Volltext Seite (XML)
„STAHL UND EISEN.“ Ersparnifs liegt in der Möglichkeit der Expansion, die aber nur bei entsprechend disponiblem Dampfdruck eintreten kann. Bis heute finden wir fast überall, und theilweise als Folge der Stahlzeit, einen niedrigen Dampfdruck und daraus resultirend grofse Cylinderdurchmesser und Hübe. Wir müssen nun wohl unterscheiden zwischen denjenigen Maschinen, welche den gröfsten Theil der Betriebszeit sozusagen gleichmäfsig belastet sind, wie z. B. die gröfseren Luppen-, Draht- und Feineisenstrafsen, und ander seits solchen Maschinen, denen man die verschiedenartigsten Caliber und Längen, sei es in Stahl oder Eisen, aufbürdet. Diese letzteren Maschinen werden natürlich dem Maximum der Leistung gemäfs bemessen, während letzteres in manchen Fällen seltener gefordert wird; die Folge ist, dafs für gewöhnlich die Maschine zu grofs ist, wodurch die ökonomische Seite wieder in den Hinter grund gedrängt, wenn nicht ganz vernichtet wird. Es ist ja nichts Neues, dafs die Entscheidung über die Gröfse der neuen Maschine stets von Indicatorversuchen abhängig gemacht werden müfste, die bei gleichen oder ähnlichen Walzarbeiten an vorhandenen Maschinen zu machen sind, — was ebenso nothwendig zur Vermeidung zu grofser oder zu kleiner Gylinder-Durchmesser ist — und gerade dieser Umstand sollte Veranlassung geben, von ein- und derselben Maschine nicht zu viel verschiedenartige Leistungen zu beanspruchen, und wo es die Verhältnisse, Kapital und Raum ge statten, besser zwei Maschinen anzulegen, deren jede enger liegende Leistungsgrenzen hat; man erzielt dadurch unbedingt einen ökonomischeren Betrieb bei gleichzeitigem Besitze einer Reserve. Häufig indessen wird es nicht gelingen, solchen Bedingungen möglichst Rechnung zu tragen, trotzdem wird der Anspruch auf Oekonomie aufrecht erhalten und tritt dann in der Regel mit der Anforderung auf, dafs die Maschine, weil sie den Namen Präcisionsmaschine trägt, bei den verschiedenartigsten Dampfspannungen, bei sehr verschiedenen Walzarbeiten, im Leergang wie in der Vollarbeit, unter Innehaltung der Expansion und im Moment von z. B. 150 HP auf 1200 HP springend, immer die nämliche Tourenzahl beibehalten soll. M. H.! Die gleichzeitige Erfüllung solcher Ansprüche ist trotz aller Verbesserungen nicht zu erreichen. Es ist theoretisch und praktisch nachweisbar, dafs besonders bei Maschinen mit grofsen Geschwindigkeiten bei den unbedingt sich ergebenden grofsen, schädlichen Räumen allein durch die Füllung der letzteren die Leerarbeit der Maschine überschritten werden kann. Dieser Hinweis ge nügt, m. E., schon allein, um obige Ansprüche zu einer Modification zu führen. Die Drosselung des Dampfs, die ich in der früheren Methode durchaus nicht vertheidigen will, bleibt in solchen Fällen auch heute noch das einzige Mittel zum Zweck. Unter gewissen Bedingungen halte ich sie nicht für so schädlich, wie es manchmal geschieht, es mufs nur die verminderte Anfangsspannung noch zu expandiren fähig sein. Das gänzliche Ausrücken der Steuerungen sollte möglichst vermieden werden, selbst wenn Aspirationsventile angebracht sind. Dieser Gegenstand führt unmittelbar auf den Nutzen der Con- densation, dieser alten Grofsmutter der Dampfmaschinen. Bei guten Condensationsmaschinen, welche für gewöhnliche Walzarbeiten zu stark sind, ist eine beträchtliche Drosselung des Dampfs verhältnifs- mäfsig nicht von grofsem Nachtheil, da die Vacuum-Arbeit dann bis 40 % und mehr von der Ge- sammtarbeit erreichen kann. Wo es also irgend thunlich, sollte Gondensation angelegt werden; wo ein directes Ansaugen, welches bis zu 7 m Saughöhe bei richtiger Bemessung der Rohrdurch messer ohne Bedenken anzunehmen ist, stattfinden kann, ist es geradezu ein Fehler, ohne Gonden sation zu verbleiben. In Fällen, wo das Selbstansaugen nicht geht, sollte man, wie schon mehr fach geschehen, vor der Anlage eines Pumpwerks zur Beschaffung des Einspritzwassers nicht zurück schrecken, sobald die Summe der Vacuum-Arbeiten der in Betracht kommenden Betriebsmaschinen nennenswerth gröfser ist als die Pumparbeit, eine Rechnung, die immer leicht zu bewerkstelligen ist. Gelegentlich dieses erlaube ich mir die Vorlage von Diagrammen einer Walzenzugmaschine für Träger und Schienen (vergl. die umstehenden Figuren). Der Cylinderdurchmesser ist 1200, der Hub 1400, die Maschine arbeitete bei durchschnittlich 70 T. mit 3 Atmosphären Kesselspannung; das mittlere Vacuum im Cylinder ist 71 bis 72 % der absoluten Luftleere, seine Arbeit beträgt ca. 26 % der ca. 1340 HP betragenden Gesammtarbeit bei einer Kolbengeschwindigkeit von rund 31/4 m per Secunde. Denken Sie sich nun für unbedingt auf dieser Maschine vorzunehmende kleinere Walzarbeiten den Dampf gedrosselt, so z. B., dafs die Gesammtleistung nur die Hälfte obiger Diagramme erreicht, so wird das Vacuum noch ein wenig günstiger und beträgt dann über 54 % der Gesammtleistung. Besser kann bei Walzwerksmaschinen der Dampf nicht ausgenutzt werden, sobald verschiedene grofse oder kleine Leistungen von der Maschine gefordert werden. 1*