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Juli 1884. „ STAHL UND EISEN.“ Nr. 7. 407 Aufschlüsse in dieser Sohle sehr zufriedenstellend. Ein grofser Theil der edlen Mittel dieses Gang zuges steht unter der Stollensohle noch unverritzt an. Südlich der Daade sind zwei Hauptgruppen von Eisensteingängen zu verzeichnen, welche dadurch charakteristisch sind, dafs sie von Tage aus bis zu den bis jetzt erreichten Teufen vorzüg lichen Eisenglanz mit geringem Mangangehalt führen. Spatheisenstein kommt nur vereinzelt vor, dagegen Brauneisenstein in gröfseren Partieen und häufig mit Eisenglanz vermengt. Die südliche ist wegen der grofsen Ausdehnung und Mächtigkeit ihrer Gänge die wichtigste. Der bedeutendste dieser Gänge, der Bindweider Gang, ist durch zwei Stollen auf eine Länge von über 1000 m bau würdig und stellenweise bis zu 14 m mächtig aufgeschlossen. Durch eine gröfsere Tiefbau-Anlage und durch die vor kurzem vollendete Schienenverbindung mit der Hauptbahn ist die Leistungsfähig keit dieser Gangpartie für die Zukunft bedeutend erhöht. Am nördlichen Abhange des Westerwalds im Gebiete der Sieg treten ebenfalls sehr mächtige Eisensteinmittel auf, von denen ich nur die der Gruben Vereinigung, Wingertshardt, Friedrich, Eupel, St. Andreas, Huth und Hohegrethe erwähnen will, welche auf Gängen bis zu 400 m bauwürdige Länge und bis zu 20 m mächtig bauen. Sämmtliche Gruben sind durch Tiefbau-Anlagen genügend vorgerichtet, um erheblich gröfsere Quantitäten als bisher fördern zu können, und werden die neueren Aufschlüsse auf den tiefsten Sohlen übereinstimmend als sehr günstig bezeichnet. Die gröfste Teufe unter der Thalsohle = 155 m ist auf Grube Wingertshardt erreicht. Auch das gangförmige Eisenerzvorkommen auf dem Westerwald und an den westlichen Ab hängen desselben ist seiner Entstehung und Lage nach zu demjenigen des Siegerlandes zu rechnen. Man kann ebenfalls hier einzelne, geognostisch anscheinend zusammengehörige Lagerstätten unter scheiden und zwar zunächst auf dem westlichen Theile des hohen Westerwalds die Gänge bei Lautzenbrücken, Bölsberg und Enspel, im Amt Marienberg, dann weiter westlich die Gänge bei Luckenbach, Oberhattert, Winkelbach, Höchstenbach, Rofsbach und Herschbach, im Amt Hachen burg, ferner bei Horhausen, Oberlahr und Willroth im Kreise Altenkirchen und endlich bei Bor scheid, Hombach, Breitscheid, Reichenstein, Hahnroth, Anxbach, Krautscheid, Hausen und Wald breitbach im Kreise Neuwied. Die Längenerstreckung der Gänge ist sehr wechselnd und bewegt sich zwischen 50 und 700 m, die Mächtigkeit beträgt 1 bis 4 m, auf Grube Louise bei Horhausen stellenweise bis zu 27 m. Bis jetzt sind die Gänge meist nur in oberen Teufen mittelst Stollen abgebaut, einige auch schon durch Tiefbau auf ihr Verhalten nach der Teufe zu untersucht, jedoch ist der bei weitem gröfste Theil der Erzmassen noch durch tiefe Stollen zu lösen. Die gröfsere Anzahl dieser Gruben steht wegen Mangel einer Eisenbahn-Verbindung aufser Betrieb. Durch die Rheinische Unterwesterwaldbahn ist ein Theil aufgeschlossen, und werden die übrigen Gruben-Gom- plexe durch die im Bau begriffene Oberwesterwaldhahn, sowie durch die projectirte Schmalspurbahn im Wiedbachthai die erforderliche und nothwendige Bahnverbindung erhalten. Herr Bergassessor Giesler zu Limburg a. d. Lahn, dem ich diese Mittheilungen verdanke und welcher über die dor tigen Verhältnisse sehr genau orientirt ist, prognosticirt dem Bergbau in diesem Bezirk einen bedeu tenden Aufschwung und schätzt die zu erzielende Production auf ca. 350 000 t, während im Jahre 1882 nur 130 000 t gefördert worden sind. Meine Herren! Ich glaube, diese kurze Uebersicht wird genügen, um folgern zu können, dafs zur Zeit bei den für das Productionsquantum des Gangdistricls mafsgebenden Gruben ein Rückgang der Eisenerzförderung wegen der Beschaffenheit der Lagerstätten unbedingt nicht zu erwarten, wohl aber eine erhebliche Steigerung möglich ist. Allein auch auf einer grofsen Anzahl von kleineren Gruben stehen ganz schöne Mittel an, welche nach der Teufe zu, sich gut aufgeschlossen haben und durch Tiefbauten schon zum Abbau vorgerichtet sind, wie z. B. auf Grube Grimberg, Apfel baum etc.; weitere Gruben werden auf die eine oder andereWeise noch gelöst werden, sobald eine günstigere Conjunctur eintritt und wenn für Verbesserung der Verkehrsmittel gesorgt wird. (Mors bachthai.) Bis vor 25 Jahren fand die Gewinnung des Eisensteins ausschliefslich in Stollengruben statt, und wenn man bedenkt, dafs bereits im Jahre 1444 = 29 Eisenhütten vorhanden waren und auf den meisten Jahrhunderte hindurch ein ununterbrochener Betrieb stattgefunden hat, so ist dies der beste Beweis für die massenhafte Ablagerung von Eisenstein im Siegerlande über der Thalsohle, über welcher man eine Pfeilerhöhe von in max. 200 m annehmen kann. Vom Jahre 1861 an, dem Jahre der Eröffnung der Sieg-Ruhr- und der Deutz-Giefsener Bahn, ist das Productionsquantum allmählich um das siebenfache gestiegen, wodurch selbstverständlich ein rascheres Fortschreiten des Abbaues nach der Teufe zu stattgefunden hat. Bei der jetzigen Betriebsweise kann man annehmen, dafs je nach der Mächtigkeit der Mittel jährlich 5 bis 10 m Pfeilerhöhe abgebaut werden können. Die im Siegerlande erreichten Teufen