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October 1885. STAHL UND EISEN.“ Nr. 10. 551 säure durch den Apparat treibt, bevor die Schwefelwasserstoff-Entwicklung beginnt, so füllt sich der Raum a doch wieder mit abdunstenden Bromdämpfen, indem beim Zulassen der Salz säure der Kohlensäurestrom unterbrochen werden mufs, da bei dem vorhandenen Ueberdruck ein Zufliefsen der Salzsäure gar nicht stattfmden könnte. Mit Bromsalzsäure gefüllte U-Röhren haben denselben Uebelstand wie Kugelröhren und ist es deshalb bei irgend gröfserer Menge von Schwefelwasserstoff - Entwicklung geboten , bei Anwendung von Bromsalzsäure Apparate zu ver wenden, welche den Schwefelwasserstoff zwingen, direct die Flüssigkeit zu passiren, z. B. ähnlich wie bei einer Drechselschen Waschflasche, oder besser die von Alex. Classen benutzte Bürette. — Professor A. Ledebur hat meines Wissens wesentliche Verbesserungen an dieser Bürette angebracht. An Stelle des gewöhnlichen Glas hahnes (Fig. 3) b ordnete er einen Zweiweghahn an. Die Vortheile dieser Neuerung dürften durch Fig. 4 deutlicher zu erkennen sein. Dreht man den Hahn b (Fig. 4) um 90° nach links, so communicirt a mit d durch die Bohrung c. (Die Operation ist im Gange.) Wird der Hahn um 180° nach links gedreht, so communicirt a mit e, in dieser Stellung kann mit Bleipapier geprüft werden, ob die Operation beendigt ist. In der Stellung endlich, wie sie uns Fig. 4 darstellt, communicirt d mit e, man ist imstande, das Rohrstück d ebenfalls mit Wasser auszuspülen, und so die geringe Menge Schwefelsäure, welche namentlich dann sich bildet, wenn die Bromsalzsäure etwas zurück steigt, in bequemer Weise zu gewinnen. — Alex. Classen* wendet die Bürette und Brom salzsäure zur Schwefelbestimmung im Ultramarin, sowie im Roheisen an. A. Ledebur** bestimmt mit Bromsalzsäure unter Anwendung einer Bürette den Schwefel im Roheisen, sowie den Schwefel in * Alex. Classen, Quantitative Analyse 1875, pag. 115 und 195. ** A. Ledebur, Leitfaden für Eisenhüttenlabora- torien 1880. der Hochofenschlacke. Fresenius* empfiehlt für Roheisen Bromsalzsäure und U-Röhren. In den mir bekannten Laboratorien der Rheinisch- Westfälischen Eisenindustrie wendet man Brom salzsäure und Kugelröhrenapparate (Fig. 2) in mannigfacher Form an und bestimmt damit den Schwefel im Roheisen, sowie den Schwefel calciumgehalt in der Hochofenschlacke. Die Schwefelbestimmung in Hochofenschlacken mit Bromsalzsäure, U-Röhren und Kugelröhren ist, gestützt auf die eingangs erwähnte Thatsache, zweifelsohne eine ungenaue. Man wird stets zu wenig Schwefe] finden. Dasselbe gilt auch für Roheisen, der Fehler wird indessen der geringen Schwefelmenge halber viel unbedeutender aus fallen. Wendet man Kaliumpermanganat an, so sind die U-Röhren, ebenso wie Kugelröhren apparate, verwendbar. Ich wende für den höchsten wie für den niedrigsten Schwefelgehalt den einfachen, sehr zweckentsprechenden Absorp tionsapparat (Fig. 5) an. Das Kölbchen a ist mit 50 bis 100 ccm Kalilauge angefüllt und steht in einem Gefäfs mit kaltem Wasser, um den überdestillirenden Salzsäuredämpfen , welche eine Temperaturer höhung im Kölbchen a verursachen, entgegenzu wirken. Das Kölbchen b enthält etwas Kalium permanganatlösung. Nach beendigter Operation wird zur Kalilauge bis zur Gelbfärbung Brom- wasser hinzugefügt, dann mit Salzsäure über sättigt , eingeengt und heifs mit Baryumchlorid gefällt. Im Kölbchen b finden sich selten Spu ren von Schwefelsäure, welche durch Ueber- Fig. 5. sättigen mit Salzsäure, Eindampfen und Fällen mit Baryumchlorid gewonnen werden können. Als Gas zum Nachspülen wendet man selbst verständlich gereinigtes Wasserstoffgas an. Ganz ausgezeichnet wird HgS von alkalischer Bleioxyd lösung absorbirt, welch letztere man in 2 Kölbchen (Fig. 5) gefüllt anordnet. Das Bleisulfid wird ab- filtrirt, ausgewaschen, mit verdünnter Salpetersäure (1 HNO, 1,2 — 2 H 2 O) erwärmt und filtrirt. Das Filtrat dampft man auf Zusatz von verdünnter Schwefelsäure in einer Glasschale ein und bestimmt auf bekannte Weise das Blei als Sulfat. Wie grofs die Fehler sind, welche bei Anwendung der verschiedenen Absorptionsflüssigkeiten hervor- * R. Fresenius, Quantitative Analyse 1877. Band II, pag. 428.