202 Nr. 4. «STAHL UND EISEN.“ April 1884. ausnahmslos zu der, bereits vereinzelt in den letzten Monaten des abgelaufenen Jahres hervor getretenen Ueberzeugung brachte, dafs der nied rigste Stand erreicht sei. Hiermit trat insofern ein Wendepunkt ein, als nunmehr die Consu- menten und Händler zu Abschlüssen drängten. Wenn das Arbeitsbedürfnifs nicht so grofs ge wesen wäre, so hätten jetzt die Producenten eine abwartende Haltung einnehmen können; die Neigung, nach der knappen Zeit sich wieder - auf längere Dauer mit Aufträgen zu versehen, war aber so grofs, dafs willig längere Abschlüsse ge macht wurden. Unter diesen Umständen konnten die Preise sich zwar fest behaupten, aber im allgemeinen nicht steigen. Die Charakteristik der gegenwärtigen Geschäfts lage, wie sie uns fast übereinstimmend von allen unseren Mitgliedern zugegangen ist, lautet daher: mehr Arbeit, aber schlechte Preise, und diese Charakteristik wird von den meisten unserer Gewährsmänner auch als mafsgebend für das ganze laufende Jahr betrachtet. Dabei wollen wir nicht verhehlen, dafs auf mehreren Seiten auch eine bessere Meinung für die Gestaltung der Zukunft vorhanden ist. So wird uns beispielsweise von einem Hochofen- und Walzwerk geschrieben: Düsseldorf, den 23. März 1884. „Das begonnene Jahr 1884 hat Aufträge für beide Betriebe in genügendem Mafse gebracht, die für das Walzwerk mäfsigen Gewinn, für den Hochofenbetrieb mindestens keinen Verlust bringen werden; indessen hoffen wir bei der vorhandenen guten Nachfrage und den geringen Vorräthen auf eine Besserung der Preise. Berechtigung zu dieser Hoffnung giebt uns einmal die infolge der nicht unbedeutenden inländischen Submissionen steigende Nachfrage, ein andermal die sich in der Folge hoffentlich besser gestaltende Conjunctur auf dem Weltmärkte, welche unseres Erachtens durch politische Wirren in Mitleidenschaft ge zogen war. Auch vertrauen wir auf die Einsicht der Staatsregierung behufs Ermäfsigung der Trans portkosten für Rohmaterialien zur Eisenerzeugung, wodurch unsere Exportfähigkeit gehoben werden würde.“ Wir wollen uns nicht unbedingt dieser sangui nischen Auffassung anschliefsen, glauben aber, dafs bei der grofsen Kauflust für Roheisen, bei der lebhaften Nachfrage für Stabeisen, auch für den Export, bei der immerhin noch regen Thätigkeit der Maschinenbauanstalten jedenfalls Festigkeit der Preise zu erwarten, möglicher weise aber auch ein Steigen derselben zu hoffen sein dürfte. Der Vorstand der Nordwestlichen Gruppe des Vereins deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller. Der Vorsitzende: A. Servaes. Der Geschäftsführer: II. A. Bueck.