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war so grofs, dafs die Bedingungen der Conven tion nicht mehr eingehalten wurden, so dafs diese, sich im Mai auflösen mufste. Von dem Siegerlande aus wurden nun die Preise um mehrere Mark geworfen, und dieser Vorgang zwang auch die Convention der rheinisch-west fälischen Hochofenwerke zu weiteren Preisconces- sionen, so dafs die Roheisenproducenten sehr bald mit ihren Preisen an die Grenze ihrer Selbstkosten gelangten. Sehr ungünstig wirkte auf die Lage des Roh- eisengeschäfts aber der mit rückgehenden Con- juncturen gewöhnlich verbundene Umstand, dafs die Consumenten, in der Hoffnung, noch billiger zu kaufen, von Abschlüssen auf längere Zeit gänz lich Abstand nahmen und nur den dringendsten Bedarf für die nächsten Wochen deckten. In dieser überaus ungünstigen Lage verharrte das Roheisengeschäft fast bis zum Schlufs des Jahres. Der Conventionspreis für Qualitätspuddel- eisen war von •%6 62 pro 1000 kg im Januar allmählich bis zu •6 53 gesunken, welcher Preisstand im November erreicht wurde. Da das Siegerland noch wesentlich unter diese Notirungen herabgegangen war und zu Preisen verkaufte, bei denen von Deckung der Selbstkosten kaum mehr die Rede sein konnte, so gelangte im December endlich bei den Consumenten die An sicht zum Durchbruch, dafs auf billigere Einkäufe zu speculiren vergeblich sein dürfte; es wurden demgernäfs zahlreiche Abschlüsse für das 1. Quar tal 1884 gemacht, womit sich wieder mehr Lebhaftigkeit im Roheisengeschäft einstellte. Da auch die Siegerländer, nachdem sie ihre Pro duction für die ersten Monate des neuen Jahres verschlossen hatten, sich mit ihren Notirungen wieder mehr dem Preise der rheinisch-westfäli schen Convention näherten, so konnten auch die dieser Convention angehörenden Werke wieder mehr in Action treten, und es gewann am Schlufs des Jahres den Anschein, dafs, wenn auch vor läufig an eine Aufbesserung des Preises nicht gedacht werden konnte, doch der niedrigste Stand erreicht sei; denn die auftretende Kauf lust liefs die Preise mindestens als fest erscheinen. Bei Handelseisen brachten die Sommermonate ein etwas lebhafteres Geschäft, namentlich als die Eisenbahn-Verwaltungen grofse Bestellungen an Waggons vergeben hatten; bald aber lähmte der Umstand, dafs die Ernte in den meisten Theilen Deutschlands durch die Ungunst der Witterung schwer geschädigt war, das Geschäft. Es wurde wohl noch ziemlich flott specificirt, neue Bestellungen liefen aber nur spärlich ein. Dabei gingen die Preise stetig herunter, nament lich da den rheinisch-westfälischen Werken von Schlesien aus eine scharfe Goncurrenz in Be zirken gemacht wurde, welche sie bisher als ihre natürlichen Absatzgebiete betrachtet hatten. In Blechen war das Geschäft bei gleichfalls weichenden Preisen den ganzen Sommer über schleppend. Wenn bis dahin die Werke fast sämmtlich voll hatten arbeiten können, so begann im October, infolge der spärlich eingehenden Bestellungen, die Beschäftigung zu mangeln. Da ähnliche Ver hältnisse auch in den anderen producirenden Ländern obwalteten, da namentlich in England die Geschäftslage noch viel weniger befriedigend als in Deutschland war, so wurde die Goncur renz auf dem Weltmarkt erdrückend. Hierbei machte sich, wie stets bei rückgängigen Con- juncturen, die ungünstige Lage unserer Industrie in bezug auf die Frachtverhältnisse ungemein fühlbar; denn infolge der weiten Entfernungen, welche unsere Rohmaterialien in den meisten Fällen bis zur Verarbeitungsstelle zurückzulegen haben, producirt unsere Industrie theurer, und das Fabricat wird wiederum durch die weiten Transporte bis zu dem Verschiffungshafen ver- theuert. Unter solchen Umständen war es erklär lich, dafs unsere Werke gezwungen waren, auch ihren Export einzuschränken, da sie nicht in der Lage waren, die Verluste auf sich zu nehmen, welche bei den so sehr gedrückten Preisen aus einer Concurrenz mit den englischen Werken auf dem Weltmarkt hervorgehen mufsten. Diese Verhältnisse verschafften sich besonders bei den Werken Geltung, welche Eisenbahn material, namentlich Schienen, arbeiten. Diese wesentlich auf den Export angewiesenen Werke konnten, trotz der immerhin erheblichen Sub missionen , welche im Spätsommer von den deutschen Eisenbahnen ausgegeben wurden, nicht genügende Beschäftigung finden, sie zogen aber meistens vor, lieber die Betriebe einzuschränken, als bei Befriedigung der an sich geringen An forderungen der auswärtigen Märkte zu verlust bringenden Preisen mitzuwirken. Demgemäs stockte auch auf diesen Gebieten der Export, soweit nicht ältere Aufträge vorlagen, und bei sinkenden Preisen verminderte sich das Arbeits quantum von Tag zu Tag. Gegen das Ende des Jahres scheint sich jedoch den Händlern wie den Consumenten die Ueberzeugung aufgedrängt zu haben, dafs, wie beim Roheisen, so auch bei den Producten unserer Walzwerke der niedrigste Preisstand erreicht sei, und dafs es angebracht erscheine, zu kaufen. Demgernäfs sind im November und namentlich im December bei den meisten Werken recht erhebliche Aufträge auf Handelseisen eingegangen, so dafs sich am Jahresschlufs das Arbeitsquantum wieder in erfreulicher Weise gemehrt hatte. Die Maschinenbauanstalten, Kesselschmieden und Eisengiefsereien sind miit wenigen Ausnahmen das ganze Jahr hindurch theils befriedigend, theils stark beschäftigt gewesen; in Gasmotoren gestalteten sieh die Absatzverhältnisse besonders günstig. Die Preise mufsten im allgemeinen, 1*