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Dresdner Journal : 01.08.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188208014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18820801
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18820801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-08
- Tag 1882-08-01
-
Monat
1882-08
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 01.08.1882
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gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer angesehen werden. Weitere» läßt sich vorläufig nicht folgern. Die Phantasie, namentlich die orientalische, zumal wenn sie erhitzt ist, vermag allerdings viel, und man kann darauf gefaßt sein, noch merkwürdige, aus Anlaß der Vorgänge in Pari» ausgebaute Combinationen zu Gesicht zu bekommen. So findet die „Wiener Allgemeine Zeitung", welche die Interessen der, wie unsere Leser wissen, in Aegypten stark betheiligten goldenen Internationale lebhaft vertritt, daß durch die Abstimmung der Deputirtenkammer England zwar isolirt, aber dafür militärisch um so ungenirter geworden sei. „ES kann sich bei den französischen Volksvertretern bedanken, sie besorgen seine Geschäfte trefflich. Nur Ein Staatsmann in Europa ist durch die Abstimmung noch schwerer betroffen worden, als Hr. de Freycinet selbst; eS ist der deutsche Reichskanzler. Das Mini sterium Freycinet war sein gehorsamstes Werkzeug, für die Nachfolger kann Niemand einstchen. Fürst BiS- marck sängt an Unglück zu haben. Die Curie und die „kleine Excellenz* von Meppen haben ihn dupirt und ihm ohne jede Gegenconcession wichtige Zuge ständnisse abgedrungen; die „KrämerNation* der Eng länder hat ihm mit ihrem energischen Dreinfahren das ganze, so schön »rsonnene orientalische Concept ver dorben, und nun fällt noch daS Ministerium Frey cinet, daS eine Schutzwehr gegen Gambetta, eine Bürgschaft für eine französische Politik der Selbstver- nlchtuug war. Viel Fehlschläge auf einmall' Der Reichskanzler wird sich über diese vielen „Fehlschläge* zu trösten wissen. Zunächst stehen wir noch bei den Anfängen, nicht aber bei der Lösung der ägyptischen Veiwickelung. Aus den Aeußerungen de» Wiener Blattes und seiner Erbitterung gegen den deutschen Reichskanzler vernehmen wir vorläufig nur die Enttäuschung der Matadore der Börse darüber, daß keine Macht deS ContinentS für England und die Spekulanten in ägyptischen Anleihen die Kastanien au» dem Feuer holen will. Lagesgeschichtr. * Berlin, 29. Juli. Au- der Umgebung de» Fürsten BiSmarck verlautet, daß TranSactionen auf kirchenpolitischem Gebiete in nächster Zeit nicht zu erwarten seien. Hr. v. Schlözer habe zur Zeit gar keine politische Mission; sem Besuch in Var- zin sei nicht sowohl von politischer, als vielmehr von gesellschaftlicher Bedeutung. Daß Hr. l)r. v. Schlözer dem Kanzler seine in Rom gewonnenen Eindrücke mit- theilen werde, verstehe sich ja von selbst; Eonjequenzen aber würde daS vorerst nicht haben, da überdies der Eultusmimster jetzt auch bald seinen Urlaub antrete. — Die Befestigung von Thorn in Westpreußen schreitet, der „Köln. Ztg." zufolge, bedeutend vor, und die Arbeiten an den detachirten Forts werden die Stadt zu einem Hauptwaffenplatz machen. Es ist be» merkenSwerth, daß, nachdem die Befestigungsarbeiten lange Zeit geruht, sie jetzt gerade mit verstärkten Kräften wieder ausgenommen werden. ES versteht sich von selbst, daß über die eigentlichen Befestigungs arbeiten nicht» verlautet und verlauten darf, zumal die Militärverwaltung alle Vorkehrungen getroffen hat, um den Einblick in dre Arbeiten auSzuschließen. Vor Jahren war man über die BefestigungSweise nicht einig und die Ansichten schwankten zwischen einer Festung in gegebener Art und der Anlage eine» großen verschanzten Lager». Letztere» dürfte nun wohl auf gegeben sein, und e» ist anzunehmen, daß die Be festigung nach einem neuen wohldurchdachten Plane erfolgt. Die Kosten sind schon lange von demReich»- tage bewilligt und stammen au» dem vorbehaltenen Theil der französischen Kriegskostenentschädigung, au» welchen Mitteln auch die Neubefestigungen von Metz und Straßburg entnommen worden sind. — Im April wurde zu Berlin von einem deswegen zusammen getretenen Kreise praktischer Armenpfleger und anderer Förderer de» VolkSwohlrS ein Comit« für einen all gemeinen deutschen Sparkassentag gebildet, dessen geschäftliche Leitung in Bremen ist. Da» Comits hat nun, wie man heute berichtet, be schlossen, die Versammlung auf den 6. October Abend» nach Darmstadt einzuladen, wo TagS darauf die deutschen Armenpfleger zu ihrem jährlichen Con- greß zusammentretcn. Auf der Tage»ordnung stehen: 1) Rechtliche Lage des SparkassenwesenS. 2) Ueber- tragbarkeit der Sparkassenguthaben (Referent Ober bürgermeister Kuntze in Plauen). 3) Populansirung der Sparkasseneinrichtungen. Zu der Frage der Ein führung der Postsparkassen in Deutschland verhält da» immer wieder und flüsterte es vor sich hin, daß da» nicht der Franz sei, mögen sie'S treiben mit ihm wie sie wollen, die Franziska und die gnädige Frau, sie läßt sich nicht irre machen, waS sie weiß, weiß sie. Hat er vielleicht ein einzige» Mal zu ihr Schatz ge sagt? — Lachte so der Franz? — Hat er sie auch nur ein einziges Mal gefragt, ob sie'» noch wüßte von früher? — Wie sie ihn au» dem Feuer heraus- holte den kleinen lieben Jungen, so daß ihr die Haare damals versengt wurden und die Leute schrien: „Die Johanne brennt*. — Als der kleine liebe Kerl 5 Jahre alt war, da wurde die Johanne sein Schatz und er lief zum gnädigen Herrn und verlangte mit ihr verheirathet zu werden und zwar auf der Stelle; weiß er daS vielleicht? Er wußte eS doch noch an dem Abend, als er fortging nach Amerika. — Und dann, wie sie bei dem Onkel auf Leuteritz waren, kletterte er den alten Thurm hinter der Scheune hinab, wie eine Katze — eS graust ihr heute noch, wenn sie nur daran denkt — und er kletterte nur deshalb an dem alten, morschen Gestein hinunter, weil e» ihm Nacht» geträumt hatte, in diesem Thurme seien junge Löwen, die er sich fangen wollte — was sie damals auS- gehalten hat, die Johanne —, denn auf ein Mal chrie er aus dem Thurme heraus: „Johanne, Johanne, ich bin herunter gefallen!* Wie sie damals einen Schreck bekam, denn die Herrschaft durfte eS doch nicht wissen, und dem Oberknecht durfte sie'S nich: sagen, denn der war ein Plaudermaul. Aber die Johanne wußte sich zu helfen. Unten am Boden deS Thurme» war ein Loch, wo die Katz n au» und einkrochen; sie riß die Steine herau» und machte da» Loch so groß, daß sie selber hineinschlüpfen Lomitv sich neutral. Je wenigrr dafür oder dawider durch blote Agitation gethan werden kann, desto wich tiger erscheint der energische Betrieb localer Sparkassen: Reform, die übrigen» nach England» classischer Erfah rung auch durch die thätigste Postverwaltung nicht er setzt oder verdrängt werden kann. — Der tz 213 der deutschen Lwilproceßordnung bestimmt: „Die Wieder einsetzung in den vorigen Stand gegen die Versäu mung einer Nothfrist ist der Partei auch dann zu er- theilen, wenn spätestens am 3. Tage vor Ablauf der Nothfrist daS zur Wahrung derselben zuzustellende Schriftstück dem Gerichtsvollzieher zum Zwecke der Zustellung übergeben ist * In Bezug auf diese Be stimmung hat das Reichsgericht, lll. Civils., durch Unheil vom 6. Juni d. I. folgenden Grundsatz aus gesprochen: „Al- derjenige Zeitpunkt, von welchem der dritte Tag vorher zurückgerechnet werden soll, wird der Ablauf der Nachfrist angegeben. Damit kann nur der Tag gemeint sein, an welchem der Ablauf einge treten ist, nicht der Tag, nach dessen Beendigung der Ablauf eintreten wird. Mit, Recht versteht der Be- rufungSrichter die Frlstbestimmung: am dritten Tage vor — dahin, daß außer dem Tage der Uebergabe deS Schriftstückes, welcher gemäß der Civilproceßord- nung tz 199 nicht mitgezählt wird, zwei volle Tage zur Besorgung der Zustellung dem Gerichtsvollzieher verbleiben sollen. D'eS trifft aber zu, wenn man den letzten Tag, an welchem die Frist noch läuft, mitrech net, da während des ganzen Laufes desselben die Zu stellung ersolgen kann." Karlsruhe, 30. Juli. Wie die „KarlSr. Ztg." vernimmt, besteht bei der badischen UnterrichiSverwal- tung die Absicht, im Laufe der nächsten Jahre in den Lehrplänen für die drei untersten Klassen einerseits der Gelehrtenschulen, andererseits der Realgym nasien und höheren Bürgerschulen mit dem Lehr plan der Realgymnasien diejenigen Aenderungen durch zuführen, welche erforderlich sind, um eine vollständige Uebereinstimmung zwischen beiderlei Anstalten hinsicht lich deS Unterricht» in den gedachten Klassen herzu stellen. Diese Einrichtung wird alsdann zur Folge haben, daß Schüler, welche nach Absolvirung einer der drei untersten Klassen eines Realgymnasium» für pro- motionSfähig erklärt sind, in die nächsthöhere Klasse einer Gelehrtenschule und umgekehrt eintreten können, ohne sich einer Aufnahmeprüfung unterziehen zu müssen. Wien, 30. Juli. Nebst dem österreichisch-unga rischen Ministerresidenten in Cetinje, Baron Thümmel, ist auch der Statthalter von Dalmatien, Frhr. v. Jovanovic, hier eingetroffen, um an maßgebender Stelle über die gegenwärtige Lage in den «nsurgirt gewesenen Districten, sowie über den Fortschritt der Befestigungsarbeiten in der Kriwoschje Bericht zu er statten. Baron Jovanovic wird sodann einen längern Urlaub antreten, was als untrüglicher Beweis dafür gelten darf, daß weder in Süddalmatien, noch in der Herzegowina weitere Ruhestörungen zu besorgen sind. Lemberg, 29. Juli. (N. fr. Pr.) Nach mehr als 6wöchiger Dauer hat heute die Hauptverhandlung wider die des Hochverraths angeklagten Ruthenen ihren Abschluß gefunden. Zu Beginn der heutigen Verhand lung ertheilte der Vorsitzende den Gefchwornen die RechtSbelehrung bezüglich der denselben vorgelegten 22 Haupt-, 33 Zusatz- und 11 Evcntualfrageu. Der Vorsitzende hatte in seinem Resumv mit keinem Worte der ZaleSzczykier AutspähungSaffaire Elwähnung ge than. Nun ist dieselbe auch bei der Fragestellung voll ständig ignorirt worden. Der Vorsitzende schloß seinen Vortrag um 11 Uhr Vormittags und übergab sodann die Fragen sammt den Proceßaclen der Jury, die sich inS BerathungSzimmer zurückzog. Um 2 Uhr Nach mittag» baten die Geschwornen den Präsidenten deS Gerichtshofs zu sich, um ihn zu einer ergänzenden Formulirung der Zusatzfrage bezüglich Adolf Dobr- zanSki'S und Olga Hrabar'S wegen Unterlassung der Anzeige de» Hochverrath- aufzufordern. Die Ergän zung sollte nach tz 237 der Strafproceßordnung erfol gen, dahin gehend, ob MieroSlaus Dobrzan-ki al» Mitglied des PanslawistencomiteS hier eine hochver- rätherische Agitation betrieben habe. Der Gerichtshof beschloß hieraus, die gewünschte Ergänzung bei der ersten und fünften Zusatzfrage zu bewilligen. Der Staatsanwalt meldete gegen diesen Beschluß die Nich tigkeitsbeschwerde an. Der Vertheidlger l)r. LubinLki führte aus, daß Hofrath Dobrzanski und Olga Hrabar von einer Mission deS MieroslauS Dobrzanski, wenn derselbe eine solche überhaupt hatte, keine Kenntluß be sitzen konnten. UebrigenS sei die Unterlassung der Anzeige bei Familienangehörigen straflos. Hofrath Dobrzanski ergriff hierauf das Wort, um zu erklären, konnte. Und als sie hinein kam, da lachte sie der kleine, wilde Junge an, als ob nichts geschehen sei, und verlangte noch obendrein von ihr, sie solle mit ihm da auf dem schlüpfrigen Boden, wo E dechsen und Molche herumkriechen, über Nacht bleiben. Aber sie macht mit ihm kurzen Proceß, nahm ihn in die Arme und schlüpfte mit ihm zum Loche wieder hinaus. Heimlich geht sie mit ihm hinüber unter die Ulmen am Teich, setzt sich dort nieder, legt ihn auf ihren Schooß, kleidet ihn aus, um zu sehen, ob ihm nichts passirt sei bei dem Fall; aber eS war ihm gar nicht» passirt. Dann nöthrgte sie ihn die Hände zu falten, um ein Dankgebet zu sagen — sie beteten zusammen: „Gott, Vater." Die Herrschaft hat nicht» davon erfahren, kein Mensch hat etwa» erfahren, nur er weiß eS und sie, und wenn da» der Franz ist, dann hätte er zu ihr komm » müssen, und er wäre auch zu ihr gekommen und hätte ihr gesagt: „Weißt Du'S noch Schatz, von damals?" Aber er weiß davon nichts, weil eS der Franz nicht ist! — Die Franziska ist leichtsinnig, daß sie sich so an seinen Hals hängt, und die gnädige Frau zu bedauern — o, wie ihr daS w.he thut, aber sie wird nichts sagen. So oft der falsche Franz in ihre Nähe kam, ging sie ihm mürrisch au- dem Wege; wenn er sie freund lich anredete, gab sie ihm keine Antwort. Endlich konnte eS die Johanne nicht mehr überwinden, e» trieb sie Tag und Nacht, dem bösen Menschen etwa- an- zuthun. Eines Abend», al» er mit Franzi»ka auf dem Sofa saß, und sie e» nicht sehen konnte, wie er die Hand de» lieben, unschuldigen Kinde- in der seinen daß au- keinem der saisirten Briefe sich auch nur ein Wort entnehmen lasse, welche- auf eine gegen Oester reich gerichtete Agitation seine- Sohne» hindeuten würde. Nach der Erklärung de» Präsidenten ziehen sich wieder dre Geschwornen zurück. Da- GerichlSge- bäude ist unausgesetzt von einer großen Menschenmasse umlagert. Nach 6 stündiger Berathung erschienen die Geschwornen um 5 Uhr Nachmittag» im BerhandlungS- saale. Der Obmann, Professor Thoma» RylSki, ver las das Verbiet. Da« Brrdict lautet: 1) Bezüglich Adolf Dobrzan-ki'«: ») Frage wegen HochverratHS: Einstimmig Nein; dadurch ent fallen die beiden Zusatzfragcn. V) Eventualsrage wegen Unter lassung der Anzeige de« Hochverrath«: 11 Stimmen Nein. 1 Stimme Ja. o) Frage wegen Störung der öffentlichen Ruhr: 7 Stimmen Nein, b Stimmen Ja. 2) Bezüglich deS k Naumowicz: ») Frage wegen Hochverrath«: Einstimmig Nein, d) Eventualsrage wegen Unterlassung der Anzeige de« Hochverrath«: Einstimmig Rein, o) Frage wegen Störung der öffentlichen Ruhe: 1v Stimmen Ja, 2 Stimmen Nein. S) Bezüglich der Olga Hrabar: a) Frage wegen Hoch verrath«: Einstimmig Nein, b) Frage wegen Unterlassung der Anzeige de« Hochverrath«: 12 Stimmen Ja o) Zusatzsrage wegen der Straflosigkeit nach tz «t St.-H.-B. im Falle die Anzeige die Angehörigen de« Anzeiger« einer Gefahr auSsetzt: Einstimmig Ja. ä) Frage wegen Störung der öffentlichen Ruhe: Einstimmig Nein. 4) Bezüglich Ploszczanski'«: ») Frage wegen unter lassener Anzeige de« Hcchoerrath«: Einstimmig Nein, b) Frage wegen Störung der öffentlichen Ruhe: 3 Stimmen Nein, 2 Stimmen Ja, jedoch mit der Einschränkung: nicht wegen Aus reizung gegen den einheitlichen Staatsverband, sondern wegen Ausreizung wider die RegierungSsorm und die Staatsverwaltung. b) Bezüglich Markow s: ») Frage wegen Unterlassung der Anzeige deS Hochverrath»: 3 Stimmen Ja, 9 Stimmen Nein, b) Frage wegen Störung der öffentlichen Ruhe: 7 Stim men Ja, b Stimmen Nein. «) Bezüglich Trembicki'S: a) Frage wegen Unterlassung der Anzeige deS Hochverrath-: 3 Stimmen Ja, S Stimmen Rein, b) Frage wegen Störung der öffentlichen Ruhe: «Stim men Ja, 6 Stimmen Neiu 7) Bezüglich Szpunder'S. Frage wegen Störung der öffentlichen Ruhe: 10 Stimmen Ja, jedoch mit der bei Plotz- czanSki angeführten Einschränkung, 2 Stimmen Nein. 8) Bezüglich ZaluSki'S: Frage wegen öffentlicher Ruhe störung: 10 Stimmen Ja, mit der bei Ploszczanski angesührten Einschränkung, 2 Stimmen Nein. Bezüglich Ogonowtki'S, Ryczaj'« und Wladimir Naumowicz' wurden alle Fragen verneint. Da» Verdick ist fomit bezüglich der Anklage auf Hochverrath für alle Angeklagten em freifprechende»; verurtheilen bist e» nur wegen der Anklage auf Stö rung der öffentlichen Ruhe bezüglich der Angeklagten k. Naumowicz, PloSzczanSkt, Szpunder und ZaluSki. Aus Grund dieses Verbiet» sprach der Gerichtshof die zuletzt genannten 4 Angeklagten de» Verbrechen- der Störung der öffentlichen Ruhe schuldig und verurtheilte dieselben, und zwar k. Naumowicz zu 8monatigem, Ploszczanski zu ömonatlgen, Szpunver und ZaluSki zu je 3monaiigem, mit Fasten verschärftem Kerker. Alle anderen Angeklagten wurden vollständig freige sprochen. Die Vertheidigung meldete gegen die er folgten Verurtheilungen die Nichtigkeitsbeschwerde an. Am Schlüsse deS Verfahrens dankte der Präsident den Geschwornen für ihre Ausdauer und ihren Elfer. Gegen 7 Uhr Abends wurden die freigesprochenen Ruthenen aus der Haft entlassen. Es werden zu Ehren derselben von der ruthenischen Bevölkerung großartige Ovationen vorbereitet. Czernowitz, 28. Juli. (Pr.) Der griechisch- orientalische Kirchencongreß wählte heute den Archimandriten Czupelkowicz und Vr. Jassilko zu Präsi- dentenstellvertretern, dann ein 14gliedrigeS Counts zur Berathung deS organischen Statuts und der definitiven Wahlordnung. Der Metropolit legte diesbezügliche Entwürfe in rumänischer Sprache mit deutscher Ueber- setzung vor. l)r. Zotta verlangte die Verlesung der Entwürfe, worüber sich eine Controverse mit dem Vor sitzenden entspann. Schließlich werden auf Antrag EalineScu'S die Entwürfe dem Comits zugewiesen. Buda-Pest, 29. Juli. Der Gesetzentwurf über die Decentralisation der königl. Tafel gelangt in der Herbstsession det Reichstags in erster Reihe zur Verhandlung und wird wahrscheinlich noch in diesem Jahre Gesetzeskraft erlangen. Die Städte, wo die geplanten Districtualtaseln ihren Sitz haben werden, sind in dem Entwürfe zwar bezeichnet, die endgiltige Feststellung derselben hängt aber vom Reichstage ab. Das Gesetz soll, wie die „Ung. Post* erfährt, im Juni 1883 ins Leben treten, bis zu welcher Zeit überall geeigneteLocalitäten hergerichtet werden können. — Die „Ung. Post" meldet zur Tisza-Eszlarer Affaire aus Ny.regyhaza: Die Voruntersuchung wurde heute beendet. Auf Antrag des Untersuchungsrichter» Bary wurde heute Nachmittag specielle Untersuchung, sowie die Untersuchungshaft angeordnet und um 6 Uhr hielt, ging sie fort, suchte sich ein große» Stück Kreide, schlich heimlich hinein in sein Schlasgemach und schrieb dort mit dicken Strichen auf den Nachttisch: „Du bist nicht der Franz." Von dieser Stunde weicht ihr der Franz au», al» ob er sich vor ihr sürchte, und sie weiß e» warum, die Johanne, ja, sie weiß eS. Und dieser verstrickte sich von Tag zu Tag tiefer in den Zauber der beiden liebenswürdigen Frauen. Jetzt galt e» ihm nicht mehr um daS Majorat, nein, andern auf sie wollte er sich Rechte erwerben, und ei eS auch um den Preis dc» Lebens; er könnte für ie zu jeder Stunde in den Tod gehen. Je mehr sich Franziska, je mehr sich Frau v. Leu teritz an den schönen, jungen Mann anschlossen, je mür rischer und heimtückischer wurde die Johanne. An der ausblühenden Gesundheit ihres Sohne-, rankte sich die der Mutter wieder aus; eS gab Tage wo sie sogar wieder scherzen tonnte, Tage, wo sie voll Stolz und schöner Hoffnungen auf den nun so ruhig, beinahe hausväterlichen Sohn schaute. Mit klopfendem Herzen sah sie schon die Stunde kommen, wo er an der Seite eines liebenswürdigen Weibe- ein Glück gründen wird, ein Glück, an das sie mit seliger Freude mit zitternder Wonne denkt. — Enkel sollen sie einst zu Grabe tragen. Die Freunde au» dem Offiziercorp- besuchten ihn der Reihe nach, und in dem sonst so stillen und ein samen Hause ging eS oft recht geräuschvoll zu. Mitten unter diesen jungen Offizieren, zum Theil Träger blendender Namen, bewegte sich Mr. Timsen mit bewundernLwerther Sicherheit. Der schlaue Uankee wußte in kurzer Zett sich die Freundschaft sämmtlicher verkündet, und zwar gegen 3 Individuen wegen de» Verdachte- de» Morde», gegen 7 Individuen wegen Theilnahme und gegen 6 Individuen wegen Vor- schubleistuug zu demselben Verbrechen, während 4 auf freien Fuß gesetzt wurden. Pari», 29. Juli. Im Senat berichtete gestern der Ausschuß zur Vorprüfung de» Laborddre'schen Antrag-, wonach da- Militärstrafgesetzbuch dahin ab geändert würde, daß den Soldaten del Ungehorsam ausdrücklich erlaubt werden soll, wenn sie zur Be gehung eine» Verbrechen- aufgesordert werden. Der Ausschuß schlägt vor, den Antrag nicht in Erwägung zu ziehen, und der Krieg-Minister Billot befürwortete den Commission-Vorschlag, da der Antrag ein Mißtrauen gegen die Befehlshaber der Armee einschließe und des halb schon seine Berathung feiten einer gesetzgebenden Körperschaft geeignet sein würde, die auf dem Ver trauen in die Chefs beruhende DiSciplin zu unter graben. In gleichem Sinne sprach sich auch General Chancy au», der mit lebhaften Worten seine Entrüstung darüber kundgab, daß ein höherer Osfizier einen der artigen Antrag vor da» Hau» bringe. Man müsse die Armee schlechterdings von dem politischen Partei- getriebe sernhalten; die Freiheit dürfe nicht zur Zucht losigkeit führen, die Gleichheit nicht den Gehorsam, die Brüderlichkeit nicht die militärische Rangordnung beeinträchtigen. Der Senat entschied gemäß dem AuSschußvorschlage mit 212 gegen 19 Summen. — In der gestrigen Sitzung der Deputirtenkammer wurden die den Opsern der Beduinenübersälle von Saida (Süd Oran) zugedachten Entschädigungen im Betrage von nahezu 2 Millionen FrcS. genehmigt, ebenso die 5 ersten Capitel deS Budgets der Finanz ministeriums. Leon Say hat die Summe der im nächsten Jahre einzulösenden Schatzscheine um 32 Millionen gegen da» Budget seines Vorgänger» Allain-Targ» erhöht, und Letzterer beantragte nun, die Amortisation um ebensoviel zn vermindern. Das Amendement wurde jedoch mit 331 gegen 125 Stim men abgelehnt. — Unter außerm deutlichem Zudrange de» Publicum» und allgemeiner Spannung wurde heute in der Kammer die Debatte über die Credit- forderung von 9410000 FrcS. zum Schutze des Suezcanals eröffnet. Mehrere eingeschriebene Red ner erklärten, sie verzichteten einstweilen auf daS Wort, bis der Premier erklärt habe, ob er trotz der verän derten Lage noch an der Vorlage festhalte. Nur Achard will sprechen und hebt unter allgemeiner Un aufmerksamkeit die Wichtigkeit, die Aegypten und der Suez canal für den französischen Handel besäven, hervor; ein Ge murmel des Unwillen« übertönt bald seine Stimme, al» er versucht, die Intervention de« Staate« zum Schutze de« Lanal» mit den hohen Dividenden, welche die Suczcom- pagnie ihren Actionären zahlt, zu begründen. Ihm folgt, nachdem er unter ironischem Beifall de« Haufe« geendet. Hr. de Freycinet auf der Tribüne. Der Premier er klärt , er wolle Mißverständnisse und unbegründete Besorgnisse zerstreuen Die Anhänger einer Frieden«politik könnten die Lredite ohne Furcht bewilligen; die Regierung wolle kerne In tervention, die politisch und militärisch gefahrvoll wäre und die gesammien Beziehungen Frankreichs mit Verwicklungen be drohte. (Beifall.) »Wenn die Lonserenz Frankreich ein Man dat gegeben hätte, so hätte man prüfen können, unter welchen Bedingungen diese« Mandat annehmbar war; aber ohne ein solche« Mandat bleibt unt nur die Enthaltung übrig. Eng land ist in einer andern Lage, al» wir: «» hat nicht nöthlg, auf die continentalen Verhältnisse Rücksicht zu nehmen Außer dem wird e« durch die Ereignisse gedrängt und kann nicht dieselbe Reserve wie wir beobachten. Aber der Schutz de« Lanal« ist rin einfacher materieller Act, der keine europäischen Schwierigkeiten und keinen Lonflict herbrisühren kann. Alle Nationen sind in gleicher Weife dabei interessirt, daß der freie Verkehr aus dem Lanal gesichert werde, welchen man stet« al» einen neutralen, sür alle Länder offenen Durchgang angesehen hat. Man wendet ein, die militärischen Operaiwnen zum Schutze de« Lanal« könnten sich ausdehnen und den Lharakter einer Intervention annehmen Diese Besürchtung wäre zulässig, wenn z. B. der Lanal durch Kairo ginge, wo man in Lonflict mit den türkischen Truppen käme; aber er liegt sozusagen gar nicht in Aegypten, svnbern geht durch wüste Gegenden, die nicht von Aegyptern, sondern von Romadenftämmen, unsähig, irgend einen Krieg zu führen, bewohnt werden. (Unter- brechungen) Um etwaigen Angriffen feiten dieser Stämme rntgegenzutrrten, sollen sehr schwache Poften gewisse Punkte besetzen. 4000 Mann würden dazu auSretchen; aus diese« Lontingent soll sich die Occupation beschränken. E» wäre mit der letzter» zunächst der Vortheil erreicht, dem Wunsche England« nachzukommen. Die Anhänger de« Ein vernehmen« mit England müssen begrelsen, wie gut c» wäre, England moralisch zu unterstützen. Glaubt man, die Sympathie zwischen beiden Ländern würde eine Ablehnung über- lrbcn? Im Augenblick, in welchem die Türkei ankündigt, daß sie gleichsall« iu Aegypten interveniren will, ist e« nicht mög lich, aus die Lreditforderung zu verzichten; rin solcher Act würde in einem sür un« ungünstigen Sinne auSgelegl werden und unsern Einfluß aus die muhamedanijche Welt empfindlich schä digen Nach der beisälligen Ausnahme, welche dir Credilsordr- rung, al« sir angekündigt wurde, in diesem Hause gesunden, muß das jetzt gegen sir kundgegebene Mißtrauen besremdeu. Lie Regierung will sich ja nicht verpflichten, die Besetzung lhal- Herren zu erwerben. Man hielt ihn für eine offene,' geradsinnige Natur, für einen Menfchen, der mehr fühlt als er spricht, und daraus erklärte man sich feine Freundschaft, ja väterliche Besorgmß, mit der er stets von Franz v. Leuteritz sprach, stets um ihn war; auch war Mr. Timsen ein gutmüthiger und lang- müthiger Kauz, den eS zu amüsiren schien, wenn sich die Herren bei ihm unt ihrem Englisch versuchten. (Fortsetzung soljt.) Unter den Araukanern. (Fortsetzung zu Nr. 17b.) Bald nach diesem Schiffbruch waren Tauschhänd- ler von Valdivia und Umgegend nach Boroa gereist und hatten für Spottpreise viele der Kisten mit Waa- ren von den Indianern eingehandelt und ost für solche im Werth von vielen Taufenden von Mark vielleicht Branntwein und Indigo im Werthe von hundert Mark gegeben. Mehr als zwanzig Feuer flackerten um unS herum, an welchen die Frauen und Mädchen etwas kochten und rösteten. Viele dieser Frauen hatten auch ihre Säuglinge mit, und ich bewunderte, wie praktisch sie mit diesen umgingen. Jedes dieser kleinen Wesen war in Felle gehüllt auf ein leichtes Bret von der Größe de» Kinde» mit Riemen aufgeschnürt. Wollte die Mutter da» Kind stillen, so hing sie sich diese» an einem starken Bande befestigte Bret mit dem Kinde um den Hal»; sollte e» schlafen, so legte sie die» Biet auf den Boden oder hing e» mit einem Lazo an einen Baum auf, ihm eine schwingende Bewegung gebend. Wenn eS wachte, stellte sie es ausrecht -egen erucn
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