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Pyramidal -Walzenzugmaschine mit Präcisionssteuerung. Gebaut von der Maschinenbau -Actien-Gesellschaft »Union« zu Essen im Jahre 1881. (Hierzu die Zeichnungen auf Blatt I und II.) Die Skizze auf Blatt 1 stellt die Construc- tion einer verticalen Walzenzugmaschine dar, deren Steuerung — eine Präcisionssteuerung — unter gleichzeitiger Erneuerung verschiedener Bestandiheile, als Cylinder mit Dampfhemd, Re gulator u. a. m. an eine alte vorhandene Maschine im Walzwerke der Herren Grillo, Funke & Go. in Schalke angebaut wurde. Das auf gleicher Skizze dargestellte Maschinengestell, bestehend aus 2 grofsen Pyramiden, dem Bekrönungs- und Fundamentring, ferner die Achse nebst Lagern, der Kreuzkopf, die Schubstange und die Kurbel der Construction sind dagegen einer Maschine von annähernd gleichen Dimensionen entnommen, welche wir vor einigen Jahren für die Rheinischen Stahlwerke in Ruhrort erbaut haben. Die letztgenannte Maschine hat Kolbensteue rung mit Meierschen Expansionsschiebern, welche in eigenthümlicher Weise während des Ganges der Maschine durch die Hand des Maschinisten verstellt werden können. Eine Beschreibung dieser Maschine und ihrer Steuerung für eine spätere Nummer dieser Zeit schrift vorbehaltend, wenden wir uns zur näheren Erläuterung der in den Textzeichnungen darge stellten Präcisionssteuerung. Von dem Anbau dieser Steuerung wurde seilens der Direction des Walzwerks eine be deutende Dampfersparnifs erwartet, und es wurde deshalb zur Bedingung gemacht, dafs diese Ersparnifs pro Stunde und Pferdekraft circa 8 Kilo Dampf betragen und dafs das richtige Functioniren der Steuerung durch tadellose Dia gramme nachgewiesen werden müsse, ferner wurde vorgeschrieben, dafs die Umdrehungszahl der Maschine im belasteten wie im unbelasteten Zustande höchstens um 2 Umdrehungen von der normalen Umdrehungszahl 57 pro Minute ab- weichen dürfe. Die bekannten dampfersparenden Wirkungen, welche einerseits durch Anwendung der Prä cisionssteuerung und anderseits durch ein den Gylinder umgebendes und stets mit frischem Kesseldampf gefülltes Dampfhemd hervorgerufen werden, veranlafsten uns, diese Mittel zu wählen, um den an den Umbau der Maschine gestellten nicht geringen Anforderungen gerecht zu werden. Wie das Dampfhemd auf der Pyramidenbe krönung befestigt und wie der eigentliche .Cylin der in dem Dampfhemd eingelassen ist, geht IV. ohne weiteres aus der Skizze auf Blatt 1 her vor, und es genügt daher hier der Hinweis dar auf, dafs der mit Dampf erfüllte innere Gylinder raum auf seiner ganzen Längenausdehnung der heizenden Wirkung des Dampfhemdes ausgesetzt ist. Die Deckel erhalten dagegen keine Dampf heizung , sind aber durch das Anfüllen der Räume zwischen den Deckelböden und den auf der Zeichnung ersichtlichen Blechwänden mit schlechten Wärmeleitern genügend gegen Aus strahlung geschützt. Die Dampfkanäle verbinden das Cylinderinnere mit den beiden Ventilkästen, von denen sowohl der obere als der untere je ein Dampfeinströmungs- und ein Dampfausströmungsventil erhalten. Zur Bewegung dieser Ventile dienen vier horizontal gelagerte Wellen, je eine für ein Ventil; alle diese horizontalen Wellen werden vermittelst conischer Räder von ein und derselben senkrecht stehenden Welle angetrieben. Letztgenannte senk recht stehende Betriebswelle ist gleichzeitig Regu latorspindel und erhält ihre Rotationsbewegung ebenfalls durch conische Räder von der Haupt maschinenwelle aus. Die Ventile arbeiten als Freifall-Ventile und erhalten keine zwangläufige Bewegung, deren Bedeutung, unserer Ansicht nach, wohl etwas überschätzt wird. In Fig. 1 (s. folg. Seite) ist nun die Art und Weise verdeutlicht, wie das Einströmungsventil an gehoben und zum Rückfall wieder ausgelöst, und in Figur 2, wie das frühere oder spätere Rück fallen des Ventiles durch den' Einflufs der Re- gulatorwirkung herbeigeführt wird. Im Grunde genommen ist diese Steuerungseinrichtung eine Modification der alten Sulzerschen und hat nur das eigenthümliche für sich, dafs die Anschlage tatzen des sogenannten Verdrängers und Aus- weichers während der ganzen Dauer ihrer Be rührung auch ihrer ganzen Fläche nach voll gegeneinander anliegen und dafs nicht etwa eine Kante einer Tatze über die andere streift und diese abschabt. Durch welchen Mechanismus dies erreicht ist, geht aus den beigefügten Zeichnungen so deutlich hervor, dafs eine ermü dende Beschreibung unterbleiben kann; so lange sich die Talzenflächen berühren, bleiben die Achs linien ab u. cd parallel, Wie aus der Skizze gleich falls zu ersehen, ist die Construction der ganzen 2*