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408 Nr. 7. „STAHL UND EISEN.“ Juli 1884. sind noch keineswegs lästige Teufen, und hat vom bergtechnischen Standpunkte aus ein Abbau von 1000 m und mehr kein Bedenken. Wie tief die Eisensteingänge edel niedersetzen, darüber fehlt jedes Anhalten, es sind jedoch Anzeichen, welche auf eine baldige Verunedlung der Mittel schliefsen lassen, auf den Hauptgang- partieen, wie schon erwähnt, nirgends vorhanden. Auf weitgehende theoretische Erörterungen über diese Frage will ich mich nicht einlassen, sondern nur erwähnen, dafs alle Beobachtungen und Erscheinungen für die Hypothese sprechen, nach welcher die Hauptspalten-Aufreifsungen durch plutonische Kräfte bewirkt worden sind und wäre somit für die ausgedehnteren Spalten eine grofse, wenn nicht, um in bergmännischer Sprache zu reden, ewige Teufe anzunehmen. Die Nebenspalten und Trümmer sind wohl meistens secundärer Bildung. Was die Bildung des Spaths in den Gängen betrifft, so hat die Lateralsecretionstheorie , wonach ein Auslaugen des Nebengesteins statt gefunden bat, die meisten Anhänger. Nach allen Beobachtungen ist das Nebengestein entscheidend für den Adel der Gänge. Wir haben mm die Beruhigung, dafs die Unterdevonschichten in einer ganz bedeutenden Mächtigkeit im Siegerlande auftreten, so dafs wir keine Besorgnifs zu hegen brauchen, sobald aus dieser Formation herauszukommen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist daher auf den Hauptgängen ein Niedersetzen der edlen Mittel in grofse Teufe anzunehmen, wenn auch nicht ausgeschlossen ist, dafs je nach der Beschaffenheit der Gebirgsschichten ctc. ein Hereinbrechen des Hangenden in die offenen Spalten stattfinden konnte, wodurch alsdann, stellenweise jedoch auch nur vorübergehend, eine unedle Ausfüllung derselben oder Trümmerbildung bedingt wurde. Im allgemeinen nimmt die Trümmerbildung nach der Teufe zu ab und die edlen Mittel sind regel- mäfsiger. Meine Herren! Nach meiner Ansicht kann das seitherige Förderungsquantum, welches im Jahre 1882 im Gangdistrict 1301013 t, 1/3 der Gesammtförderung Preufsens, betragen hat und im Jahre 1883 auf derselben Höhe geblieben ist, bei nur einigermafsen günstiger Gonjunctur durch rationelle Betriebsweise erheblich erhöht werden; auf vielen Gruben wird die Förderung gesteigert werden müssen. Ein Rückgang der Förderung kann eintreten durch lang andauernde ungünstige Gonjuncturen, indem der Unternehmungsgeist erlahmt und Aus- und Vorrichtungsarbeiten unter bleiben. Bis jetzt sind im allgemeinen auf den Hauptgruben diese Arbeiten dem Vorschreiten des Abbaues entsprechend geführt worden. . Besorgnifserregend für das Siegerland ist nicht die Quantitätsfrage, m. H., sondern die Preis frage der Eisenerze, womit ja auch die Bauwürdigkeit mancher Mittel in engem Zusammenhänge steht. Leider müssen wir mit einer allmählich zunehmenden Werths Verminderung der Qualitäts- Eisenerze rechnen; die Ursachen sind bekannt, sie haben ihren Grund in den neueren Entwicklungen und Fortschritten auf dem Gebiete der Eisen- und Stahlindustrie und in der scharfen Concurrenz der spanischen und algierischen Eisenerze im n-ederrheinisch-westfalischen Industriebezirke. Durch die massenhafte Einfuhr von ausländischen Erzen, welche im vergangenen Jahre 800 000 t betragen haben soll, hat die Verhüttung von Siegener Erzen in diesem Gebiete bedeu tend nachgelassen; auf den direct am Rhein gelegenen Hohofenwerken werden heule nur wenig Eisenerze aus dem Gangdistricte mehr verhüttet. Infolge der niedrigen Preise der spanischen Erze werden dieselben nunmehr auch zur Darstellung von Qualitäts-Puddeleisen verwandt, während früher aus ihnen nur Bessemer-Roheisen producirt wurde; die nassauischen Brauneisensteine ersetzen hier den fehlenden Mangangehalt. Der Preis der spanischen Erze von 54 bis 56 % Eisengehalt beträgt augenblicklich 15 •6 pro t franco Ruhrort. Mit diesem Preise können am Niederrhein selbst die bestsituirtesten Gruben des Siegerlandes nicht concurriren. Die Selbstkosten auf den Siegener Gruben schwanken zwischen 7 und 10 •6 pro t rohen Spath und zwischen 10 und 13,5 •6 pro t gerösteten Spatheisenstein und wird man mit diesen Zahlen stets rechnen müssen. In einzelnen Fällen wird sich wohl, wie z. B. durch Consolidationen, ein rationellerer Betrieb als bisher führen lassen, allein im allgemeinen wird man doch die mit zunehmender Teufe wachsenden Selbstkosten nur durch Vermehrung der Production auf obigem Niveau erhalten können, da die Betriebs- und maschinellen Einrichtungen bei den in den letzten Jahren ausgeführten Tief bauten allen Anforderungen der Neuzeit entsprechen und auch für billige Abfuhr von den Hauptgruben durch Schienen- oder Drahtseilbahnen in genügender Weise gesorgt ist. Eine Verminderung der Selbstkosten durch Reduction der Arbeitslöhne in Aus sicht zu nehmen, ist auf die Dauer nicht angängig, jedenfalls auch nicht wünschenswerth. Es muls daher für Absatz einer vergröfserten Production gesorgt werden. Leider fehlt es heute schon für die jetzige Förderung, an genügendem Absatz und scheint mir die Lösung dieser Frage die für das Siegerland wichtigste zu sein. In indu striellen Kreisen desselben wird vielfach über die zur Verhütung eines wirthschaftlichen Rückganges