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wird dringend die Wiederherstellung der Ausnahme tarife für den Bezug von Kohlen aus dem Ruhr gebiet gewünscht. Es wird ausgeführt, dafs die dortigen Werke speciell zur Drahtfabrication auf den Bezug von Gaskohlen aus dem Ruhrreviere angewiesen sind, da die dortigen Gruben nach Angabe der Interessenten keine Gaskohlen fördern. Die früher bewilligten Ausnahmetarife seien auf gehoben und bis jetzt nicht wieder eingeführt worden. Die in Rede Stehenden Werke, welche haupt sächlich für den Export arbeiten, erachten sich durch die hohen Kohlenfrachten für ihre Bezüge aus dem Ruhrbecken bezüglich ihrer Concurrenz- fähigkeit in bedenklichster Weise behindert, sie wünschen daher dringend die Wiederherstellung des vorerwähnten Ausnahmetarifs. Der Wunsch nach billigen Exporttarifen für alle nach den ausländischen Absatzgebieten füh renden Relationen tritt in den Berichten unserer gesammten Industrie hervor, wobei freilich das Bestreben der königlichen Verwaltung der Staats eisenbahnen, in dieser Richtung die möglichsten Erleichterungen zu verschaffen, volle Anerken nung findet. Bezüglich der deutschen Seeplätze geht aber der Wunsch namentlich derjenigen Werke, welche Material zum Schiffbau — Platten, Winkel, Schmiedestücke u. dergl. mehr — liefern, dahin, dafs die Vergünstigungen nicht nur den für den überseeischen Export bestimmten Sendungen, sondern auch den Locosendungen gewährt wer den, da andernfalls die Concurrenz der englischen Werke kaum zu überwinden sein dürfte. Schrauben, Muttern und Nieten, welch letztere in grofsen Quantitäten für den Schiffbau ver wendet werden, genossen früher die Vergünsti gung, dafs sie, in Ladungen versandt und für Brücken- oder Schiffbau bestimmt, als Schienen- Befestigungsmaterial declarirt - werden konnten. Diese Vergünstigung ist den Fabricanten seit einiger Zeit entzogen; Nieten, die bedeutend nie driger im Preise stehen wie Laschenschrauben, müssen daher eine höhere Fracht als die letzteren zahlen. Infolge dieser Mafsregel sind unserer Industrie bedeutende Aufträge für Hamburg ent gangen und der englischen Concurrenz zuge fallen. Von den Fabricanten von Waggon-Beschlag- theilen wird darauf hingewiesen, dafs diese Ar tikel unverpackt verschickt werden, dafs dieselben daher wohl bei Sendungen in Wagenladungen wie grobes Eisenbahnmaterial tarifirt werden könnten; die Interessenten behaupten, dafs eine solche Mafsregel ihre Concurrenzfähigkeit dem Auslande gegenüber wesentlich verstärken würde. Die mehrfach bereits auch an anderer Stelle angeregte Ermäfsigung der Fracht für »grobe Gufs- und Maschinenwaaren« wird von den be treffenden Industriellen wieder gefordert. Nach den übereinstimmenden Angaben einer ganzen Reibe von Berichterstattern macht sich, ungeachtet des bereitwilligsten Entgegenkommens der Eisenbahnbehörden, der Mangel’ an Waggons von aufsergewöhnlichen Dimensionen oder grö- fserer Tragfähigkeit in sehr hinderlicher Weise fühlbar. So fehlte es im vergangenen Sommer sehr an achträderigen Wagen zum Transport langer Stücke. Sehr schwer waren Waggons von 20 000 bis 25 000 kg Tragkraft zum Trans port schwerer Kessel zu erlangen; es ist vorge kommen, dafs, wenn nicht zufällig ein derartiger Waggon vorhanden war, ein Zeitraum von 2 bis 3 Wochen verstrich, bevor ein solcher Waggon herbeigeschafft werden konnte. Bei dem häufigen Vorkommen von Dampfkesseln über 20 000 kg Ge.wicht erscheint es dringend erwünscht, dafs eine verhältnifstnäfsige Zahl von Waggons mit einer Tragfähigkeit von 25 000 kg angeschafft werde. Die vielfachen Gesuche um Beschaffung geeigneter Wagen für den Transport von Röhren weiter Dimensionen sind von den Eisenbahnver waltungen bisher unbeachtet geblieben. Die Einführung einer zweiten ermäfsigten Stückgutklasse und die Beseitigung der allzu grofsen Differenz zwischen der Tarifirung von 100 Gentner- und 200 Gentner-Ladungen sind Forderungen, die wir in unserm vorjährigen Berichte bereits stark betont haben, die aber auch in den vorliegenden Gutachten nicht nur von der Kleineisen-Industrie, sondern auch von mehreren der Grofsindustrie angehörigen Werken immer dringender gestellt werden. Die Nach theile, welche mit dem jetzigen Tarifschema, der einen, hochtarifirten Stückgutklasse, dem ganzen Spediteur- und Sammelladungswesen ver bunden sind, werden in den eingegangenen Gut achten von den verschiedensten Seiten beleuchtet. Wir enthalten uns jedoch, in diesem Berichte wieder näher auf diesen Gegenstand einzugehen und zwar mit Rücksicht auf den Umstand, dafs diese Frage, welcher eine unzweifelhafte Bedeutung für unser Verkehrswesen beigelegt werden mufs, in der nächsten Sitzung des Landeseisenbahnraths zur Verhandlung und hoffentlich zu einer glück lichen Lösung gelangen wird. Von einem bedeutenden, im Bereiche der Königl. Eisenbahndirection Hannover belegenen Werke wird dem lebhaften Wunsche Ausdruck gegeben, dafs die Königl. Eisenbahndirection den Interessen der in ihrem Bezirke belegenen west fälischen Eisenindustrie eine freundlicher und willigere Berücksichtigung zuwenden möge. Von dem Werke werden Thatsachen angeführt, um zu beweisen, dafs die Bedürfnisse der Industrie nicht in allen Fällen die wünschenswerthe Wür digung gefunden haben und dafs von mehreren Eisenbahndirectionen, die jedoch an einem be stimmten Ausnahmelarife für dieselbe Relation interessirt sind, verschiedene Entscheidungen ge-