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Es ist nun allerdings die Portion Gas, welche das Schäumen verursachte, verloren gegangen. Gleichwohl aber bleibt die Thatsache bestehen, dafs das Metall mit Wasserstoff weit mehr über sättigt war, als das ursprüngliche Roheisen. Dafs die absolute Menge dieses Gases gröfser geworden, folgt daraus nicht mit Sicherheit. Jedenfalls ist aber die vorhin .berührte Annahme vom Ver schwinden des Wasserstoffes aufs bestimmteste widerlegt. Dieses hartnäckige Verbleiben des Hydrogens ist anderseits ein Beweis, dafs dieses Element nicht mechanisch gelöst, sondern mit dem Eisen chemisch gebunden, legirt ist. Indem wir hoffen, dafs in der Zukunft die Gasverhältnisse bei den Zwischenproducten noch durch weitere Beobachtungen festgestellt werden, wenden wir uns nunmehr zu den Endproducten. Das oxydische Flufseisen, mag es aus dem sauren oder basischen Gonvertor oder aus dem Martinofen stammen, entwickelt stets unter star kem Spratzen und Funkensprühen viel Gas vor und während des Erstarrens, steigt in den Co- quillen und giebt Blöcke mit einer Wurmröhren zone zugleich mit sporadischen Blasen. Während in dem niedergelegten Gonvertor das Bad ziem lich ruhig erscheint, beginnt das Sprühen sofort in der Kelle, womit man die Probe schöpft. Das in der Coquille entweichende Gas enthält nach den in der »ersten Mittheilung« aufgeführten Analysen neben 20% Stickgas 40 bis 70 % Wasserstoff und 10 bis 40% Kohlenoxyd. Unsere Be mühungen, die Quantität des abgegebenen Gases genauer zu bestimmen, sind bislang an der Un zulänglichkeit der Apparate gescheitert. Wir hoffen, uns später eine gute Experimentirgasuhr verschaffen zu können, mit deren Hülfe die Mes sung der Gase leicht gelingen wird. Um einen gewissen Anhalt zu haben, liefs ich eine kleinere Coquille mit dichtem, saurem Bes semerstahl von unten füllen und leitete das oben aus einer kleinen Oeffnung entweichende Gas nach einer 11/2 cm weiten U-Röhre, welche ganz wenig Sperrwasser enthält. Der Tact, mit dem die Blasen das Wasser passiren, sowie die Zeit wurden angemerkt. Nachher wurde mittelst eines Gasometers durch eine gleiche Röhre Luft getrieben, bis der Tact ein gleicher zu sein schien, und das verbrauchte Luftvolum abgelesen. Selbstredend läfst sich so nur ein roher Anhalt gewinnen; ich glaube aber doch dessen sicher zu sein, dafs der betreffende Stahl nicht weniger als ein glei ches und nicht mehr als ein anderthalbfaches Volum in den ersten 20 Minuten nach dem Giefscn entliefs. Bei dem oxydischen Metall zeigte sich eine so stürmische Gasentwicklung, dafs auch das beschriebene Manöver versagte. Dagegen liefs die Gröfse der Flamme, welche sich auf dem Röhrchen zeigte, einen ungefähren Vergleich mit dem dichten Stahl zu. Und daraus steht es bei mir fest, dafs das oxydische Eisen mindestens sein dreifaches auf 0° bezogenes Gas volum entläfst. Diese Gasmenge, welche das zu unseren Ex perimenten verwandte gut entphosphorte Thomas metall ohne Zusatz in der Coquille entwickelt, mufs, soweit Wasserstoff und Stickstoff in Frage kommen, unbedingt schon vor dem Giefsen darin gewesen sein. Beim Kohlenoxyd könnte man an eine Reaction innerhalb des erkaltenden Me talls denken. Indessen fällt dieser Gedanke in sich selbst zusammen bei der bereits erwähnten Thatsache, dafs während der ganzen Zeit des Ueber- blasens (4 Min.) der Kohlenstoffrest in der Nähe des Minimums (s. oben) 0,04% bis 0,03% ver bleibt. Und nun sollte dieser Rest beim Ab kühlen angegriffen werden. Dafs etwa beim Giefsen in die Coquille das Metall durch seine momentane Berührung mit der Luft noch mehr Sauerstoff aufzunehmen vermöchte als beim Durchblasen von Luft, ist ein Widersinn. Die im oxydischen Flufseisen gelösten Gase treten nun als integrirende Bestandtheile mit in die Reaction ein; sie sind eine gegebene Gröfse, mit welcher wir bei jeder Methode des Stahl dichtens zu rechnen haben. Am einfachsten liegen die Verhältnisse bei der Verwendung von Silicit und Mangansilicit zur Desoxydation, weil in diesem Falle sich vor wiegend feste Reactionsproducte bilden und der Stahl mithin nur den ursprünglichen Gasbestand der Rohmaterialien zu übernehmen hat. Die Wirkung der genannten Zusätze ist nun nach den obigen Versuchen II und III ebenso über raschend als für die Praxis bedeutungsvoll. Das Silicit unterdrückt sofort die lebhafte Gasausscheidung des flüssigen Stahls, vermag aber noch nicht die das Steigen bedingende Hydrogen- und Nitrogensecretion in dem soeben erstarrten Metall gänzlich zu beseitigen, sowie die Gasexhalation aus dem glühenden festen Block. Jedenfalls wird aber aus dem Stahl kaum der sechste Theil von derjenigen Gas menge ausgeschieden, welche das Metall ohne Zusatz abgiebt. Die Zusammensetzung dieser Gase zeigt keine wesentliche Abweichung. Noch weiter geht die Wirkung des Mangansilicits. Hier resultirt ein Stahl, der weder spratzt noch steigt, noch auch Gase exhalirt. Dieses Factum steht in der Metallurgie des Eisens einzig da, indem jedes andere Eisen nach dem Festwerden Gase exhalirt, so dafs man auf einem Block dichten Bessemer-, Martin- oder Tiegelstahls noch nach 45 Minuten ein Röhrchen füllen und das Gas anzünden kann. Es läfst sich an der Thatsache wenig deuteln, sie ist die denkbar sicherste und über zeugendste Erhärtung der Absorptionstheorie. Eine gröfse Menge aufgelöster Gase, welche ohne den Zusatz ausgeschieden werden, bleiben nach dem Zusatz in dem Stahl gebunden. Mithin müssen Mangan und Silicium das Gasbindungs-