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Albanische Gastfreundschaft. »Ehre de« Gast, auch wenn er ein Ungläubiger ist," gebietet der Koran den Anhängern Mohammeds, und diese» Gebot wird auch stets gehalten, wenn auch manch, mal in sonderbarer Weise. Bon einer eigenartigen Auf- faffung der Gastfreundschaft in Albanien berichtet der be rühmte Forschungsreisende Pierre d'Estains, der das Land in Gestalt eines armseligen Bettelpriesters mehrere Jahrs lang bereiste. „Vnmal," so erzählt er, »ging ich wahrend meines Aufenthaltes unter den Albaniern, in meinen schlechtesten Lumpenanzug gehüllt, auf Bettelbesuche aus.. Nachdem ich den ganzen Tag herumgewandert war, trat ich am Abend in ein vereinzelt stehendes Haus, um dort die Pacht zuHubringen. Bei meiner Ankunft wurde ich, wie gewöhnlich, freundlich empfangen, aber bald Merkte ich, daß der Herr des ärmlichen Haushaltes in tzroße Verlegenheit geriet und mit verstörten Blicken, als ob er etwas suche, hin und her lief. Das Verhalten meines Gastgebers fing schon an, mir etwas unheimlich zu werden, al» sich der Albanier mir näherte und mich tieferrötend bat, ihm ein Geldstück zu leihen, damit er das nötige Nachtmahl herbeischaffen könne, da er selbst nur gedörrte Fische hätte, und solch vornehmen Gast doch mit einer besseren Schüssel bewirten müsse. Ein solch Anlehen konnte natürlich nicht verweigert werden. Ich öffnete 'meine im Lumpenanzuge verborgene Börse, und nachdem ich meinem Wirte eine Geldmünze daraus gegeben, schien ' alles beschwichtigt zu sein. Wir verzehrten das Mahl in * freundlichster Unterhaltung, der weichste Filzteppich wurde mir zum Lager angewiesen, und am nächsten Morgen wurde ich mit allen Ehren verabschiedet. Ich war kaum eine halbe Stunde vom Hause entfernt, als ein Albanier auf mich zugerannt kam und unter .starken Drohungen meine Börse forderte. Wie groß war -mein Erstaunen, als ich in der Person des Räubers meinen . Gastfreund von gestern erkannte. Ich glaubte, er spaße, > und fing ihm freundlich zuzureden an, doch er wurde "immer ernster, und um schlimmen Folgen vorzubeugen, *- blieb mir nichts übrig, als meine Börse, meinen Tee, Kamm und Messer, mein ganzes Hab und Gut ihm zu geben. Ich wollte weitergehen, als er mich zurückhielt, seine, das heißt meine Börse öffnete und mir eine Geld- müuze daraus zurückgab mit den Worten: „Nimm meine ,Schuld von gestern abend. Wir sind nun quitt, du kannst weitergehen." Aus Grotz-Verkn. rlaubmorbversuch ans offener Landstraße. Auf der Biesdorfer Chaussee in Friedrichsfelde wurde Dienstag iabend ein räuberischer Anschlag auf den Berliner Kutscher Friedrich Hübner verübt, der mit seinem Fuhrwerk die ,, Chaussee entlangfubr. Zu ihm gesellte sich ein Unbe kannter, der bat, ein Stück mitfahren zu dürfen, und sich »zu diesem Zweck an die linke Sette des Kutschers setzte. Unterwegs zog der Unbekannte plötzlich einen Revolver und schoß den Kutscher in die linke Kopfseite. Dann warf er dem Kutscher eine Drahtschlinge um den Hals und zog diese so fest zu, daß ihm die rechte Halsseite bis auf die -Schlagader zerschnitten wurde. Hübner fiel hierauf be sinnungslos vom Bock, sah aber noch, wie der Täter seine Kleider nach Geld durchsuchte. Als er nichts fand, ver suchte der Räuber, das Pferd auszuspannen. Durch ein vorüberkommendes Automobil wurde er aber gestört und entfloh. Hübner wurde bewußtlos im Graben aufgefunden ' und nach dem Krankenhaus in Oberschöneweide gebracht. Zum Konkurs W. Wertheim. Der Gläubigerschutz- i verband wandte sich in Sachen des Konkurses der Firma ,i W. Wertheim G. m. b. H. an die Gläubiger mit folgendem Schreiben: 2 „Einige Gläubiger der W. Wertheim G. m. b. H. haben das .»Ergebnis der non uns geführten Verhandlungen wegen außerge- -iriHilicher Reg^ong der Angelegenheit nicht abgewartet und Kon- kursanträge gestellt, denen seitens des Gerichts auch stattgegeben - worden ist. Soweit wir die Sache übersehen können, sind dieAus- i fichten für die Gläubiger recht ungünstige, nur bei einmütigem Zu sammenstehen aller Gläubiger ist sür diese vielleicht ein mäßiger Teil ihrer Forderungen zu retten. Unsere Mitglieder haben große Beträge zu sordern. Wir bitten deshalb alle Gläubiger, sich unseren Maßnahmen anzuschließen." Die Vergiftung des Ehepaares Riesch aus der Kreuznacher Straße in Wilmersdorf konnte durch die Ob duktion der Leiche der Frau Riesch nur zum Teil auf geklärt werden. Es wurde festgestellt, daß sich in dem Körper der Frau keinerlei Gift befand. Dagegen waren an dem Körper mattblaue Flecke zu sehen, die auf eine Vergiftung durch Kohlenoxydgas hindeuten. Es ist aller dings auch nicht ganz ausgeschlossen, daß das Ehepaar eitler Methylalkoholoergiftung zum Opfer gefallen ist. Das Blut der Frau Riesch soll jetzt daraufhin untersucht werden, ob sich in ihm Methylalkohol vorfindet. Ist das nicht der Fall, so kann man nur mit einer Vergiftung durch Kohlen oxydgas rechnen. Die Gasanstalt hat die gesamte Leucht anlage in der Wohnung des verstorbenen Ehepaares noch mals durch Revisionsbeamte prüfen lassen. Dabei wurde festgestellt, daß der Gasometer ordnungsgemäß verschlossen war. Die Gasuhr zeigte, daß aus dem Behälter über haupt noch kein Leuchtgas entnommen war. Dagegen wurde festgestellt, daß in der fraglichen Nacht in den daneben und darunter gelegenen Wohnungen Gas aus geströmt ist. Vermutlich ist Leuchtgas durch die Wände in das Schlafzimmer des Ehepaares eingedrungen. Verkauf des Hauses der Brüder Grimm. Das dei Stadt Berlin gehörende Haus Linkstraße 7/8, in dem sich seit einer Reihe von Jahren die Sparkassenzweigstelle L befindet, ist der städtischen Grundeigentumsdeputation nun mehr zum Verkauf überwiesen worden, nachdem diese» schon seit geraumer Zeit beschlossen war. An dem lang gestreckten Gebäude legt eine Gedenktafel Zeugnis davon nb, daß hier die Brüder Iakob und Wilhelm Grimm von 1847 bis zu ihrem Tode wohnten. Zweifellos dürfte in absehbarer Zeit an Stelle des Grimmhauses ein Geschäfts- palast erstehen. Neue internationale Zuwetendiebe verhaftet. Du Berliner Kriminalpolizei hat eine internationale Ein brecherbande festgenommen, der eine große Zahl der in der letzten Zeit in Berlin und anderen Städten verübten Huwelendiebstähle zur Last gelegt wird. Dei den iw Atzten halben Iabre verübten Einbrüchen sind der Band,, Juwelen tm Werte von mindestens 150000 tn di« Hände gefallen. Das Haupt der Bande ist ein Ungar Jenö (Eugen) Horwarth aus Budapest, sein Helfershelfer gleichfalls ein Ungar namens Decs Meitzner, wird noch ge sucht. Dagegen sind acht in Berlin ansässige Personen unter dem Verdacht des Diebstahls, der Beihilfe zu den Einbrüchen und wegen Hehlerei mit Horwarth in Hast genommen worden. Aus dem Reiche. Ein Gräberfeld in Pommern entdeckt. Ein ge waltiges Gräberfeld aus der vorrömischen Eisenkultur ist in, Auftrage der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Altertumskunde für das Stettiner Museum in Saagen, Kreis Negenwalde (Pommern) ausgegraben worden. Das Gräberfeld ist, wie man dem „B. T." berichtet, noch nicht ganz ausgebeutet, bis jetzt wurden bereits über 40 Brand grubengräber aus der Zeit von 400 bis 100 o. Ehr. frei- gelcgt! Nur wenige Gräber enthielten Urnen, aber fast in jedem fanden sich Bronzen, eiserne und gläserne Bei gaben, Fibeln und Schmucknadeln, Messer, Sicheln, Speerspitzen und Glasperlen. In einem Grabe fand man ein mächtiges, einschneidiges eisernes Schwert. Ein Polizeiskandal. Auf Veranlassung des Unter suchungsrichters wurde in Frankfurt a. M. der Kriminal kommissar Schmidt, dem die Sittenpolizei unterstellt war, verhaftet. Schmidt war seit etwa vierzehn Tagen vom Dienste suspendiert. Er hatte von der Inhaberin eines Bordells Geld und andere Geschenke angenommen und ihr dafür verschiedene Begünstigungen zuteil werden lassen. Während die Inhaberin zu einer Vernehmung geladen wurde, fand bei Schmidt eine Haussuchung statt, die zahl reiche wertvolle Geschenke zutage förderte. - Böse Folgen des Stnrmivetters. Bei der Einfahrt in den Bahnhof zu Augsburg wurde ein Güterzug durch einen Wirbelwind auseinandergerissen. Acht der schweren Waggons stürzten den Bahndamm hinab; glück licherweise wurde niemand verletzt. — In Mülheim an der Ruhr wehte der Sturm einen Arbeiter von einem dreistöckigen Neubau. Der Verunglückte wurde mit zer schmetterten Gliedern aufgehoben. — Auf einem Neubau der deutschen Zeiluloidfabrik (Akt.-Ges.) zu Eilenburg unweit Halle a. S. wurden fünf Arbeiter von einem Wirbelwind 16 Meter tief herabgeschleudert und sämtlich schwer verletzt. — In Vaden, Württemberg und Elsaß richteten Gewitter und Regengüsse vielfach erheblichen Schaden an. In H o e r d t wurde der Landwirt Christian Rühlmann auf dem Felde vom Blitz erschlagen und seine Frau betäubt. In Kieselbronn und Ebingen schlug der Blitz je in ein Wohnhaus und verursachte starke Beschädigungen. Die Birkenzeller Kapelle wurde durch Blitzschlag größtenteils zerstört. In der Gmünder Gegend haben die Kulturen durch heftige Hagelschläge ge litten, in Göppingen entwurzelte der Sturm zahllose mächtige Eichen, in Leonberg riß der Sturm einen größeren Neubau um. Im Hoch-Schwarzwald fiel Neuschnee, auf den Bergkämmen liegt ein Meter Neuschnee. Vergislungsfälle in den Höchster Farbwerken. I» den Höchster Farbwerken trugen sich schwere Vergiftungs fälle zu. Trotz der sorgfältigsten Sicherheitsmaßregeln strömten in der Abteilung für Hydrosolvith giftige Gase aus, durch welche die in den Räumen befindlichen Chemiker Dr. Momberger, Dr. Zahn und Dr. Stock sowie zwei Auf seher bewußtlos wurden. Alle fünf Personen mußten ins Krankenhaus gebracht werden, wo sie sich später allmählich erholten. Kurze Inlands-Chronik. Der Bureauvorsteher Georg Müller aus Breslau der nach Ermordung der Stenotypistin Martha Rupprecht flüchtete, ist in einem Restaurant in Trebnitz sesige- nommen worden. Der Mörder ist geständig. Auf der Rennbahn zuBorstel bei Hainburg stürzten die Flieger Oberleutnant zur See Plüschon und Ober leutnant Strehle mit ihrem Rumpler-Eindecker aus 60 Meter Höhe ab. Der Apparat überschlug sich und wurde zertrümmert. Beide Offiziere blieben wie durch ein Wunder unverletzt. In diesen Tagen wird inWalchensee (Oberbayern) ein Erholungsheim für Rote-Kreuz-Schwestern geweiht werden, das von dem Provinzialverein Berlin des Vater ländischen Frauenvereins erbaut wurde. Das Heim wird den Namen „Hohenlohe-Schwestern-Erholungsheim vom Noten Kreuz" zu Ehren seiner Ehrenvorsitzenden, der Prin zessin Elisabeth zu Hohenlohe-Schillingsfürst tragen. In Bad Wild ungen erhängte sich ein zwölf jähriger Realschüler, der Sohn eines Mühlenbesitzers. Das Mati» des Selbstmordes ist darin zu juchen, daß der Knabe nicht versetzt worden ist. Ein Schüler der M e tz e r Realschule, der zu Ostern nicht versetzt worden war, wanderte nach Frankreich aus, um sich für die Fremdenlegion anwerben zu lassen. Da er zu jung war, wurde er an die Grenze gebracht und nunmehr in Metz obdachlos aufgegriffen. Der Flüchtling 1 wurde seinen Eltern übergeben. Aus aller Welk. Eifersnchlslragödie. Im Pariser Iustizpalast erschoß der Polizeiinspektor Delacroix seinen Kollegen, den Polizei inspektor Dupi». Bei seiner Verhaftung gab Delacroix an, daß seine Frau ihn mit Dupin betrogen habe. Am Abend vor der Tat habe er durch eine in aller Unbefangenheit gemachte Aeußerung seines Töchterchens Gewißheit über die ihm zugefllgte Schmach erlangt. Kurz nachdem Dela croix in Untersuchungshaft genommen war, erschien seine Frau in der Polizeipräfektur mit der Bitte, ihren Mann überwachen zu lassen, weil er, von völlig grundloferEifersucht gepeinigt, seinem Kollegen Dupin nach dem Leben trachte. Als sie erfuhr, daß sie zu spät gekommen war, brach sie mit einem Schrei bewußtlos zusammen. Der Schwager des französischen Ainanzminisiers kompromittier». Dienstag abend wurde in Paris der Bankier Felix Rousseau unter der Anschuldigung verhaftet, 250 000 Frank veruntreut zu haben. Er soll das Geld in Spekulationen verloren haben. Rousseau ist der Schwager des jetzigen Finanzministers Renault, und darum erregt die Verhaftung in Paris das größte Aufsehen. , «u» der Hast entlasten. Die Suffragette May Richardson, die am 12. März wegen Zerstörung des Ge mäldes „Venus mit dem Spiegel" zu sechs Monaten Ge fängnis verurteilt wurde, ist am Dienstag, nachdem sie erst 25 Tage abgesessen, auf sechs Wochen beurlaubt worden, um, wie der Minister des Innern bekannt macht, sich einer Blinddarmoperation zu unterziehen. Sie hat sich verpflichtet, während der Zeit ihrer Beurlaubung im Hospital zu bleiben. Die Erkrankung der Miß Richardson ist eine Folge des Hungerstreik», in dem sie seit ihrer Ver haftung beharrt Hot. — Die englische Presse ist entrüstet über die Entlassung und schilt über die Schwäche der Re gierung. Allgemein wird verlangt, daß eine so rabiate Person wie die Richardson im Gefängnisspital hätte be handelt werden müssen. Munitionsdlebstahl l« England. Nach einer Mel dung aus Portsmouth herrscht unter den dortigen Militär behörden über einen entdeckten Munitionsdiebstahl große Bestürzung. Ungefähr ein Dutzend mit Platzpatronen ge füllte Zwölfpfünder-Granaten sowie eine große Anzahl leerer Granaten und Patronenhülsen sind von den dortigen Strandbatterien verschwunden. Eine amtliche Untersuchung des Vorfalles ist eingeleitet. „Zerschlagung" des Londoner Großgrundbesitzes. Lord Howard de Warden folgt jetzt dem Beispiel des Herzogs von Bedford und hat einen großen Teil seines riesigen Londoner Grundbesitzes mit mehr als 700 Häusern in der Umgebung von Regentpark an einen Grundstücks spekulanten in Derbyshire verkauft. Als Preis wird die Summe von 200 Millionen Mark genannt. Schiffsuntergang. Der Kapitän des Dampfers „British Isles", der am Dienstag im Hafen von Belfast eintraf, erklärt, sein Schiff sei am 29. März an der Südspitze Englands mit einem Dreimaster vermutlich französischer Nationalität zusammengestoßen. Noch ehe dem sinkenden Schiff Hilfe gebracht werden konnte, war es bereits tn den Wellen verschwunden. Die gesamte Besatzung, deren Zahl noch nicht bekannt ist, ist ertrunken. Kurze Auslands-Chronik. Aus Catania wird gemeldet, daß aus dem Haupt- krater des Aetna (Sizilien) gewaltige Rauchsäulen auf- steigen, die größere Ausbrüche erwarten lassen. Die Be völkerung in der Nachbarschaft des Vulkans trifft nach Möglichkeit Vorkehrungen zur Sicherung von Leben und Eigentum. Ein dreimastiges französisches Segelschiff geriet acht Seemeilen nordwestlich von Bryher, nach einer Mel dung aus Scilly, in Brand. Zwei Schleppdampfer und das Kriegsschiff „Cumberland" befinden sich in seiner Nähe. In der St. Martinskirche am Trafalgar-Square in London erfolgte Sonntag abend eine Explosion, durch die ein Teil der Betstühle und zwei bunte Glasfenster zer- trümmert wurden. Man nimmt an, daß Anhängerinnen des Frauenstimmrechts eine Bombe in die Kirche gelegt hatten. Als Wucherer wurde in Kiew der bekannte vielfache Millionär Guensburg festgenommen. Gelegentlich einer Haussuchung wurde festgestellt, daß er von adligen Per sonen Wechsel im Betrage von mehreren Millionen Mark im Besitz hatte, und daß er sich von seinen Klienten 400 bis 500 Prozent Zinsen bezahlen ließ. Auf dem Flugfeld Brookland bei London stürzte der Militärflieger Deane ab. Er war sofort tot. In den Vereinigten Provinzen von Agra und Oudh (Indien) erhalten 168000 Personen Notstands- uuterstützungen. Es herrscht allgemeiner Mangel an Futter mitteln und teilweise auch an Wasser. Aus dem Gerichlssaal. In dem Wucherprozctz, der seit dem 23. März die Erste Strafkammer des Landgerichts I in Berlin beschäftigte, wurde am Dienstagnachmittag das Urteil verkündet. Es erhielten: der Pri vatier Wilhelm Holzapfel und der Rentier Gustav Adolph aus Steglitz je vier Monate Gefängnis, 300 Geldstrafe und «in Jahr Ehrverlust, der Agent Heinrich Hinrichs neun Monate Gefängnis, 300 Geldstrafe und drei Jahre Ehrverlust. Der Kaufmann Iakob Bein wurde zu acht Monaten Gefängnis, 300 Geldstrafe und zwei Jahren Ehrverlust, der Agent Karl Kruschwitz zu zwei Monaten, drei Wochen Gefängnis, tOO Geldstrafe verurteilt. Der Hypothekenmakler Georg Schumann erhielt drei Wochen Ge fängnis und SO Geldstrafe und der Agent Karl Gräser zwei Monate Gefängnis und IOO Geldstrafe. Der Agent Joseph Rosenblatt wurde sretgesprochen. Es handelte sich bei den Straf taten tn der Hauptsache um Bewucherungen von Offizieren. Vergleich im Pandurenkeller-Prozetz. Wie dem „Tag" aus Straßburg i. E. gemeldet wird, wurden am.Dienstag vor dem Landgericht Zabern die Entfchädigungskiagen der im Pandureu- keller eingesperrten Znberner Bürger gegen den Militärfiskus ver handelt. Es kamen 2S Vergleiche zwischen dem Fiskus und den Eingesperrten zustande; diese Bürger erhielten eine Entschädigungs summe von je SO Vier andere beantragten die Vertagung des Prozesses auf den 21. April, da ihre Ansprüche über SO hinaus gingen. Unter ihnen befindet sich auch der Schuhmacher Blank, der bekanntlich vom Leutnant von Forstner leicht verletzt worden mar und nun 350 Entschädigung verlangt. Ein anderer Bürger, der durch den Ausenthalt im Pandurenkeller schwere körperliche Nachteile erlitten haben will, verlangt 300 Sechs andere Klagen konnten nicht erledigt werden. — In dem Verfahren gegen den Leutnant von Forstner wegen angeblicher Verführung eines unmündigen Mädchens, welches einzuleiten das Militärgericht ab- gclehnt hat, wird vor dem Zivilgericht am 28. April in Zabern verbandelt werden. Geschichlskalender. Freitag, 1V. April. 1727. Samuel Heinicke, Begründer des oeutfchen Taubstummenunterrichts, * Nautschütz bei Merseburg. — 1741. Sieg Friedrichs des Großen über die Oesterrelcher bet Mall witz. — 17SS. Samuel Hahnemann, der Urheber der Homöopathie, * Meißen. — 1807. Amalie, Herzogin von Sachsen-Weimar, 's Weimar. — 1884. Erzherzog Maximilian von Oesterreich wird Kaiser von Mexiko. — 1897. Friedrich Franz lll., Großherzog von Mecklenburg-Schwerin, f Cannes. — 1909. Charles Swinburne, englischer Dichter, f London. —1911. Ras Tasamma, Regent von Abessinien, 1° Addis Abeba. Sonnabend, 11. April.. 1713. Friede zu Utrecht, Ende des Spanischen Erbsolgekrieges. — 1713. Luise Adelgunde Viktorie Gottsched, geb. Kulmus, Gattin von Johann Christoph Gottsched, * Danzig. — 1798. K. W. Ramler, lyrischer Dichter, s Berlin- — 1814. Erste Abdankung Napoleon» I. — 1825. Ferd. Lassalle, sozialistischer Agitator, * Breslau. — 1808. Graf Auersperg, Dichter (Anastasius Grün), * Laibach. — 1213. Karl Hagenbeck, 1 Stellingen.