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Auf 100 kg Kohlen: Gas 26,8 cbm, Theer 11,4 kg, Ammoniak, auf scli wefelsaures Ammoniak gerechnet, 0,97 kg. Kohle von Heinrich Gustav hat folgende Untersuchungs-Resultate ergeben: Auf 100 kg Kohlen: Gas 27,8 cbm, Theer 10,25 kg, Ammoniak, auf schwefelsaures Ammoniak gerechnet, 1,08 kg. Es ist also zu erwarten, dafs bei dem Betrieb im Grofsen Kohle von Heinrich Gustav etwas weniger Theer als Pluto, aber etwas mehr Ammoniak ausbringen wird. — Meine Herren! Angesichts der Summen, welche aus der Gewinnung der Nebenproducte ge löst werden können und angesichts der geringen Betriebskosten der Gondensationsanlagen, welche nur in den Ausgaben für Aufsichtspersonal und Oelconsum und den geringen Unterhaltungskosten bestehen, liegt der Gedanke immer sehr nahe, dafs wir uns bis jetzt einer grofsen Verschwendung schuldig machen, wenn wir die Nebenproducte nicht gewinnen. Dem gegenüber ist nun doch als Ent schuldigung geltend zu machen, dafs es zur Hebung dieser verborgenen Schätze der Aufwendung sehr bedeutender Anlagekosten bedarf. Wenn Sie bedenken, dafs die zu kühlenden Gasquantitäten ganz gewaltige sind, dafs es sehr grofser Kühl- und Waschflächen bedarf, um diese Gasmassen zu kühlen und zu waschen, dafs die ganze Bewegung der Gase und der Verbrennungsluft durch hin reichend starke Maschinen veranlafst werden mufs, dafs die Rohrleitungen sehr bedeutende Quer schnitte haben müssen, dafs eine Masse Einrichtungen getroffen werden müssen, um Verstopfungen zu verhindern, dafs alle Maschinen. Exhaustoren, Ventilatoren in doppelter Zahl vorhanden sein müssen, um niemals Gefahr zu laufen, dafs eine Betriebsstörung eintritt, so wird Ihnen einleuchten, dafs die Anlagekostcn für die Gewinnung der Nebenproducte sehr hohe sein müssen. Man kann in der That annehmen, dafs ein Koksofen, der mit allen Gondensationsanlagen zur Gewinnung der Nebenproducte ausgerüstet ist, das drei- bis vierfache von einem gewöhnlichen Koks ofen kostet. Wenn also auch die Rentabilität solcher Anlagen mit Gewinnung von Nebenproducten eine gute ist, so werden doch die hohen Anlagekosten einer allzu raschen Verbreitung solcher Anlagen im Wege stehen. Eine langsame und nicht überstürzte Entwicklung dieses Industriezweiges kann aber für dessen Rentabilität nur von Nutzen sein. — Zum Schlufs, meine Herren, möchte ich noch einer Befürchtung entgegentreten, die mir in Privatgesprächen oft aufgestofsen ist und einer Widerlegung bedarf, der Befürchtung nämlich, dafs, wenn die Gewinnung der Nebenproducte bei der Koksfabrication allgemeiner würde, es sehr bald eine Ueberproduction an Theer und Ammoniak geben würde, welche ein solches Sinken des Preises der Nebenproducte zur Folge haben müfste, dafs die Gewinnung derselben sich nicht mehr lohnen würde. Derartige Befürchtungen, meine Herren, sind nur durch die Unbekanntschaft mit dem enormen Verbrauch an den hier in Betracht kommenden Stoffen erklärlich. Was vor Allem den Theer betrifft, so bitte ich Sie, um einen Ueberblick zu bekommen, welche ungeheure Quantitäten Theer, ganz abgesehen von dem Verbrauch als Roh-Theer, der bekanntlich sehr bedeutend ist, in den verschiedenen Ländern allein zur trocknen Destillation gelangen, um Kohlenwasserstoffe darzustellen, von folgenden Zahlen Notiz zu nehmen. Es kommen zur Destillation jährlich : in England ca. . . . . 350 000 l Theer, „ Frankreich „ 55 000 t » „ Belgien „ , . 50 000 t „ , Holland ...... 15000 t „ Deutschland „ . . . 62 500 t „ also zusammen 532 500 t Theer. Was will es solchen Zahlen gegenüber bedeuten, wenn 1000 Koksöfen weitere 27 000 t 1 beer jährlich auf den Weltmarkt bringen I Die Producte der trocknen Destillation des Theers, die Kohlenwasserstoffe, linden wohl zum gröfsten Theil bei der Theerfarbenindustrie ihre Verwendung. Die Theerfarbenindustrie ist bekanntlich gerade in Deutschland eine sehr entwickelte, und der Verbrauch der deutschen Theerfarbenindustrie an Kohlenwasserstoffen wird bis jetzt nur zu einem sehr kleinen Theile aus Deutschland selbst gedeckt. Der gröfste Theil des dazu nothwendigen Theers wird im Auslande, besonders in Eng land, destillirt, und die Destillationsproducte werden nach Deutschland eingeführt. Eine einzige Fabrik dieser Art, die badische Anilin- und Sodafabrik in Ludwigshafen, verbraucht allein täglich 4 t Benzol und deren Homologene. Dazu sind an Theer bei 2 % Benzolgehalt das 50fache oder 200 t und bei 1% Benzolgehalt das 100-fache oder 400 t Theer täglich, also 120 000 l Theer jährlich, nöthig, 2*