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Dresdner Journal : 30.05.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188305307
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18830530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18830530
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-05
- Tag 1883-05-30
-
Monat
1883-05
-
Jahr
1883
- Titel
- Dresdner Journal : 30.05.1883
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W121 Mittwoch, den 30. Mai. 1883 Tvoou«!»e»ti»pr«lir I» x<u»«a ä«ot»et>«L L«i«v-: Ltürlicll: .... 18 I1»rü. >4 Mrlieli: 4 Ll^rlc »0 ?k. Liorvlos Huruweru: 10?k. äs» äeutickev Lsicl»«» tritt kort- uo6 8tewpelru»ckl»^ diaru. lu^eratvaprelse: kür äeo Kituw eioer xesprüteaen ketitreil« 20 kk. vot«r „Li»^s»»o6t" äie Teil« SO kk Lei TitboUell- uoä 2iTsrv,Ltr ÜO Xus»clil»x. DresdnerImmml. Ill«er»t-o»on»km« »uüMLrt»! I^ipiiss: F>. Lran<i«t«tter, OowmirriovLr äe» Dre^oer 6ourr»»l»; N^»darU Lerlt» Vtr» I^ixil^ L»„I Lr»,t»u ». ».: Ha»»s»i«te«n kog!«r, N-rlio - Vl«L«»mdo-^ - ?r»U - l^jpiis rr»v^e«-r ». H.-Nüned«» ^ck. Ass««,' >«r»L: /ntalicksncka^, Nr,m«» L. Lc^otte, »rrrlra: /, ÄanArn'r L«^eau ^akml^),' kr»»ktiu« » M.; H ^arAer'reiie LuekÜLockluvA; 0S-Ut». t?. 2k«i/!er; L»ru>o-,r: Ö. Le/>ü«i«r, k»rt» L-rU» rnu0c1arr ». ».- »tonxrri: ^a«Le <0 6o , L»md»r^^ ^16. Stein«'. krsckeloell: l^xlicli mit ^urnüLms 6er 8vuo- vv6 keiert»^« ^dsu6» kür 6«n kolxeoüeQ 1i^. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. llvr»n»xvd«rr LSlliel. krpeüitioo 6«, vre,6oer 6ourmU», Drerüso, Lviozerrtr»«»« lio. 20 Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für den Monat Juni werden zum Preise von 1 M. 50 Pf. angenommen für Dresden bei der unterzeichneten Expeditton (Zwingerstr. Nr. 20), für anSwärtS bei den betreffenden Postanstalten. Ankündigungen aller Art finden im „Dresd ner Journal" eine sehr geeignete Verbreitung, und werden die Gebühre« im Ankündigungs theile mit 20 Pf. für die kleingespaltene Zeile oder deren Raum berechnet; für Ankündigungen umer „Eingesandtes" sind die Gebühren auf 50 Pf. für die Zeile festgestellt. tiönigl. Expedition des Dresdner Journals. (Zwingerstraße Nr. 20, in der Nähe des neuen Postgebäudes.) Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichte«. Berlin, DienStag, 29. Mai, Vormittag« 10 Uhr. (Tel. d. DreSdn. Journ.*) Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Marianne der Niederlande ist heute früh H6 Uhr zu Erbach im Rheingau gestorben. (Die Heimgegangene Fürstin war am 9. Mai 1810 geboren und hinterläßt den Prinzen Albrecht von Preußen und die Prinzessin Alexandrine, verwittwete Herzogin Wilhelm zu Mecklenburg-Schwerin.) Pari«, Montag, 28 Mai, Abend«. (W.T.B.) Der neue österreichische Botschafter, Graf Hoyo«, überreichte heute iu feierlicher Audienz dem Prä sidenten Grsvy sein Beglaubigungsschreiben. Der Botschafter versicherte den Präsidenten der freundschastlichen Gesinnungen de« Kaiser- und erklärte, er schätze sich glücklich, zur Aufrechthaltung und Be festigung der guten Beziehungen zwischen beiden Län dern beitragen zu dürfen. Grövy erwiderte dem Gra fen Hoyos, derselbe werde zur Erfüllung dieser Auf gabe die loyalste Mitwirkung aller aufrichtig Gesinnten finden und stet- dem vollsten Vertrauen begegnen. Nach dem osficiellen Empfange unterhielt sich der Präsident noch längere Zeit mit dem Botschafter in freundschaftlichem Gespräch. Graf HoyoS fuhr sodann zum Ministerium des Auswärtigen und conferirte dort eine Zeit lang mit Ehallrmel-Lacour. Der„Temp«" schätzt die Zahl der unverzüglich von Cochinchina nach Tonkin gesandten Lrrstär- kungStrupprn auf 1200 Mann, mit deren Hilfe e« dem General Bonnet gelingen werde, sich in Ha noi und Namdineh bi« zur Ankunft der am 10. Juli zu erwartenden französischen Streitkräfte zu halten. Nachrichten, welche au« Hongkong vom 27. d. Mt«. vorliegen, melden Folgende«: Die chinesische Regierung sei von versöhnlichen Gesinnungen beseelt, wolle aber die Suzeränetät-rechte EhinaS aus Tonkin aufrecht erhalten; sie erkläre den von dem fiühern Gesandten Frankreich« in Peking ent worfenen Vertrag für unannehmbar, weil er zu große Eonceisionen an Frankreich enthalte. Ebenso wird in Abrede gestellt, daß chinesische Truppen gegen die Fran zosen zu Hanoi mitgefochten hätten, aber man glaube, daß zahlreiche Chinesen unter den Fahnen der Schwar zen stehen, aus denen die regulären anamitischen Trup pen bestehen. China werde zw« in dem jetzigen Con- * Nachdruck verboten. D. Red. Feuilleton. Redigirt von Otto Bauet. K Hoftheater. — Altstadt. — Am 28. Mai: König Heinrich VI.*, historische» Drama in fünf Acten von Shakespeare, bearbeitetet von Dingelstedt. Mehr al» die anderen D'.ngelstedt'schen Bearbei tungen der König-dramen, die nicht selten poetisch nachtheiliae Veränderung gewaltsamer Art nachweifen, zeichnet sich diese kühne Umgestaltung de» jetzt so ge- nannten ersten Theil» von Heinrich VI. durch ein geschickte» Gelingen au». Der Dramaturg hat darin ein echt dramatische» Leben, eine rasch fortschreitende klare Action, eine sich gegenseitig hebende und ab« schattirende Zusammenstellung der Scenen und Cha- rakterbilder festgehalten, ohne die Hauplfiguren zu be- einträchtigen. Dazu kommt, daß in diesem Stücke die von Frl. Ulrich mit so viel Kraft und starker Indi vidualität dargestellle Margareth in ihrem jugendlichen, selbstherrlichen Werden zur historischen Gestalt inter essanter ist, al» im Schluß König Heinrich'». Endlich trägt zum Farbenrelchthum de» Se ammtgemälde» da von Frau Beyer und Hrn. Porth trefflich wieder- gegebene Ehepaar Gloster viel zur Ansprache rein menschlichen Mitgefühl» bei. Wir baden ein groß artig.» Segment au» der Specialgeschichte vor un», und wenn unsere geistige Theilnahme ost dem Stoffe fernsteht, so wird unser Herz doch au einzelne Bor- gänge fest geknüpft. Am 20. d. (Mittwoch) wird diesem Drama »König Heinrich VT* zweiter Theil folgen uud am 1. Juli fiict zwischen Frankreich und Anam nicht interveniren, aber e» werde auch eine Eroberung Tonktn« durch Frankreich nicht zulassen. Der neue französische Gesandte für Peking, Tricou, wird iu nächster Zeit daselbst erwartet. Die chinesische Gesandtschaft iu Pari« hat auf Wunsch de« Minister« Challemel-Lacour an die chinesische Regierung telegraphisch da« Ersuche« gerichtet, sie möge Tricou noch vor der lieber- rrichung seine« Beglaubigungsschreiben« empfangen. Toulon, Montag, 28. Mai, Abend». (W. T. B.) Für dir Expedition nach Tonkin find heute 300 Mann Marinrtruppeu auS Brest hier ringe- troffen; weitere 700 Mann wer den noch au« dem Norden erwartet. London, Montag, 28. Mai, Abend«. (W- T. B.) Ja der heutigen Sitzung de« Uuterhause« erklärte der Unterstaat«secretär de« Auswärtigen, Lord Fitzmaurice, auf eiur Anfrage Cowen'«, er habe Grund zu glauben, daß die Nachricht von einer Convention zwischen Chili und dem General Jglefia« correct sei; indeß habe dir Regierung eine amtliche Nachricht hierüber noch nicht erhalten. UrbrigenS dürfte die Annahme verfrüht sein, daß der Friede dadurch herbrigeführt werde. Im weitern Verlaufe der Sitzung theilte der Kanzler deS Herzogthum« Lancaster, Dodson, iu Beantwortung mehrerer Interpellationen mit, die französische Regierung habe infolge deS Verbot« der Einfuhr von Lieb au« Frankreich erklärt, baß sie die strengsten Vorsichtsmaßregeln einführeu werde. DaS Verbot werde indeß so lange iu Kraft bleiben, biS sich die Wirksamkeit jener Maßregeln erkenntlich mache. Die Einfuhr von Rindvieh auS Deutschland sei gleichfalls verboten; bezüglich der Einfuhr von Schafen stehe die Re gierung jetzt mit Deutschland in Verhandlung. St.Petersburg, Montag, 28.Mai. Abend«. (W. T B.) General Tscheruajrw, welcher gegen- wärtig in Astrachan angrkommev ist, erwähnte da- selbst gelegentlich eine« ihm zu Ehren gegebenen Diner«, daß er einen kürzesten Weg nach Central- afiru entdeckt habe. Mit seiner Reffe nach Lentralafien habe er be zweckt, den Weg au-znfors hen, welchen die Südrussen im Mittelalter bei ihren Feldzügen nach Asien benutz ten und er habe diesen Weg bequemer und kürzer ge funden als die gegenwärtige Route über Samara, Orenburg und Taschkent. Er hoffe, daß die russischen Handeltreibenden den neuen Weg benutzen und keine Ausgaben zu dessen Vervollkommnung scheuen werden. St. Petersburg, Dienstag, 29. Mai, Vor- mittags. (Trt. d. DreSdn. Journ.*) Die Krö- nungSfeier ist an allen Orten deS Reiches mit großem Enthusiasmus begangen worden. Bei der gestrige« Illumination hier erfolgten unausgesetzt patriotische Kundgebungen, von dem Abfingen der Nationalhymne auf dem NewSkiprosprct begleitet. Moskau, DieuStag, 29. Mai, früh 1 Uhr. (W. T. B.) DaS gestern Abend in der Granowitaja Palata stattgehabte Ballfest war äußerst gläuzend, der Kaiser und die Kaiserin erschienen um k1v Uhr und verweilteu biS 11 Uhr. Bei der Polo- uaisr führte der Kaiser zunächst die Kaiserin; dann folgte eine Tour deS Kaisers mit der Königin von Griechenland, der Gemahlin deS französischen KrönuvgSbotschafterS Waddington und der Ge mahlin deS französischen Botschafter« Jaurö«, während die Kaiserin zunächst mit dem deutschen Botschafter v. Schweinitz und daun mit den Bot schaftern Waddington und Zaurö« tanzte. Im *) Nachdruck verboten. D. Red. durch »Richard III.* der Uebergang zum Hause Tudor (Heinrich Tudor, Graf v. Richmond — Heinrich VU.) gebildet werden. Am 4. Juli erscheint wieder auf unferm Reper toire »Da» Leben ein Traum*, worin Hr. Matkow-ky sich seine verhältnißmäßig bedeutendste Leistung ge- schaffen hat. O. B. Za der Stadt der Mediräer. Line Künstlernovelle von Alexander St dm er. (Fortsetzung.) E» war nur die Beatrice, die Dienerin, welche bürstete und stäubte. Aus einer in die höchsten Bo- drnräume führenden, leiterartigen Stiege stehend^ »ar sie beschäftigt, allerlei rümpelartig au»sehende» Ge- räthe hervorzuholrn au» den von Staub und Moder überzogenen Ecken und Winkeln da oben, an denen seit lange keine Menschenhand gerührt. Sie ächzte und murrte ein Wenig bei der unerquicklichen Hantierung, und Rafaello wa» wie der Blitz an ihrer Seite. Er glitt mit der Gewandtheit eine» Seiltänzer» auf der schmalen Stiege an ihr vorüber, und bald erschallte seine lustige Stimme oben aus den modrigen Winkeln, Beatrice lachte, Assunta lachte, die FrauMarchesa mit ihrer unerläßlichen Seidenmantille stand in der Thür ihrer Wohnung und lachte ebenfalls, während ihre so nore Stimme dabei Befehle gab. Rafaello stand auf der obersten Sprosse in der Attitüde eine» Jongleur», die gewünschten Dinge, alte, wacklige Stühle, Tische, Bettgestelle u. s. w. hervorreichend, nothdürstig ab- schünelnd «ad dann mit erstaunlicher Geschicklichkeit der Beatrice zuwerfend, welche sie m»t der gleiche« Saale waren die dem Kaiserpaare heute darge- brachte« Geschenke, «ach mehreren Hunderten zäh lend und von hohem künstlerischen Werthe uud ganz außerordentlicher Pracht, ausgestellt. Der Kreml war feenhaft illuminirt. Morgen Abend findet eia große« Diner bei dem deutschen Bot- schafter v. Schweinitz Statt. Bukarest, Montag, 28. Mai, Abend«. (W. T. B ) Die Kammer wählte einstimmig Rosetti zum Präsidenten; derselbe beabsichtigt aber an der Debatte über dir von ihm selbst angeregte Wahl reform thätigen Antheil zu nehmen und hat det- wegen die Annahme de« Präsidium« abgrlehnt. Dresden, 29. Mai. Gleich den Radikalen Norwegens giebt sich auch eine ziemlich zahlreiche Partei in Dänemark der grau samen Selbsttäuschung hin, daß man mit Aufhebung der Unterschiedimerkmale zwischen Monarchie und Re publik zu einer dritten StaatSform gelangen könne, welche doS Gute der beiden HauptspecieS in sich ver einigt und deren Unbequemlichkeiten ausschließt. Diese politische Weisheit hat neuerdings da» dänische VolkS- thing mit einigem Geschick in d,e wetteren Volkskreise eingeschmuggelt. Vorgestern vor 8 Tagen wurde auf Seeland, in der Nähe von RoeSkilde im altberühmten Her» hat Hale, bei Leire, eine von der Opposition veranstaltete und von etwa 6000 biS 7000 Menschen besuchte Massenversammlung abgehalten, bei deren Eröffnung der Hufner Jensen-Estrup m längerer Rede darauf hinwieS, daß jetzt die Stunde gekommen sei, in welcher da» Volk seine ihm durch das Grundgesetz gewährleisteten Rechte gegen die AuSlegungSkünste de» Estrup'schen CabinetS vertheidigen müsse. Hierauf legte der radicale Graf Holstein-Ledreborg den Ver sammelten die hohe Bedeutung der verfassungsmäßigen Volk-rechte an da» Herz, welche das Volk nicht al« ein Gnadengeschenk, sondern als ihm gebührend an sehen müsse. Nachdem auch noch der andere Führer der beiden großen OppositionSgruppen de» VolkSthingS, Berg, auf die „kleme reaktionäre Clique* weidlich ge schimpft hatte, wurde mittel» Handaufheben» durch die große Mehrheit der Versammelten folgende Resolution genehmigt: »Die Versammlung spricht ihre Uebereinstimmung mit der Adresse de» Lolttthing» vom 14. April au». Da» jetzige Ministerium hat durch da» provisorische Fiaanzgese» da» Bewilligungsrecht bei Seite geschoben Da» Ministerium hat von einer Wahl zur andern die Kundgebungen de» all gemeinen Wahlrechts hintangesetzt. Da» Ministerium hat durch seine ganze Politik einen Zustand herbeigeführt, wel cher ebenso sehr gegen die Ziele der Berfassung, wie gegen daS Wohl deS Vaterlandes streitet. I» Erwägung alles Desirn schließt sich die Versammlung dem Mißtrauen deS VottSthiugS gegen bas gegenwärtige Ministerium an. Nur durch ein Labinet, welche» einen Auidruck der Anschauungen und Wünsche de» Volke» bildet, vermag die Versasiung wieder ihrem Zweck gemäß zu wirken und der gegenwärtige Zustand durch einen Zustand der Entwickelung und de» Fort schritt» abgelöst zu werden. Der Erreichung diese» Ziele» widmet die Versammlung ihren kräftigen Beistand.' Gleichzeitig maßte sich die Volksversammlung ca» nach 8 45 de» StaatSgrundgefetzeS nur den beiden Kammern de» Reichstag» zustehende Recht an, dem Könige eine Adresse zu überreichen, und ermächtigte ihre Einberufer dazu, dem Könige vorstehende Erklärung zu überbringen und ihm die Besorgniß und Unzufrieden heit mit der jetzigen Regierung, welche im Volke an geblich gähren, darzulegen. Obgleich die Resolution oe» „VolkSthingS im Herthathale* kaum einer Antwort gewürdigt zu werden verdiente, hat doch der König Christian IX. am vorigen Sonnabend eine Deputation jener Volks versammlung empfangen. In den Frühstunden diese» Tage» hatten sich sämmtliche 34 Delegirte in Kopen hagen zusammengefunden und einen Ausschuß von Sicherheit, ja mit vollendeter Grazie in ihren erhobe nen Händen auffing. ES währte nicht lange, fo hatte sich auch ein kleine» Publicum um die Gruppe ge bildet, die auf den Lorridor mündenden Thüren hatten sich eine nach der andern geöffnet, und die verschiedenen Insassen der Räume ergötzten sich an dem sehens- werthen Schauspiel, der Fleischer und Bäcker, welche mit ihrer Waare kamen, hielten ebenfalls an — Alle» schrie, lachte, schwatzte durcheinander, ein Fremder würde geglaubt haben, er vollziehe sich hier ein große» Errigniß, und doch war e» nur die Ankunft eine» neuen MietherS, für welchen die Padrona Einrichtung»- gegenstände vom Rumpelboden bedurfte. Assunta, nachdem sie gelacht und sich amüsirt, so daß ihr leidenschaftlicher Zorn beinahe verraucht war, trat dan« endlich io ihr Kämmerchen. Er war nur ein schmaler, durch eine halbhohe Tapetenwand von der Küche abgetrennter Raum, den da» hohe Himmel bett der Mama hauptsächlich füllte. Für sie war nur ein niedrige«, schmale« Bettchen unter dem einzigen Fenster stehend vorhanden, und daneben ein eiserne« Drahtgestell, welche« ihre Waschreqmsiten enthielt. Darüber hing ein abgebrochene« Stück von einem Spiegel, eben groß genug, um ihr Gesichtchen wieder zugeben, und vor diesem faßte sie jetzt Posto. Sie hatte den feuchten, zerknitterten Schleier abgeworfen und da» nasse Kleid abgestreift, mit merkwürdig ernst- Hafter, prüfender Miene betrachtete sie ihr eigene» Bild. Daun begann sie langsam die langen Haar- flechten aufzulösen und die einzelnen dicken Strähne mit dem Kamm zu bearbeiten. E» war eine schwere Arbeit, und sie wurde heiß und ungeduldig dabei, aber endlich hatte sie doch gesiegt, und die »ollen, 12 Mitgliedern gewählt, welche sich Vormittag« H12 Uhr in da» Palai« der Amalienburg begaben. Nach, dem der Wortführer Hufner Jenfen sich die Erlaubniß de» König» erbeten hatte, die von der BolkSversamm- lung im Herthathale angenommene Resolution und da« der Deputation gewordene Mandat vortraaen zu dürfen, und die« geschehen war, ertheilte der König, laut den „Hamb.Nachr.* , folgende Antwort: »Ich habe mich mit der i» einer Versammlung in Leire am verwichenen Sonntage angenommenen .Resolution' be kannt gemacht, und ich habe die Herren in Audienz empfan gen, um Ihnen zu sagen, daß nur d,e gesetzliche Vertretung, und hierunter verstehe ich beide Sammern de» Reichstag», berechtigt ist, im Ramen de» Volke» zu reden. Resolutionen, welche die Handlungen meiner Regierung betreffen und von anderen Versammlungen gefaßt werden, haben für mich keine Bedeutung al» gütige Au»drücke der Wünsche de» Volke». Im Anschluß hieran benutze ich die Gelegenheit, um hinzuzufügen, v^ß e» mein entschiedener Wille ist, die grund gesetzliche Ordnung in ihrer Eesammtheil aufrecht zu erhalten, und wie ich stet» da» Recht de» Volke» mit Be>ug aus deffen Theilnahme durch Vertrauensmänner desselben an der Lei tung des Staate» in grundgesetzmäßiger Weise geachtet habe, also fordere ich auch Achtung vor meinem Rechte, zur Füh rung der Regierung Männer zu wählen, welche ich dazu am besten geeignet halte. Die Verfassung verlangt gegenseitige Achtung unserer wechselseitigen Rechte. Wenn die Herren für die Anerken nung dieser wirken wollen, werden sie dem Baterlande Dienste erzeigen. Ich bitte Sie, schließen Sie sich meinem Wunsche sür die glückliche Zukunft de» Lande» und Volke» an.' Als der Wortführer gelegentlich der Vorstellung der einzelnen Mitglieder der Deputation auf die Politik zurückkommen wollte, schnitt der König ihm daS Wort ab, indem er fein Bedauern aussprach, daß es zu Kundgebungen gekommen, von denen Jeder sich selbst sagen müsse, daß dieselben unberücksichtigt bleibe« würden, und bemerkte, daß er mit der Deputation nicht mehr über Politik zu reden wünsch«. Der König äußerte sich darauf in der ihm eigenen leutseligen Weise über die vorhandene Dürre im Lande, und daß man bald einen guten Regen nöthig habe, worauf der Wortführer die grobe, ja geradezu flegelhafte Takt losigkeit beging, zu sagen, daß auch die Dürre der Politik Mißvergnügen und Unwillen in einer für Königthum und Volk gleich bedenklichen Weise im Lande verbreite. Die jetzige Regierung sei außer Stande, irgend etwa« durchzusetzen, und er hege die Ueberzeugung, daß der König sich al« König de« ganzen Volkes und nicht als König einer kleinen Clique fühle, die aus Gutsbesitzern und höheren Be amten bestände. Der König entließ hierauf die De putation mit der Bemerkung, daß das Wohl deS Vaterlandes da» Ziel der Bestrebungen Aller fei. Der Wortführer fügte die Versicherung hinzu, daß das Wohl der Vaterlandes eben der Zweck der hier anwesenden Deputation gewesen. Die königliche Antwort ist glücklicherweise so aui- gefallen, daß den Arrangeuren von Volksversamm lungen, welche während der Sommermonate den poli tischen Horizont gern tragisch und drohend mit Ge witterwolken drapirt hätten, jedenfalls die Lust zur Wiederholung von dergleichen Einfällen vergeht. Man wartet jetzt mit Spannung auf den von Berg in der Herthathalversammlung prophezeihten „Tag der Handlung*. Mag auch zwischen der Linken de« VolkSthing» und den Socialdemokraten eine Art von Allianz be stehen, da beide Parteien sich die Bekämpfung der Rechten als gemeinschaftlichen Gegner« zur Aufgabe stellen, so haben die Socialisten doch ein scharfe« kritisches Auge für die wirklichen Tendenzen ihrer Bundesgenossen. DaS Journal „Socialdemokrat* wies neulich darauf hin, wie da« ganze Bestreben der Linken nur darauf auSgehe, das Ministerium Eftrup zu stürzen, um selbst ans Steuer zu kommen; um I * — schön geordneten Flechten legten sich in graziösem Knoten um den runden Kopf. Leicht sprudelte da lose Haar ihr von in die Stirn, die halb geöffneten Lippen lächelten, in die Augen trat ein immer be- friedmterer Ausdruck — die fchalkhaften Grübchen in den Wangen regten sich —, zuletzt mußte sie laut herauSlachen. Ha! die Tedetca war so steif und hölzern und langweilte sich gewiß entsetzlich bei all' ihrem Reichthum, und trotz der schönen Spitzen und Seidenroben — sie reiste auch sicher bald wieder sott, diese Forestieri kamen und gingen ja fortwährend — und dann hatte die Freundschaft mit Slgnorina Ebba auch ein Ende. Sie wühlte jetzt ungestüm in einem bunten Haufen verwunderlichster Bekleidung-gegenstände, welche hinter einer leichten Kattungardine verborgen hingen, und zerrte zuletzt ein mit Falbeln besetztes Kleid hervor, wa« freilich nicht mehr ganz die ursprüngliche Farbe bewahrt hatte, aber doch noch höchst manierlich auSsah und, wie e« schien, gar nicht zerrissen war. Die wenigen lo»gegangenen Stiche unter dem Saum waren rasch mit der großen Radel festgenäht; und nun schmiegte e» sich herrlich an die jugendlichen Körperformen. Im Glase stecktm von heute früh noch die dunkeln Rosen, welche sie der Slgnorina bringen gewollt, sie fanden ihren Platz im Haar und am Busen, und um die Arme gab e« noch Korallenkettchen. Sie nickte übermüthig, al» wollte sie sogen: „Wir werden sehen!* Ein Seufzer folgte frei lich diesem hoffnungsvollen Siegerlocheln; denn im Grunde wußte sie nicht recht, für wen sie sich fo schön geputzt. Einstweilen schien die Sonne köstlich verlockend draußen, sie wollte ein Mal hinunter in de« Garten
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