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- «MM« »«—«ach. t*mst»»ch»fWßtzt»» W. «. /lnzmger für das Erzgebirge »MWIUMNio-w»«—M*«»» N MDttyt-M^GU, IM» MI^M - «-I--N-M«», «,I-»«'PE»-U- M «-U»N«U», -mwch« SM, « «^vam»i, eathoUen- -I« amtllchmi oalanatmachaagm» sa» Rata» s« «a-1 «4 ö«s Matts-ttKHI» /ll». a».,e,e Nr. 79 Mittwoch» äen 3. Npril i924 w. Zahrgaug Das Münchener Urteil. Von Unserem! Berliner Mitarbeiter. Vaü München«!« Bol^arrtcht hat durch sein vrtell im Hitlerprv-zetz bewiesen, -atz e» nicht imstande Var, unparteiisch Recht zu sprechen. Diese keine letzte Lat ist -te logische Krönuna Leiner bisherigen Tätig- kett/ Much die bishericw R«htsprechung der bayrischen LvIWgerichte hatte gezeigt..daß sie ihren Namen zu Un recht tragen und tn Wirklichkeit, ob bewußt -der unbe- wutzt sei dahingestellt, nur Instrumente der politischen Macht waren. Ihre UrteilSsprüche waren don drakoni scher Schärfe, wenn es sich um Angehörige der Link», Parteien handelte, Hatten sie aber Vertreter der Rechts» Parteien abzuurtetlen, so war ihr Arm lahm und kraft los. Go dienten sie schon seit langem nicht der Erhö hung des Ansehens der deutschen Justiz, und jeder, dem das Ansehen des deutschen Namen» tn der Welt am Herzen liegt, wird ihr Verschwinden mit einem Seuf zer der Erleichterung begrüßen. An sich ist eine Festungshaft don fünf. Jahren, wie sie gegen Hitler, .Pöhner, Krtebel und Weber ausgespro chen worden ist, eine Sühne, die zwar nach unserer Mei nung nicht angemessen, aber doch schließlich recht erheb lich ist. S» ist die Mtndeststrafe. die auf.Hochverrat ausgesetzt ist. Tie, Nebenumstände aber sind es, die diesem Urteil seinen skandalösen Charakter, geben. Tenn dis Verurteilten werden bereit» nach einer Bewährungs frist von sechs Monaten freigelassen und es wird ihnen Strafaufschub gewährt. Dadurch wird das Urteil zu einer Farce gemacht, denn bereits nach kurzer Zeit werden die Verurteilten fick wieder ihrer Freiheit er freuen können, und es besteht Wohl kaum ein Zweifel darüber, .in welcher Weise sie davon Gebrauch machen werden. Haben sie sich doch oft Jenug während des Prozesses ihrer Taten gerühmt und erklärt, daß sie ihre TätK^ii fortzusetzsn gedenken. Ta» unverständlich« Ur teil des Münchener Gericht» wird ihnen eine Ermuti gung fein. Letzt erst recht und mit verdoppelter Kraft ihr« demagogischen Umtriebe fortzus<Hen und den Be stand de» Deutschen Meiches zu unterwühlen. Da» Ge richt hat offenbar geglaubt, den Angeklagten ihre „edlen, nationalen Motive" zuMts halten zu müssen. Wohin soll e» aber führen, wenn diese sogenannte „nationale Gesinnung" genügt um jede Torheit, sedes politische Verbrechen zu rechtfertigen? In der Politik gilt nur der Erfolg, und auch die Münchener Volksrichter sind genügend darüber aufgeklärt worden, daß -aS Unter nehmen der Angeklagten da» ganze deutsche Volk in das schwerst« UUHetl gestürzt hätte, wenn es gelungen wäre. Wohin sollen wir in Deutschland kommen, wenn eS seder Gruppe, die die Berufung dazu in sich fühlt, gestattet sein joll, .sich der Regierung LU bemächtigen und das Schicksal des deutschen Volke» tn die eigene Hand zu neh- men i ES war die Aufgabe de» Münchener DolkSgericht» die Autorität de» Staate» gegenüber den immer über mütiger gewordenen Rechtsradikalen wieder yerzustellen. Diese.Aufgabe hat e» nicht zu lösen vermocht. Ein Kapitel für sich ist die Freijprechunfl -e» General- Ludendorff. Wir haben volles Verständ. ni» dafür daß das Gericht sich scheute, den Mann hin ter Schloß und Riegel zu setzen, dessen Namen mit den -wüßten Ruhmestaten de» deutschen Heere» verknüpft ist. E» wär« in der Tat beschämend für da» deutsche Volk wenn es einen seiner größten Heerführer in» Gefäng nis setzen müßte Aber schließlich können doch militä rische Verdienste kein Freibrief.sein für die Entfaltung einer Politischen Tätigkeit, -ie da» deutsch« Volk nur in -wüßte- Unheil stürzen kann Gerade General Luden- dvrff sollte sich doch klar darüber sein, -aß -er Novenv- bervutsch da» Ende de» Deutschen Reiche» bedeutet hätte. Er hätte wissen müssen, .daß ein Erfolg seine» Unter nehmens den Einmarsch fremder Truppen in Deutschland von allen Seiten herbeigeführt hätte. Gerade er hätte wissen müssen, -qß wir den mit allen Errungenschaften der neuesten Kriegstechnik ausgerüsteten feindlichen Hee ren nur die Begeisterung unserer Jugend und ein kleine» He« von hunderttausend Mann hätten entgegenstellen können, .dem es vollständig .an schwerer Artillerie, an Militärflugzeugen, gn Gasmasken und vielen anderen Dingen fehlt, die nun einmal zur Erzielung ein-« Er- wlae« unentbehrlich sind Er weiß, -atz unßtts-Feinde ihre Hand auf den größten Teil unserer indMsiellen Rüstkammer besonders im Rnhraebiet und in OK-vber- schlesien gelegt Haden, und daß wir deshalb garnicht im stande wären da« für einen Krieg erforderliche Mate rial z» erzeugen. Er hätte auch so viel Selbstkritik b-. ftden müssen um zu erkennen daß mit seinem Namen in der Kamen Welt der Begriff -e» „Kaiserismus" ver- würde,.um besonders tn England und Amerika die schwa chen, langsam anwachsenden Sympathien für Deutsch land zu ersticken und alle Gefühle des Hasse», der Mtß- I achtung ^und der Erbitterung wieder wach zu rufen, .die > in den KrteMahren tn diesen Ländern gegen un» ge- I herrscht Haben. Wäre sein Plan gelungen, .so wäre end- > ltch der langgehegte Wunsch des Generals Foch und der ! französischen Chauvinisten erfüllt worden, die ja nichts I sehnlicher wünschen, als daß sich ihnen da» deutsch« Volk noch einmal ans Messer liefere, damit st« e» voll ständig ^erledigen können, ehe es wieder zu /Kräften kommt und Bundesgenossen tn der Welt findet. Tie ZerftückelungSPläne. die von der französischen Diplo matie in den Kriegsjahren entworfen worden sind und tn Versailles nicht verwirklicht werden konnten, .wären dann tn die Tat umgesetzt worden und jede Aussicht auf eine spätere Wtedererhebung Deutschlands vernichtet. Es war also kein blotze» BterkellerverMüLen, eS war eine Angelegenheit von furchtbarstem Ernst« bet der es sich um Leben und Sterben des deutschen Volkes han delte. Tie Münchener Putschisten haben den Bestand des Deutschen Reiches in frevelhafter Weise auf» Spiel gesetzt und deshalb war Milde bei ihnen wenig ange bracht. fius Ser Urtettsbegrün-ung. Die Urteilsbegründung, die der Vorsitzende Verla» enthielt folgendes r Zweck und Ziel des Kampfbundes ergeben sich aus einer Kundgebung auf dxm Deutschen Tag. tn Nürn berg vom 20. Dezember 1923, .und tn dem Niederschlag ihrer Weltanschauung, -te im schärfsten Gegensatz steht zum Marxismus. Da» Programm verlangt die Ber- ntchtuna der Weimarer Verfassung und des durch sie verkörperten parlamentarischen System». Letter des Kampfbundes waren die Angeklagten Hitler und K r ie- b el. Ersterer war zugleich Vorstand der Nationalsozia listischen Arbeiterpartei. Neben ihm fungierten u. a. der Angeklagte Brückner. Führer vom Oberland war der Angeklagte Weber, Führer der Kriegsflagge der An geklagte Röhm. Kahr, zum Generalftaatskommissar ernannt »habe es ebenfqll» als Leine Hauptaufgabe be trachtet. -en Marxismus zu bekämpfen. Er verfolgte außerdem das Ziel, ein Direktorium zu schaffen. Die Maßnahmen Kahrs, Lossows und Seißer» seien so ge wesen daß die Angeklagten zu der irrtümlichen Ansicht verführt werden mutzten, mit jenen Herren im Einver ständnis zu stehen. Da» gemeinsam Gewollte war nach der Behauptung -er Angeklagten die Lösung-er deut schen Fraae pnd entsprach dem schon erwähnten Kampf- bund-Prvgramm tn der Weise, -atz in Bayern eine groß deutsch angelegte, pon den Fesseln des Parlamentarismus befreite nationale Rechtsdiktatur ausgerufen und mit Gewalt nach Berlin, dem Sitz des verderblichen inter nationalen Marxismus, vorgetragen werden solle. Das Instrument dazu sollte die nationale Armee sein. Kahr. Lossow und Seltzer bestreiten entschieden, zu irgendeiner «Zett Aeutzerungen getan zu haben, welche die. Angeklag ten zu der Meinung »hätten veranlassen können, -atz Hie ihrerseits an die Möglichkeit und Nützlichkeit einer , sol chen tn Bayern aufgestellten Diktatur glaubten. Hitler habe seine Idee mit Weber, Pöhner und Kriebel be sprochen und deren Zustimmung gefunden. Ludendorfs sei nicht einaeweiht worden. Zur rechtlichen Würdigung sei noch htnzuzuführen. daß der Plan nicht auf.eine Usurpation, .sondern auf eine Verfassungsänderung htnausltef. Zwischenfälle nach -er Urteklsverkün-ung. Nachdem der Vorsitzende die Sitzung geschlossen hatte, erhob sich der Verteidiger Hiller», Rechtsanwalt Roder Lrnd beantragte die Aufhebung de» Haftbe fehl» gegen Hitler. Ter Vorsitzende fertigt ihn kur- ab. Tann erhob sich plötzlich.General Ludendorff.und er klärte ersichtlich in starker Erregung r empfinde die sen Freispruch al- eine Schande für den Rock und die Ehrenzeichen, dje ich trage." Kaum hatte Ludendorff diese Worte gesprochen, da brachen sämtliche Zuhörer tn den stürmischen Ruf «.Heil Ludendorff" au». Der Vor sitzende sagte scharf: „Ich weise Exzellenz Ludendorff ganz.entschieden zur Ordnung. Lch seh« in seiner Be merkung eine grobe.Ungehörigkeit. Ebenso ungehörig ist da» Verhalten de» Publikum». Wenn ich die einzel nen Rufer festftellen könnte, würde ich sie tn Ordnungs strafen nehmen. veinltchen Verhandlungen wurde endlich dein General der Weg Mr Straße fretgegeben. Dort angekommen, wurde er von der auf. ihn wartenden.Menge mit stür mischen Heilrufen begrüßt. —» München am Lag« d«, llrteilesprnch» Ueber die allgemeine Atmosphäre tn München am Tage der Urteilsverkündung besagt ein gleichzeitige» Telegramm folgendes: Seit den frühen Morgenstunde» herrscht tn München außerordentliche» Lehen in der in neren Stadt und auf den Straßen, -ie vom Bahnhof in da» Viertel der Blutenburgstratze führen. Ungeheuer protz war der Andrang där Neugierigen, ob wohl fett Mitternacht alle Zugänge zur Znfanterieschule abgesverrt waren. Schon an der Nhmphenburger Stra ße stehen Abteilungen der Schutzpolizei und der Reichswehr mit schutzfertigen Waffen, vor der. In- fanterieschule selbst sind zwei Maschinengewehre aufgefahren. Die Kontrolle war so streng, da- selbst die Karteninhaber und die Mitglieder de» Gerichtshof«» erst,fünk verschiedene Sverren passieren mutzten, .ehe sie da» Gebäude betreten bannten. Die Angeklagten wur den ebenso wie alle übrigen ProSetztetlnehmer und auch die Pressevertreter vorher genau nach Waffen durchsucht. Hitler sah frischer au» al» an den letzten Verhandlung», tagen und trug wieder sein alte» Selbstbewutztsein osten tativ zur Schau. ^Trupps jugendlicher Demonstrant«» wurden in der zehnten Stunde zersprengt» sonst herrscht Ruhs. Deutschlanäs als Kusgleichsobjekt m« Donalde außenpolitische Absichten. Nach Informationen der Abendblätter soll Ltch M'aedonald während des Wochenendes eingehend auf die Verhandlungen vorbereitet haben, .die sofort nach Aeberreichung des Finanzberichte» beginnen sollen. Der „Standard" führt au», datz möglicherweise durch den Bericht der Ftnanzkpmmission die Frage der französi schen Sicherungen akut werden würde, aber es fei schwer zu erkennen, wie dies« Fragen gleichzeitig, mit den Re parationen behandelt werden könnten. Meder die öffent liche Meinung noch Macdonald selbst ständen dem Plan eines Garanttevertrages zustimmend gegenüber. Ande rerseits sei es möglich, dqtz Macdonald weitgehend« Vorschläge machen werde, um Frankreich zu befriedigen, besonders auch hinsichtlich -e» Rheinland«». E» wird anerkannt, -atz -ie zu lösenden Fragen überau» schwierig und verwickelt sind, .besonder» da die Wahlen tn Deutsch land und Frankreich gerade zu > demselben Zeitpunkt stattfinden, wo die Verhandlungen wahrscheinlich ihren Höhepunkt erreichen. Macdonalds Absicht geht dahin, Frankreich D» sw» friedigen, den Frieden Europa» zu bewahren, den Wün schen der Reparattonskommisston so wett al» möglich entaegenzütommen und nichts zu tun, wa» die berech tigten Ansprüche und Interessen England» verletzten könnte. (Von den berechtigten Interessen Deutschland« ist, .wie man sicht, tn dieser Aufstellung nicht die Rede.) Hinsichtlich der Bildung de» neuen französischen Kabinetts erweckt die Mtttetlung.Loucheur» in englische« Kreisen Interesse. Loucheur ist al» Unterhändler vor teilhaft bekannt, und man erwarte vielfach von ihm eine Erleichterung der Verständigung.zwischen Paris und London. Ruhrgebiet un- Veutsthlan-s wie-erherstellung. französische Kalkulationen Offenbar im Anschluß gn die verschiedenen Mittei lungen, wonach die Sachverständigen da» Ruhrgebiet als einen wesentlichen Faktor -ur wirtschaftlichen Wie derherstellung Deutschland» bezeichnen, erklärt Pertt- nax,tm „Echo de Pari»", daß eine militärisch« Besetzung de» Ruhrgebiete» ohne gleichzeitig« wirt schaftliche Besetzung unmöglich sei. Di« Ergebnisse der einen Besetzung Lingen von der anderen ab. GewU« Milderungen könnten vielleicht «intreten und di« Zoll schranken die Mieumverträye.sowie di« Stsenbahnrrgie könnten umgestellt werden. Ab«r grundsätzlich müsse alle» so bleiben, wie es sei, damit, wenn «Ss nötig! ,s«i, die gesamte Organisation auf da» erst« Signal hin wie der in Aktion treten könne. Fall» die Zollschranken be- seitigk würden, würden auch die Einnahmen der Mieunv Verträge beträchtlich gesteigert werden. Hauptbedingung für Frankreich sei .jedenfalls,, datz es au» der internatio nalen Anleihe für Deutschland Kapitalzahlungen erhalt«. Die Sachverständigen hätten «ine Anleihe von 1 Mil liarde Goldmark an Deutschland in» Auge gefaßt. Durch di« Tätigkeit der deutschen Emissionsbank könne dies« Summe Handelskredtte in^HVH« von S bi» 4 Milliar den Goldmark schaffen.. Da» würde genügen, .um Deutschland innerhalb de» tzhm bewilligten Moratorium» knüvft ist aeaen den in den Jahren ISli bi» ISIS die. Jugend fast der gesamten Welt mit Begeisterung intz Feld! «zogen ist. Er müßt« wisse«, daß sein Name aenüaen' Im Auftrage der politischen Polizei München war General Ludendorff -urch Regierung-rat Baltz ersucht worden, sein Auto «u» Sicherheitsgründen nicht auf der Straße, .sondern im Hof.der Kriegsschule zu besteigen. Ludendorff geriet üb«r diele Aufforderung tn groß« Aufregung Er schrie d«n Regierung-rgt an r „Verhajten orr «Nk IN» veioii Sie mich doch gleich, ich gehe hier überhaupt nicht weg, «zogen ist. Er müßt« wissen, daß sei« Name genügen' ich dletbe bei den andern Angeklagten." Nach langen