darin überem, daß e« ein falscher, mißverstandener Liberalismus ist, welcher bisher dem Treiben der Jrredenta Schlupf winkel bot; ein Gedanke, der beispielsweise durch die Kundgebungen zweier Blätter von ganz verschiedener Richtung, „Vaterland" und „Neue freie Presse" hin durchklingt. „Man kann sich deS Eindringen» der Jrredentaagenten nicht erwehren," sagt da» „Vater land", „weil eine Anzahl reicher Triestiner, wo»unter viele Juden, immer bereit ist, ihnen in ihren Etablisse- ment« rc. Schlupfwinkel zu gewähren. Diese Trlestmer Capitalisten — wirkliche Kaufleute sind e« gar nicht — sind die würdigen Genossen jener lombardo-vene- tianischen Signori, welche ebenso feige, weil ebenfo egoistisch, die österreichische Herrschaft in Lombardo- Venetien bekämpften. Und leider muß man auch ge- stehtn, daß die österreichische Regierung bisher in Triest nicht glücklicher, wie in Lombardo-Venetien operirt hat. So wie die lombardo-venetianische Sig nori ihre nichtswürdig - egoistischen Tendenzen — Be weis dafür die jetzige sehr bedenkliche agrarische Gäh- ruug iu Oberitalien — mit dem Mantel der „Frei sinnigkeit" rc. verschleierten, ebenso unsere Triestiner Capitalisten, und wie man seiten der Regierung in Lombardo-Venetien immer die Politik des Entgegen kommen», nicht gegen da» Volk, sondern gegen die dasselbe au»saug?nden Signori befolgte, ebenso glaubt man auch jetzt noch in Triest verfahren zu sollen." Gegen diese die Jrredenta begünstigenden unöster- reichljch gesinnten Politiker in Triest und deren vom Standpunkt der materiellen Interessen au» unbegreif liche» Thun wendet sich auch die „Neue freie Presse." „Zugegeben", sagt dieselbe, „daß die österreichische Verwaltung sich mancher Versäumnisse Triest gegen über anzullagen hat — Versäumnisse, die fast mehr noch im Interesse de» Reiches al» der Stadt Triest selbst zu bedauern sind; aber ist die Stellung, welche Triest heute in der Monarchie einnimmt, nicht benei-- denSwerth gegenüber derjenigen, welche diesem Hafen zukäme, wenn der Traum der Jrredenta sich erfüllte? Wa» immer versäumt und gesündigt wurde, für alle Regierungen war und blieb Triest doch der erste und wichtigste Hafen der Monarchie, deren Interessen ge bieten, daß da» Reich ihn wie seinen Augapfel behüte. Welche Rolle würde Triest spielen, wenn e», zu seinem Unglücke von Oesterreich loSgerisfen, die maritime und handelspolitische Fürsorge einer Regierung mit Genua, L vorno, Venedig, Brindisi theilen müßte? Und ge rade in diesem Augenblicke macht daS R ich alle An strengungen, Versäumte» nachzuholen, den Bedürfnissen Triest'- zu Hilfe zu kommen, s^ine Handelsentwickelung zu fördern, und alle Parteien sind einig in diesem löblichen Bestreben. Wa» also, so darf man wohl ohne Leidenschaft und Voreingenommenheit fragen, kann eine Partei für sich anführen, welche die Zuge hörigkeit Triest'» zu Oesterreich mit Mißgunst ansieht, wenn nicht offen gefährdet?" Die aus dem Verbrechen in Triest sich ergebende praktische Nutzanwendung findet gleichsall» in den „Vollständig. Knöpfen Sie mir den Waffenrock ein Mal auf, Kamerad. Verdammt, auf Ehrei Ich glaube, Sie haben mich angeschossen. Haben Sie etwas Binden bei der Hand, Salbe oder Oel, oder sonst etwas?" „Wir würden alle» Denkbare versuchen, Herr Oberlieutenant v. Krosewitz; gedulden Sie sich ein Wenig Ich möchte mir übrigen» die Pistole deS Herrn v. Leuteritz zu Gemüthe führen, ich glaube das Ding schießt um die Ecke. Man braucht nur einfach in» Blaue zu zielen, um in» Schwarze zu treffen. Ich fah, wie er nach einem Raben zielte und Krofe witz traf." Franz v. Leuteritz nahm in diesem Augenblicke feine Waffe und schleuderte sie mit einem zwischen den Zähnen hervorgestoßenen Fluch hinüber in den Bach, so daß da» Wasser kreischend aussuhr. „Was machen Sie? Thut'» Ihnen leid?" fragte der Verwundete?" „Ich dachte, Sie hätten mehr Glück mit Ihrer Kugel!" Franz v. Leuteritz wandte sich hier von dem Ver wundeten ab uyd ging, ohne sich auch nur noch ein Mal nach ihm umzusehen, davon. „Leuteritz ist m sonderbarer Laune", flüsterte Muralt zu Stamm, ihm nachsehend, „nicht ganz der Cavalier wie früher; einen brüderlichen Handschlag hätte die hübsche Wunde schon verdient! — Zum Teufel, da» wird ernst; Herr O'erUeutenant, wa» machen Sie für ein Gesicht!?' Muralt beugte sich über den Verwundeten nieder. „Verdammt! Lieutenant Muralt, stopfen Sie mir etwa» in die Wunde. Wa» sehen Sie nach dem Leu- hauptsächlichsten Organen der österreichischen Haupt stadt Ausdruck. Man fordert ein strengere» Vorgehen gegenüber Versuchen, die öffentliche Ordnung zu stören, Unruhe und Angst »n die Bevölkerung zu tragen, und rücksichtslose Niederschleuderung der Jrredenta mit eiserner Faust. In erster Linie verlangt man, wenn e» sich bestätigen sollte, daß da» Attentat von Frem den begangen wurde, eine strengere, dem Gesetze uner bittlich Geltung verschaffende Handhabung der Fremden polizei. „Es giebt heute eine Frage in Oesterreich," sagt die (alte) „Presse", „in der alle die verschiedenen Nationen und Parteien übereinstimmen, die Frage, ob Triest auch fernerhin der Spielball eines verbreche rischen Bundes bleiben darf oder ob diesem Bunde wie einer giftigen Schlange der Kops zertreten werden müsse In jedem constitutionell regierten Staate giebt eS Parteien, so auch bei uns, sie haben verschiedene Ansichten über DaS, wa» dem Reiche fromme oder nicht, sie kämpfen, weil sie überzeugt sind, mit viesem Kampfe für ihre Ansichten und Ideale dem Vaterlande zu nützen. Oesterreich macht keine Ausnahme; aber wie so hundert Mal, 'eitdem diese Völker unter dem Scepter der Habsburger vereinigt sind, sie den Be weis geliefert haben, wie treu sie in der Stunde der Noth und Gefahr zu Kaiser und Reich stehen, so werden sie auch in inneren Fragen immer dann einig und brüderlich gewappnet zum Angriff und Trotz zu sammenstehen, wenn ein ReichSmteresse in Frage kommt. Da» sei an die Adresse der Jrredenta gesagt, und wenn sich Andere getroffen fühlen sollten, auch an die Adresse dieser Anderen." Lagesgeschichtt. Dresden, 5. August. AuS Anlaß deS GeburtS- feste» Ihrer Majestät der Königin fand heute früh große Militärreve>lle in der Residenz Statt. Dre Wachmannschaften haben den Paradeanzug angelegt. Auch die kaiserl. Postillone tragen den Galaanzug. AbendS werden die öffentlichen Plätze der Stadt fest lich erleuchtet sein. * Berkin, 4. August. Se. Majestät der Kaiser hatte heute in Gastein auf der Promenade eine lange Unterhaltung mit dem Botschafter Prinzen Reuß Wie man der „Nordd. Allg. Ztg." meldet, wird der Kaffer, nachdem derselbe feine Badecur beendet hat, am 8. d. M. Nachmittags Gastein mit seinem Gefolge ver lassen, um feine Rückreise über Salzburg und Ischl nach Berlin bez. nach Schloß Babelsberg be» Pots dam anzutreten. In Salzburg trifft Se Majestät am 8. August gegen Abend ein und nimmt dort da» erste Nachtquartier. Am Vormittage deS nächsten TageS soll dann die Reise b.S nach Ischl fortgesetzt werden, und, wie von dort gemeldet wird, erfolgt die Ankunft voraussichtlich Mittag» 12 Uhr. In Ischl gedenkt der Kaiser bi» 13. August zu verbleiben und hieraus ohne weitere Unterbrechung die Rückfahrt mittelst Extrazuges bi» Potsdam fortzusetzen. Soweit b>» jetzt bekannt, dürfte die Ankunft in Potsdam am 15. August Vor mittag» gegen 9 Uhr stattfinden. Wie schon früher gemeldet, verbleibt der Kaiser alsdann in Potsdam, wo derselbe mit Ihrer Majestät der Kaiserin für die nächste Zeit auf Schloß Babelsberg residiren wird. Ihre Majestät die Kaiserin gedenkt, wie verlautet, Homburg vor der Höhe am 9. August zu verlassen; Allerhöchstdieselbe wird voraussichtlich auch noch an demselben Tage auf Schloß Babelsberg eintreffen. — Mehreren hiesigen Zeitungen war dieser Tage die Mittheilung zugegangen, der hiesige französische Bot schafter wäre infolge einer Berufung in Pari» einge- troffen. Durch den Augenschein konnte em Bcricht- e'ftatter der „N. Pr. Ztg." sich gestern überzeugen, daß Baron de Courcel noch hier anwesend ist. Er machte seinen gewöhnlichen Spazierritt. Wie teritz? —. Drücken Sie nicht so unsinnig, Stamm, ich habe eS gleich gesagt, wir wollen nicht so weit laufen, wie werde ich jetzt heimkommen?" „Wir werden Sie tragen", rief ihm Muralt zu. „Unmöglich!" antwortete Stamm, „e» giebt einen Skandal. Krosewitz, Sie sind an Allem schuld, nicht einmal einen Wagen haben Sie zur Hand!" „Ich verbitte mir diese-Lamento", antwortete Krose witz und verdrehte die Augen, dann setzte er in einem Anfälle von Wuth hinzu: „Wenn ich brausgehe, dann werft mich in die Hecken! — Ein SatanSgedanke ist da- Schießen, ein Degenstrich in die Haut wäre mir lieber." Sie hatten ihm nun die Wunde nothdürftig mit seinem eigenen Hemde, daS sie ihm zerrissen, verbunden, und nun knöpften sie ihm den Waffenrock wieder zu. „Werden Sie auf die Beine zu bringen fein, Ober- lieutenant Krofewitz?" fragte Muralt. „Gebt mir jeder seinen Arm und werft die Pistole mit dem Kasten inS Wasser!" Lieutenant Stamm führte den Wunsch de» Ver wundeten auf der Stelle au». Dann versuchte sich der Verwundete auf die Knie zu heben, wobei ihm die Kameraden recht» und link- unter die Arme faßten und ihn emporzogen. Und die Drei marschirten. Und die Raben von den Trauerweiden hoben sich in tue Luft und hielten mit ihnen gleichen Schritt. Krosewitz sah aus, als leide er am Schwindel. Er fluchte, weil er keinen Schritt halten konnte; sein Kopf hing bald etwa» zu sehr nach vorn, bald blieb er etwas zurück. Die langen Beine stolperten über einander, al» wollten sie erst da» Gehen lernen.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite