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128 Nr. 2. „STAHL UND EISEN.“ Gegen das Ende des Waschens kommt es vor, dafs etwas Eisen sicii lösen und durchs Filter gehen will; diesem kommt man leicht dadurch zuvor, dafs man dem Waschwasser einige Tropfen Ammoniak zusetzt. Das Filtrat wird mit 10 ccm Chlorwasserstoffsäure ver setzt und auf etwa 150 ccm Volum eingedunstel ; hier auf wird Kalk und Talk auf gewöhnliche Weise aus- gefällt. Wenn man das Eisen bei und zur Titrirung von Mangan mit Natriumbicarbonat fallt, geht Kalk und Talk in Lösung und bleiben somit beim Decantiren zum allergröfsten Theile von Eisen, Mangan und Thon erde getrennt. Der Rest wird beim Kochen der essig sauren Lösung ausgezogen. Auf diese Weise erhält man aufserdem den Niederschlag ziemlich leicht frei von Alkali und man erhält durch Wiegen desselben nach vorherTgem Glühen die Totalsumme des Eisen oxyds, der Thonerde und des Manganoxydoxyduls. Das Eisen wird hierauf in gewöhnlicher Weise durch den Titer bestimmt und die Thonerde erhält man durch Abzug des Eisenoxyds und des Mangan oxydoxyduls von der Totalsumme. Aber bei dem Titriren des Mangans wird gerade 2/3 so viel Mangan zugesetzt, als vorher in der Probe war, und auch diese Menge, verwandelt in Oxydoxydul, mufs natürlich abgezogen werden, um den Gehalt an Thonerde zu ermitteln. Wenn also der gefundene Mangangehalt = a war, so wird der im Niederschlag enthaltene = a + 2/sa= 1,66a, der in Oxydoxydul ver wandelt = 1,66a 10,000 = 2,31a wird; ist ferner der 7,204 Eisengehalt = b und die Summe von Eisenoxyd, Thon erde und Manganoxydoxydul = c, so ist die Thon ¬ erde = c—2,31a 7b. p, L Verein für Eisenbahnkunde zu Berlin. Sitzung am 8. Januar 1884. Herr Geheimer Baurath Stambke referirt im Namen der für die Aufstellung einer Preisaufgabe ein gesetzten Commission. Die in dem vergangenen Jahre eingetretene günstigere Vermögenslage des Vereins er möglicht demselben die endliche Erfüllung des lange gehegten Wunsches, durch Stellung von Preisaufgaben fördernd auf die Entwicklung des Eisenbahnwesens einzuwirken; der Verein glaubt in dieser Hinsicht nunmehr vorgehen zu dürfen, wenn auch der aus zusetzende Preis diesmal nur erst ein mäfsiger sein kann. Das von der Commission für die diesjährige Preisaufgabe vorgeschlagene Thema lautet: „Ab handlung über die Construction und das Ver halten der Eisenbahnfahrzeuge mit festen Achsen im Vergleich zu denjenigen mit ver stellbaren Lenkachsen und Drehgestellen“ und die daran geknüpften Erläuterungen und Bedin gungen sind nachstehende: Die Abhandlung soll die historische Entwicklung der Construction der Eisen bahnfahrzeuge mit festen Achsen, derjenigen mit verstellbaren Lenkachsen und derjenigen mit Dreh gestellen, vornehmlich in Deutschland, erkennen lassen, dabei aber auch die in anderen Ländern üblichen Constructionen gebührend berücksichtigen. Es ist dabei kritisch zu erörtern, welche Vortheile und Nach theile jedes der drei genannten Systeme besitzt und wiefern die eine oder andere Construction die vor- theilhaftere ist. Es ist das Verhalten jedes der drei Systeme zu prüfen: in Bezug auf die Sicherheit des Eisenbahnbetriebes bei verschiedenen Geschwindig keiten in Curven und in den geradlinigen Strecken, sowie in Bezug auf ihre Verwendbarkeit im Personen- und Güterverkehr. Es sind ferner die Eigengewichte, die Anschaffungs- und Unterhaltungskosten, sowie die Beziehung jeder der drei Constructionen zu der Tracirung, dem Bau und der Unterhaltung der Bahn anzugeben. Zur Erläuterung der entwickelten Ansichten sind Zeichnungen oder Skizzen beizufügen. — Die ein zureichenden Arbeiten dürfen noch nicht veröffentlicht sein, müssen in deutscher Sprache abgefafst und bis zum 31. December 1884 an den Vorstand des Vereins (Berlin W., Wilhelmstrafse 92/93) gelangt sein ; bei der Einsendung ist ein versiegeltes Couvert beizufügen, welches aufsen mit einem Motto versehen ist, innen aber den Namen und Wohnort des Verfassers enthält. — Eine demnächst besonders zu wählende Commission des Vereins wird in der Vereinssitzung im März 1885 über die eingegangenen Arbeiten referiren und sich gleichzeitig darüber äufsern, welcher der Arbeiten der ausgesetzte Preis von 300 •( zuzuerkennen sein möchte. Die mit dem Preise gekrönte Arbeit bleibt Eigenthum des Verfassers. Die Versammlung genehmigt ohne Einwendungen die gewählte Aufgabe und die daran geknüpften Be dingungen. Der als Gast anwesende Herr Regierungs- Maschinenbauführer Hartmann spricht über das Constructionsprincip der Locomotiv- Tenderkuppelungen. Unter den Vorrichtungen, welche zur Verbindung der Eisenbahnfahrzeuge dienen, nehmen die Kuppelungen zwischen Locomotive und Tender insofern eine Ausnahmestellung ein, als die selben aufser der Zugkraft auch noch die Schlinger bewegung der Locomotive auf den Tender übertragen sollen. Die beiden angedeuteten Zwecke sind erfüllt, wenn durch die Kuppelung zwischen den beiden Fahrzeugen eine ganz bestimmte Bewegung, welche jede andere nicht gewünschte ausschliefst, hervor gebracht wird. Die Bewegung, welche zwei Eisenbahn fahrzeuge gegeneinander vollführen, ist aber schon durch die Führung der Fahrzeuge im Schienengeleise bestimmt. Die Schwierigkeit, welche bei der Hervor bringung einer Locomotiv-Tenderkuppelung zu über winden ist, besteht demnach darin, dafs die Relativ bewegung, welche durch die Kuppelung bedingt wird, sich mit derjenigen decken mufs, welche sich aus der Führung der Fahrzeuge im Geleise ergiebt. Verstöfst eine Kuppelung gegen diese Forderung, so nehmen die beiden Fahrzeuge eine unrichtige Stellung im Geleise ein, welche unter ungünstigen Verhältnissen die Veranlassung zu einer Entgleisung werden kann. Der Vortragende wies nach, dafs verschiedene in Benutzung befindliche Locomotiv-Tenderkuppehmgen gegen das aufgestellte Prinzip verstofsen und je nach ihrer Anwendung auf die verschiedenen Locomotiv- gattungen einen mehr oder weniger gefahrdrohenden Zustand für die Bewegung der genannten beiden Fahrzeuge in Curven herbeiführen können. Dabei ergab sich die bemerkenswerthe Thatsache, dafs sämmtliche vorhandene Locomotiv - Tenderkuppe lungen entweder nur verschiedene Formen ein und desselben Mechanismus, nämlich des bekannten bei Dampfmaschinen in ausgedehntester Verwendung be findlichen Kurbelgetriebes sind, oder dafs dieselben mit diesen Getrieben anderweitige Aehnlichkeiten auf weisen. Es läfst sich nun theoretisch nachweisen, dafs die Kurbelgetriebe in ganz bestimmter Weise zwischen Locomotive und Tender angeordnet., eine allgemeine Lösung des Kuppelungs-Problems abzugeben vermögen. Allein in Wirklichkeit kann diese Anordnung nur selten erreicht werden, und es liegt hierin der Grund für die Mängel verschiedener Kuppelungen. Um nun auch für die Fälle, wo die richtige An ordnung der Kurbelgetriebe durch andere Verhältnisse behindert wird, Kuppelungen zu construiren, welche