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KONGRESS-SAAL DEUTS CHE S H Y GT EN E - M U SE U M Günter Kootz, Leipzig (Klavier) Sonnabend, 12. September 1959, 19.30 Uhr, Anrecht A 1 Sonntag, 13. September 1959, 19.30 Uhr, Anrecht A 2 1. Philharmonisches Konzert DIRIGENT Prof. Heinz Bongartz SOLIST Günter Kootz, Leipzig (Klavier) Johann Sebastian Bach 1685 — 1750 4. Brandenburgisches Konzert G-Dur BWV 1049 Allegro Andante Presto Solisten: Ferdinand Baumbach, Violine Heinz Hörtzsch, Wolfgang Peschke, Flöte Serge Prokofjew 1891 —1953 Konzert für Klavier und Orchester Nr. 1 Des-Dur Op. 10 (Erstaufführung) Allegro brioso Andante assai Allegro scherzando PAUSE Johannes Brahms 1833 — 1897 1. Sinfonie c-Moll op. 68 Un poco sostenuto —Allegro Andante sostenuto Un poco Allegretto e grazioso Adagio — Allegro non troppo ma con brio ZUR EINFÜHRUNG Welch festliches Programm am Anfang der Philharmonischen Konzerte — Johann Sebastian Bach, Anfang und Ende aller Musik, steht mit seinem prachtvollen 4. Brandenburgischen Konzert am Beginn! Die sechs Brandenburgischen Konzerte, besonders das 2., unser 4. und das 5. Konzert, sind die Krönung des Concerto grosso, der italienisch-barocken Wechselform vom großen Orchester (Concerto grosso) und einer kleinen Gruppe von meistens drei Einzelinstrumenten (Concertino). Bach, damals Musikdirektor des Fürsten von Köthen, hatte sie dem musikfreundlichen Markgrafen von Brandenburg zugesichert und dediziert. Es ist uns unbekannt, wie der Markgraf die wertvolle Gabe aufgenommen hat. Wir wissen nur, daß das kost bare Bachsche Werk nach dem Tode des brandenburgischen Markgrafen (1734) unter anderen Instrumentalkonzerten zu einem Spottpreis verkauft wurde. Philipp Spitta, der Bachbiograph, schreibt hierzu: „Das wenige, was ich hier über den Markgrafen Christian Ludwig mittheilen kann, sind Ergebnisse meiner im königl. Hausarchiv zu Berlin angestellten Nachforschungen. Der ansehnliche musikalische Nachlaß wurde inventarisirt und abgeschätzt. Neben Concerten von Vivaldi und anderen Italienern ist Bachs Werk der Ehre einer namentlichen Aufführung nicht für werth erachtet, muß sich also unter einem von folgenden beiden Convoluten befunden haben: 77 Concerte von diversen Meistern und für verschiedene Instru mente 12 Thlr. 20 Gr. oder 100 Concerte von diversen Meistern vor verschiedene Instrumente 16 Thlr.“ Später tauchten die sechs Konzerte in einer Sammlung auf. Ein glückliches Geschick hat uns das Höchste erhalten, wozu sich die ältere Form des Orchesterkonzerts entwickelte. Die Besetzung des 4. Brandenburgischen Konzerts in G-Dur von J. S. Bach besteht aus einer Violine, zwei Flöten und dem Tutti (Concerto grosso) der Streicher mit dem Cembalo als Fundamentinstrument. Auf das freundliche 3 / 8 -Allgro im frisch-fröhlichen Konzertcharakter folgt das gemessene, schöne und ernste e-Moll- Adagio im Wechselspiel zwischen Tutti und Concertino. Eine in jeder Beziehung grandiose Fuge im Presto beschließt mit Schwung, Brillanz und Grazie das Werk. „Von der Parteien Gunst und Haß verwirrt, schwankt die Beurteilung Sergei Sergejewitsch Prokofjews in der Geschichte, in die der allzu früh Verstorbene schon eingegangen ist. Einer der großen Musiker des beginnenden 20. Jahrhunderts, einer der wichtigsten Anreger und Neuerer — das wird zugegeben. Aber dieser Künstler ist nach Jahren ohne Zweifel auch glücklicher Wanderschaft in die Heimat zurück gekehrt und ist dort geblieben bis zu seinem Tode. Und diese Heimat heißt Sowjet union. Das wird ihm von vielen nicht verziehen . . .“ schreibt Karl Laux zu Beginn seines Artikels über Prokofjew in seinem grundlegenden Buche „Die Musik in